SLR-Kamera
Nikon D5600 im Test
Die Nikon D5600 ist auf den ersten Blick kaum von der D5500 zu unterscheiden, sie ist kompakt und trotz Kunststoffgehäuses solide verarbeitet. Der Test.

Die D5600 ist keine neue Kamera, sondern eine optimierte D5500, der Nikon eine SnapBridge-Funktion mit eingebetteter Bluetooth-Schnittstelle spendiert. Die D5600 spricht eine begehrte Zielgruppe an: alle, „die Fotos bisher mit dem Smartphone aufgenommen haben und jetzt ihren fotografischen Spielraum erweitern“ wollen.
Dazu passen die verbesserten kabellosen Kommunikationsfähigkeiten ebenso wie der von der D5500 übernommene schwenkbare Touchscreen, das für eine SLR geradezu zierliche, 462 g leichte Gehäuse und der Preis: 700-750 Euro ohne, 820 Euro mit Standard-Objektiv AF-P DX 18-55 VR.
Platzsparendes Kunststoffgehäuse
Wie in dieser Preisklasse üblich, fertigt Nikon die Einsteigergehäuse vornehmlich aus Kunststoff und spart den Spritzwasserschutz ein. Trotzdem wirkt besonders die D5600 recht solide verarbeitet. Ihre großflächig aufgebrachte Gummibeschichtung hat eine grob strukturierte Oberfläche und bietet zusammen mit dem ergonomisch geformten, weit ausladenden Griff stabilen Halt – vor allem für zierliche Hände. Der optische Pentaspiegel-Sucher fällt klein aus: Er zeigt lediglich 95 % des Bildfelds und kommt effektiv gerade einmal auf 0,52x Vergrößerung. Dafür blendet er dank eines LCD-Elements im Strahlengang auf Wunsch Gitterlinien als Ausrichthilfe ein (Individualmenü d3 „Gitterlinien“). Brillenträger können eine Dioptrienanpassung von -1,7 bis +0,5 vornehmen.
Der Monitor lässt sich um 180° aus dem Gehäuse klappen, um die eigene Achse drehen und so auch vor der Kamera stehend, bei Überkopf- oder bodennahen Aufnahmen komfortabel überblicken. In der D5600 steckt ein ordentliches 3,2-Zoll-Display mit 345 666 RGB-Pixeln. Für ungünstige Lichtverhältnisse gibt es einen fünfstufigen Helligkeitsregler. Der Ausklappblitz mit Leitzahl 9 gehört bei Nikons Einsteiger-SLRs zum Standard.
Belichtungssteuerung und AF
Die D5600 braucht „nur“ noch 0,37 bis 0,39 s zum Scharfstellen und Auslösen – keineswegs rekordverdächtig, aber absolut in Ordnung. Im Live-View-Betrieb müssen die Nikons leider allesamt auf eine AF Kontrastmessung umsteigen, und die stellt die Geduld des Fotografen auf eine harte Probe: Mit weit über einer Sekunde Auslöseverzögerung werden Schnappschüsse und LV-Aufnahmen bewegter Motive zur Herausforderung. Video- und Serienfunktion Beim Filmen zögert die Schärfenachführung meist zu lange, bis sie auf einen veränderten Motivabstand reagiert.

Die D5600 bietet einen Touchscreen als zusätzliche Bedienebene. Damit kann man viele Arbeitsschritte auch durch Berührung, Wischen oder Finger gesten erledigen, zum Beispiel das Positionieren des AF-Messfelds, das Navigieren im Menü, Eingaben im Schnellmenü oder das Blättern durch die vorhandenen Bildbestände. Praktisch: Selbst wenn der Fotograf in den Sucher blickt und die Monitoranzeige daraufhin selbsttätig verschwindet, kann er den Touchscreen für eine vorbestimmte Aufgabe nutzen. Diese definiert er am besten unter „Touch-Funktion zuweisen“ (Individualmenü f3). Wichtig: Im Systemmenü müssen dazu die „Touch-Bedienelemente“ sowie „Infos automatisch ausblenden“ zugeschaltet sein.
Die Bildqualität begnügt sich mit mäßiger Kantenverstärkung, was die Schärfe dezent, aber nicht unnatürlich betont. Die Kontraste hebt sie zurückhaltend an. Das beeinflusst die DL-Werte, außerdem holt sie mit bis zu 1046 (DL high contrast) und 998 LP/BH (DL low contrast) ein Plus von mehr als 100 LP heraus. Darüber hinaus hat sie den Visual Noise gut im Griff: Zwischen ISO 100 und 1600 steigt er von 1,1 auf 1,7 VN. Die Auflösung liegt bei ISO 100 mit 1950 und bei ISO 400 bei 1805 zu 1786 LP/BH.
Kabellose Verbindung mit WLAN und Bluetooth
Die wichtigste Neuerung der Nikon D5600 ist die „SnapBridge“-Funktion zum kabellosen Austausch mit Smartphone und Tablet. Auf ihrem Gegenüber muss dazu die SnapBridge-App ebenfalls installiert sein – sie steht für iOS ab Version 8.4 und für Android ab Version 4.4 kostenlos zum Download bereit. SnapBridge ermöglicht zum einen die stromsparende und auf Wunsch ständige Übertragung von Bildern, Positions- und Zeitdaten via Bluetooth 4.1, zum anderen den deutlich schnelleren Transfer von hochauflösenden Bildern und Videos sowie die Fernsteuerung per WLAN. Der Verbindungsaufbau gelingt einfach und zügig per Nahfeldkommunikation NFC.
Die Datenübertragung per Bluetooth 4.1 soll eine Reichweite von 10 m haben und weniger anfällig für Konflikte mit LTE-Netzen sein als ältere Versionen. Der Stromverbrauch ist theoretisch auf 10 mA, die Datenrate auf 1 Mbit/s beschränkt. Zu m Vergleich: Die theoretische Netto-Datenrate einer IEEE 802.11g-WLANVerbindung liegt bei circa 22 Mbit/s.
Das aktuelle Basismodell D3400 hat zwar auch SnapBridge an Bord, unterstützt aber nur Bluetooth, nicht WLAN. Und die älteren SLRs D5500/5300 bieten nur eine „Wi-Fi“-Option, die aufseiten des Kommunikationspartners von der App „Wireless Mobility Utility“ angesprochen wird.
Fazit
Die D5600 bringt keine revolutionären Fortschritte gegenüber der D5500, aber neben der Bluetooth-Schnittstelle einen deutlich schnelleren AF und minimal bessere Bildqualität. Als kleine, leichte, überaus solide Einsteiger-SLR verdient sie eine Empfehlung.