Panasonic TX-75GXW945 im Test
Mehr zum Thema: PanasonicWenn es um wirklich riesige Bilder geht, zieht OLED gegen LCD den Kürzeren – zwar nicht unbedingt, was die Bildgewalt betrifft, aber auf jeden Fall, wenn es ums Geld geht. So ist dieser neue Panasonic TX-75GXW945 für 3000 Euro vielleicht ein besonders attraktiver Fang für Großbildfans. Lesen Sie hierzu unseren Test.

Wenn man sich, wie unser Testteam, über Jahre an 65 Zoll als die dominierende Bildschirmgröße der Oberklasse gewöhnt hat und jetzt mehr will, ist es schwer, einen perfekten Kompromiss aus Bildqualität und Investitionsvolumen zu finden. Die Technologie OLED wird auch von Panasonic aufgrund ...
Wenn man sich, wie unser Testteam, über Jahre an 65 Zoll als die dominierende Bildschirmgröße der Oberklasse gewöhnt hat und jetzt mehr will, ist es schwer, einen perfekten Kompromiss aus Bildqualität und Investitionsvolumen zu finden.
Die Technologie OLED wird auch von Panasonic aufgrund von Schwarzwert und Blickwinkel als die momentan beste TV- Technologie angesehen, doch verlangt die Firma dann auch stolze 10.000 Euro für ihre 77-Zoll-Variante des auslaufenden EZW1004.
Da hört jedoch für viele der Spaß auf, und man schaut sich auf dem Boden der Tatsachen wieder nach einem LCD um. Hier gibt es Modelle, die durch spezielle Filterfolien und aufwendiges Dimmen vieler Backlight-LEDs das Letzte aus der Technik herausholen. Und gerade, wenn man von Ultra-HD-Material weiter als zwei Meter entfernt sitzt, macht sich jedes Zoll Bilddiagonale in einem Plus an Detailwahrnehmung bemerkbar.
Das ist der klare Vorteil des hier getesteten TX-75GXW945. Als direkten Vergleich bietet Panasonic zum selben Preis das OLED-Modell 65GZW954 an, das 25 Zentimeter kleiner ist und keinen Doppeltuner besitzt. Wie sich dabei Schwarzwert gegen Größen-Immersion die Waage halten, ist fast dem jeweiligen Betrachter überlassen, wir fassen hier die technischen Raffinessen des LCD-Boliden zusammen.

Zuerst dachten wir, dass es sich einfach um eine größere Variante des von uns getesteten Modells 65GXW904 handle, doch beim näheren Betrachten stellte sich heraus, dass die Unterschiede in wichtigen bildgebenden Parametern durchaus als gewaltig zu bezeichnen sind. Eins haben die beiden Serien jedoch gemeinsam.
Sie haben zwar eine „9“ im Namen und stellen daher Panasonics hochwertigste LCD-TVs dar, doch in Wahrheit stammen sie technisch eher von Vorgängern aus den 7er-Reihen ab. Panasonic will so den Anschein erwecken, die legendären, hochgelobten 9er-Serien weiterzuführen, die zum brillantesten zählten, das die LCD-Technik jemals hervorgebracht hatte, doch die 904er besitzen nicht einmal ein 100-Hz-Panel. Hier fangen die großen Vorteile des 75GXW945 an.
Woher stammt der neue Panasonic TX-75GXW945 ab?
Panasonicfreunde werden recht schnell die Ähnlichkeit zu einem Gerät bemerken: Es handelte sich um den 75FXW785, der letztes Jahr ebenfalls für rund 3000 Euro angeboten wurde. Und auch wenn sich die Modelle in Gehäuse, Panel und sogar Lichtleistung, Farbspektrum und Stromverbrauch ähneln, wurde das Herz der Bildaufbereitung grundlegend erneuert.
Der neue GXW945 ist Panasonics einziger LCD-TV, der den neuen Prozessor „HCX Pro Intelligent“ auf seinem Motherboard hat – den Chip, der sonst nur den Top-OLEDs vorbehalten bleibt. Und mit ihm ist er in der Lage, neben klassischem HDR10 und HLG an hochdynamischen Inhalten auch DolbyVision und HDR10+ zu verarbeiten sowie das 100-Hz-LCD- Panel mit vielen präzise berechneten Zwischenbildern zu versorgen, wenn es an die Bewegungsglättung geht.
Auf THX, ja sogar die isf-Kalibration, AutoCal und den integrierten Testbildgenerator verzichtet Panasonic hier, obwohl der Chip das locker drauf hätte. Trotzdem ist der Unterschied zu Panasonics kleineren aktuellen 9ern immens, auch was den Panellieferanten angeht. Wie auch im letzten Jahr setzt der Hersteller bei den preiswerteren Modellen auf IPS-Displays, die für ihren guten Farb-Blickwinkel bekannt sind, dafür aber in Schwarzwert und der Bewegungsschärfe schwächeln.
Panasonic GXW945-Serie: 4K UHD TV als Design-Hingucker
Im GXW945 kommt wie im Vorjahr (im FXW785) ein VA-Panel zum Einsatz, das einen erstklassigen InBild-Kontrast von 4000:1 liefert, zumindest solange man direkt von vorn misst. In Kombination mit der breit gefächterten Farbpalette gelingt ein voll überzeugendes, weil schön neutrales und verfärbungsfreies HDR-Bild, das einzig in seiner Maximalhelligkeit nicht vom Hocker haut.
Besonders gut umgesetzt wurde neben den grundsätzlich vorteilhaften Implementationen aller wichtigen HDR-Verfahren der Umgang mit Filmen, denen die erweiterten Metadaten fehlen. Statische Parameter werden korrekt und zum Vorteil der Durchzeichnung intelligent analysiert, und am Ende hat der User noch die Macht, über das Clippingverhalten zu entscheiden.
HDR wird automatisch und manuell ordentlich auf die Panelfähigkeiten angepasst, besser als bei den Vorgängermodellen. Diese Fähigkeiten wurde zudem noch erweitert, jedoch nicht so stark, wie uns das gefallen hätte.
Wo ein koreanischer Hersteller mit fast 500 unabhängigen Dimmzonen direkt hinter dem Panel sitzender Quantum-Dot-LEDs wirbt und eine chinesische Marke hierfür bald 5000 Mini-LEDs nutzen will, beschränkt sich Panasonics „Local Dimming Ultra“ auf sage und schreibe acht Zonen, die vom unteren Bildrand befeuert werden.

