Ricoh GXR A12 28 mm, A12, S10, P10
- Ohne Spiegel - 16 Systemkameras im Vergleich
- Olympus Pen E-P1, E-P2, E-PL1
- Ricoh GXR A12 28 mm, A12, S10, P10
- Samsung NX100, NX5, NX10
- Panasonic G10, G2, GF1, GH2
- Sony NEX-3, NEX-5
- Fazit
Ricoh geht beim GXR-System einen ungewöhnlichen Weg, da man hier nicht nur das Objektiv, sondern gleich das gesamte Aufnahmemodul inklusive Optik, Aufnahmesensor und Bildprozessor wechselt. ...
Ricoh geht beim GXR-System einen ungewöhnlichen Weg, da man hier nicht nur das Objektiv, sondern gleich das gesamte Aufnahmemodul inklusive Optik, Aufnahmesensor und Bildprozessor wechselt.
Das Kameragehäuse stellt lediglich die Basis, etwa das 3-Zoll-Display, den etwas schwachen integrierten Blitz (Leitzahl 4), den Zubehörschuh, den ausgeformten, gummierten, rutschfesten Griff und die vielen Bedienelemente. Durch den modularen Aufbau können die Entwickler einerseits die Kamerakomponenten, die für das Bildergebnis wesentlich sind, optimal aufeinander abstimmen. Andererseits kommen dadurch alle passenden Aufnahmemodule ausschließlich von Ricoh, weshalb sie sich bisher noch an einer Hand abzählen lassen.
Zudem treibt dieses ungewöhnlich Konzept den Preis in die Höhe: Derzeit ermöglicht das Set mit Body und 10-fach-Telezoom P10 (3,5-5,6/4,9-52,5 mm; 28-300 mm KB-äquivalent) für 550 Euro den günstigsten Einstieg ins GXR-System. Das Bundle mit 3-fach-Standardzoom S10 (2,5/4,4/5,1-15,3 mm; 24-72 mm KB-äquivalent) kostet rund 50 Euro mehr. Das scheint auf den ersten Blick durchaus okay. Allerdings verbaut Ricoh in beiden Zooms nur 7,6 x 5,6 mm winzige Kompaktkamerasensoren - keine guten

Voraussetzungen für eine in diesem Test konkurrenzfähige Bildqualität.
Besser stehen die Chancen für die beiden Festbrennweiten A12 (2,5/33,3 mm, 50 mm KB-äquivalent) und A12 28 mm (2,5/18,3 mm, 27,5 mm KB-äquivalent). Sie arbeiten wie die Samsung-NX- und Sony-NEX-Modelle mit 23,6 x 15,7 mm großem CMOS im APS-C-Format und 1,5-fachem Vergrößerungsfaktor. Die GXR A12 ist mit 930 Euro derzeit allerdings eine der teuersten Systemkameras am Markt; und die GXR A12 28 mm kostet mit 900 Euro soviel wie die Olympus Pen E-P2, die zusätzlich einen elektronischen Aufstecksucher vorweisen kann. Der geht beim GXR-System noch einmal extra: Ricohs elektronischer Sucher VF-2 kostet rund 250 Euro und bietet eine hohe Auflösung von 306 667 RGB-Pixeln, 100 % Gesichtsfeld und 0,48 effektive Vergrößerung. Im Vergleich zum entsprechenden, gleichnamigen Gegenstück von Olympus liefert er jedoch das kontrastschwächere und weniger farbintensive Bild. Günstiger wird die Rechnung, wenn man bereits ein Kameramodul hat und nur Objektivmodule nachkauft, beide

