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Testbericht

Nikon D700, D3s & D3x - Profis

Autor: Karl Stechl • 8.3.2011 • ca. 4:45 Min

Ende 2007 brachte Nikon die D3 auf den Markt, das erste Modell des Herstellers mit FX-Vollformatsensor (36 x 23,9 mm). Drei weitere Vollformatmodelle folgten mit der D700 (Juni 2008), D3x (Dezember 2008) und D3s (Oktober 2009); die Drei bilden auch aktuell die Speerspitze des Nikon-Systems.

Nikon D700
Die semiprofessionelle Vollformatkamera D700 ähnelt der Nikon D300s im Äußeren wie im Bedienkonzept.
© Nikon

Ausstattung

Die Unterschiede zwischen den drei Modellen liegen auf der Hand: Schon durch ihre dreistellige Typenbezeichnung gibt sich die D700 als semiprofessionelles Modell zu erkennen und steht im Gehäusekonzept der D300s näher als den D3-Modellen, typischen Profikameras mit integriertem Batteriehandgriff.

Vergleicht man die D700 mit der D300s genauer, stellt man fest, dass ihr gegen Spritzwassser geschütztes Magnesiumgehäuse massiger ist, vor allem in der Gegend des Dachkantprismas, außerdem gut 100 g schwerer. Das Sucherbild der D700 fällt mit einer effektiven Vergrößerung von 0,68x deutlich größer aus als bei der D300s (0,63x). Bei beiden Modellen lassen sich Gitterlinien in den Sucher einblenden. Der eingebaute Pop-up-Blitz überrascht bei der D300s nicht, bei der D700 hingegen schon - sie ist die einzige Vollformat-SLR mit diesem Ausstattungsmerkmal.

Nikon D700
Im Gegensatz zur direkten Mitbewerberin von Canon, der EOS 5Ds Mark II, besitzt die semiprofessionelle Vollformatkamera D700 (links) ein Ausklappblitzgerät.
© Nikon

Die D3s besitzt wie die D3x ein professionelles Gehäuse mit umfassendem Spritzwasserschutz und integriertem Akkuhandgriff, der nicht nur für lange Laufzeiten garantiert, sondern auch zusätzliche Bedienelemente für das Fotografieren im Hochformat bereitstellt. Ein Sensorreinigungssystem haben nur D700 und D3s.

Der SLR-Sucher ist bei den D3-Modellen mit 0,7x noch einen Tick größer als bei der D700, die sich außerdem mit 95 Prozent Bildfeldabdeckung begnügen muss, während die D3-Modelle einen 100-Prozent-Sucher vorweisen können. Bei allen kann vom FX-Format (36 x 23,9 mm) auf das kleinere DX-Format (23,6 x 15,8 mm) mit entsprechend reduzierter Auflösung umgeschaltet werden. Die Umschaltung lässt sich auch automatisieren, so dass sich das Bildfeld automatisch anpasst, wenn ein FX-Objektiv mit vollem Bildkreis oder ein DX-Objektiv mit kleinerem Bildkreis an die Kamera angeschlossen wird. Bei der D700 zeigt dann ein Rahmen im Sucher das kleinere Format an; bei den D3-Modellen wird das Sucherbild dagegen elektronisch abmaskiert. Die Maske ist halbtransparent, so dass man Motivpartien auch außerhalb des aktiven Sucherfelds noch erkennen kann - praktisch bei Sport und Action. Ein Nachteil ist dagegen, dass sich bei den D3-Modellen keine Gitterlinien in den Sucher einblenden lassen.

Nikon D3s
D3s und D3x sind in vielen ähnlich - praktisch für jeden, der beide Gehäuse in Betrieb hat und somit nicht umdenken muss.
© Nikon

Einig sind sich die drei FX-Modelle beim TFT-Monitor mit 3 Zoll und 307000 Bildpunkten. Durch seine Detailtreue und Brillanz leistet er auch dann gute Dienste, wenn der Monitor im Live-View-Modus als Motivsucher verwendet wird. Zum Fokussieren im Live-View hat der Anwender die Wahl zwischen Phasen- und Sensor-AF. Ein Live-Histogramm bietet dagegen nur das jüngste der drei Modelle - die D3s.

Nikon D3s
D3s: Direkten Zugriff auf Einstellungen erlaubt der Info-Monitor; das beleuchtbare LC-Display unterhalb des Monitors ist ein typisches Merkmal der Profiklasse.
© Nikon

Aufnahmefunktionen

Die D3s hat mit der D700 einen CMOS im FX-Format mit 12 Megapixel Nennauflösung gemeinsam; die Sensoren beider Kameras sind laut Hersteller allerdings nicht identisch. Dazu passt, dass von beiden Modellen nur die D3s über eine Videofunktion verfügt, wobei sich der Anwender mit dem HD-Format (1280 x 720 Pixel) begnügen muss. Der Autofokus bleibt beim Filmen aktiv, wenn man es nicht ohnehin vorzieht, manuell zu fokussieren, um die Begleitgeräusche der automatischen Fokussierung nicht im Film verewigen zu müssen. Die D3x unterscheidet sich von der D3s im Wesentlichen durch das Fehlen der Videofunktion und die höhere Auflösung ihres Bildsensors: 24 gegenüber 12 Megapixel. Im Gegenzug erlaubt der rauscharme 12-Megapixel-CMOS der D3s ISO-Einstellungen bis 102.400; die D3x erlaubt das Hochschrauben der ISO-Zahl nur bis 6400, die D700 bis 25 600.

