Spiegellose Systemkamera
Sony A6000 im Test
Mit einem Gehäusepreis um 650 Euro fordert die Sony A6000 ihre Konkurrenten in der Systemkamera-Mittelklasse heraus. 24-Megapixel-CMOS, elektronischer Sucher und Hybrid-AF gehören zum Leistungspaket der neuen Kamera.
- Sony A6000 im Test
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Kaum hat sich die Alpha 5000 im Markt etabliert, setzt Sony schon eins drauf: Mit 24- Megapixel-Sensor, Bionx-X-Prozessor und reichhaltiger Ausstattung könnte die neue A6000 (ILCE-6000) in der APS-C-Klasse unter 1.000 Euro Furore machen. Die Sony A6000 gehört zu den Sony-Modellen ohne Spiegel mit E-Bajonett, die früher NEX hießen, und löst die NEX 6 ab.
Das Gehäuse der Sony A6000 soll für etwa 650 Euro erhältlich sein, das Kit mit dem bildstabilisierten 16-50-mm-Objektiv 800 Euro. Und im Doppel-Kit mit zusätzlichem 55-210-mm-Objektiv will die Kamera nur knapp die 1.000-Euro-Grenze überschreiten. Da nimmt man das pralle Leistungspaket, das Sony mit der A6000 geschnürt hat, besonders erfreut zur Kenntnis.
Gehäuse aus Kunststoff
Wer ein zumindest in Teilen aus Magnesium bestehendes Gehäuse wie bei der Sony NEX-7 erwartet hat, dürfte zunächst enttäuscht sein: Die Sony A6000 kleidet sich komplett in Kunststoff, auch wenn das Oberflächen-Finish etwas anderes vermuten lässt.
Der Body ist aber schön verarbeitet und vermittelt eine ordentliche Haptik. Dank der markanten Gehäuseauswölbung und gummibeschichteter Kontaktflächen liegt die Kamera gut in der Hand. Ein Ausklappblitzgerät zum Aufhellblitzen ist an Bord.

Der ebenfalls eingebaute elektronische Sucher vom Typ OLED bietet mit 480.000 RGB-Bildpunkten eine geringere Auflösung als bei den NEX-Modellen 6/7 (786 432 RGB-Bildpunkte), was sich aber nicht weiter negativ bemerkbar macht. Die effektive Suchervergrößerung (0,70-fach) liegt auf dem Niveau einer Vollformat-SLR, die Bildfeldabdeckung beträgt 100 %. Alles in allem erzeugt der EVF ein farbtreues Bild ohne störende Verzögerungen.
Der eingebaute 3-Zoll-Monitor der Sony A6000 bietet eine hohe Auflösung von 307.200 RGB-Bildpunkten, was dem Stand der NEX-Reihe (Modell 5 und höher) entspricht. Der Monitor lässt sich ausklappen und steht dann in einem Winkel von 45 Grad aus dem Gehäuse, was beim Über-Kopf-Fotografieren hilfreich ist. Schwenkt man ihn in die Horizontale (90-Grad-Position), lässt er sich wie ein Lichtschachtsucher von oben einsehen - praktisch bei Aufnahmen in Bodennähe. Ein Augensensor zum automatischen Umschalten zwischen EVF und Monitor ist rechts im Rahmen des Suchereinblicks integriert.
Kein Aushängeschild ist die Sony A6000 bei der Akkuleistung: Sony gibt 310/360 Aufnahmen (Sucher-/Monitorbetrieb) an. Da ist es ärgerlich, dass der Hersteller kein Ladegerät zum Einlegen des Akkus mitliefert, sondern nur eine USB-Lademöglichkeit vorsieht. Haupt- oder Ersatzakku können folglich nur in der Kamera geladen werden.

