
Vor wenigen Monaten haben wir LGs OLED 65 G6V zur TV-Referenz erklärt. Jetzt kommt für satte 1000 Euro weniger der E6 auf den Markt, der ebenso hochtrabende Ambitionen besitzt. Er zeigt eine auch auf den zweiten Blick identische Ausstattung und unterscheidet sich auch in der Bildleistung erst einmal nicht vom teureren Bruder. Die Unterschiede liegen allein in Äußerlichkeiten. Das Gehäuse des G6 besaß einen Klappmechanismus, der das Panel relativ zur Basis umlegen konnte, je nachdem, ob Tischaufstellung oder Wandmontage gewünscht ist. Beim E6 ist alles klassisch, die Elektronik flach hinter das Display verbaut. Für eine stabile Aufstellung wird ein dünnes Stellblech unterlegt. Der Aufbau des durch seine Glasscheiben sehr filigranen Gerätes gelingt beim E6 jedenfalls weitaus weniger nervenaufreibend. Auch farblich sollte er für viele ansprechender sein, kommt er doch im kühlem Silbergrau/Dunkelblau daher. Die Kombination aus Goldtönen mit Tiefbordeaux war beim G6 sehr besonders.
Moderne Zeiten
LG investiert sehr stark in organische Licht emittierende Dioden als Panelbasis. Man erwarb Patente in Millionenhöhe und baut Fabriken für Milliarden. Und der Vorteil im Schwarzwert dieser kleinen selbstleuchtenden Pixel gegenüber den LCD-Lichtventilen ist im TV-Bild stets präsent. Im dunklen Raum gewinnt der Kontrasteindruck massiv, doch auch bei moderater Beleuchtung macht das Bild dank gutem Kontrastfilter einiges her. Satte Farben aus allen Blickwinkeln sind die Stärke des Panels, wobei Perfektion hier nicht ganz erreicht wird. Das RGBW-Display setzt auf weiße OLEDs, die mit Farbfiltern versehen werden. Helle Grautöne können sich bei extremen Blickwinkeln minimal einfärben, sind aber immer noch erheblich besser als bei LCDs.
LG liefert Technik auf dem Stand von morgen. Die Lizenzierung nach "UHD Premium" steht für HDR-Wiedergabe (High Dynamic Range) und erweiterten Farbraum, zusätzlich sind bereits DolbyVision und gerüchteweise HLG als HDR-Verfahren der zweiten Generation an Bord.

Der doppelte Vierwegetuner lässt Aufnahmen auf eine Festplatte zu, während man ein anderes Programm anschaut, ist dabei aber nicht ganz so vielseitig wie die Technik von Panasonic. Auch was USB-Wiedergabe, Netzwerkstreaming, Bildschirmspiegelung, Smart-TV-Apps und Smartphone -Steuerung betrifft, ist LG ganz vorn mit dabei. Dabei ist durch das intelligente Betriebssystem WebOS 3 eine externe Steuerung kein wirklicher Vorteil. Die bewegungssensitive (Pointer-) Fernbedienung mit Mikrofon zur Sprachsuche und vielen Direkttasten ist ein wahrer Alleskönner. Da ist es erstaunlich, dass der kleine Zweitzapper fast so gut durch den TV-Alltag navigiert. Die schnelle Reaktionszeit der Menüs hilft eben auch der Cursorsteuerung auf die Sprünge.
Schein und Sein
Wer in einer heimkinogerechten Umgebung erstmals den Kontrasteindruck von OLED bei echten HDR-Inhalten mit breitem Farbspektrum genießen konnte, wird die Finger nicht mehr von dieser Paneltechnik lassen. LG ist sehr ambitioniert, was die studiogerechte Bildqualität betrifft, und hat sogar isf-Modi integriert. Die HDTV-Werkseinstellung ist mit ein paar Klicks auf Referenzniveau, HDR zeigt ein sauberes Mapping der gigantischen Farb- und Brillanzspektren auf die Eigenschaften des Panels, was aus einer stets natürlichen Farbigkeit resultiert - auch von dunklen Inhalten - auch aus seitlichem Blickwinkel.

Einen großen Schritt weiter ist LG seit dem Vorjahr bei der Aufbereitung von SD- und HD-Inhalten gekommen. Skalieren, Beschleunigen und gegebenenfalls Bereinigen von minderwertigen Quellen gelingt meisterhaft. Perfekt wird es dann, wenn man weiß, was Dutzende Bildverbesserungen bewirken und wie man sie gezielt einsetzt, um Artefakte zu vermeiden. Nicht vergessen sollte man, dass dieser TV noch 3D unterstützt, und dies in sehr hochwertiger Form. Andere Hersteller haben der Technik ja bereits eine Absage erteilt.
Klanglich tun sich die von harman/kardon mit entwickelten Lautsprecher durch ihre Direktheit der Höhen hervor. Im Bassbereich kommt wenig rüber. Eine mehr als nette Idee ist es, das Fernbedienungsmikrofon für eine Raumeinmessung zu verwenden.
Fazit
Hier trifft eine absolut umwerfende Bildqualität auf ein außergewöhnliches und ansprechendes Design. Es besticht durch die Dünne des Panels genauso wie die ungewöhnliche Rippenoptik. Dabei passt der kühl technische Look perfekt zur zukunftsweisenden OLED-Technik.