TCL 55 DP 660 im Test: Brauchbares 4K und HDR für 500 Euro?
- TCL DP 660 vs. OK ODL 55651 im Test: Überzeugen die günstigen 55-Zoller?
- TCL 55 DP 660 im Test: Brauchbares 4K und HDR für 500 Euro?
- OK ODL 55651 U-TIB im Test: Für 400 Euro okay

Fressen und gefressen werden – im TV-Markt ist nur Platz für wenige Hersteller. Vor knapp 40 Jahren kaufte der damalige französische Staatskonzern Thomson die deutschen Traditionsmarken Nordmende, Saba und Telefunken – dann schluckte TCL Thomson und stellt seitdem die eigene Marke in den Vordergrund. Durchaus erfolgreich: Im April dieses Jahres konnte das Mittelklassemodell des Hauses, der U 55 X 9006, im Test überzeugen. Was dem 55 DP 660 im Vergleich zum großen Bruder fehlt? Zum einen die aufwendigere Lautsprechersektion vom Spezialisten JBL (der aparterweise zwischenzeitlich zu Samsung gehört), zum anderen eine echte punktuelle Regelung des Bildschirmlichts („Local Dimming“). Nur damit schaffen Flüssigkristalldisplays (LCD) satte Schwarzwerte.
Gute Ausstattung
Das war’s aber schon mit dem Streichkonzert. Mit drei HDMI- und zwei USB-Kontakten ist der 55 DP 660 manierlich ausgestattet; sein Empfangsteil kommt mit allen in Europa gebräuchlichen Digital-TV-Formaten zurecht – einschließlich UHD via Satellit und DVB-T 2 HD. Wie Sony und Philips setzt auch TCL auf Android TV als Betriebssystem. Für manche Anwender ärgerlich: Einen analogen Komponenteneingang bringt dieser TV nicht mehr mit, auch auf scheinbare Selbstverständlichkeiten wie TV-Mitschnitte auf einer externen USB-Festplatte muss man bei diesem Fernseher verzichten.
Übersichtliche Bedienung
Der TCL-TV führt die Nutzer komfortabel durch die Erstinstallation; wer ein Android-Tablet oder -Smartphone hat, kann auch dieses zur Einrichtung nutzen. Die nach dem Suchlauf gefundenen Sender lassen sich bequem in die Lieblingsreihenfolge sortieren. Auf der Fernbedienung finden sich Knöpfe für alle wichtigen Funktionen – sowohl ins Android- wie ins Einstellmenü führen Direkttasten. Die Gliederung der TCL-Fernbedienung ist gelungen, ihre Form aber etwas unpraktisch – da bietet selbst Billigrivale OK Handlicheres.
Für Hektiker ist dieser TV allerdings ungeeignet: Es dauert eine geschlagene Dreiviertelminute, bis der Fernseher nach dem Einschalten das laufende TV-Programm zeigt. Da sind andere Android-TVs deutlich flinker. Die Multimediatalente des TV hingegen überzeugen trotz Sparpreis: Er spielt von USB-Sticks Musik im MP3- wie FLAC-Format ab, zeigt bei beiden Dateitypen die Bilder der CD-Hüllen (sofern diese hinterlegt wurden) und lässt sie als Gimmick in Gestalt eines Plattentellers auf der Mattscheibe rotieren. Wie praktisch alle bisher von video getesteten TVs spielt auch der TCL aufeinanderfolgende MP3-Titel nicht unterbrechungsfrei.
Anders als an vielen anderen, teilweise deutlich teureren Fernsehern der Konkurrenz funktioniert der Zoom auch bei USB- Videowiedergabe; alte TV-Mitschnitte im Letterbox-Format zeigt der 55 DP 660 also bildschirmfüllend. Auch Digitalfotos lassen sich so vergrößern. Die Zoomtaste auf der Fernbedienung hilft in beiden Fällen allerdings nicht – der Nutzer muss das Multimedia-Wiedergabemenü bemühen.
Klingt gut
Überraschend gut absolviert der 55 DP 660 den Hörtest: Stimmen klingen durchaus voll, Popmusik brillant mit für die Gehäusebauart überraschend fundiertem Bass. Voraussetzung: Man stellt im Menü den Ton auf „Musik“. Derart präpariert spielt der China-TV manch deutlich teureres Modell aus Japan an die Wand. Ob der Fernseher zum guten Ton auch ein gutes Bild liefert? Die schlechte Nachricht zuerst: Der Blickwinkel dieses TV ist eher schmal – mehr als zwei gute Plätze auf der Fernsehcouch gibt es in der Praxis nicht. Die gute: In der Vergangenheit musste video schon manch anderem LCD-TV wesentlich schlechtere Werte attestieren. Sitzt man in optimaler Position, macht Fernsehen mit dem 55 DP 660 Spaß: Das konventionelle TV-Programm in SD und HD zeigt er so gut, wie es die Quelle hergibt.
Die deutschen öffentlich-rechtlichen Sender produzieren aktuelles Material meist in solider Qualität – das sieht auf der Mattscheibe dieses TCL dann auch entsprechend detailreich und satt aus. Anders als der noch mal günstigere OK skaliert der TCL Bilder mit niedrigerer Quellauflösung sauber ins UHD-Raster. Für ein LCD-TV zeigt der 55 DP 660 Breitwandbalken von Spielfilmen via DVD oder Blu-ray mit sattem Schwarz – abhängig vom Bildinhalt tauchen darin aber gelegentlich helle Wölkchen auf. Selbst mit HDR-Bildern schlägt sich dieser Fernseher wacker: Die Helligkeitswerte deuten zwar schon an, dass er kein Strahlemann ist. Aber die Farbtreue passt, die gleißende Mittagssonne in einer Szene hat noch Kontur – wie auch die Wasseroberfläche, die sie bescheint. Eine Eigenheit des verwendeten Panels fällt bei geringem Sehabstand auf: In dunklen und mittelhellen Motiven werden je zwei Subpixel-Gruppen gemeinsam angesteuert. Das optimiert den Blickwinkel, zeitigt aber ein gröberes und damit trotz UHD-Auflösung wahrnehmbares Pixelraster.
![[Testsiegel] video Magazin Testsieger](https://www.connect-living.de/bilder/118539788/landscapex1200-c2/video-testsiegel-testsieger.jpg)
Fazit
Fürs Geld bietet dieser TCL-TV solide Qualität. Er klingt überraschend gut, die wesentlichen Bildparameter passen. Sogar HDR-Videos gibt der TV passabel wieder. Die Bedienung ist eingängig, nur die Fernbedienung ist etwas schmal. Ein echtes Negativum ist nur der vergleichsweise schmale Blickwinkel.