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Vollformat-Kameras

Display, Autofokus, Bildqualität und Objektive

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Autor: Horst Gottfried • 7.9.2015 • ca. 6:50 Min

Inhalt
  1. Leica Q und Sony RX1R im Test-Duell
  2. Display, Autofokus, Bildqualität und Objektive

Display & SucherDie Bildkontrolle erfolgt bei beiden über hochauflösende 3-Zoll-LCDs. Da Sony zusätzliche Weißpixel einsetzt, die für ein kontrastreicheres, helleres Bild sorgen sollen, erreicht sie eine Auflösung von 307 200 RGBW-Pixeln gegenüber 346 667 RGB-...

Display & Sucher

Die Bildkontrolle erfolgt bei beiden über hochauflösende 3-Zoll-LCDs. Da Sony zusätzliche Weißpixel einsetzt, die für ein kontrastreicheres, helleres Bild sorgen sollen, erreicht sie eine Auflösung von 307 200 RGBW-Pixeln gegenüber 346 667 RGB-Pixeln bei Leica. Bei Schwenks ist nur eine geringe Unschärfe zu verzeichnen. Beide Monitore sind nicht klappbar. Als Alternative steht bei der Leica ein integrierter elektronischer LCOS-Sucher mit hervorragender Auflösung von 1,23 Millionen RGB-Pixeln zur Verfügung.

Der Leica-Sucher wird mit dem Auge am Okular automatisch aktiviert. Die RX1R kann dagegen bei Bedarf mit dem rund 350 Euro teuren OLED-Sucher FDA-EV1MK komplettiert werden. Er hat eine Auflösung von 786 333 RGB-Pixeln und lässt sich um bis zu 90° nach oben klappen. Vorteil Leica.

Autofokus & Belichtung

Mit Startzeiten von 1,3 s (Leica Q) und 1,6 s (Sony RX1R) sind beide Kameras nicht sehr schnell aufnahmebereit. Dafür legt die Leica Q bei Serienbelichtungen mit 10 B/s für JPEG wie auch RAW richtig schnell los. Nach zehn Aufnahmen in Serie dauert es etwas, bis alle auf die Karte geschrieben sind. Mit knapp 5 B/s, ebenfalls in beiden Dateiformaten, muss sich die Sony RX1R der Leica Q hier geschlagen geben. Dafür macht sie bis zu 17 bzw. 15 Aufnahmen am Stück.

Bei der AF-Geschwindigkeit punktet die Leica Q. Sie arbeitet mit reinem Kontrast- AF. Zur Wahl stehen die Optionen variable 1-Feld- oder 49-Feld-Messung, Gesichtserkennung, Motiv-Verfolgung und Touch-AF/-Auslösung über Monitor. Mit der Auslösezeit von 0,17 s mit AF bei 300 wie bei 30 lx zeigt die Q, was eine Kamera mit reinem Kontrast-AF und einem Objektiv dieser Größe leisten kann. Mit 0,60 s bei 300 lx und 0,65 bei 30 lx ist der AF der Sony spürbar langsamer. Dazu passt, dass die Q nahezu geräuschlos fokussiert, während das Objektiv der RX1R hörbar arbeitet. Nach dem Umschalten in den Makromodus sollte man das Zurückschalten nicht vergessen.

Beide Kameras ließen sich trotz Schärfepriorität in Makro-Einstellung auslösen, auch wenn das Motiv weiter entfernt war. So riskiert man im normalen Entfernungsbereich unscharfe Fotos, wenn man nicht genau auf den Monitor schaut oder ihn im Sonnenlicht nicht so gut erkennen kann. Die manuelle Fokussierung erleichtern beide mit Live-View- Lupenfunktion und Fokus-Peaking. Bei Leica gefällt zusätzlich der typische Fokussierhebel am Entfernungsring des Objektivs.

