Hasselblad H4D-40

1.7.2010 von Redaktion pcmagazin und Sabine Schneider

Der CCD-Sensor der H4D-40  bietet mit 33,1 x 44,2 mm rund 70 Prozent mehr Fläche als Sensoren aktueller Kleinbildkameras und eine  Auflösung von  40 Megapixeln (7304 x  5478 Pixel).

ca. 6:00 Min
Testbericht
  1. Hasselblad H4D-40
  2. Datenblatt
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© Archiv

Wenn die Auflösungen steigen, werden die Pixel kleiner, und die Empfindlichkeit des einzelnen Pixels sinkt - wer das vermeiden will, muss einen größeren Sensor wählen. Genau diesen Weg beschreitet Hasselblad seit Jahren erfolgreich und dominiert mittlerweile den Markt für digitale Mittelformatkameras. Nun steigt  Leica, der "Erfinder" des Kleinbildformats, in den Mittelformatmarkt ein.

Den beiden Testkandidaten Leica S2 und Hasselblad H4D-40 ist neben einem (fast) 40 Megapixel auflösenden Sensor, ein fünfstelliger Preis gemein: Die Leica kostet 18_600 Euro - ohne Blitz. Für das passende Objektiv Summarit S 2,5/70 mm Aspherical muss man nochmals rund 3600 Euro ausgeben. Fast günstig im Vergleich kommt man bei Hasselblads H4D-40 weg: Sie kostet schlappe 13000 Euro, ein Objektiv Typ HC 2,8/80 mm gibt es für rund 1600 Euro. Der Blitz ist inklusive. Optisch, funktionell und in der Bedienung unterscheiden sich beide Kameras komplett. Der CCD-Sensor der H4D-40  bietet mit 33,1 x 44,2 mm rund 70 Prozent mehr Fläche als Sensoren aktueller Kleinbildkameras und eine  Auflösung von  40 Megapixeln (7304 x  5478 Pixel). Bei Leica fiel die Entscheidung auf einen neu mit Kodak entwickelten CCD-Sensor, der mit seiner Größe und Auflösung  (7500 x 5000 Pixel, 37,5 Megapixel, 45 x 30 mm) etwas kleiner ausfällt, dafür aber dem klassischen Seitenverhältnis 3:2 des Kleinbilds entspricht.

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Die neue True-Focus-Technik speichert die Entfernung, registriert eventuelle Kamerabewegungen und führt den Fokus automatisch nach.
© Archiv

Modular versus kompaktDie H4D-40 baut auf zwei Hauptkomponenten auf: Einem Rückteil mit Sensor, Speicherkartensteckplatz und Display sowie dem Kameragehäuse aus wärmeableitender Magnesiumlegierung. Innen findet sich der Spiegel, außen das Bajonett, ein ergonomisch geformter Handgriff und ein Kontrollmonitor rechts mit zwei Rändelrädern. Inklusive 80-mm-Optik und Akku wiegt sie an die 2300 g, ein stolzes Gewicht. Dennoch liegt sie gut in der Hand.  Ausgestattet ist sie mit eingebautem Aufhellblitz (Leitzahl 12), Blitzschuh und einem auswechselbaren SLR-Sucher. Zur direkten Anzeige findet sich auf dem Rückteil ein 3-Zoll großes TFT-Display, das in der neuen Reihe nun mit knapp 77 000 RGB-Pixel immerhin die doppelte Auflösung bietet, aber vom aktuellen Standard von 300_000 RGB-Bildpunkten weit entfernt ist. Ein Live-View gibt es nicht. 

Leica wagt mit seiner neuen S2 einen ganz eigenständigen Schritt ins Mittelformat: Die Kamera besitzt das Gehäuse einer professionellen Kleinbild-SLR - nur "etwas" größer. Sie wirkt damit im Vergleich zur H4D-40 äußerst handlich, ist um knapp 400 g leichter und um einiges kompakter. Reportagetauglich wird die S2 durch ihren Schutz gegen Staub und Spritzwasser. Einen Live-View bietet auch die S2 nicht, dafür einen ebenfalls großen optischen Sucher. Der Leica-Sucher ist allerdings nicht tauschbar, lediglich die Mattscheiben kann der Fotograf wechseln. Hinzu kommt ein brillantes 3-Zoll-Display, das mit rund 153000 RGB-Bildpunkten eine fast doppelt so hohe Auflösung wie die H4D-40 bietet. Einen integrierten Aufhellblitz gibt es nicht, der passende Aufsteckblitz SF 58 von Leica kostet ca. 600 Euro.

