Kameras für Videokonferenzen im Test
Videokonferenz-Systeme verwandeln jedes Büro in einen Besprechungsraum. Dafür muss man keine Unsummen ausgeben, wie unsere vier Testkandidaten beweisen.

- Kameras für Videokonferenzen im Test
- Videokonferenz-Kameras im Test: Wertung und Expertenmeinung
Die vier Videokonferenz-Systeme in unserem Test kosten von 700 bis 1.100 Euro und bringen zwischen 700 Gramm und neun (!) Kilogramm auf die Waage. Trotz mitunter starker äußerlicher Unterschiede liegt das Testquartett beim Einsatzgebiet auf einer gemeinsamen Linie. Die Systeme sind jeweils für kl...
Die vier Videokonferenz-Systeme in unserem Test kosten von 700 bis 1.100 Euro und bringen zwischen 700 Gramm und neun (!) Kilogramm auf die Waage. Trotz mitunter starker äußerlicher Unterschiede liegt das Testquartett beim Einsatzgebiet auf einer gemeinsamen Linie. Die Systeme sind jeweils für kleinere Teams maßgeschneidert.

Avaya CU360: Ultrakompaktes Android-10-System
Die für kleine Besprechungsräume ausgelegte Avaya CU360 ist mit ihren Abmessungen von 31 x 6,5 x 5,5 Zentimetern das kleinste Gerät im Test und lässt sich damit auch am bequemsten von einem Meetingraum zum nächsten bugsieren. Passend dazu gibt es eine Verschlusskappe für die Linse, um Beschädigungen beim Transport zu vermeiden.
Ein weiterer Unterschied zur Konkurrenz: Die CU360 meldet sich nicht als USB-Kamera unter Windows an. Stattdessen wird sie über ein HDMI-Kabel mit dem Konferenzraum-Anzeigegerät verbunden und startet mit Android 10 ihr eigenes Betriebssystem. Den Kontakt zum Firmen-Netzwerk stellt sie dann über eine Ethernet-Strippe oder WLAN-Verbindung her. Eingerichtet wird die CU360 direkt am Display über die mitgelieferte Fernbedienung. Die besitzt einen Lagesensor, sodass man den Mauszeiger intuitiv durch Bewegen des Handgelenks an die richtige Stelle manövrieren kann. Auf der Rückseite findet sich ein Mini-Keyboard, das beim Eingeben von Passwörtern und Suchbegriffen hilft.
Alternativ kann man eine Maus und Tastatur per USB oder Bluetooth am Videokonferenz-System anschließen. Die CU360 lässt sich mit den Avaya-eigenen UC-Plattformen Spaces und Cloud Office verwenden, unterstützt aber auch beliebige andere cloudbasierte Collaboration-Clients. Installiert werden sie über den Google Play Store, was einen Google-Account voraussetzt. Videochats und IP-basierte Anrufe (SIP/H323) kann man über den Startbildschirm der CU360 anstoßen, der dazu auch Kontakte und Kalendereinträge anzeigen kann, etwa aus Microsoft Exchange.
Gesprächsteilnehmer erfasst die CU360 mit ihrem 102-Grad-Weitwinkelobjektiv, überträgt Live-Video in maximal 1920 x 1080 Pixel bei 30 Bildern pro Sekunde (FPS). Praktisches Zusatzfeature: Meetings kann die CU360 in 720p und 25 FPS auf einen USB- oder Netzwerk-Datenträger aufzeichnen.
Crestron UC-SB1-CAM: Konferenz-Riese mit starkem Klang

Zwischen der 700 Gramm leichten Avaya CU360 und der UC-SB1-CAM könnten die physischen Unterschiede kaum größer sein. Mit einem Gewicht von neun Kilogramm und einer Breite von 1,1 Metern geht das Videokonferenzsystem von Crestron definitiv nicht als leichtes Handgepäck durch, hat mit mobiler Nutzung allerdings auch nichts am Hut. Wie ihre Rivalen ist auch die UC-SB1-CAM eine All-in-one-Kommunikationslösung bestehend aus Kamera, Mikrofon und Lautsprecher, im Gegensatz zu Avaya, Logitech und Trust aber grundsätzlich zur festen Installation vorgesehen.
Durch ihr Weitwinkelobjektiv, das in der Horizontalen ein Sichtfeld von 120 Grad abdeckt, ist sie unter den Testgeräten am flexibelsten, was die Raumgröße angeht. Das Geschehen erfasst sie in mittelgroßen Räumen genauso gut wie in Huddle Rooms. Die immense Breite der schlanken Cres- tron UC-SB1-CAM dient keinem Showzweck, sondern schafft Platz für die leistungsstarken Stereo-Lautsprecher, die ihr zu einer sehr guten Klangqualität verhelfen. Keine Verständigungsprobleme gibt es auch auf der Gegenseite, denn so wie die Konkurrenz erfasst auch die UC-SB1-CAM über ihr Mikrofon-Array den aktiven Sprecher und minimiert dabei störende Hintergrundgeräusche.
Auf Video-Seite geschieht ähnliches, denn die Kamera fokussiert sich automatisch auf anwesende Meeting-Teilnehmer und setzt sie mit einem bis zu vierfachen Digitalzoom optimal in Szene, wobei es durch den 12-MP-Kamerasensor zu keinen sichtbaren Qualitätsverlusten kommt. Live-Video überträgt die UC-SB1-CAM in maximal 1080p bei 30 Bildern pro Sekunde.
Logitech MeetUp: Teams-zertifizierter Preis/Leistungs-Sieger

