Texturverlust
Moderne Kameras reduzieren bei höheren Empfindlichkeiten wirksam das Rauschen und lassen zugleich die Auflösung unangetas-tet. Trotzdem wirken die Bilder vieler Kompakter matschig und detailarm. Uwe Artmann erläutert die Hintergründe.

- Texturverlust
- Black-Box-Prinzip
- Kurtosis-Messung
- Dead-Leaves-Messung
Eine Kamera liefert gute Bilder, wenn das Rauschen gering und die Auflösung hoch ist. Diese stark vereinfachte Maxime lässt vieles außer Acht und traf doch lange Zeit den Kern der Sache. Über Jahre hinweg waren deswegen Auflösung und Rauschen die beiden wichtigsten Kriterien bei der objektiven ...
Eine Kamera liefert gute Bilder, wenn das Rauschen gering und die Auflösung hoch ist. Diese stark vereinfachte Maxime lässt vieles außer Acht und traf doch lange Zeit den Kern der Sache. Über Jahre hinweg waren deswegen Auflösung und Rauschen die beiden wichtigsten Kriterien bei der objektiven Messung von Bildqualität in unserem Labor.
Heute gilt dieser Zusammenhang so nicht mehr. Denn die modernen Kameras mit ihren sehr potenten Signalprozessoren können zwar das Rauschen nachträglich deutlich reduzieren, doch haben diese Algorithmen höchst unerwünschte Nebenwirkungen. So verschwinden mit dem Rauschen häufig auch feine Details, und es bleiben matschig sowie grießelig wirkende Bilder zurück. Das Problem betrifft Kompaktkameras wegen der kleineren Sensoren viel stärker als SLRs und wird meist erst bei höheren Empfindlichkeiten sichtbar: Kleine Sensoren und wenig Licht (hohe Empfindlichkeit) bedeuten, dass auf das einzelne Pixel zu wenig Photonen treffen und die Kamera aus diesem "Fast-Nichts" das Bild zaubern muss.

Die üblichen Testmethoden können diese unerwünschten Nebenwirkungen der Rauschreduktion auf das Bild nur bedingt in Messungen nachweisen. So kann es passieren, dass bei einer Kamera ein geringes Rauschen gemessen wird, die Auflösungsmessung ebenfalls ein vernünftiges Ergebnis liefert und doch die subjektive Bildqualität nicht stimmig ist. Das Problem: Einerseits gehen feine, niedrigkontrastige Strukturen verloren, und das Bild wirkt wie mit einem Aquarell-Effektfilter belegt. Andererseits bleiben hochkontrastige Strukturen erhalten und damit auch die Auflösung.

Dieser, oft als Texturverlust bezeichnete Effekt ist je nach Kamera und Kameraeinstellung unterschiedlich stark ausgeprägt und wird zum dritten zentralen Parameter, wenn es um eine messtechnische Bestimmung von Bildqualität geht - neben Rauschen und Auflösung. Eine 100-prozentige Erfassung der Texturverluste ist unmöglich, da der Effekt stark nichtlinear ist. Das heißt: kleine Änderungen in den Aufnahmebedingungen können zu deutlichen Änderungen im Bildergebnis führen. ColorFoto erfasst seit 2008 Texturverluste mit einem speziellen Testchart (Kurtosismessung), eine Ausweitung der Bildanalyse auf weitere Strukturen und Strukturverluste ist für dieses Jahr geplant.