Festbrennweiten kosten um 670 Euro.
Ausstattung GehäuseDas im Body integrierte 3-Zoll-Display löst mit 306667 RGB-Pixeln im Vergleich zur Konkurrenz sehr hoch auf und überzeugt mit einem klaren, scharfen Bild, das sich aus größerem Blickwinkel noch recht gut erkennen lässt. Im schwachen Umgebungslicht rauscht die Vorschau nur moderat, und Bewegungen werden flüssig dargestellt. Das Gehäuse besteht aus einer Magnesium-Legierung und hat eine fein strukturierte Oberfläche, die vor Korrosion schützen soll. Insgesamt fühlt sich die GXR edel und robust an. Zudem gibt es einige spezielle Features, so etwa die elektronische Wasserwaage als Ausrichthilfe, die Multi-Pattern-Weißabgleichautomatik für Mischlicht-Situationen und die Option, Belichtungsreihen mit unterschiedlichen Weißabgleichs- bzw. Farbeinstellungen zu erstellen.
Ausstattung Module

Das Aufnahmemodul wird über einen etwa 4 cm breiten Anschluss mit filigranen Kontakten am Gehäuse angebracht. Da der Sensor während des Wechsels im Modul geschützt bleibt, also nicht wie bei SLRs bloß liegt, verzichtet Ricoh auf ein integriertes Reinigungssystem. Die GXR gehört zu den kleinsten Systemkameras und zugleich zu den leichtesten - trotz des in der Testtabelle vergleichsweise hohen Gewichts von 359 (S10) bis 460 g (A12). Während wir nämlich bei Geräten mit echter Wechseloptik den Body inklusive Akku und Speicherkarte, aber ohne Objektiv wiegen, geben wir hier das Gewicht von Gehäuse (197 g) plus Aufnahmemodul an, da in dem ein Großteil der Kameratechnik steckt. Bemerkenswert sind die kompakten Maße der verbauten Zoom-Optiken mit 5,3 (S10) bzw. 5,8 cm Durchmesser (P10).
Allerdings steckt in den beiden Zoommodulen eben kein SLR-Sensor, sondern, wie oben bereits erwähnt, ein deutlich kleinerer 1/2,3-Zoll-Kompaktkamerasensor, der die platzsparende Konstruktion der Zooms überhaupt erst ermöglicht. Beim 10,7-fach-Zoom P10 setzt Ricoh auf einen rückseitig belichteten CMOS, beim 3-fach-Standardzoom GXR S10 auf einen klassischen CCD-Chip. P10 und S10 haben einen mechanischen Bildstabilisator integriert, der den beiden Festbrennweiten mit 12-Megapixel-CMOS im APS-C-Format fehlt. Was die Videofunktion betrifft, entsprechen A12 (28mm) und P10 dem heutigen Standard in dieser Kameraklasse, unterstützen Aufnahmen mit 1280 x 720 Pixeln bei 24 B/s ohne kontinuierlichen Autofokus. Nur die GXR S10 gibt sich noch mit 640 x 480 Pixeln zufrieden.
(Auto)Fokus und Tempo

Allen GXR-Modulen gemein ist die lange Einschaltverzögerung (1,9 bis 3,5 s) und der äußerst treffsichere, aber langsame Kontrast-Autofokus mit 9 Feldern: Die GXR A12 braucht je nach Lichtsituation 1,04 bis 1,36 s zum Fokussieren und Auslösen, das 3-fach-Zoom 1,09 bis 0,76 s und das 10-fach-Zoom 1,36 bis 1,04 s. Nur das neueste Modul A12 28 mm arbeitet mit 0,84 bis 0,66 s schneller. Für Schnappschüsse empfiehlt sich die Fixfokus-Funktion, welche die Schärfe direkt auf eine zuvor gewählte Entfernung setzt. Im Serienbildmodus schafft die P10 mit 3,9 B/s den höchsten Durchsatz nach Sonys NEX und Panasonics GH2. Die beiden A12-Module schaffen ordentliche 3,0/3,1 B/s, das Schlusslicht S10 fällt mit nur 1,7 B/s deutlich zurück.
Zum manuellen Fokussieren haben die beiden Festbrennweiten einen komfortablen Objektivring. Allerdings handelt es sich dabei nicht um eine mechanische Umsetzung, der Drehring gibt vielmehr einen Impuls an einen Stellmotor weiter. Dank der vielen Fokussierstufen ist dennoch eine ausreichend präzise Einstellung möglich. Die Zooms kommen leider ohne den praktischen Fokussierring. Zum Scharfstellen muss der Fotograf die Makrotaste und das Drehrad an der Stirnseite gleichzeitig betätigen.

