Suchen, bearbeiten, kreieren

Praxis-Tipps: Künstliche Intelligenz

19.9.2023 von Wolf Hosbach

Die Einsatzbereiche der KI werden immer komplexer. Wir zeigen Ihnen, wie und wofür Sie heute schon künstliche Intelligenz einsetzen können.

ca. 6:50 Min
Ratgeber
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  1. Praxis-Tipps: Künstliche Intelligenz
  2. Praxis-Tipps KI: So kommen Sie an die neue KI & weitere Infos
Praxis-Tipps: Künstliche Intelligenz
Praxis-Tipps: Künstliche Intelligenz
© sdecoret / Shutterstock.com

Künstliche Intelligenz (KI) erfährt derzeit eine enorme Aufmerksamkeit, dabei ist sie nichts Neues. Hier haben wir Praxis-Tipps zum Umgang mit KI für Sie zusammengestellt.

Was nützen mir ChatGPT, Bing und Edge?

Natürlich gibt es etwas Neues: ChatGPT hat insbesondere das künstliche Sprachverständnis auf ein beachtliches Level gehoben. Und nachdem der Hersteller OpenAI von Microsoft gekauft worden ist, ist KI allgegenwärtig geworden: Bing, Edge, MS Office oder der Defender bekommen plötzlich eine Chat-Komponente.

Sprachverständnis heißt, dass die KI Ihre Frage versteht, nach der passenden Antwort sucht und Ihnen diese sogar in Form eines erstaunlich korrekten Texts und nicht als Link-Sammlung liefert. Die Antwort ist nicht nur genau auf Ihre Frage zugeschnitten, sondern ist hochgradig emotional, freundlich, zuweilen devot formuliert. Man möchte sich herzlich dafür bedanken, obwohl das rational betrachtet sinnlos ist.

Es macht auf jeden Fall Spaß, mit der KI zu diskutieren und sie dialektisch ein bisschen an der Nase herumzuführen. Noch ist sie dumm genug dafür. Vielleicht ändert sich das in Bälde.

Wie suche ich am besten mit der KI?

Die Einstiegsdroge für KI-Süchtige ist derzeit Bing, denn Microsoft hat ChatGPT nach dem Kauf sofort über Bing einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Voraussetzung ist die Nutzung im Browser Edge.

Melden Sie sich für das neue Bing an. Nun können Sie ganz normal formulierte Fragen stellen: „Wir fahren im Sommer nach Rügen, was sind die wichtigsten Sehenswürdigkeiten dort?“ Die Antwort wird ausführlich und konkret sein, aber vielleicht nicht Ihre Interessen berücksichtigen. Dann fragen Sie nach: „Ich meinte eher kulturelle Sehenswürdigkeiten.“ oder „Erzähl mir mehr über die Kreidefelsen.“

Bing merkt sich den Kontext der vorangegangen Fragen, kommt aber ab einer gewissen Tiefe irgendwann durcheinander. Dennoch vereinfacht Bing die Recherche erheblich, im Unterschied zu den langen Linksammlungen einer klassischen Suche.

Praxis-Tipps: Künstliche Intelligenz - Screenshot Vorschläge
Die KI von Microsoft macht Vorschläge, mit welchen Fragen der User weitermachen könnte.
© connect-living.de

Wie kann ich die Suchergebnisse verbessern?

Scheuen Sie sich nicht, Ihre Frage präzise und komplex zu stellen: „Ich suche ein Menü für ein Abendessen für acht Personen mit fünf Gängen. Keine Krabben und keine Rote Beten. Ein Gang sollte Spargel enthalten.“ Wie gesagt, wenn Ihnen die Antwort nicht zusagt, fragen Sie nach. Und: „Welche Weine passen dazu?“

Bing kennt drei Modi: Kreativ, Ausgewogen und Genau. Wenn Sie den Eindruck haben, dass Sie mit Ihren Fragen nicht weiterkommen, versuchen Sie Genau, denn dann wird Bing mehr nachfragen, um ein besseres Ergebnis zu erzielen. Außerdem ist es manchmal von Vorteil, die Frage auf Englisch zu stellen. Bing und ChatGPT sind zwar sprachlich international aufgestellt, aber der englische Ursprung und die Menge an Texten in dieser Sprache im Netz haben doch Auswirkung auf die Antworten.

Wenn Ihnen Bing gar nicht helfen kann, versuchen Sie es mit Alternativen oder Konkurrenten.

Praxis-Tipps: Künstliche Intelligenz - Screenshot Fragestil
Der intelligente Bing-Chat kennt verschiedene Modi für den Dialog mit dem Fragenden.
© connect-living.de

Wie erzeuge ich am besten kreative Texte?

