- 7 Systemkameras im Vergleichstest: Sony vs. Canon, Nikon und Fujifilm
- Vollformatkameras im Vergleichstest: Canon, Nikon, Sony
- 7 Systemkameras im Vergleichstest: Das Fazit
Vollformatkameras Drei Modelle mit Vollformatsensor von Canon, Nikon und Sony stellen sich diesem Vergleichstest. Alle begnügen sich mit einer moderaten Nennauflösung – 24 Megapixel bei Nikon und Sony, 26 Megapixel bei Canon. Die Sony A7 III ist die Jüngste im Testfeld, was den relativ hoh...
Vollformatkameras
Drei Modelle mit Vollformatsensor von Canon, Nikon und Sony stellen sich diesem Vergleichstest. Alle begnügen sich mit einer moderaten Nennauflösung – 24 Megapixel bei Nikon und Sony, 26 Megapixel bei Canon. Die Sony A7 III ist die Jüngste im Testfeld, was den relativ hohen Gehäusepreis um 2300 Euro erklärt. Zum Vergleich: Die Vorgängerin A7 II wird immer noch verkauft, ist mit rund 1200 Euro relativ preiswert. Ganz so günstig bekommt man eine Nikon D750 (1650 Euro) noch nicht. Die Kamera kam vor gut zweieinhalb Jahren auf den Markt, gehört aber längst nicht zum alten Eisen. Die Canon EOS 6D ist in der Mark-II-Version seit einem knappen Jahr erhältlich und kostet derzeit 1750 Euro

Gehäuse und Ausstattung
Technisch teilt sich das Testfeld in zwei Welten: Spiegelreflexkameras von Canon und Nikon, eine spiegellose Systemkamera von Sony. Die Sony A7 III hat das kompakteste und mit 650 g leichteste Gehäuse; die Canon wiegt 782 g, die Nikon 840 g. Einen im Gehäuse eingebauten 5-Achsen-Bildstabilisator bietetnur Sony. Bei allen drei Modellen besteht das Gehäuse aus Magnesium mit Anbauteilen aus Kunststoff und ist gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet. Auch sind alle bestens verarbeitet.
Obwohl die Canon etwas kleiner ist als die Nikon, fühlt sie sich durch den fülligeren Handgriff größer an. Bei der Nikon ist der Handgriff schmaler und weiter nach vorne gezogen. Das hat den Vorteil, dass die Fingerspitzen nicht so leicht am Gehäuse anstoßen. Die Bauhöhe ist bei der Sony am geringsten, deshalb passt der kleine Finger der rechten Hand nur knapp auf den Griff. Wen es stört: Ein Batteriehandgriff (VG-C3EM) ist optional erhältlich.
Sony und Nikon haben zwei Steckplätze für SD-Karten (SDHC/ SDXC) an Bord, bei der Canon muss einer reichen. Einen Ausklappblitz bietet nur die Nikon; der kleine Springteufel leistet beim Aufhellblitzen gute Dienste. Außerdem kann er externe Systemblitzgeräte drahtlos auslösen und steuern. Zur Kommunikation mit dem Smartphone haben alle drei Kameras WLAN, bei Canon und Sony unterstützt durch Bluetooth, das einen energiesparenden Bildtransfer ermöglicht.

Sucher und Monitor
Canon und Nikon setzen auf Pen- taprismensucher in SLR-Bauweise, während die Sony A7 III einen elektronischen Sucher mit permanentem Live-View ins Feld führt. Der OLED-Sucher beglückt den Anwender zum einen durch die Simulation von Belichtung und Weißabgleich. Zum anderen kann man das gerade aufgenommene Bild gleich im Sucher kontrollieren, ohne die Kamera vom Auge zu nehmen. Ein weiterer Vorteil ist das präzise manuelle Scharfstellen mittels Sucherlupe und Fokus-Peaking. Die Kehrseite ist ein erhöhter Stromverbrauch, von Sony abgefedert durch einen starken Akku (FP-FZ100) mit 2280 mAh.
Die Mitbewerber aus der SLR-Fraktion brauchen dennoch weniger Strom, was nach unserer Erfahrung mehr Bilder ermöglicht. Im Gegensatz zu Canon/Nikon hat Sony keine Ladeschale im Lieferumfang, sondern nur ein USB-Ladegerät zum Nachladen des Akkus in der Kamera. Das kostet Zeit, ein Schnellladegerät von Sony (BC-QZ1) 90 Euro zusätzlich. Wer beim Sucher in erster Linie auf die Größe schaut, ist mit der A7 III am besten bedient: Ihr OLED-Sucher bietet eine effektive Vergrößerung von 0,78-fach (Canon/Nikon 0,71/0,70-fach). Dass der Sucher der 6D Mk II nur 98 statt 100 Prozent des Motivs im Sucher zeigt, ist kein Drama, aber ein Schönheitsfehler. Den größten TFT-Monitor (3,2 Zoll) hat die Nikon. Die anderen bauen einen 3-Zoll-Monitor ein, der dafür aber berührungsempfindlich ist.
Bei Sony beschränkt sich die Touch-Funktionalität im Wesentlichen auf Touch-AF ohne Auslösung oder das Aktivieren der MF-Lupe per „Doppelklick“ mit der Fingerspitze. Canon und Fujifilm erlauben auch Touch-AF mit Auslösung oder das Zoomen ins Bild durch Ziehen mit zwei Fingern. Bei der X-H1 können Sie mittels Wischbewegungen am Monitor die Anzeige verändern; dann wird z.B. ein RGB-Histogramm oder künstlicher Horizont eingeblendet. Bei allen drei Kameras lässt sich der Monitor aus dem Gehäuse klappen, der Canon-Monitor auch neben das Gehäuse schwenken und von vorne betrachten (Selfie-Modus).

