Smartphone-Kamera
Oppo Find X3 Pro: Kamera im Test
Oppos Find X3 Pro hat gleich zwei 50-Megapixel-Kameras an Bord: eine Weitwinkeleinheit und ein Superweitwinkelmodul. Sie werden von einer Kamera mit Normalbrennweite begleitet – eine gute Basis für ein Fotosmartphone. Lesen Sie unseren Test hierzu.

Oppos aktuelle Find-X3-Reihe enthält drei Smartphones mit dem Pro an der Spitze. Das knapp 200 Gramm schwere Pro basiert auf Qualcomms Snapdragon-888-Mobile-Plattform. Es wird mit einem 256-GB-Speicher ausgeliefert und kostet rund 1200 Euro. Das 6,7-Zoll-Display hat eine Auflösung von 3216 x 1440 Pixeln und dank 4500-mAh-Akkus eine lange Laufzeit.
Fotoausstattung
Auch fotografisch ist das Pro-Modell gut ausgestattet. Die Hauptkamera kombiniert einen 1/1,56 Zoll großen 50-MP-Sensor mit einem Weitwinkelobjektiv 1,8/5,6 mm (26 mm KB) und einem Bildstabilisator. Die Normalkamera arbeitet mit 2,4/6,3 mm (52 mm KB) und einem 13-MP-Sensor.
Die Ultraweitwinkeleinheit verwendet den gleichen Sensor wie die Hauptkamera – hier mit 2,2/3,50 mm (ca. 15 mm KB). Neben JPEG, das als Standard voreingestellt ist, bietet das Smartphone das platzsparende HEIF-Bildformat an.
Die HEIF-Dateien werden in der Standardeinstellung mit 8-Bit-Farbkodierung gespeichert. Es ist aber möglich, 10-Bit- HEIF-Fotos aufzunehmen: Sie belegen noch weniger Platz, weil vermutlich ein anderer Codec eingesetzt wird. Aber sie lassen sich außer auf dem Find X3 – von uns derzeit – nirgendwo sonst öffnen.
Mit der internen Bildbearbeitung kann man HEIFs in JPEGs umwandeln. Moderne Rechner erkennen und lesen die 8-Bit-HEIFs meist problemlos. Qualitative Vorteile von HEIC konnten wir keine sehen. Vielmehr kam es wiederholt vor, dass sie völlig kaputt gerechnet wurden.
Wir können nicht sicher sagen, warum, vermuten aber, dass dies durch eine leichte Unschärfe verursacht wurde. Wenn Sie also dieses neue Format verwenden wollen, sollten Sie immer zwei bis drei Aufnahmen von Ihrem Motiv machen. Der Fotograf kann mit jeder Kamera zwischen zwei RAW-Formaten wählen: RAW und RAW+. Das „normale“ RAW basiert auf einer einzelnen Aufnahme.
Das RAW+-Format (die Bezeichnung wurde von Apple übernommen) erstellt jedes Foto aus mehreren Bildern, die schnell nacheinander aufgenommen werden. Diese Technik verspricht bessere Qualität in Aufnahmesituationen mit weniger Licht. Die Weitwinkel und die Ultraweitwinkelkamera liefern RAW und RAW+ nicht mit 50 MP, sondern nur mit 12 MP.
Kamera-App
Die Kamera-App von Oppo ist funktionsstark, aber nicht immer intuitiv zu bedienen, weil manche Einstellungen ungünstig versteckt sind. Die wichtigsten Modi sind vorhanden: Pro, Foto, Portrait, Nacht, Panorama und Mikroskop. Letzteres ist nur sehr umständlich handhabbar.
Im Pro-Modus können zentrale Aufnahmeparameter auch händisch angepasst werden. Wichtigster Bonus sind jedoch RAW- und RAW+-Bildformate. Die richtige Kamera wählt man im Pro-Modus über das „Baum“-Icon oben im Fenster. Die Icons unten im Fenster mit numerischer Zoomangabe wie 1x beziehen sich immer auf die Zoomstufe der aktiven Kamera – man kann mit jeder bis zum Faktor 5 zoomen, aber nur mit JPEG. RAWs werden immer mit vollem Bildwinkel aufgenommen.