Wenn Sie die KI dazu verwenden wollen, etwas für Sie zu formulieren, sollten Sie Vorgaben zum Rahmen machen, zum Beispiel: „Schreibe einen Brief an meine Stiefmutter, in dem ich mich für die schöne Krawatte bedanke, die sie mir zu meinem fünfzigsten Geburtstag geschenkt hat. Erzähl Ihr dann, dass es den Enkeln sehr gut geht und sie fleißig in der Schule sind. Der Brief sollte nicht zu nett sein und nicht länger als eine DIN-A4-Seite.“ Wollen Sie etwas Künstlerisches gestalten, so geben Sie einen Stil vor: „Schreibe ein lustiges Gedicht über den Regen, zehn Zeilen lang und im Stil von Robert Gernhardt.“

Praxis-Tipps: Künstliche Intelligenz - Screenshot Text aus Web
Die Bing-Seitenleiste in Edge wertet markierte Texte im Browserfenster aus. Man kann Fragen dazu stellen oder sie übersetzen lassen
© connect-living.de

Wie kann ich Bing nutzen, um Texte zu bearbeiten?

Bing erzeugt nicht nur neue Texte, sondern kann auch vorhandene bearbeiten. Sehr praktisch ist die Funktion, Texte zusammenzufassen. Sie können zum Beispiel einen Link zu einer Webseite angeben und Bing bitten, diese zusammenzufassen. Ist die Seite in einer fremden Sprache verfasst, kann die KI das Exzerpt auch gleich übersetzen.

Ebenso wird Bing Texte umschreiben, verbessern oder sprachlich korrigieren. Wenn Sie Edge verwenden, finden Sie Bing in der Seitenleiste rechts fest integriert. Damit können Sie beispielsweise Texte auf einer Webseite markieren und dann gleich mit der künstlichen Intelligenz weiterverarbeiten, also sich Begriffe erklären lassen, den Artikel übersetzen oder auch Fragen dazu stellen.

Zum Übersetzen gibt es den Spezialisten DeepL (www.deepl.com), der mit KI wirklich gute und korrekte Texte in Fremdsprachen liefert. Die Übersetzung längerer Texte ist jedoch kostenpflichtig.

Praxis-Tipps: Künstliche Intelligenz - Screenshot Text übersetzen
Wer sich mit Chinesisch schwertut, findet bei einer KI Hilfe: Bing (im Bild), ChatGPT oder DeepL
© connect-living.de

Kann die Bing-KI auch Bilder kreieren?

Microsoft hat mit dem Kauf von OpenAI auch Dall-E miterworben, eine kreative Bilder-KI. Auf der Seite bing.de/create gestalten Sie damit Bilder aus textlichen Beschreibungen: „Erzeuge mir ein Bild mit Raben in großer Höhe und einem See und Gletscher im Hintergrund. Stil: van Gogh“.

Praxis-Tipps: Künstliche Intelligenz - Screenshot Bild erstellen
Die KI wird kreativ und erzeugt Bilder aus textlichen Beschreibungen. Stil: fotorealistisch.
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Sehr hübsche Ergebnisse erzielen Sie auch mit der KI Toonify (toonify.photos), die aus Porträts Karikaturen erzeugt.

Praxis-Tipps: Künstliche Intelligenz - Screenshot Bild bearbeiten
Toonify verfremdet Porträts als Anime, Comic-Figur oder Karikatur.
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Kann ich mit der KI auch programmieren?

Bing versteht sogar Programmiersprachen. Das heißt, Sie können sich bestimmte Funktionen schnell aus der Suche holen: „Schreib mir eine Funktion für die lineare Regression in Java Script.“ Das Ergebnis wird lauffähig sein, wenn Sie die Variablennamen entsprechend Ihrer Benamungen anpassen.

Was auch funktioniert, ist Debuggen. Laden Sie kommentarlos Ihr Script hoch, Bing wird es untersuchen und Sie automatisch auf offensichtliche Fehler hinweisen. Den Variablendurchlauf analysiert die Suchmaschine freilich nicht.

Auch das Open-Source-Repository Github bietet jetzt KI-Unterstützung an. Der sogenannte Copilot ist in den Online-Editor integriert, und der Programmierer gibt seine Bedürfnisse als Kommentar während des Schreibens ein „//calculate the linear regression of the data in the array“. Github liefert die entsprechende Funktion mit den korrekten Variablen des vorgefundenen Programmkontexts.

Github verwendet dabei ebenfalls das Modell von OpenAI und setzt als Basis auf die Milliarden von Codezeilen der gehosteten Repositories. Zeitgleich hat Github eine neue Suchfunktion vorgestellt, die das Finden in eigenen und fremden Daten verbessern soll.

Ein weiteres Projekt für Developer ist der Code Translator (ai-code-translator.vercel.app), der zwischen Programmiersprachen übersetzt. Wenn Sie zum Beispiel eine alte, aber noch gute Funktion in Visual Basic haben und nach PHP übertragen möchten, hilft der Automat. Die Nutzung erfordert jedoch einen OpenAI-API-Key, den man eigentlich nicht aus der Hand geben sollte.