Neuer Hybrid-AF am Sensor
Nicht kleckern, sondern klotzen lautet die Devise beim Hybrid-AF der Sony A6000: Der Phasen-AF am Sensor mit 179 Messpunkten sorgt für eine fast vollständige Bildfeldabdeckung beim Fokussieren. Zudem findet sich wie beim Schwestermodell A5000 ein Kontrast-AF mit 25 Messfeldern.
Den Autofokus können Sie vielfältig konfigurieren: Neben Messfeldautomatik und zentralem AF-Punkt erlaubt "Flexible Spot" das freie Verschieben des Messfelds in drei wählbaren Größen auf dem Bildfeld. Die Gesichtserkennung lässt sich durch Registrieren von Gesichtern verfeinern, die Lächelautomatik ist in drei Stufen schaltbar. Je nach vorgewählter Betriebsart entscheidet sich die Kamera für Phasen- oder Kontrast-AF.
Auf Nachfrage präzisierte Sony: Wer den zentralen oder einen flexiblen Fokuspunkt im Menü wähle, entscheide sich damit für den Kontrast-Autofokus. Auch die Betriebsart AF-S sei mit dem Kontrast-AF gekoppelt. Bei AF-A und AF-C komme dagegen der Phasen-AF zum Einsatz.
Beim manuellen Fokussieren wird automatisch eine Lupe zugeschaltet; farbig hervorgehobene Kanten melden Vollzug. Scharfgestellt wird direkt am Objektiv mittels Drehring, der im AF-Betrieb auch zum Zoomen verwendet werden kann. Braucht man den Ring dagegen zum Fokussieren, greift man zur Zoomwippe links am Objektiv, um die Brennweite zu verstellen.

Etwas enttäuschend lesen sich die Werte für die Auslöseverzögerung inklusive AF-Zeit: 0,38/0,82 s bei 1000/30 Lux. Das liegt auf dem Niveau der NEX-7, ist aber keine Sensation. Zur Sicherheit wurde die Sony A6000 mit zwei verschiedenen Objektiven gemessen; die Unterschiede waren gering.
Merkbare Fortschritte kann die Sony A6000 aber beim kontinuierlichen Autofokus verzeichnen: Hat das AF-System ein bewegtes Motiv erst einmal erkannt, folgt es ihm zügig und treffsicher. Serienaufnahmen realisiert die A6000 mit maximal 9,3 B/s (RAW-Modus, 24 Bilder in Serie).
Belichtungsfunktionen
Die korrekte Belichtung wird bei der Sony A6000 durch ein System mit 1.200 Messzonen ermittelt, wahlweise in Matrix-, Spot- oder Ganzfeldmessung (mittenbetont). Verschlusszeiten werden zwischen 1/4.000 und 30 s (1/4 s beim Filmen) elektronisch gesteuert; die Blitzsynchronisation ist mit 1/160 s möglich.
Reihenbelichtungen ermöglicht die Kamera mit Blick auf Belichtung, Weißabgleich und Dynamikoptimierung (DRO). Eine HDR-Funktion mit drei Bildern und einstellbarer Spreizung (1 bis 5 EV-Stufen oder Auto) ist an Bord; 13 Bildeffekte erlauben das Aufpeppen von Motiven.

Über das Modusrad an der Oberseite hat man Zugriff auf zwei Automatikprogramme (iAuto/iAuto+) sowie Programm-, Zeit- und Blendenautomatik, ergänzt durch manuelle Betriebsart, Motivprogramme (Scenes), Schwenkpanorama, MR (Speicherabruf aus einem von drei Individualspeichern) und Videomodus, maximal in Full-HD mit 50 Vollbildern pro Sekunde.
Extrapunkte sammelt der Hybrid-AF der Sony A6000 beim Filmen mit kontinuierlicher Fokussierung: Gänzlich unaufgeregt, ohne Pumpeffekte oder dergleichen, findet die Kamera bei Schwenks oder Zooms den neuen Schärfepunkt. Wenn nötig, lässt sich das AF-Tempo im Aufnahmemenü in drei Stufen justieren.