So richtig fett schwarz wird das Bild dann auch nur bei dynamischen Kontrasttestbildern, der sehr hohe native Kontrast des Panels holt dabei aber einiges wieder raus. Sitzt man direkt und nah genug vor dem Boliden, ist das Riesenbild schon eine Schau, bei vielen Quellen durchaus vergleichbar mit den doppelt so teuren 8K-Innovatoren.
Im hellen Nachmittagswohnzimmer fällt schnell auf, dass die Reflektivität dieses Displays mit 2,2% deutlich höher ist als die der teuersten QLED-TVs, im abgedunkelten Kinoraum, dass das Dimmen eher global ansetzt. Dafür gibt es aber auch nichts über negative Begleiterscheinungen der Nachschwärzung zu berichten.
Der Blickwinkel ist aufgrund der Paneltechnik nicht berauschend, ein Dreiersofa in ordentlicher Entfernung kann der TV aber ohne großartige Verfärbungen versorgen.
Panasonic TX-75GXW945: Die Verarbeitung
Auch ohne THX-Zertifizierung lässt sich Panasonic eines nicht nehmen: den Anspruch auf Professionalität. Der beginnt bei der massiven Verarbeitung des 65-kg-Boliden. Hier hat man beim Auspacken noch ein wertiges Stück Technik in der Hand. Nach Aussagen unserer Leser scheint sich das auch in der Haltbarkeit der Elektronik niederzuschlagen.
Es gibt kaum Klagen über Ausfälle. Für uns fast noch viel wichtiger ist die Ernsthaftigkeit, mit der Panasonic eine wirklich gute Bildqualität anstrebt. Die Kinovorgaben sind ohne Nachjustagen löblich nah an den geltenden Normen, aber auch die ab Werk eingestellten Standardmodi können sich sehen lassen.
Beim Besuch von Elektronikgroßärkten fällt uns immer wieder auf, dass allein Panasonic ansehnliche Bilder wiedergibt, die zwar etwas geschönt sind, aber nicht völlig durch Rauschfilter, Nachschärfungen, Farbbooster und Kontrastmaximierer aus der Bahn geworfen wurden.

