Nikon Z6 & Z7: Die spiegellosen Schwestern
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Die Z6 und die Z7 gleichen sich wie ein Ei dem anderen und sind nur an der Typenbezeichnung zu unterscheiden. Beide Kameras verwenden einen BSI-Sensor, jedoch mit unterschiedlicher Auflösung: 24,5 Megapixel bei der Z6, 45,7 Megapixel bei der Z7. Mit den Z-Modellen startet Nikon nicht nur eine ...
Die Z6 und die Z7 gleichen sich wie ein Ei dem anderen und sind nur an der Typenbezeichnung zu unterscheiden. Beide Kameras verwenden einen BSI-Sensor, jedoch mit unterschiedlicher Auflösung: 24,5 Megapixel bei der Z6, 45,7 Megapixel bei der Z7.
Mit den Z-Modellen startet Nikon nicht nur eine neue spiegellose Kameraserie, sondern auch ein neues Objektivsystem. Denn das Z-Bajonett ist eine echte Neuentwickung und bietet eine dem F-Bajonett überlegene Geometrie – damit werden nun auch Nikkore mit Blende 0,95 möglich.

Gehäuse und Ausstattung
Bei Nikon hat man ein Händchen fürs Gehäusedesign: Die Z7 sieht gut aus und liegt angenehm in der Hand. Der vorn angesetzte Griff und die Daumenstütze ergeben ein griffiges Gefühl, und der aus einer Magnesiumlegierung gefertigte Body ist gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet – so gut wie bei der D5, sagt Nikon.
Ein Novum bei Nikon ist der sensorbasierte Bildstabilisator, der nach dem 5-Achsen-Prinzip arbeitet. Wird ein Objektiv mit integriertem Bildstabilisator (VR) verwendet, ergänzen sich beide Systeme: Vom VR-Objektiv erkannte Neigungs- und Schwenkbewegungen werden ebenso kompensiert wie das vom Sensor-Shift-System der Kamera identifizierte „Rollen“ um die optische Achse.
Bei Objektiven ohne optischen Bildstabilisator werden alle genannten Formen der Verwacklung kompensiert. Zum Speichern der Fotos stellt die Z7 einen Steckplatz für schnelle, aber auch teure XQD-Karten bereit. Bilder überträgt man via WLAN, und es dauert eine Weile, bis die erste Verbindung aufgebaut ist. Doch ist das erst einmal alles eingestellt, klappt es.
Sehr gut gefällt uns, dass wir nicht nur den Modus wählen, sondern auch den AF-Punkt via Touchscreen am Smartphone verlagern können. Zudem bietet Nikon die Bearbeitung der Aufnahmen schon in der Kamera an. Der Fotograf kann so zum Beispiel das Seitenverhältnis ändern, einen Bildausschnitt auswählen oder den Horizont gerade richten. Selbst rote Augen kann die Kamera aus den Fotos entfernen.
Display und Bedienung
Der OLED-Sucher der neuen Z-Modelle ist der größte – 0,8-fach beträgt die effektive Vergrößerung des Sucherbilds. Es steht so stabil vor dem Auge, auch beim Verschwenken der Kamera, dass man dem SLR-Sucher keine einzige Träne nachweint. Zudem bekommt man hilfreiche Werkzeuge an die Hand:
Wasserwage und Histogramm gehören immer dazu, die Anzeige der eingestellten Parameter genauso. Helligkeit, Weißabgleich und Schärfe zeigt der Z-Sucher ebenfalls an – im Gegensatz zu optischen Suchern. Der rückwärtige 3,2-Zoll-Monitor lässt sich verschwenken, sodass man das Bild auch direkt von oben oder im 45-Grad-Winkel von unten betrachten kann.
Er reagiert auf Berührung, Touch- AF mit und ohne Auslösung ist möglich. Bei der Bildwiedergabe kann man blättern und zoomen, auch das Navigieren in den Menüs funktioniert mit der Fingerspitze. Ein monochromes Statusdisplay an der Kameraschulter dient als weiteres Anzeigeinstrument.