Gibt es Alternativen zu Bing und Edge?

Wer der neuen KI-Welt von Bing entfliehen möchte, weil er beispielsweise nicht die gewünschten Ergebnisse erzielt, findet viele Alternativen. Die erste ist natürlich ChatGPT selbst, der Kern von Bing. Für die Nutzung ist ein Account erforderlich, der für Version 3.5 kostenlos ist. Die neue, deutlich verbesserte Version 4 gibt es jedoch nur gegen Gebühren (ChatGPT Plus, 20 Dollar im Monat). Die Antworten von ChatGPT sind ebenfalls hervorragend, jedoch leider ohne Quellenangaben. Mit dem Konto erhält man einen privaten Schlüssel für die API.

OpenAI, weist darauf hin, dass der Nutzer diesen Key nicht weitergeben darf. Denn einige KI-Anwendungen im Web erfordern das, wohl um selbst die Kosten von OpenAI zu umgehen. Ist der Key jedoch einmal online, verliert der Besitzer die Kontrolle darüber und weiß nicht, wofür der entsprechende Dienst ihn noch zweckentfremdet. Die Nutzung der OpenAI-API ist nach einer Testphase ebenfalls kostenpflichtig und errechnet sich nach Volumen. In ChatGPT Plus ist die API aber enthalten.

Was ist mit einer Open-Source-Intelligenz?

Eine Alternative zu Microsoft gibt es nun auch mit offenen Quellen. Hugging Face – das lachende Emoji – ist eine offene Plattform zur Verarbeitung beliebiger KI-Modelle, also nicht nur für Sprache, sondern auch zum Beispiel für die Klassifizierung von Bildern oder die Erkennung von Objekten in Fotos.

Eine Anwendung für Dialoge ist der Hugging Chat (www.huggingface.co/chat), der ebenfalls sehr gute Ergebnisse liefert, jedoch nur, wenn man bereit ist, in Englisch zu fragen. Die deutschen Ergebnisse lassen stark zu wünschen übrig.

Wie bekomme ich die KI in meine Anwendungen?

Microsofts OpenAI arbeitet schon in Edge und soll als Copilot in alle MS-Anwendungen kommen. Für Office365 oder Visual Studio gibt es noch keine offizielle Version davon, Sie können es jedoch mit einem Trick verwenden: Öffnen Sie Ihre Dokumente online in Edge, und verwenden Sie die Bing-Leiste. Billig, aber funktioniert. Es gibt auch ein Office- sowie VS-Addons von anderen Anbietern, die die OpenAI-API anzapfen, wofür jedoch Ihr Schlüssel nötig ist. Ein weiterer Browser, der Chat GPT als Seitenleiste implementiert hat, ist Opera One. Und was ist mit Chrome? Auf der Google I/O hat die Firma eine breite KI-Offensive angekündigt. Es bleibt also spannend.

Praxis-Tipps: Künstliche Intelligenz - Screenshot Bing anmelden
Für die Nutzung des neuen Bing mit KI ist ein Microsoft-Konto erforderlich.
© connect-living.de

Info: KI zum Ausprobieren

Immer mehr Dienste im Internet erweitern ihr Angebot um eine KI-Komponente.

BingChat

Die Suchmaschine von Microsoft ist über den Browser Edge der einfachste Einstieg in den Dialog mit der künstlichen Intelligenz. Auch als mobile App.
bing.com/new

Bing Create

Mit Create liefert Microsoft einen Ableger von Bing, der Bilder in verschiedenen Stilen nach Textangaben malt.
bing.com/create

ChatGPT

Die Mutter aller Chats kommt von OpenAI und lässt sich in Version 3.5 kostenlos ausprobieren. Die verbesserte Version 4 gibt es nur gegen Gebühr.
chat.openai.com

DeepL

Die Kölner Plattform DeepL übersetzt Texte in viele gängige Sprachen mit anerkannt sehr guten Ergebnissen. Ab 3.000 Zeichen kostenpflichtig.

deepl.com

Github Copilot

Github verwendet die Massen an Quellcode auf seiner Plattform als Basis für einen OpenAI-Code-Generator, der passende Programmfunktionen erzeugt.

github.com/features/copilot

Hugging Face

Der Open-Source-Dienst hostet KI-Modelle. Hugging Chat ist ein solches und tritt in den intelligenten Dialog – klappt besser in Englisch als in Deutsch.
huggingface.co/chat

Opera One

Neben Edge ist Opera ein weiterer Browser, der eine KI-Suchleiste auf Basis von ChatGPT anbietet. Wir sind gespannt auf Chrome.
www.opera.com/de/one

Toonify

Lustige Bildchen und Karikaturen kann man ganz einfach mit der KI Toonify aus Porträtfotos kreieren.
toonify.photos

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