Spiegellose Mittelformatkameras

Fujifilm GFX 50S und Hasselblad X1D im Vergleichstest

16.8.2017 von Reinhard Merz

Fujifilm GFX 50S und Hasselblad X1D sind zwei spiegellose Mittelformatkameras, die kaum größer als Vollformat-SLRs sind. Der Vergleichstest.

ca. 4:10 Min
Vergleich
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  1. Fujifilm GFX 50S und Hasselblad X1D im Vergleichstest
  2. Fujifilm GFX 50S und Hasselblad X1D im Test: Bedienung, Bildqualität & Fazit
Fujifilm GFX 50S und Hasselblad X1D
Die Fujifilm GFX 50S (links) kommt im schicken Gewand einer klassischen Analogkamera, die Hasselblad X1D (rechts) gibt sich dagegen minimalistisch, wohlgeformt und edel.
© Fujifilm / Hasselblad

Sie war jahrelang meine absolute Lieblingskamera: die Mamiya RB67s. Mit 90-mm-Objektiv brachte sie satte 2,5 kg auf die Waage. Aber nicht nur deswegen hatten Fotostreifzüge mit ihr einen besonderen Charme. Wenn man wie ich immer mit genau einem 120er-Rollfilm (SW, niedrige Empfindlichkeit) loszog, musste man bei der Motivwahl wählerisch sein – denn zwölf Bilder sind schnell gemacht. 

Der Detailreichtum der Aufnahmen, die mit dieser Art der entschleunigten Fotografie entstanden, ist auch heute noch gigantisch. Und um es vorweg zu sagen: Die Aufnahmen der Fujifilm GFX 50S und der Hasselblad X1D nehmen es in Sachen Detailwiedergabe locker mit den besten Technical-Pan-Negativen auf – obwohl die digitalen Modelle nur halb so groß und schwer sind wie die RB67 und die etwa 33 x 44 mm großen 50-MP-Sensoren um rund 30 % kleiner sind als ein 60 x 70 mm großes Negativ. Gegenüber KB bieten die Mittelformatsensoren aber immerhin 70 % mehr Fläche. 

Gehäuse und Ausstattung 

Beide Kandidaten wirken im Vergleich mit klassischen Mittelformatern ausgesprochen handlich. Das liegt am spiegellosen System, das kompaktere Konstruktionen erlaubt, und an den kleineren Sensoren. De facto sind beide Gehäuse trotz des Mittelformatsensors nicht größer und schwerer als ein Vollformater mit Spiegel wie Canon EOS 5DS oder Nikon D5. Unterschiede machen sich erst bei den Objektiven bemerkbar, die wegen des größeren Formats deutlich mächtiger und schwerer ausfallen als Vollformat-Optiken. 

Das stört nicht nur beim Schleppen, sondern reißt auch ziemliche Löcher ins Budget. Für beide Systeme gibt es bislang fünf bzw. vier Objektive: Fujifilm schickt ein 2,8/63er als Normalobjektiv ins Rennen, dazu ein 4/23-mm-Weitwinkel, ein 2/110-mm-Tele und ein 4/120-Makro. Als Zoom gehört ein 4/32-64er zum Sortiment. Hasselblad hat ein 3,5/45er als Normalobjektiv vorgesehen – deutlich weitwinkliger als das Fujifilm – dazu gibt es ein 3,2/90-mm-Tele, ein 3,5/30-mm-Weitwinkel und ebenfalls ein 120-mm-Makro, hier mit Lichtstärke 3,5. Die X1D ist zudem mittels Adapter mit allen Objektiven und dem Zubehör aus Hasselblads professionellem H-System kompatibel.

Fujifilm GFX 50S Rückseite
Ein elektronischer Sucher kann bei der Fujifilm auf den Blitzschuh gesteckt werden.
© Fujifilm

Beide Gehäuse sind abgedichtet und gegen Staub und Spritzwasser geschützt, beide liegen ausgesprochen gut in der Hand. Während das Retrodesign der GFX 50S an ältere Analogkameras erinnert, kommt das Hasselblad-Design direkt aus der Zukunft: minimalistisch, wohlgeformt aus edlen Materialien, das Logo eingefräst. Sogar der Akku schließt ohne zusätzliche Abdeckung bündig mit der Unterseite ab. „Handmade in Sweden“ prangt auf der Oberseite und tatsächlich: Diese Kamera sucht optisch und haptisch ihresgleichen. Selbst bei den Karten-Slots und den Fächern für die Anschlüsse hat es Hasselblad geschafft, schmuckes Design und solide Mechanik zu verbinden. Dennoch geht der Punkt Ausstattung an Fujifilm: Anders als bei Hasselblad findet man bei Fujifilm Einstellräder und Direktzugriff für wichtige Funktionen und ein zusätzliches Infodisplay mit den aktuellen Einstellungen.

