Spiegellose Systemkamera
Fujifilm X-T100 im Test: Für Aufsteiger
Mit der X-T100 bringt Fujifilm ein weiteres Einsteigermodell oberhalb der X-A5 – beide mit konventionellem 24-Megapixel-Sensor. Den Mehrpreis von 100 Euro versüßt der eingebaute elektronische Sucher – ein faires Angebot angesichts der auch sonst gehobenen Ausstattung. Hier unser Testbericht zur Fujifilm X-T100.

Die meisten Systemkameras der X-Serie von Fujifilm kosten zwischen 900 und 1.900 Euro. Die Preisspitze bildet das Topmodell X-H1 (1.900 Euro), gefolgt von der X-Pro2 (1.650 Euro) und der X-T2 (1.400 Euro). Für rund 900 Euro bekommt man eine X-T20 oder X-E3. Das sind Gehäusepreise. Wer mindestens ein Objektiv dazukauft, überschreitet auf jeden Fall die 1.000-Euro-Marke.
Das Einsteigersegment bedient Fujifilm mit der X-A5 und jetzt auch mit der X-T100. Die X-A5 ist aus-schließlich mit Kit-Objektiv (Fujinon XC 3,5-5,6/15-45 OIS PZ) für 600 Euro erhältlich und hat keinen elektronischen Sucher. Die Fujifilm X-T100 dagegen schon – und das für den moderaten Aufpreis von 100 Euro in der Kit- Variante mit dem 15-45-mm-Zoom (Gehäuse-preis: 600 Euro). Beide verwenden einen konventionellen 24-Megapixel-Sensor mit Bayer-Pattern. Den aktuellen X-Trans-Sensor mit 24 Megapixeln gibt’s erst ab der X-T20 und X-E3.
Gehäuse und Ausstattung
Das Gehäuse der Fujifilm X-T100, erhältlich in Schwarz und Dunkelsilber, besteht aus einem Kunststoff-Magnesium-Mix und gefällt durch saubere Verarbeitung. Obwohl der Metallanteil geringer ist als bei einer X-T2 – der Sucherhöcker mit Ausklappblitz und die Bodenplatte bestehen aus Kunststoff – fühlt sich die Kamera hochwertig an.
Für die Vorderseite legt Fujifilm einen anschraubbaren Handgriff bei, um den Fingern noch mehr Halt zu geben, als es die Gehäusebeschichtung alleine vermag. An der Rückseite findet sich die obligatorische Daumenstütze, direkt daneben ein Einstellrad. Ein zweites rechts oben dient der Belichtungskorrektur; dem dritten Rad links vom Sucher lassen sich verschiedene Funktionen zuweisen. Der kleine Hebel am linken Einstellrad lässt den eingebauten Blitz (LZ 5 bei ISO 100) ausklappen, der trotz seiner geringen Leistung beim Aufhellen von Porträts nützlich sein kann.

Als Energiequelle dient der Standardakku der X-Serie. Er kann in der Kamera geladen werden, ein USB-Ladegerät gehört zum Lieferumfang. Eine Ladeschale leider nicht, die bekommt man nur bei den teureren Modellen dazu.
Der OLED-Sucher der X-T100 bietet eine Auflösung von 786.666 RGB-Pixeln und eine effektive Vergrößerung von 0,62-fach – wie die X-T20 und X-E3. Bei der X-T2 ist das Sucherbild mit 0,77-fach nicht nur größer, sondern auch stabiler. Bei der X-T100 sieht man ein deutliches Ruckeln im Sucher, wenn man die Kamera bei wenig Licht bewegt. Im Fall der X-T2 hat man dagegen den Eindruck einer flüssigen Bewegung.
Der TFT-Monitor bietet eine Diagonale von drei Zoll und eine Auflösung von 346.666 RGB-Bildpunkten wie bei den meisten X-Serie-Kameras. Der Monitor lässt sich so aus dem Gehäuse klappen, dass er in Draufsicht- und Über-Kopf-Position verwendet werden kann. Über ein seitliches Gelenk kann man ihn auch komplett neben die Kamera schwenken – in die Selfie-Position.