Diese Lösung ist etwas verwirrend, da im Foto-Modus eben diese untenstehenden Icons in erster Linie die Wahl der Kamera steuern: 0,6x steht für Ultraweitwinkel, 1x für Weitwinkel, und ab 2x wird das Modul mit Normalbrennweite aktiv, aber bei zu kleinem Motivabstand oder zu wenig Licht wechselt das Gerät automatisch zur Hauptkamera. Außer über Fokuspunkt und Belichtungskorrektur hat der Nutzer im Foto- Modus keine weitere Kontrolle.
Bildqualität JPEG
Weitwinkelkamera: 1,8/5,60 mm (26 mm KB), 50 MP-Sensor, JPEG mit 12 und 50 MP
Die Hauptkamera kann sowohl mit der reduzierten Auflösung von 12 MP als auch mit der maximalen von 50 MP fotografieren. Unsere Wertung basiert auf den Bildern mit der kleineren Auflösung, da diese in Summe vorn liegen. Bei viel Licht lohnt sich der Wechsel zur maximalen Auflösung: Sie steigt etwas, und die Signalverarbeitung arbeitet weniger aggressiv, sodass die Bilder angenehmer wirken.
An die Qualität der 64-MP-JPEGs von Samsungs S21/S21+ kommt Oppo aber auch mit der 50-MPAuflösung und bei viel Licht nicht heran. Gerade die 12-MP-Aufnahmen zeigen sich über die Helligkeitsstufen hinweg recht stabil. Hier zahlt sich das Pixel- Binning aus. Die harte Signalverarbeitung trägt dazu etwas bei, die Kanten werden nachgeschärft, die Kontraste angehoben. Mit steigender ISO-Zahl führt die stärkere Rauschunterdrückung zu mehr Artefakten, und manche Strukturen gehen dabei verloren.
Normalbrennweite: 2,4/6,30 mm (52 mm KB), 13 MP Sensor, JPEGs mit 12 MP
Das Find X3 Pro hat ein Extramodul mit Normalbrennweite und 13-MPSensor. Die Lösung zahlt sich aus, denn die Leistung der Normaloptik ist gut, aber nicht ohne Schwächen. Die „Normal“-JPEGs zeigen ein niedrigeres Detailniveau als die Weitwinkel-Aufnahmen. Bei viel Licht ist der Rückgang der Feinzeichnung gering, das sichtbare Rauschen etwas auffälliger.
Die im Vergleich zu den Weitwinkel-Aufnahmen aggressivere Signalverarbeitung stört mehr und mindert den Bildeindruck zusätzlich. Bei weniger Licht (200 Lux) kann das Gerät noch akzeptable Bilder liefern, baut aber im Vergleich zum Weitwinkel deutlich ab: Artefakte nehmen zu und verfremden feine Strukturen. Bei Nachtaufnahmen (5 Lux) kann die Normalbrennweite nicht mehr überzeugen, das Bild ist detailarm und wirkt zu künstlich.
Ultraweitwinkel: 2,2/3,50 mm (15 mm KB), 50 MP Sensor, JPEG mit 12 und 50 MP
Die Ultraweitwinkelkamera hat den gleichen Sensor wie die Hauptkamera: Sie schneidet sehr gut im Test ab und gehört neben den 40-MP- und 20-MP-Ultraweitwinkelmodulen von Huawei zu den Top-drei-Modulen mit kurzen Brennweiten. Unsere Wertung basiert auf 12-MP-JPEGs, die Bildern mit 50 MP in Summe überlegen sind.
Wer vor großen Bilddateien keine Angst hat, sollte bei viel Licht dennoch zur maximalen Auflösung von 50 MP wechseln, um noch feiner strukturierte Aufnahmen zu erhalten. Das Oppo (50 MP) kommt dabei nahe an die Abbildungsleistung des Huawei Mate 40 Pro (20 MP) heran und übertrifft das P40 Pro (10 MP). Zudem arbeitet die Signalverarbeitung bei Oppo etwas weniger aggressiv als bei Huawei.