Von Logitech kommt mit der rund 700 Euro teuren MeetUp das günstigste Videokonferenzsystem im Test. Durch ihr schwenk- und neigbares 113°-Weitwinkelobjektiv mit 5-fach-Zoom eignet sich MeetUp für kleine Räume am besten, sagt der Hersteller. Das sollte man auch so beherzigen, denn die drei Beamforming-Mikrofone von MeetUp übertragen Sprache zwar in einwandfreier Qualität, besitzen mit vier Metern jedoch nur eine relativ geringe Reichweite.
Für Huddle Rooms ist das aber wiederum völlig ausreichend. Braucht es mehr Audio-Reichweite, kann man sie mit dem optionalen Zusatzmikrofon auf fünf Meter erhöhen. Die Skype for Business-, Teams-, Zoom- und Fuze-zertifizierte Logitech MeetUp lässt sich durch ihr Weitwinkelobjektiv nahe am oder zur Not auch auf dem Konferenztisch platzieren und schafft es selbst dann noch, alle anwesenden Meeting-Teilnehmer scharf fokussiert ins 1080p-Bild zu holen.

Logitech MeetUp unterstützt zwar wie Trust Iris auch 4K-Video, allerdings nur dann, wenn man ein USB-3.0-Kabel verwendet, das leider nicht zum Lieferumfang gehört. Neben dem USB-Port und dem proprietären Mikrofonanschluss gibt es mit Bluetooth eine dritte Schnittstelle. Nutzen kann man sie zum Beispiel, um MeetUp über die Logi Remote App statt über die Fernbedienung zu steuern.
Trust Iris: 4K-Video & Hochkontrast-Modus für optimale Bildqualität

Mit der Iris bietet der niederländische Hersteller Trust ein Videokonferenzsystem mit 4K-Auflösung und 113-Grad-Weitwinkelobjektiv an. So weit, so gewöhnlich; doch trotzdem unterscheidet sich Iris vor allem durch ihren Kamerasensor von der Konkurrenz. Der kann im Unterschied zu den Mitbewerbern das Geschehen im Konferenzraum nämlich auch in voller 4K-Auflösung statt nur maximal in 1080p-Qualität live übertragen. Gleichzeitig sind auch bis zu 60 Bilder pro Sekunde drin, wodurch Meeting-Teilnehmer nicht nur sehr detailliert, sondern auch sehr flüssig in Szene gesetzt werden.
Avaya CU360 und Logitech MeetUp schaffen bei der Videoübertragung ebenfalls bis zu 60 Bilder pro Sekunde, aber nur in maximal 720p. Ungünstige Lichtverhältnisse bringen Trust Iris nicht aus dem Konzept. Mit der Fernbedienung kann man in einen HDR-Modus wechseln, der mit einem größeren Dynamikbereich arbeitet als der Standardmodus und so dafür sorgt, dass anwesende Personen auch bei Gegenlicht noch sehr gut erkennbar bleiben.

Eine weitere Besonderheit der Kamera: Drückt man auf der Fernbedienung die Mehrere-Sprecher-Taste, richtet sich die Kamera automatisch so aus, dass auch genau diese Personen im Bild zu sehen sind. Mit der Sprecher-Taste zoomt sie dagegen näher heran und folgt automatisch demjenigen Meeting-Teilnehmer, der gerade das Wort hat. Bluetooth-fähige Endgeräte lassen sich mit Trust Iris koppeln, wodurch sich das Videokonferenzsystem dann als Freisprechanlage nutzen lässt. Das klappt auch bei Logitech MeetUp.
Fazit
Auf dem Papier bedienen die getesteten Videokonferenz-Systeme alle ein sehr ähnliches Einsatzgebiet, besitzen aber jeweils individuelle Talente, mit denen sie sich für ein bestimmtes Nutzungsszenario am besten eignen. Bei Avaya ist das die hohe Mobilität und der vom PC unabhängige Betrieb, bei Crestron der starke Sound sowie die große Kamera-Reichweite.
Logitech MeetUp punktet neben vielen Talenten auch mit einer Teams-Zertifizierung und ist gleichzeitig das günstigste Videokonferenzsystem, was ihr unsere Preis-Leistungs-Empfehlung einbringt. Mit 750 Euro kostet der Testsieger Trust Iris etwas mehr, hat dafür bei der Bildübertragung die Nase vorn. Nur Iris überträgt Konferenzen in 4K-Auflösung bei gleichzeitig bis zu 60 Bildern pro Sekunde. Das i-Tüpfelchen ist die Bildoptimierung durch den Hochkontrast-Modus.