Autofokus und Belichtung
Der Hybrid-AF der X-T100 und X-A5 ist eine abgespeckte Variante des AF-Systems der höheren X-Serie-Modelle. Von 91 Kontrast-AF-Punkten sind 35 auch Phasen-AF-tauglich. X-T20/X-E3 und höhere X-Modelle bieten bis zu 325 AF-Punkte, von denen 169 auch die Phasen-AF-Messung beherrschen.
Für die Auslöseverzögerung inklusive AF-Zeit ermittelte das Testlabor 0,4/0,6 s bei 300/30 Lux. Vor allem bei wenig Licht sind die teureren Fujifilm-Modelle mit Werten um 0,4 s klar im Vorteil. Nach dem Einschalten braucht die Kamera eine Bedenkzeit von 2,7 s, die X-T20 schafft das in einer Sekunde. Um das Maximum an verfügbarer Prozessorleistung abzurufen, wählt man im Systemmenü (Einrichtung) unter „Power Management“ den Eintrag „Hochleistung An“.

Neben Messfeldautomatik (Weit) und Einzelpunkt-AF mit fünf AF-Feld-Größen bietet die Kamera die Möglichkeit der Messfeldgruppierung (Zone) mit 9, 25 oder 49 Messfeldern. Alternativ zum Einzelbild-AF (AF-S) erlaubt die Kamera kontinuierlichen Autofokus (AF-C) mit fest eingestellten Parametern. Verschiedene AF-C-Presets oder individuelle Anpassungen bleiben höheren X-Serie-Kameras vorbehalten.
Passend zur angepeilten Zielgruppe – von Fujifilm mit „Einsteiger“ und „Lifestyle“ umschrieben – bietet die X-T100 eine reiche Auswahl an Automatiken, darunter 15 Motivprogramme, 17 Filtersimulationen und einen Panorama-Modus. Neben den Standards (P, S, A, M) soll eine erweiterte Vollautomatik (SR+) mit Motivszenenerkennung dem Einsteiger unbeschwertes Fotografieren ermöglichen. Auch an Bracketing-Funktionen (Serienbelichtungen) ist kein Mangel. Sie betreffen Belichtung, ISO, Filmsimulation, Weißabgleich, Dynamik und HDR.
Der mechanische Verschluss der X-T100 stellt eine kürzeste Verschluss-zeit von 1/4000 s bereit und synchronisiert Blitze mit 1/180 s. Der elektronische Verschluss erlaubt lautloses Auslösen bis 1/32.000 s. Filmen kann die X-T100 maximal mit 4K-Auflösung, leider nur mit 15 B/s. Eine deutlich flüssigere Darstellung erreicht man in Full HD mit 60 B/s. Nicht uninteressant ist der 4K-Burst-Modus für schnelle Serienbelichtungen mit 15 B/s und 8 MP pro Bild. Im Fotomodus bleibt die X-T100 mit knapp 6 B/s bei voller Auflösung deutlich hinter teureren Modellen wie der X-T20 (ca. 14 B/s) zurück.
Bedienkonzept
Das Belichtungskorrekturrad rechts vom Auslöser ist eine gewohnte Erscheinung bei Fujifilm. Das Moduswahlrad für Belichtungsprogramme gibt es nur bei den Einsteigerkameras des Herstellers. Eine Besonderheit der X-T100 ist wiederum das große Einstellrad auf der Oberseite links vom Sucher. Ab Werk ist es mit der „Filmsimulation“ verknüpft, einer Auswahl von elf Bildstilen inklusive Schwarzweiß, mit und ohne Kontrastfilter (Gelb, Rot, Grün). Wer den Bildstil sel-ten ändert, gibt dem Einstellrad andere Aufgaben – etwa die Blitzlichtkorrektur oder die Wahl der ISO-Stufe.