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Das Rückteil der H4D-40 mit 3-Zoll-Farbmonitor gleicht dem H3D-II-Vorgänger. Die Auflösung ist mit 77 000 RGB-Bildpunkten doppelt so hoch.
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Viele Tasten gegen SoftkeysDie H4D-40 ist mit Bedienelementen, Tasten und Schaltern übersät, was einen schnellen Zugriff auf alle wichtigen Funktionen ermöglicht. Im Vergleich zu KB-SLRs ist die Anordnung  ungewöhnlich, aber clever. So kann man einzelne Einstellungen wie Weißabgleich oder ISO direkt am Farbmonitor über einen Vierwege-, einen Kippschalter und zusätzlichen Tasten vornehmen. Das Gros des Aufnahmemenüs lässt sich über das Statusdisplay, die beiden Rändelräder und die Direkttasten steuern.

Auf die Devise "weniger ist mehr" setzten die S2-Entwickler bei der Kamerabedienung: Ohne Vorwissen findet man sich sofort zurecht. Zur Steuerung sind nur  vier  rund um das 3-Zoll große Display angeordnete Tasten und ein Rändelrad vorgesehen.

Üblicherweise sind Kameras der Profiklasse mit zwei Einstellrädern ausgestattet. Die S2 kommt mit nur einem Rad, das aber eine praktische Druckfunktion hat (Clickwheel). Sobald man auf eine der Tasten tippt, erscheinen vier Fenster mit den Funktionsgruppen Kamera, Aufnahme, Setup und Play. Durch Tastendruck und das Einstellungsrad kann man bequem durch diese Gruppen navigieren. Drei der vier Tasten lassen sich noch individuell belegen. Die Zeit wird über ein großes Rad an der Gehäuseoberseite eingestellt, wo auch Programm-, Zeit-, Blendenautomatik zur Auswahl stehen, sowie ein kleines, helles OLED-Farbdisplay die Einstellarbeit erleichtert.

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© Archiv

Zentral oder SchlitzverschlussDie H4D-40 arbeitet mit Zentralverschlüssen in den Objektiven, die S2 mit einem Schlitzverschluss in der Kamera plus Zentralverschlüssen in einigen Objektiven. Der Vorteil des Zentralverschlusses ist, neben der leisen und erschütterungsfreien Funktionsweise, die Möglichkeit, bei sämtlichen Verschlusszeiten zu blitzen, während Schlitzverschlüsse das Blitzen erst ermöglichen, wenn der erste Vorhang vollständig geöffnet, der zweite aber noch nicht aktiv ist. 

Nachteil des Zentralverschlusses: Die kürzesten Verschlusszeiten können nicht mit denen eines Schlitzverschlusses mithalten. Zudem erschwert der Zentralverschluss die Konstruktion hochlichtstarker Objektive. Normalerweise ist bei 1/500 s Schluss. Hasselblads HC-Objektive bieten immerhin  Zeiten von 256 bis  1/800 s.

Die S2  kann beide Verschlussarten nutzen: Den Schlitzverschluss der Kamera, der Zeiten von  32 s (B 120 s) bis 1/4000 s bietet und optional den in den teureren CS-Objektiven integrierten Zentralverschluss.  Zudem unterstützt die S2 in Verbindung mit dem Leica Blitz SF 58 auch den HSS-Blitzbetrieb. Mit dieser Blitzbetriebsart ist es bei vorgewähltem Schlitzverschluss (FPS) möglich, Verschlusszeiten zu nutzen, die über der Synchronzeit von 1/125 liegen - also bis zur kürzest möglichen Zeit von 1/4000 s, bei entsprechend reduzierter Leitzahl.

