Fotopraxis
Food-Fotografie: Tipps, Tricks und das richtige Objektiv
Food Fotografie ist gar nicht so schwer, mit ein wenig Übung und Geschick gelingen köstliche Aufnahmen. fc-Fotograf Richard Stratmann verrät Tipps und Tricks zur Vorbereitung, zum Objektiv, zur Aufnahmetechnik und Nachbearbeitung.
- Food-Fotografie: Tipps, Tricks und das richtige Objektiv
- Optik, Objektive, Einstellungen und Perspektive

Sein Wissen zur Food-Fotografie hat sich fc-Fotograf Richard Stratmann als passionierter Hobbykoch im Laufe der Jahre im Selbstkurs angeeignet. Zwei Dinge dürfen für ihn nicht fehlen: "Der gute Geschmack des Gerichts und ein Food-Foto, das den Appetit anregt und vielleicht noch eine Idee zum Anrichten liefert oder einfach Lust zum Nachkochen macht." Seine bewährtesten Tipps und Tricks zur Food-Fotografie hat er uns zum Nachmachen verraten.
Rezepte und Ideen
Bei der Ideensuche lässt sich Richard Stratmann von seinem einen Hobby, dem Kochen und Essen, inspirieren. Rezeptbücher und Kochsendungen liefern ihm und seiner Frau immer wieder neue Anregungen. "Aktuell beschäftigen wir uns etwa gerade mit dem Thema ,Sous-Vide'".

Im Gegensatz zum klassischen Schmoren im Ofen, garen die Zutaten bei dieser Methode schonend in einem Wasserbad, verschweißt in einer Vakuumverpackung. Aromen bleiben so erhalten, Fleisch wird butterzart und Gemüse behält seine wertvollen Inhaltsstoffe. Richard Stratmann erzielt so bereits in der Kochphase appetitanregende Bilder und tolle Effekte mit Gemüse, Obst oder Saucen in eingeschweißten Flüssigkeiten.

Tipp 1: Erst essen, dann fotografieren
Am Ende des Kochens steht die Gaumenfreude, am Anfang des Fotografierens der Wunsch, die zubereiteten Köstlichkeit möglichst appetitanregend abzulichten. Damit die Freude am Fotografieren aber nicht letzten Endes die Lust am Essen nimmt, gilt es für Richard Stratmann, seine bewährte Reihenfolge zu beherzigen: zuerst essen, dann das Essen vorbereiten und zuletzt fotografieren.
Dazu hält er sich eine separate kleine Portion zurück, die er mit vollem Bauch und viel Ruhe und Muße final für das Foto anrichtet. Für das Arrangieren der Speisen schafft er sich einen eigenen "mise en place". Dieser besteht aus den Zutaten und dem Anrichtwerkzeug wie Messer, Gabel, Löffel, Schere und anderen Hilfsmitteln wie einem Pürierstab für das Aufschäumen der Saucen oder Suppen.

Tipp 2: Nicht zuviel Dekoration
Nach dem Motto "Weniger ist mehr" bereitet er das Shooting vor: Da die abgelichteten Portionen klein sind, benutzt er passend dazu kleine Schüsseln, Schalen und Teller. Ein eingedeckter Tisch, dazu Servietten oder Besteck können natürlich sein, müssen aber nicht. Dekorationskräuter und -früchte müssen aber unbedingt frisch sein. Stratmann verzichtet bewusst auf viel Arrangements, denn er möchte ganz gezielt den Blick des Betrachters auf das Essen hin- und nicht weglenken.
Tipp 3: Frische Lebensmittel ersparen das Haarspray
Auch spezielle Hilfsmittel, wie sie in der professionellen Food-Fotografie zum Einsatz kommen, Silikon, Haarspray, Gelatine oder Fön, verwendet er nicht. Seine Devise lautet: "Ein gutes, frisches Lebensmittel mit der richtigen Zubereitung benötigt keine Hilfsmittel." Die Rezeptur für ein gutes Food-Foto ist für ihn der richtige Umgang mit den Lebensmitteln und eine Portion Kreativität und Geschick. "Es sieht einfach nicht gut aus, wenn das Schnitzel in der Sauce ertränkt und unter Pommes begraben wird", fügt er hinzu.

Tipp 4: Weiches Licht, keine harten Schatten
Ein wesentliches Augenmerk bei der Food-Fotografie sollte auf die perfekte Ausleuchtung der Motive gelegt werden. Schöne Details sollen erkennbar sein, die gesamte Komposition farblich und in sich stimmig wirken. Ob man Tageslicht oder Kunstlicht verwendet, ist Geschmackssache. Hauptsache aber: Das Licht wirkt weich, und es entstehen keine harten Schatten.
Für eine möglichst homogene Ausleuchtung nutzt Richard Stratmann seine Nikon-D5300-SLR mit einem vorgesetzten Ringlicht bzw. Ringblitz. Zudem arbeitet er mit drei Softboxen, die er rund um die Gerichte positioniert. Daneben nutzt er verschiedene, einfache Hintergründen. "Auch diese wähle ich zurückhaltend, weil ich möchte, dass der Blick auf das Wesentliche fokussiert wird, nämlich auf das Essen."
Je nach Speise und Kontrast wählt er hell oder dunkel, eine schwarzgraue Schieferplatte oder weißes Plotterpapier von der Rolle. Im Bild "Caipirinha" hingegen verwendete er eine milchglasige, gummierte Unterlage, um das Eis zu stabilisieren und dem Betrachter durch Struktur und Farbgebung Kälte zu vermitteln.