Auch die 12-MP-JPEGs des Ultraweitwinkelmoduls sind bei viel Licht gut, wenn auch in Teilen detailärmer als die 50-MP-Aufnahmen. Bei nachlassendem Licht sind die 12-MP-JPEGs, wie so häufig, die bessere Wahl – die Leistungsverluste bleiben recht klein. Selbst bei Dunkelheit (5 Lux) bleibt das Ultraweitwinkelmodul noch im akzeptablen Bereich, was nicht so oft vorkommt.
HEIC gegen JPEG
Das Oppo Find X3 Pro ist eins der ersten Smartphones, die auch mit dem neuen HEIC-Format arbeiten. Es kann HEIC-Dateien mit 8- und 10-Bit- Farbtiefe speichern. Letztere werden im Moment noch von keiner Bildbearbeitungssoftware unterstützt und müssen im Gerät in JPEGs konvertiert werden. Im besten Fall bringen HEICs kaum bis keine Qualitätsvorteile (1 und 3: JPEG, 2 und 4: HEIC). Leider arbeitet die HEIC-Berechnung nicht zuverlässig, denn wir erhielten mehrfach kaputt gerechnete Fotos: Die Komprimierungsalgorithmen haben die Datenmenge stark reduziert, aber zugleich Details zerstört.

Bildqualität RAW
Der Wechsel zum RAW-Format zahlt sich durch eine verbesserte Bildqualität aus – das gilt für alle drei Kameras. Der Umweg über das DNG-Format und den RAW-Konverter verbessert deutlich die Zeichnung feiner Strukturen, die durch die interne JPEG-Verarbeitung verfremdet und zum Teil kaputt gerechnet werden.
Die Bildabstimmung wirkt dank milderer Kanten und Kontrastanhebung angenehmer. Allerdings erkauft man sich diese Vorteile durch erhöhtes Rauschen, das bereits bei niedrigen ISO-Stufen sichtbar wird, aber noch nicht stört. Mit steigender Empfindlichkeit nimmt das Rauschen noch zu und muss mithilfe der Software reduziert werden. Einen etwas zwiespältigen Eindruck hinterlässt das RAW+-Format. Damit nimmt die Kamera wie beim iPhone mehrere Serienbilder auf und rechnet sie anschließend zu einem Bild zusammen.
Das lohnt sich vor allem unter weniger guten Lichtverhältnissen, denn so lässt sich das Rauschen niedriger halten. Somit ist die Qualität insgesamt höher, das Rauschniveau sinkt tatsächlich. Doch zugleich nimmt auch die Feinzeichnung etwas ab. Offenbar ist dies eine Folge minimaler Differenzen zwischen den Einzelbildern.
Portraits mit RAW und JPEG
Portraits mit RAW und JPEG Bei Portraits glänzt die Normalkamera, sofern die Aufnahmedistanz konstant bleibt und das Licht gut ist. Dann holt sie Gesichter näher heran und fängt so mehr Details ein (6 und 8) als die Weitwinkelkamera (5 und 7). Doch ihre Optik ist lichtschwächer und der Sensor kleiner – mit nachlassendem Licht baut die Normalbrennweite schneller ab.
RAWs zeigen mit beiden Modulen (5: Weitwinkel, 6: Normalbrennweite) zwar ein wenig feines Rauschen, doch zugleich werden die feinen Strukturen besser abgebildet, die Kontraste und die Kanten nicht unnötig verstärkt. RAWs schießt die Weitwinkelkamera nur mit 12 MP.

Fazit
Das stärkste Argument für Oppo ist die Ultraweitwinkelkamera, sie zählt momentan zu den leistungsstärksten. Auch die Weitwinkeleinheit und die Kamera mit Normalbrennweite liefern eine gute Bildqualität: Ersteres durchgehend, Letztere jedoch nicht in der Dunkelheit. Mit dem Wechsel zu RAW lassen sich viele JPEG-Probleme lösen und die Bildqualität verbessern. Mit einem Tele wäre das Oppo Find X3 Pro ganz oben in den Charts gelandet.