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© ISO400 - RAW

Karten und FestplatteHasselblads H4D-40 nimmt im RAW-Format auf. Die Speicherung der Daten erfolgt mit bis zu 80 MB pro Sekunde auf eine entsprechend leistungsfähige CF-Karte, externe Festplattenspeicher oder auf die Festplatte im Rechner. Um die Bilder zu sichten, in TIFF- und JPEGS zu konvertieren und zu optimieren, liegt die  Hasselblad Software "Phocus" in Version 2.0.1 bei.

Zudem kann der Fotograf den Bildern mit passendem Empfängermodul GPS-Daten anfügen, die Kamera fernsteuern und sich dazu ein Live-Bild auf dem Rechnermonitor anzeigen lassen, um präzise Belichtung, Blende und Fokus zu steuern. Die Daten der S2 werden als DNG oder JPEGs gespeichert, entweder auf SD(HC)- oder auf CompactFlash-Karten. Ein großer Vorteil der S2 ist die Möglichkeit, beide Kartentypen parallel zu nutzen: So kann der Fotograf die platzintensiven DNG-Dateien auf Compactflash und zugleich JPEG-Bil-der für die direkte Weitergabe auf SD schreiben. Ferner gehört zum Lieferumfang die Bilddatenbank und RAW-Konverter "Adobe Lightroom", sowie die Leica-Software "Image Shuttle", um  Bilder ebenfalls auf den Rechner speichern, und die wichtigsten Funktionen der S2 fern zu steuern.

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ISO1600 - RAW
© Archiv

Autofokus: mit KreuzsensorAutofokussysteme sind längst auch im Mittelformat Standard. Beide Hersteller nutzen vergleichsweise einfache Systeme mit einem mittigen Kreuzsensor. Das Tempo ist gemächlich - 0,59  s (Hasselblad) und 1,01 s (Leica) -, was auch an den größeren Maßen und längeren Stellwegen liegt. Beides ist jedoch keine Entschuldigung für die nochmals schlechteren AF-Zeiten bei 30 Lux Helligkeit  ( 1,44 und 1,30 s). Hat die Hasselblad beim Autofokus die Nase vorn, punktet die Leica bei der Einschaltverzögerung: Die Hasselblad ist nach  7,8 s einsatzbereit, die Leica in 1,1 s. Im Serienmodus schafft diese 1,3 Bilder/s. Nach 20 Bildern  ist der Buffer voll. Die H40 gelingen hier 27 Bilder bei nur 0,7 Bildern/s - eine beachtliche Leistung, wenn man die Datenmenge von rund 50 MB pro RAW-Bild bedenkt.

Auflösung ohne EndeBeide Hersteller haben auf einen Tiefpassfilter verzichtet, was sich in enormer Schärfe und Auflösung bemerkbar macht, da keine Frequenzen gesperrt werden. Mit einer Grenzauflösung von 2739 (H4D-40) und 2496 LP/BH (S2) über alle ISO-Einstellungen erreichen beide fast das theoretisch mögliche Maximum bezogen auf den jeweiligen Sensor. Liegt also die S2 bei der Auflösung leicht hinten, hat sie beim Texturverlust die Nase vorn und erhält feine Strukturen etwas besser als die H4D-40.

Die Rauschergebnisse sind ähnlich, doch bei der Dynamik zeigt die H4D-40 Topwerte bis 13 und 11,5 Blenden bei ISO 100 und 400, während die S2 auf 9,5 und 8,5 kommt. Auffällig ist die bei beiden Testkandidaten nachlassende Dynamik bei höheren Empfindlichkeiten auf 6 beziehungsweise 6,5 Blenden (ISO 1600). Zugleich steigt das Rauschen bei ISO 1600 sprunghaft an. Offensichtlich ist der untere Empfindlichkeitsbereich bis ISO 400 die Domäne der Pixelboliden.

Hasselblad H4D-40

Hasselblad H4D-40
Hersteller Hasselblad
Preis 13000.00 €
Wertung 51.5 Punkte
Testverfahren 1.6

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