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Blind Date

AV-Receiver/Surround-Sets im Test

Es kommt bei der Verbindung zwischen Receiver und Boxen-Set nicht nur darauf an, wer der Beste ist. Es geht auch um Vorlieben. Das ergab unser Partnertest für langes ungetrübtes AV-Vergnügen.

Autoren: Stefan Schickedanz und Michael Jansen • 15.1.2011 • ca. 3:30 Min

Es ist eine Kunst, im riesigen, jährlich wechselnden Angebot den richtigen Receiver zu finden. Receiver und Lautsprecher-Sets zusammenzubringen, die wirklich zusammenpassen, ist eine zusätzliche Komplikation. Das ist etwa so schwer, wie eine Nadel im Heuhaufen oder in einer Großstadt den richtige...

Es ist eine Kunst, im riesigen, jährlich wechselnden Angebot den richtigen Receiver zu finden. Receiver und Lautsprecher-Sets zusammenzubringen, die wirklich zusammenpassen, ist eine zusätzliche Komplikation. Das ist etwa so schwer, wie eine Nadel im Heuhaufen oder in einer Großstadt den richtigen Partner zu finden.

Damit Sie sich nicht auf ein Blind Date mit bösen Überraschungen einstellen müssen, haben wir erstmalig drei 5.1-Boxen-Sets aus verschiedenen Preisklassen und drei Receiver der Marken Denon, Onkyo und Yamaha von 350 bis 450 Euro auch im Hinblick auf perfekte Partnerschaft getestet.

Die drei Boxen-Sets von Heco, Nubert und Teufel liegen preislich ein ganzes Stück auseinander: Von 300 bis 1.000 Euro reicht die Spanne. Man muss bedenken, dass Teufel und Nubert ihre Waren im Gegensatz zu Heco direkt vertreiben - ohne die übliche Händlermarge. So ließen sich die Boxen nicht direkt vergleichen im Sinne eines zu kürenden Testsiegers, sondern eher im Hinblick auf ihre charakteristischen und preisbezogenen Leistungen.

In der Klemme

Trotz ihres Kabel-Handicaps - die üblichen Hörtest-Kabel passten nicht in die kleinen Klemmen der Berliner - spielten die Kraftzwerge lebendig und frisch. So frisch, dass sich die Wandmontage empfiehlt, um den Grundton etwas hervorzuheben gegenüber den dominanten Höhen.

Schließlich fehlte im Stereo-Durchgang David Roth bei dem Song "Vincent" von der CD "Pearl Diver" etwas Brustton, während die Gitarren wie im Spotlight mit einer Brise Extraglanz erstrahlten. Völlig auf dem Punkt war dagegen der Bass, der bemerkenswert tief hinabreichte.

Im Heimkino-Einsatz machten sich sogar die Eigenheiten im Obertonbereich so gut, dass sie gemeinsam mit dem tiefen Bass-Fundament zum emotionalen Miterleben des Filmgeschehens beitrugen: Während der Schießereien in der Batman-Verfilmung "The Dark Knight" war man beinahe versucht, den Kopf einzuziehen. So heftig schienen einem die Kugeln um die Ohren zu fliegen, während man die Detonationen fühlen konnte.

Auch das Heco-Victa-Starter-Kit machte gehörig Druck und brachte das Heimkino zum Brodeln. Die deutschen Boxen hielten Batman bis zu beängstigend hohen Pegeln die Treue und ermöglichten damit für 700 Euro im Hinblick auf Dynamik und Schalldruck in den eigenen vier Wänden ganz großes Kino.

Allerdings spielte der Center nur auf Achse relativ neutral, und selbst im Stereo-Betrieb, wenn der mittlere Kanal schwieg, störte der überbetonte Hochtonbereich - vor allem deshalb, weil die Mitten etwas mehr Auflösung hätten vertragen können.

Auch der Fokus überzeugte nicht vollständig: Die Wiedergabe über die Frontlautsprecher wirkte relativ diffus - ein Umstand, der wiederum in Verbindung mit den restlichen Lautsprechern im Surround-Betrieb durchaus zum Räumlichkeitseindruck beitrug.

Ideal für Surround-Klang sind fünf identische Satelliten, und so konnte sich das teuerste Set von Nubert bestens in Szene setzen. Es lieferte nicht nur packende Dynamik und für diese Gewichtsklasse sehr ordentliche Pegel, sondern auch eine Homogenität, die den Aufpreis durchaus aufwiegt.

Stimmen wie die von David Roth klangen in Stereo glaubhaft und nuanciert. Die hohe Neutralität zahlte sich auch bei der Verständlichkeit von Filmdialogen im Surround-Durchgang aus.

Für Heimkino-Missionen empfiehlt es sich, die untere Grenzfrequenz des Subwoofers etwas heraufzusetzen, um die Tief-Mitteltöner der Satelliten zu entlasten. Das Nubert-Set ist preislich sicher nicht jedermanns Sache, klanglich spricht dagegen sehr viel für einen Anruf im Nubert-Store.

Vergleichbares Niveau

Die Receiver lagen nicht nur preislich nah beieinander, sie schenkten sich auch klanglich nicht viel. Der Onkyo ließ in Stereo eindrucksvoll die Muskeln spielen. Er wirkte extrem spritzig und klar mit brillanten Obertönen und hoher Auflösung. Die Stimme von Jared Leto im Song "Hurricane" vom sensationellen neuen Album "This is War" der Band 30 Seconds to Mars ging ebenso unter die Haut wie die einfühlsamen, aber gleichwohl spritzigen Synthesizer-Klänge.

Der Bass wirkte explosiv und extrem trocken. Bei akustischer Musik wie vom Album "My Flame Burns Blue" von Elvis Costello und dem Metropole Orkest konnte die Frische allerdings schon mal wie eine kühle Brise herüberkommen.

Hier wirkte der tendenziell ebenfalls schlanke, transparente Yamaha RX-V467 eine Spur luftiger und eleganter. Der Receiver bot ebenfalls einen trockenen, kurzen Bass. Das verlieh der Wiedergabe Drive. Eminem und Rihanna verlangten dem Japaner mit ihrem Welthit "Love the Way you Lie" eine Menge ab.

Insbesondere die Wortsalven des kantigen Rappers kamen präzise und nachdrücklich wie bei einem Maschinengewehr aus den Lautsprechern. Mit Elvis Costello konnte der RX-V467 seine Klangfarbentreue unter Beweis stellen und eine überzeugende Performance mit dem riesigen Boxen-Set B&W 801 Din den Hörraum stellen.

Noch eine Spur mehr Klangfarbenreichtum und ein substanzielleres Bass-Fundament verhalfen dem Denon zu einem knappen Vorsprung im Stereo-Durchgang. So wirkte die Stimme von Tom Waits im Song "Burma Shave" von seinem Album "Asylum Years" noch etwas wärmer und authentischer, während der Bass in "Empire State of Mind" von Alicia Keys und Jay-Z noch mehr Kick und Volumen besaß.