Für die Belichtung stehen bei der Leica Q Blenden von 1,7 bis 16 und Verschlusszeiten von 1?2000 s bis 60 s mit mechanischem Verschluss und 1?2500 s bis 1?16000 s mit elektronischem Verschluss zur Wahl. Die entsprechenden Werte bei der RX1R betragen 2-22 und 1/4000-30 s mit mechanischem Verschluss. Die Blitzsynchronisation ist bei der Leica standardmäßig mit bis zu 1?500 s möglich. Eine Kontrastoptimierung wie bei der Sony RX1R mit ihrer DRO-Funktion gibt es in der Leica Q nicht.

Q und RX1R erlauben die Aufzeichnung von Fotos wahlweise als JPEG, als RAW oder als RAW und JPEG. Während die Sony beim RAW auf das hauseigene Format setzt, unterstützt Leica Adobes DNG-RAW. Die als JPG- und/oder RAW-Dateien im unkomprimierten 14-Bit-RAW-Format gespeicherten Fotos können in der RX1R nachbearbeitet werden. Hier gewinnt klar die Leica mit dem schnelleren AF.

Video

Leica Q und Sony RX1R können Full-HD-Videos 1920 x 1080 mit maximal 60 B/s bzw. 50 B/s und Stereoton im MP4-Format aufnehmen. Sony bietet zudem das platzsparende AVCHD-Format. Über ihren System-Zubehörschuh ist der Anschluss eines externen Mikrofons möglich. Fotos wie Videos speichern beide Kameras auf SD-Karten. Sony hält bei der RX1R an seinen Memory-Sticks als Alternative fest. Bei der Kommunikation mit anderen Geräten und der Internetanbindung ist die Leica dank integriertem WiFi-Modul im Vorteil. Mit der kostenlosen App "Leica Q" ist die Fernsteuerung über Smartphone, Tablet oder Computer möglich. Die Sony RX1R erlaubt nur den Einsatz von EyeFi-SD-Karten.

Sony verspricht für seinen Akku mit 3,6V/1240 mAh eine Reichweite von rund 270 Aufnahmen. Leicas Akku hat mit 7,2V/1200 mAh mehr Kapazität, Leica gibt aber keine Reichweite an. Da der elektronische Sucher nicht zusätzlich, sondern alternativ zum Monitor genutzt wird, dürfte er nicht zu Lasten der Akkudauer gehen. Nach rund vier Stunden und etwa 60 Fotos war bei beiden der erste Balken der Batteriekontrolle weg.

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Zu den Boni der Leica gehören die Adobe-Lightroom-Software für die DNG-RAW-Entwicklung sowie eine 125 Seiten starke gedruckte Bedienungsanleitung. Sony bietet zur RX1R nur eine Kurzanleitung im PDF-Format an. Vorteil Leica.

Bildqualität

Leica Q und Sony RX1R erfüllen die hohe Erwartungen an die Bildqualität sehr gut. Beide nutzen bei ISO 100 das durch die Nyquist-Grenze markierte theoretische Auflösungsvermögen von 2.000 LP/BH in der Bildmitte voll aus, die Sony kommt mit 2.037 LP/BH auf 102 Prozent Die Auflösungswerte beider Kameras fallen mit zunehmender Empfindlichkeit bis ISO 6.400 nur sehr wenig ab und liegen im Fall der Leica selbst bei ISO 12.500 noch bei 1.942 LP/BH. Das zeigt der harmonische, eng beieinanderliegende Kurvenverlauf im Diagramm. Bei der Sony RX1R ist der Abfall ab ISO 12.800 mit 1.623 LP/BH etwas stärker.