Funktionalität und Bedienung
Über einen Mangel an Bedienelementen kann man sich bei der Sony A6000 nicht beklagen: Rechts neben dem Modusrad sitzt ein Einstellrad; ihm können verschiedene Funktionen zugewiesen werden.
Ein zweites Rad, ebenfalls unterschiedlich konfigurierbar, ist Bestandteil der Schaltwippe, deren Tasten doppelt belegt sind. Anstatt der aufgedruckten Funktionen wie ISO, Selbstauslöser oder Belichtungskorrektur lassen sich auch andere Funktionen zuweisen - die man sich dann allerdings merken muss.

Daneben gibt es zwei frei belegbare Funktionstasten, von denen die eine (C1) direkt neben dem Auslöser und die andere (C2) rechts unten an der Gehäuserückseite angesiedelt ist; bei der Bildwiedergabe ist C2 die Papierkorbtaste. Die Videostarttaste haben die Konstrukteure an die äußere Kante des Daumengriffstücks verlagert, wo man sie nicht so leicht unbeabsichtigt betätigen kann.
Mit der Fn-Taste aktiviert man das Schnelleinstellmenü der Kamera; dieses zeigt sich am unteren Monitorrand in zwei übereinander angeordneten Balken mit jeweils sechs Funktionsfeldern. Anders als bei den meisten anderen Kameras lässt sich auch das Schnellmenü frei konfigurieren: Sie dürfen wählen, welche Funktionsfelder Sie zu Gesicht bekommen möchten.
Das Hauptmenü der Sony A6000 ist komplex. Den sechs Karteireitern am oberen Bildschirmrand - Kamera-, Benutzer- und Drahtloseinstellungen, Applikations-, Wiedergabe- und System-Einstellungen - sind 24 Menüseiten zugeordnet. Pro Seite sieht man maximal sechs Einträge auf einen Blick.
Bildqualität
Der Bionz-X-Bildprozessor der Sony A6000 ist den Profimodellen Sony A7/7R (Test) entliehen. Eingesetzt wird er aber auch im Schwestermodell Sony A5000 (Test), hier in Verbindung mit einem 20-Megapixel-CMOS. Der Bildsensor der A6000 legt mit 24 Megapixeln noch eine Schippe drauf und erreicht damit eine beeindruckende Grenzauflösung von über 1.800 LP/BH.
Im Vergleich zur A5000 beträgt der durchschnittliche Auflösungsvorteil rund 200 LP/BH zwischen ISO 100 und 3.200. Geringer fällt der Vorsprung bei den Dead-Leaves-Werten aus; ab ISO 1.600 liegt die A5000 in dieser Disziplin so-gar etwas vorn. Das Rauschen ist zwischen ISO 100 und 800 gering (VN 0,4 bis 0,6) und bleibt bis ISO 6.400 moderat (VN 1,1). Auch die Dynamik, zwischen 9 und 10 Blenden bis ISO 6.400, überzeugt. Die Kehrseite: Eingriffe des Bildprozessors mit glatt gebügelten Texturen werden ab ISO 1.600 sichtbar und ab ISO 3.200 deutlich sichtbar.
Fazit
Der neueste Sony-Beitrag zur Alpha-Serie ist eine gelungene Weiterentwicklung des Bestehenden: Funktionalität, Bedienkonzept und Bildqualität der Sony A6000 befinden sich auf hohem Niveau. Das Metallgehäuse mag vor allem vermissen, wer die NEX-7 gewohnt ist; Haptiker werden sich daran mehr stören als Pragmatiker.
Der neue Hybrid-Autofokus erfüllt zwar nicht die Erwartung nach neuen Bestwerten bei der Auslöseverzögerung, lässt aber im kontinuierlichen Betrieb - vor allem auch beim Filmen - erfreuliche Fortschritte erkennen. Beim Preis-Leistungs-Verhältnis legt die A6000 eine neue Messlatte in der APS-C-Klasse unter 1.000 Euro.
Sony Alpha 6000
Sony Alpha 6000 | |
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Hersteller | Sony |
Preis | 650.00 € |
Wertung | 49.5 Punkte |