Zum Nikon-Konzept gehört es, möglichst viele Tasten am Gehäuse unterzubringen und damit Direktzugriffe auf oft genutzte Funktionen zu bieten. So auch hier. Nikon-Fotografen können sich beim Bedienkonzept also an bereits erlernten Mustern orientieren, die durch neue Akzente angereichert sind.
Beispiel: Im Infomodus (i-Taste) zeigt der Sucher/Monitor wie gewohnt Funktionsfelder für die Kameraeinstellungen. Auswahl und Anordnung der zwölf Funktionsfelder kann der Anwender aber jetzt selbst festlegen. Z6 und Z7 haben zwei Einstellräder: eines für den Daumen, das andere für den Zeigefinger.
Aus ihrem Gehäuse wachsen deutlich weniger Tasten als bei einer Nikon-SLR, aber immer noch genug für Direktzugriffe auf wichtige Funktionen. Frei konfigurierbar sind die Funktionstasten Fn1 und Fn2 rechts neben dem Bajonettanschluss.
Umdefinieren lassen sich auch die AF-on- und die Videostarttaste sowie die OK-Taste im Richtungsschalter. Dem Fokusring des Objektivs kann man alternativ die Blendeneinstellung oder die Belichtungskorrektur zuweisen.
Autofokus und Belichtung
Bei spiegellosen Kameras ist der Bildsensor auch für den Autofokus zuständig. Wenig verwunderlich also, dass sich Z7 und Z6 in der Zahl der Messfelder unterscheiden: 493 Phasen-AF-Messfelder mobilisiert die Z7, 273 die Z6. Weil es sich um einen Hybrid-AF handelt, gibt es auch Kontrast-AF-Felder.
Welche AF-Methode jeweils zum Einsatz kommt, werde durch die Aufnahmesituation und Algorithmen bestimmt, sagt der Hersteller. Unter dem Menüpunkt „AF-Messfeldsteuerung“ bieten die Z-Modelle folgende Optionen: Automatische Messfeldsteuerung sowie Einzelfeld- und PinPoint-Messung, dazu ein „Großes Messfeld“ in den beiden Varianten Wide-S und Wide-L.
„Großes Messfeld“ soll einer Messfeldgruppierung entsprechen, wobei im Messrahmen nicht angezeigt wird, welche Messfelder momentan aktiv sind. Gesichter sollen Vorrang haben. Sind keine im Bild, wird auf das nächstgelegene Motivdetail scharfgestellt. Im Serienbildmodus belichtet die Z7 knapp 8,7 B/s, hier ist die Z6 dank der geringeren Datenmenge mit 11,8 B/s flotter.

Für die Auslöseverzögerung inklusive AF-Zeit ermittelte das Testlabor 0,2/0,2 s bei 300/30 Lux. Damit empfiehlt sich die Z7 als derzeit reaktionsschnellste Vollformatkamera. Die Z6 muss sich mit 0,3/0,3 s geschlagen geben, geht aber trotzdem erfreulich flott zur Sache.
Belichtungsprogramme werden auch bei den Spiegellosen am verriegelbaren Moduswahlrad vorgewählt. Dazu gehören die Standards (P, A, S, M), eine Vollautomatik (Auto) und zwei User-Setups (U2/U3). Motivprogramme gibt es nicht, aber eine gute HDR-Funktion und die Option, Intervallaufnahmen zu programmieren.
Zudem lässt sich eine Fokusreihe einrichten. Videos produziert die Z7 maximal in 4K-Auflösung mit 30 Vollbildern/s; bei Full-HD sind 120 B/s drin. Kontrastausgleich mittels Active-D-Lighting ist sowohl beim Filmen als auch beim Fotografieren möglich.

Bildqualität
Mit 45-Megapixel-BSI-Sensor im Vollformat und Expeed-6-Bildprozessor liefert die Z7 eine sehr gute Bildqualität und zieht selbst an der herausragenden D850 knapp vorbei. Bei der Auflösung erreicht die Z7 Werte über 2800 LP/BH bei ISO 64 und 400, das sind rund 200 bzw. 400 LP/BH mehr als die D850.
Sie erkauft das allerdings durch intensives Nachschärfen und starke Kontrastanhebung. Auch die Dead-Leaves-Werte zieht Nikon bis 1,3 hoch – 1 wäre der Idealwert. Gut gefällt dagegen, dass die Kurven für DL-High- und DL-Low-Contrast vergleichsweise eng aufeinander liegen.
Die Z6 mit ihrem 24-Megapixel-Sensor kann erwartungsgemäß nicht mithalten, kratzt bei niedrigen Empfindlichkeiten aber knapp an der 2000er-Marke und reizt die Möglichkeiten des Sensors gut aus. Zudem sind die JPEGs unserer Meinung nach etwas homogener abgestimmt und weniger auf Detailschärfe getrimmt als bei der Z7. Mit beiden Kameras holt man im RAW-Format aber noch einen Tacken mehr an Bildqualität heraus.