DSC RX1R von Sony
Bei der Sony RX1R ist der Sucher optional, wahlweise als optischer (Bild) oder elektronischer Aufstecksucher.
© Sony

Die DL-Auflösungswerte sind mit maximal 1.157/1.219 LP/BH für die Leica und 1.237/1.278 LP/BH für die Sony überdurchschnittlich gut (High/Low-Kontrast). Bei höheren Empfindlichkeiten hat Leica klar die Nase vorn, da sie bei den niedrigkontrastigen Stufen rund 200 Linienpaare liefert als Sony. Die DL-cross-Kurven der Leica verlaufen viel näher an der Ideallinie 1 als die der Sony. Bei der Kantenbetonung greift die Sony bei ISO 100 stärker ins Geschehen ein als die Leica Q, ohne es zu übertreiben. Diese Tendenz zeigt sich über den gesamten ISO-Bereich und gilt für starke wie niedrige Kontraste.

Bei der Dynamik vollbringen beide keine Wunder, aber eine solide Leistung mit Werten von 10 EV oder knapp darunter bis ISO 1.600. Ab ISO 3.200 weist die Leica Q mit EV 8 rund 1 EV weniger als die Sony RX1R mit EV 9 auf. Beim Rauschen verfolgen sie unterschiedliche Konzepte. Zwar beginnen beide mit 0,7 bzw. 0,8 bei ISO 100. Doch bei ISO 1.600 fällt die Leica Q auf 1,7 und dann sukzessive weiter bis 5,8 bis ISO 25.600 ab. Bei der Sony RX1R liegen die Werte besser bei 1,2 bis 3,2. Leica lässt sichtbar mehr Rauschen im Bild, greift moderater ein. Insgesamt kann Leica so die Sony bei der Bildqualität mit einer moderateren Abstimmung und besseren Detailerhaltung leicht schlagen. Auf hohem Niveau, aber: Der Optikspezialist Leica schlägt bei der Abstimmung den Elektronik-Konzern Sony.

Objektive

Die Objektive sind mit ihren Grenzauflösungen gut auf die 24-Megapixel-Sensoren abgestimmt. Das Leica-Objektiv erreicht sein Maximum 2.015 LP/BH bei Blende 3,5, während die Zeiss-Optik auf 2.035 LP/BH bei 4 kommt. Offen liefern beide mit knapp 1.990 LP/BH geringfügig weniger Auflösung. Dass auch Leica physikalische Gesetze nicht aushebeln kann, zeigt der deutlich stärkere Abfall zu den Bildecken beim 28-mm-Objektiv gegenüber dem 35er.

Bei der Grenzauflösung stehen 64 Prozent des Leica-Objektivs den 77,5 Prozent bei Zeiss gegenüber. Auch beim Kontrast zum Rand hin fällt das 28-mm-Objektiv stärker ab. In der Mitte zeigen beide eine fast identische Leistung. Der gleiche Trend ist auch bei Vignettierung und Rauschen erkennbar. Die Verzeichnung fällt bei beiden mit -0,1 minimal aus. Damit gewinnt das Duo Zeiss/Sony das Objektivkapitel gegen die Optik-Legende Leica.

Fazit

So gut war der Autofokus bei Leica noch nie, und an ihrem OLED-Sucher müssen sich alle anderen ab sofort messen lassen. Beide Kameras gefallen in Wertigkeit und Anfassqualität. Die Leica Q wirkt übersichtlicher, da ihre Bedienelemente weniger gedrängt liegen. Die "mobilere" Kamera ist dank kleinerer Abmessungen und geringeren Gewichts jedoch die Sony RX1R.

Das Optik-Kapitel gewinnt überraschend Sony, während Leica bei Bildabstimmung und Autofokus die Nase vorn hat. Am Ende gibt es zwei Sieger: Kommt es auf das Objektiv und die Maße an, ist die Sony RX1R (Gesamtpunktzahl: 60,5) der bessere und 1.000 Euro günstigere Kauf. Bei Autofokus, Sucher und Bildqualität setzt die Leica Q (Gesamtpunktzahl: 72,5) dagegen Maßstäbe - auch über dieses Testfeld hinaus - und schlägt so die Sony klar nach Punkten.

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