Nikon D3x
© Nikon

Beim Autofokus stehen alle drei FX-Modelle auf dem gleichen hohen Niveau: 51 AF-Sensoren inklusive 15 Kreuzsensoren sind die Eckdaten des verwendeten AF-Systems Multi-CAM 3500 FX. Bei der Auslöseverzögerung inklusive AF-Zeit überwiegen ebenfalls die Gemeinsamkeiten: rund 0,3 s bei 3000 Lux. Bei wenig Licht (30 Lux) ist die D3s mit 0,36 s etwas schneller als ihre Kolleginnen mit gemittelt 0,55 s. Bei den Bildfolgezeiten liegen D700 und D3x mit 5 B/s gleichauf; die D3s ist mit 8,8 Bildern das Rennpferd im Nikon-Stall. Ergänzt man allerdings eine D700 um den Batteriehandgriff MB-D10s mit EN-EL4a- Akkus (Standard: EN-EL3e) oder 8 Mignonzellen, soll die Kamera laut Hersteller 8 B/s erreichen. 

Bedienkonzept

Im Bedienkonzept ähneln sich die gehobenen Nikon-Modelle ab D300s so sehr, dass man beim Umstieg nicht viel Denkarbeit leisten muss. Typisch dafür ist etwa der Drehschalter zur Anwahl der Belichtungsmessmethode, der bei D3s/D3x seitlich am Sucherprisma und bei D300s/D700 an der Kamerarückseite sitzt. Einen weiteren Drehschalter gibt es für die AF-Feld-Konfiguration.

Nikon D3x
Bei der D3x sieht die Rückseite identisch zur D3s aus, nur die Live-View-Taste fehlt.
© Nikon

Ergänzend zum LC-Display an der Oberseite besitzen D3s/D3x das klassentypische zweite LC-Display unterhalb des TFT-Monitors zur Anzeige der eingestellten ISO-Zahl, Bildqualitätsstufe und Weißabgleichsmethode. Über die drei zugeordneten Tasten in Kombination mit dem hinteren Einstellrad lassen sich Werte schnell und einfach verändern. Rechts neben den Tasten befindet sich das Mikrofon, über das man Kommentare aufsprechen kann - ebenfalls eine Spezialität der Profimodell.

Bildqualität

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Nikon D3s
© ColorFoto

Die beiden 12-Megapixel-Modelle D700 und D3s bieten eine hervorragende Bildqualität mit leichten Vorteilen auf Seiten der D3s, vor allem bei hohen Empfindlichkeiten. 1,5 von drei Punkten Vorsprung gehen dabei auf das Konto einer etwas genaueren Farbwiedergabe und eines noch besser funktionierenden Weißabgleichs. Auffallend bei beiden Kameras ist die hohe Konstanz der Bildqualität über den mit Punkten bewerteten Bereich von ISO 100 bis 1600; die Auflösung bleibt konstant bei rund 1200 LP/BH, die Dynamik bei Werten zwischen 9 und 10 Blenden, der Texturverlust bei maximal 0,2. Die Messwerte der D3s bis H3.0 (entspricht ISO 102.400) machen deutlich, welche Qualität die Kamera bei hohen ISO-Einstellungen zu liefern vermag. Beispiel: Bei H1.0 (entspricht ISO 25.600) werden noch immer 1062 LP/BH erreicht, bei akzeptablem Rauschen (VN 2,0), wenig Texturverlust (0,2) und stattlichen 9 Blenden Dynamik. Das ist Restlichtverwertung auf höchstem Niveau.

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Nikon D700
© ColorFoto

Obwohl die D3x etwa doppelt so viele Pixel auf rund 36 x 24 mm Sensorfläche vereint als die D3s, bietet sie ebenfalls eine ausgezeichnete Bildqualität, auch bei höheren Empfindlichkeiten bis ISO 1600. Bei der Grenzauflösung bewegt sich die D3x mit Werten zwischen 1764 und 1513 LP/BH bei ISO 100/ 1600 etwa auf dem Niveau der EOS-Modelle mit Vollformat-Sensor und 21 Megapixel Nennauflösung. Die Texturverluste sind mit Werten zwischen 0,6 und 0,8 erkennbar höher als bei den Schwestermodellen, aber niedriger als bei vergleichbaren Canon-Kameras wie EOS 5D Mark II oder 1Ds Mark III.

Hier finden Sie die ColorFoto-Tests der Nikon-Kameras:

Nikon D700

Nikon D3s

Nikon D3x