Noch unpraktikabler wird das, wenn zusätzlich zur eher groben Entfernungsanzeige während des Fokussierens die Lupe per "OK"-Taste eingeblendet werden soll. Da der rechte Daumen bereits auf der Makro-Taste ruht, muss die Linke über den Monitor hinweg greifen. Allerdings gibt es dann noch ein weiteres Problem: Die Lupe lässt sich nur noch durch Ausschalten der Kamera ausblenden - schade, zumal sie wegen der schlechten Anzeigequalität kaum nutzt und die bessere Standardvorschau in den entscheidenden Bereichen überdeckt. Besser, man legt die Lupe auf eine definierbare Funktionstaste, über die lässt sie sich nämlich sowohl zu- als auch abschalten.
HandhabungDas GXR-Gehäuse hat nicht nur diverse Schnellzugriffselemente, viele von ihnen kann der Fotograf auch selbst mit Funktionen belegen, so z.B. die Vier-Richtungs-Wippe mit zwei definierbaren Tasten (rechts, links) sowie einer Plus- und einer Minustaste (oben, unten), die wahlweise zum Einstellen der Blitzstärke oder Belichtungskorrektur dient. Auch die Funktionalität des Wahlrads direkt vor dem Auslöser und des Druck- und Drehrads in unmittelbarer Nähe des rechten Daumens lässt sich beeinflussen.
Letzteres erweist sich nicht nur zum Ändern des AF-Modus und der Belichtungsmessmethode als nützlich, sondern auch zum Positionieren des AF-Messfelds. Per Direct-Taste öffnet man das Schnellzugriffmenü, das wichtige Parameter wie ISO, Weißabgleich, Seitenverhältnis, Belichtungsreihen und Serienmodus enthält. Alles in allem ein durchdachtes, gelungenes Bedienkonzept!
Bildqualität Innerhalb des GXR-Systems schneidet die Variante mit 50 mm KB-Brennweite am besten ab, was sie primär der sehr hohen Dynamik (10,0/8,5 Blenden bei ISO 100/1600) und dem schwachen Bildrauschen bis ISO 400 verdankt (0,7/0,9 VN). Ab ISO 800 verstärkt sich der Visual Noise auf 1,3/2,0 VN, die Kurtosis von 1,1 (ISO 100) moderat auf 1,3 (bis ISO 1600).
Die Auflösung liegt zwischen 1058 und 1200 LP/BH. Die neue 28-mm-Festbrennweite löst zwar etwas höher auf, andererseits fällt der Texturverlust erheblich stärker aus (2,3/3,1 Kurtosis bei ISO 100/1600). Beim Rauschen kann das 28er mit einem VN-Wert von 1,6 bei ISO 1600 einen leichten Vorteil gegenüber dem 50er verbuchen und kommt beim Objektkontrast auf ebenfalls gute Werte bis 9,7 Blenden (ISO 200-1600). Insgesamt sind das zwar ordentliche Werte, doch holt Sony aus den gleichen Sensoren ein noch besseres Bildsignal.
Die beiden GXR-Zooms sind mit ihren winzigen Kompaktkamerasensoren klar im Nachteil gegenüber SLR-Sensoren, was sich erwartungsgemäß in den Messwerten deutlich niederschlägt. Beim 10-fach-Zoom liegen die Kurtosis-Werte zwischen 5,5 (ISO 100) und 15,4 (ISO 1600), das Bild erscheint detailarm, flächig. Etwas besser, wenngleich in diesem Testfeld ebenfalls nicht konkurrenzfähig: das 3-fach-Zoom (2,5 bis 4,4 Kurtosis; 1,2 bis 3,7 VN). Lediglich bei der Auflösung können die beiden 10-Megapixel-Module mit Maximalwerten von 1193 (S10) und 1134 LP/BH (P10) mithalten.
Hier finden Sie die ColorFoto-Test der GXR-Kameras: