Panasonic TX-65AXW904 im Test
Mehr zum Thema: PanasonicMit dem TX-65AXW904 hatte Panasonic einen einzigen neuen Fernseher auf der IFA 2014 vorgestellt, und der sollte ein echtes Highlight werden. Wir haben das für Sie getestet.

Die Serie Panasonic AXW904, die in 55, 65 und 85 Zoll auf den Markt kommt, tritt in die großen Fußstapfen der legendären Plasma-TV-Serie ZT60, der man die beste Bildqualität aller Zeiten nachsagt. Mit den neuen AXW904 Ultra HDTVs will Panasonic sich wieder zum Bildkönig krönen lassen und hat j...
Die Serie Panasonic AXW904, die in 55, 65 und 85 Zoll auf den Markt kommt, tritt in die großen Fußstapfen der legendären Plasma-TV-Serie ZT60, der man die beste Bildqualität aller Zeiten nachsagt. Mit den neuen AXW904 Ultra HDTVs will Panasonic sich wieder zum Bildkönig krönen lassen und hat jede Technologie hineingepackt, die hilft, LCD-Panels zu optimieren.
Zuallererst braucht man dazu ein gutes Panel. Hier muss es ein IPS-Display sein, denn nur das liefert den bestmöglichen Blickwinkel. Leider ist dabei normalerweise ein Kompromiss einzugehen, denn der Schwarzwert von vorn betrachtet ist erheblich schwächer als bei VA-Panels. Um dem entgegenzuwirken, hat Panasonic beim TX-65AXW904 erstmals ein feingliedriges lokales Dimmen mit direkter Hinterleuchtung in 128 Clustern eingebaut.

Die Kombination aus ultrahellem Panel und intelligentem Backlight liefert beste Voraussetzungen für ein klares, sattes Bild. Panasonics Meisterstück ist jedoch die Ansteuerelektronik, die alle Elemente optimal aufeinander abstimmt und nutzt. Wie uns die japanischen Entwicklungsingenieure verrieten, werden die Cluster des lokalen Dimmings nicht etwa einfach ein- und ausgeschaltet wie bei so mancher Konkurrenz, sondern präzise gedimmt. Zudem werden angrenzende Cluster mit betrachtet und harte Übergänge vermieden, sodass die bekannten Lichtschein- und Pumpeffekte anderer Schaltungen entfallen.
Die hochwertige Elektronik des Panasonic TX-65AXW904 soll zudem die Helligkeitsabstufungen des Bildinhalts in teilgedimmten Bereichen neu und effektiv verteilen. So werden Banding-Effekte minimiert und die Durchzeichnung deutlich erhöht. Selbst an den verschobenen LCD-Farbraum bei dunklen Farben hat Panasonic gedacht und durch einen neuen 3D-Lookup-Table eben diesen korrigiert. Das Ergebnis sind sattere, naturgetreuere Farben in dunklen Szenen.

Doch auch am oberen Ende optimiert Panasonic. Durch den Einsatz des sehr lichtdurchlässigen 700-cd-Panels und des lokalen Dimmings werden Lichter mit enormer Leuchtkraft wiedergegeben. So konnten wir im Dynamik-Modus über 600 Candela Lichtstärke nachmessen. Das "knallt" dann jedoch visuell schon stark und kommt dem Schlagwort "HDR-Display" (High Dynamic Range) nahe. Kino geht anders.
Ergänzt wird diese Bildausgabe durch eine Vorstufe, die alle Quellen perfekt vorbereitet. Qualitativ gute Eingänge sollen mit THX-Zertifikat neutral im Kino-Look dargestellt werden, während ansonsten Bildfehler und Schwächen erkannt und ausgebügelt werden. Die vielen Bildverbesserer münden in einer automatischen Anpassung der Gammakurve für einzelne Bereiche einer Szene, um eine optimale Durchzeichnung von dunklen Inhalten neben einer strahlend brillanten Darstellung von Spitzlichtern zu ermöglichen.

Einerseits will Panasonic also möglichst viel verbiegen, um eine bessere Bildqualität zuerzielen, als eine schlechte Quelle eigentlich erlaubt, andererseits setzt man mit THX, isf und CalMAN-Autokalibration gezielt auf Profiansprüche, also ein möglichst naturgetreues Bild. Der Schlüssel zum Erfolg sind die verschiedenen Bildmodi, die - wie bei Panasonic üblich - mehr umschalten als nur Voreinstellungen für Kontrast, Schärfe und Backlight. So sind die THX-Modi wirklich normgerecht; doch wer etwas mehr Kick benötigt und den Lichtsensor einbinden will, kann sich bei den isf-Einstellungen professionell austoben.

Alles, was geht
Panasonic wirbt mit utopischen 3000 Hz bls und einer neuen Zwischenbildberechnung zur Bewegungsglättung, die Halos mindert. Nun war eine perfekte Bewegungsdarstellung noch nie die Vorzeigefunktion von Panasonic, doch eine Erkennung von gar in der Tiefendimension bewegten Objekten lässt aufhorchen. Bei unseren standardmäßigen Tests zeigte sich dann auch, dass die Technik ein großer Schritt nach vorn ist, Panasonic durch sie Mitbewerber wie Samsung und Sonyjedoch nicht überholt.

Zwei Fehler könnten immerhin noch durch neue Firmware vielleicht ausgebügelt werden. So blinkt das Backlight mit stabilen 120 Hz, was nicht vorteilhaft für 50-Hz-Quellen wie TV und DVD ist, die ja auf 100 Hz aufgebohrt werden. Hier sollte es synchron laufen, um eine bessere Bewegungsschärfe zu erzielen. Bei der Wiedergabe einer Blu-ray hingegen sind die eigentlich sinnvollen Modi niedrig und mittel von 24p Smooth Film unbrauchbar, weil hier vor der Bewegungsglättung ein Pulldown gemacht wird. Der Kompromiss aus Glätte und Kino-Look wirkt so grob ruckelnd.
Einige theoretische Stärken setzt der TX-65AXW904 jedoch gekonnt um. Die Brillanz im hellen Raum ist ungeschlagen, die Farben kräftig und dennoch naturgetreu: sowohl in hellen als auch in dunklen Tönen, zudem schön gleichbleibend über seitliche Blickwinkel hinweg. Einzig beim Schwarzwert, einer Paradedisziplin von lokal gedimmten Displays, ist Panasonic zu zurückhaltend. Hier war die Angst vor Effekten wie Durchleuchten und Clouding größer als der Wunsch nach Tiefschwärze. Kein Modus des adaptiven Backlights reichte uns tief genug. Zudem zeigte der parallel getestete Sony S90 (ab Seite 30) eine gleichwertige Schwarzdarstellung in dunklen Szenen - erstaunlich ohne lokale Dimmoption.

Bei den schwarzen Balken von CinemaScope-Filmen zog Panasonic dann sogar eindeutig den Kürzeren. Auch die Minimierung des Banding-Effektes (Quantisierungsstufen) konnten wir in unseren Sehtests kaum nachvollziehen, vor allem wenn die Backlight-Regelung gerade arbeitet. Dafür leisteten sich die Bildoptimierungen in den Automatikmodi teils unangenehme Artefakte wie Grieseln und Überschärfungen.
Wenn man sorgfältig an die Feinjustage geht, bekommt man jedoch ein überragendes Bild. Selten waren Leuchtkraft und Farbstärke so glänzend umgesetzt wie in diesem Gerät. Und durch die Polarisationstechnik ist 3D erheblich heller, bewegungsneutraler und sogar schärfer als beim kleinen Bruder 22AXW804, den wir in Ausgabe 9/14 getestet hatten.

Von ihm hat dieses Gerät jedoch seine überragende Ausstattung geerbt: vom Doppel-Tuner mit DVB>IP-Funktion über die vielen interaktiven Aufnahme- und Streaming-Funktionen bis hin zur Anzeigebar, die im speziellen Standby-Modus Infos preisgibt, wenn man sich dem TV nähert.
Fazit
Der TX-65AXW904 ist Panasonics bislang bester LCD-TV. Die absolut exzellente Ausstattung bei identischem Look und Bedienung gibt es auch im deutlich preiswerteren kleinen Bruder AXW804, doch bei der Bildqualität konnte Panasonic deutlich aufstocken.