Den vier Tasten des Richtungsschalters sind Funktionsbereiche (AF, WB, Selbst-auslöser, Serienbelichtungen) fest zugeordnet, eine weitere Funktionstaste (Fn) lässt sich individuell belegen. Durch Wischbewegungen am Bildschirm gewinnt man weitere Direktzugriffe auf wichtige Einstellungen. Welche das sind, lässt sich im Funktionenmenü in einer Kameragrafik festlegen. Mit dem Daumenrad sind wiederum bestimmte Einstellungen fest verknüpft – zum Beispiel die Blenden- oder Zeitvorwahl.

Eine weitere Einstellebene bildet das Schnelleinstellmenü (Q-Taste) mit 16 Funktionsfeldern, vom Anwender frei konfigurierbar. Einstellungen verändert man ohne weitere Umwege per Daumenrad. Zusätzlich findet man berührungsempfindliche Funktionsfelder am Monitor, über die man z. B. die AF- Betriebsart (AF-S, AF-C, M), die Filmsimulation oder den Touch-AF-/Touch-Shot-Modus einstellt. Die Funktionsfelder variieren mit den vorgewählten Programmen. Mit der Funktionsfülle der X-T100 wird nicht jeder Systemkamera-Einsteiger auf Anhieb zurecht kommen. Etwas Einarbeitungszeit sollte man einplanen, und im Notfall hilft immer noch der Griff zur Vollautomatik.
Bildqualität
Die Fujifilm X-T100 erreicht eine respektable Auflösung von mehr als 2000 LP/BH, die bis ISO 3200 nahezu konstant bleibt. Die Dead-Leaves-Werte befinden sich auf hohem Niveau, dabei steigen die DL-Kurven nur bei ISO 100 deutlich über 1 an, was für eine kräftige Kontrastanhebung steht. Die Kantenprofile zeigen bei höheren ISO-Einstellungen markante Spitzen – es wird ordentlich nachgeschärft.
Die JPEGs aus der Kamera rauschen generell mehr, als man das von Kameras mit X-Trans-Sensoren kennt: Bereits bei ISO 1600 wird die VN-Marke 2,0 leicht überschritten (X-T20: VN 1,6). Erste Texturverluste treten bei JPEGs aus der Kamera ab ISO 800 auf, ab ISO 1600 werden sie deutlich. Dem sollte man durch einen Wechsel zum RAW-Format und entsprechend ange-passte Einstellungen begegnen.
![[Testsiegel] ColorFoto Kauftipp Preis/Leistung](https://www.connect-living.de/bilder/118539755/landscapex1200-c2/cofo-testsiegel-kauftipp-preis-leistung.jpg)
Fazit
In ein Kamerasystem kauft man sich ein, um ambitionierter zu fotografieren, als es das Smartphone erlaubt. Dafür braucht man zum einen gute Wechselobjektive, die bei Fujifilm vergleichsweise erschwinglich sind. Empfehlenswert ist außerdem ein optischer oder elektronischer Sucher, der die Bildkomposition unter allen Lichtbedingungen ermöglicht. Die Fujifilm XT100 bietet einen elektronischen Sucher und punktet mit ihrem Hybrid-AF, der aus den AF-Systemen gehobener X-Serie-Modelle technisch abgeleitet ist. Rund 700 Euro kostet die XT100 im Kit mit dem Standardzoom Fuji non XC 3,5-5,6/15-45 OIS PZ – dafür gebührt ihr der Kauftipp „PreisLeistung“.
Im Vergleich mit der X-A5 ohne EVF ist die X-T100 das klar attraktivere Einstiegsmodell, auch wenn sie bei der Bildqualität nicht entscheidend zulegen kann. Schließlich verwenden beide Kameras den gleichen Bildsensor. Den vielgerühmten XTransSensor bekommt man erst ab etwa 900 Euro – in einem Kameragehäuse ohne Objektiv.