Autofokus und Belichtung
Die SLR-Kameras von Canon und Nikon haben zwei AF-Systeme an Bord: ein separates Phasen-AF-Modul für den Sucherbetrieb und einen Sensor-AF für Live-View am Monitor. Der Phasen-AF der Nikon D750 mobilisiert 51 Messfelder, von denen 15 Kreuzsensoren sind. Bei der Canon sind es 45 AF-Felder, allesamt Kreuzsensoren. Der Doppelkreuzsensor in der Mitte soll selbst bei Mondlicht (- 3 LW) noch präzise fokussieren. Für die Auslöseverzögerung inklusive AF-Zeit ermittelte das Messlabor eher bescheidene Werte von 0,30/0,57 s (D750) und 0,46/0,54 s (6D Mk II) bei 300/30 Lux.
Im Live-View mit nach oben geklapptem Umlenkspiegel gerät die Nikon mit ihrem Kontrast-AF klar ins Hintertreffen; bei Verzögerungszeiten von einer Sekunde ist der Autofokus nur noch für statische Motive gut. Die Canon arbeitet mit einem Dual-Pixel-CMOS-AF, der AF-Phasenerkennung und Bildaufzeichnung in einem Aufwasch erledigt. Damit schrumpft die AF-Zeit im Live-View auf Werte um 0,5 s.
Die Sony A7 III arbeitet permanent im Live-View-Modus, egal, ob man durch den OLED-Sucher oder auf den Monitor schaut. Mit 0,33/0,35 s bei 300/30 Lux ist sie die schnellste in diesem Vergleich. Zudem stellt ihr Sensor-Hybrid-AF die meisten Messpunkte bereit: 693 Phasen- und 425 Kontrast-AF-Felder. Alle drei Modelle bieten neben Messfeldautomatik und Einzelpunktmessung auch die Messfeldgruppierung – Nikon mit 5 Punkten, Canon mit 9 oder 15.
Bei Sony sind es 16 Punkte, die eine Gruppe bilden – eine kleinere Gruppe als Option wäre wünschenswert. Der mechanische Verschluss reicht bei Canon und Nikon von 1/4000 bis 30 s, die Sony schafft auch 1/8000 s. Die A7 III bietet zusätzlich die Möglichkeit, den ersten wie auch den zweiten Verschlussvorhang elektronisch zu bilden. Die erste Option eignet sich als Standardeinstellung, die zweite sollte man nur dann verwenden, wenn lautlose Auslösung gefragt ist.
Der Verschlusszeitenbereich bleibt generell bei 30 s bis 1/8000 s. Beim Serienbildtempo hat die Sony die Nase vorn – mit 10 Bildern (JPEGs) pro Sekunde (172 in Serie). Bei Nikon sind es 5,7 B/s (41 in Serie), bei Canon 6,4 B/s (bis Karte voll). In 4K-Auflösung filmen mit 30 B/s kann nur die Sony, die anderen begnügen sich mit Full-HD-Qualität, immerhin mit 60 B/s.
Bildqualität
Alle drei Vollformatkameras liefern eine hervorragende Bildqualität, jedoch mit unterschiedlichen Gewichtungen. Bei der maximalen Grenzauflösung bleibt die D750 um rund 100 LP/BH (ISO 100) hinter ihren Mitbewerbern zurück; der Rückgang um ca. 200 LP/BH bis ISO 6400 bleibt allerdings im Rahmen. Die Sony kann mit ihrem BSI-Sensor vor allem bei ISO 100 kräftig punkten, vor allem wegen der sehr hohen Dead-Leaves-Werte, besonders bei niedrigkontrastigen Strukturen. Der Kontrast wird erkennbar, aber in vertretbarem Umfang angehoben.
Die Canon agiert in dem Punkt deutlich zurückhaltender, die Nikon liegt irgendwo dazwischen. Die Nachschärfung fällt bei der Sony, vor allem im Untershoot-Bereich, ziemlich kräftig aus. Gleichzeitig sorgt die kamerainterne Bildverarbeitung zum JPEG bei der A7 III für sehr geringes Rauschen, vor allem im Vergleich zur Nikon (VN 1,1 gegenüber VN 1,8 bei ISO 3200). Dabei bleiben Texturen bis ISO 1600 erstaunlich gut erhalten, mit Abstrichen auch bis ISO 3200.
Tipp: Bei der Canon sollte man für maximalen Texturerhalt den Bildstil „Feindetail“ wählen, wenn JPEGs aus der Kamera das Ziel sind. Unterm Strich liefert die Sony A7 III die beste Bildqualität auf allen ISO-Stufen. Die Qualitätsunterschiede zwischen JPEG und RAW sind ähnlich gering wie bei der Fujifilm X-H1. Mit dem Wechsel zum RAW-Format lassen sich aber Schärfe und Kontrast noch besser dosieren.