Belichtung, Bedienung und Bildqualität
- Nikon D750 im Test
- Belichtung, Bedienung und Bildqualität
Belichtung & VideoZur Belichtungsmessung nutzt die Kamera einen RGB-Sensor mit 91 000 Pixeln; geboten werden 3D-Color-Matrixmessung, mittenbetonte Messung (75 Prozent Gewichtung auf ein zentrales Kreisfeld, einstellbar auf 8, 12, 15 oder 20 mm) und Spotmessung. Letztere deckt ein Kreisfeld...
Belichtung & Video
Zur Belichtungsmessung nutzt die Kamera einen RGB-Sensor mit 91 000 Pixeln; geboten werden 3D-Color-Matrixmessung, mittenbetonte Messung (75 Prozent Gewichtung auf ein zentrales Kreisfeld, einstellbar auf 8, 12, 15 oder 20 mm) und Spotmessung. Letztere deckt ein Kreisfeld von 4 mm Durchmesser in der Mitte des gewählten Fokusmessfelds ab (ca. 1,5 % des Bildfelds). Neben der normalen Spotmessung gibt es eine zweite Variante, die von Nikon als "lichterbetonte" Messung bezeichnet wird. Visiert man helle Motivpartien mit dieser Messmethode an, werden sie knapper belichtet als mit der normalen Spotmessung, um ein Ausfressen von Bildpartien zu verhindern.
Im Gegensatz zur D810 bietet die D750 "nur" 1/4000 s als kürzeste Verschlusszeit. Am arretierbaren Modusrad, links oben am Gehäuse, lassen sich die verfügbaren Belichtungsprogramme einstellen, von den Standards (Auto, P, S, A, M) über Motivprogramme (16 Scenes) und Effekte (7) bis hin zu zwei Anwenderprogrammen4(U 1/2) mit individueller Konfigurierbarkeit. Belichtungsreihen erlaubt die Kamera mit Blick auf Helligkeit, Blitz, Weißabgleich und ADL (Active D-Lighting = Kontrastoptimierung).
Auch HDR ist an Bord, einstellbar in vier Intensitätsstufen und Auto-Variante. Erfreulich hoch ist das Serienbildtempo der Kamera mit rund 6 JPEGs/s und 41 Bildern in Serie. Im Videomodus steht eine maximale Videoauflösung von 1920 x 1080 Pixel (Full HD) mit 50/60 Vollbildern/s bereit.
Ungewöhnlich dabei ist, dass man auch hier zwischen zwei Bildfeldgrößen - FX und DX - wählen kann, um die Bildwirkung unterschiedlichen Motiven anzupassen. Als praktisch erweist sich auch die ISO-Automatik beim Filmen. Sie erlaubt es, mit einer festen Zeit-Blenden-Kombination zu filmen, auch wenn sich die Beleuchtungsverhältnisse am Set ständig ändern. Überbelichtungen lassen sich beim Filmen (nicht aber beim Standbild) mittels Schraffierung ("Zebra") anzeigen. Profifilmer werden zudem die Möglichkeit schätzen, unkomprimierte Videodaten mit 1080/60 p über HDMI-Leitung an einen externen Rekorder zu übertragen.
Bedienung & WiFi-Funktionen
Blende und Belichtungszeit hat man über zwei Drehräder im direkten Zugriff. Das obere LC-Display (beleuchtbar) zeigt die wichtigsten Einstellwerte, neben Verschlusszeit und Blende auch die ISO-Zahl und den gewählten Belichtungsmessmodus an. Noch umfassender informiert der TFT-Monitor an der Rückseite, nachdem man die Info-Taste gedrückt hat. Funktionsfelder lassen sich dort zwar nicht direkt anwählen, doch gibt es vorne und hinten am Gehäuse Direktzugriffstasten, die entsprechende Untermenüs für Einstellungen öffnen.
Nach kurzer Eingewöhnung lässt sich die Kamera intuitiv bedienen. Wie in alten Zeiten findet man eine Abblendtaste (Pv) am Bajonett, um die Schärfentiefe bei verschiedenen Arbeitsblenden im SLR-Sucher beurteilen zu können. Wer diese Option nicht nutzen will, belegt die Abblendtaste mit einer anderen Funktion.
Ebenfalls frei belegbar ist die Fn-Taste. Mit der Lv-Taste wechselt man in den Live-View-Betrieb, wahlweise für Standbild oder Video. Drückt man dann die i-Taste, so wird am rechten Bildrand eine Einstellleiste angezeigt, mit unterschiedlichen Funktionsfeldern je nach gewählter Betriebsart (Standbild/ Video). Nach Anwählen eines Funktionsfelds gelangt man mittels OK-Taste in das betreffende Untermenü, um Einstellungen zu verändern. Sehr praktisch ist auch der Spot-Weißabgleich im Livecamera View: Sie können eine Referenzfläche im Live-Bild direkt anmessen und darauf den Weißabgleich abstimmen.
Drahtlose Kommunikation mit Smartphone oder Tablet-PC ist dank eingebautem WLAN-Modul eine leichte Übung - zumindest seit Nikon die App "Wireless Mobile Utility" für die D750 aktualisiert hat. Nun erlaubt die App das Auslösen der Kamera und das Setzen eines AF-Punkts im Live-Bild am Smartphone. Auch ein Selbstauslöser lässt sich aktivieren. Aufnahmeeinstellungen kann man aber nur direkt an der Kamera verändern.
Bildqualität
Die hohe Grenzauflösung der D750 mit über 1800 LP/BH bei ISO 100 fällt bis ISO 6400 nur um rund 200 LP/BH ab. Die Dead-Leaves-high-contrast-Werte verlaufen bis ISO 3200 auf einem hohen Niveau zwischen 1193 und 917 LP/BH und sinken erst dann deutlicher ab. Besonders erfreulich: die hohen Dead-Leaves-low-contrast-Werte bis ISO 3200 (1184 bis 750 LP/BH) als Beleg für die gute Feinzeichnung der Kamera mit sehr geringer Tendenz zu Artefakten (max. 11,2 Prozent bei ISO 1600).
Die Kantenanhebung ist etwas stärker als beim Schwestermodell D610, was aber einen Tick mehr Biss in die Detailzeichnung bringt. Rauschen wird etwa ab ISO 1600 sichtbar, bleibt bis ISO 3200 aber unter VN 2,0 und bis ISO 12 800 erträglich. Die Dynamik ist mit 8 bis 9 Blenden bis ISO 12 800 nicht extrem hoch, aber sehr konstant. Fazit: Die D750 ist bei der Bildqualität derzeit kaum zu toppen.
Fazit
Die D750 ist weit mehr als eine Pflichtübung für Nikon, um die Preislücke zwischen der D610 und D810 zu füllen. Das neu designte Gehäuse bringt spürbare Verbesserungen bei Ergonomie und Haptik, die bei Nikon ohnehin auf hohem Niveau sind. Mit eingebautem WLAN präsentiert sich die Kamera auf der Höhe der Zeit, der Schwenkmonitor ist ein Novum bei den Spiegelreflexkameras mit Vollformatsensor, und die Bildqualität ist exzellent.
Zum Preis: Derzeit kostet die D750 etwas über 2100 Euro, sodass die D610 mit kaum geringerer Bildqualität (allerdings etwas weicher abgestimmt) für rund 1600 Euro eine attraktive Alternative darstellt. Für den Aufpreis der D750 bekommt man aber einen reellen Gegenwert geboten.