Der Speicherhunger der hochaufgelösten Fotos ist immens: Ein RAW im RAF-Format der GFX 50S hat rund 117 MB, ein RAW im 3DR-Format der Hasselblad knapp 110 MB. Da sind zwei SD-Kartenslots mehr als sinnvoll. Empfehlenswert sind die größten und vor allem schnellsten Karten, die zu finden sind. Apropos Bildgröße: Während die Fujifilm RAWs und JPEGs gleichzeitig in voller Auflösung auf die Karte schreibt, beschränkt sich die Hasselblad bei den JPEGs auf 12-MP-Bilder (4128 x 3096 Pixel), die viele Details verschlucken.

Lesetipp: RAW-Bildbearbeitung - Kontrast und Farben optimieren

Wer gute JPEGs braucht, muss sie aus den RAWs in Lightroom generieren. Für Videos bieten beide Kameras nur das Nötigste: Full-HD-Video-Aufnahmen mit 30 B/s erfüllen gerade mal den Mindestanspruch. Anschlüsse für Mikrofon, Kopfhörer und USB 3.0 sowie eine WLAN-Funktion sind vorhanden. Eine Besonderheit der Fujifilm GFX 50s ist ihr Schlitzverschluss – bei Mittelformatkameras eher unüblich. Er erlaubt Belichtungszeiten von bis zu 1/4000 s, der elektronische Verschluss schafft bis zu 1/16000 s und ersetzt wahlweise nur den ersten Verschlussvorhang oder den kompletten mechanischen Verschluss. Hasselblad baut dagegen in die Objektive Zentralverschlüsse ein, das macht die Objektive teurer und begrenzt die kürzeste Synchronzeit auf 1/200 s. Die ist dann aber zentralverschlusstypisch zugleich auch die Blitzsynchronzeit. Die Fujifilm kommt mit dem Schlitzverschluss nur auf eine Synchronzeit von 1/125 s. Ein Punkt für Hasselblad.

Hasselblad X1D Rückseite
Bei der Hasselblad X1D ist der elektronische Sucher fest eingebaut.
© Hasselblad

Display und Sucher 

Während die Hasselblad X1D einen fest eingebauten elektronischen Sucher hat, nimmt der mitgelieferte Sucher der Fujifilm GFX 50S auf dem Blitzschuh Platz. Mit einer Auflösung von 1.230.000 RGB-Pixeln bei einer Bildabdeckung von 100 Prozent bietet er einen tollen Überblick. Mit einem optionalen Winkeladapter wird zudem eine flexiblere Bildkontrolle ermöglicht – der Winkelsucher kostet aber satte 650 Euro on top. Der sehr gute 3,2-Zoll-Touchscreen lässt sich um 90 Grad nach oben oder um ca. 45 Grad nach unten schwenken, nach Betätigen eines Entriegelungsknopfes außerdem zur Seite klappen. 

Der Sucher der Hasselblad X1D fällt mit einer Auflösung von 786 667 RGB-Pixeln gegenüber dem GFX-Sucher ab. Vor allem bei der Bildwiederholrate – wichtig für die scharfe Darstellung bewegter Motive oder Kameraschwenks – ist zu viel Luft nach oben. Auch beim fest eingebauten Touchscreen kommt die X1D nicht über Standard hinaus – punktet aber mit ihrer Touch-Bedienung und der Darstellung. Ist die Schrift auf dem beleuchteten Display der Fujifilm GFX 50S schon groß und gut lesbar, dann toppt das Hasselblad noch: Die einzelnen Werte sind so übersichtlich und groß dargestellt, dass auch Menschen mit Sehbehinderung noch etwas erkennen können. Dafür fehlt ihr das zusätzliche monochrome Kontrolldisplay, über das man bei der GFX 50S jederzeit alle relevanten Einstellungen ablesen kann. 

Bei Hasselblad können iPhone oder iPad als Fernauslöser und externes Display dienen, die notwendige App gibt es im Apple Store, im Android Store sind wir dagegen noch nicht fündig geworden.

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