Voreinstellungen
Wir lassen beim TX-75GXW945 wie üblich die dynamischen Voreinstellungen außen vor und beginnen den TV-Abend mit „Standard“ bei UHD-1, ARD, Servus-TV, RTL-SD und den schlechtesten Shoppingkanälen. Diese gigantische Palette an Qualitäten hat der neue AI-Chip prächtig im Griff. Nur vielleicht aufgrund der riesigen Diagonale fällt die Unterdrückung von Blockartefakten, sprich die Grundreinigung des Bildes etwas stärker auf als früher.
Erst im filterfreien Kinomodus sieht man, wie mies die Quellen wirklich sind und dass man hier sehr gut beraten ist, das Gröbste auszubügeln. Dabei kann der normale Zuschauer sich glücklich schätzen, dass alles gut vorkonfiguriert ist, denn eine weitere Spielart von Panasonics Professionalität ist, dass Dutzende von Bildmanipulatoren alle möglichen Effekte beeinflussen und teils voneinander anhängig sind.
Hier kann sich der Enthusiast nach Belieben entfalten und findet an jeder Bildquelle etwas, um sie noch einen Tacken knackiger oder authentischer wirken zu lassen. Die beste Qualität liefern UHD-Scheiben über HDMI. Hier gibt die Bildelektronik bis auf die bei Panasonic übliche Manipulation der Farbkanäle in Form einer schärfenden Vergröberung keinerlei Anlass zur Kritik.
HDTV bietet Panasonics Ingenieuren keinerlei technische Herausforderungen mehr, und hier sind auch Schwarzwert und Maximalhelligkeit kein Thema. Bei HDR punktet der Panasonic ganz klar durch seinen Formatmix von DolbyVision und HDR10+. Als Dritter freut man sich halt, wenn sich zwei streiten.
Samsung (HDR10+) und LG (DolbyVision) beschränken sich auf eins der Formate. Der 75GXW945 kann dann auch grundsätzlich zwar im erhöhten Farbvolumen, jedoch nicht bei der Gesamtdynamik mit den beiden (teureren) Kontrahenten mithalten.

Panasonic TX-75GXW945: Rundes Angebot
Ein kleines Ass im Ärmel von Panasonic ist das Entwicklungslabor in Deutschland, durch das Features und Qualitäten erreicht werden, die speziell im deuschen Markt funktionieren. Hier wurden nicht nur die legendären Tunerfunktionen entwickelt, die immer noch unangefochten Technologieführer sind.
Kein anderer Hersteller holt so viel auf zwei Empfangszügen heraus, was Dualaufnahme, Einkabellösung, Streamingoptionen, Fernprogrammierung oder einfach nur schnelle Sendersortierung und Komfortlisten betrifft. Digital-TV über Netzwerk (Sat>IP) kann Panasonic nicht nur als virtuellen Tuner einbinden, sondern seine Signale sogar anderen Displays zur Verfügung stellen.
Auch bei der Umsetzung der HDR-Norm HLG (Hybrid Log Gamma) war Panasonic den Mitberwerbern Generationen voraus und lieferte Bilder mit korrektem Systemgamma. Neuester Coup des Entwicklungsteams ist die Zusammenarbeit mit HD+ zur ersten Implementierung der HbbTV Operator App.
Kurz gesagt geht es darum, dass Panasonics Top-TVs jetzt aus eigener Kraft die Privatstationen des Anbieters inklusive aller Komfortfunktionen umsetzen können, die es sonst nur mit einer externen Settop-Box, also Zusatzhardware bei umständlicher Bedienung gibt. Man benötigt nicht einmal ein CI-Modul zur Entschlüsselung.
Bei der Installation fragt der TV einfach nur nach, ob man HD+ ausprobieren möchte, und bekommt dann ein halbes Jahr kostenlosen Zugriff auf die HD-Inhalte, den deutlich detaillierten Programmführer, die erweiterten Mediatheken und die Wiederhol- und Neustartfunktionen mancher Sender. Nach der Testphase muss man natürlich wie gehabt für die Dienste zahlen.
Da Senderauswahl und -aufruf sowie Programmführer und Such- bis Empfehlungfeatures wichtige Eigenschaften zur Individualisierung einer TV-Marke sind, darf man Panasonic zu diesem Schritt gratulieren, hier viel aufgegeben zu haben, damit der Endkunde einen Mehrwert bekommt. Wer möchte, kann natürlich auf HD+ verzichten und bekommt dann Panasonics hauseigene Menüs, die ja auch schon führend in Übersichtlichkeit und Senderverwaltung waren.

Panasonic TX-75GXW945: Smart-TV & Klang
Vor Jahren verkündete Panasonic, „Firefox-TV“ als Basis für smarte Dienste zu nutzen, und man nahm an, dass andere Hersteller mitziehen würden, war Entwickler Mozilla doch bekannt dafür, alles offenzulegen und wenig kommerziell zu sein. Leider wurde das System nicht lange fortgeführt, doch es ist Panasonic gelungen, den Code sauber selbst weiter zu entwickeln.
„MyHomeScreen 4.0“ nennt sich das nun hauseigene System, das mit dezenteren Icons daherkommt als früher. Die Einstiegsleiste ist konfigurierbar und lässt sich für Inhalte und Empfehlungen diverser Apps nach unten scrollen. Dabei werden die wichtigsten Dienste vom Betriebssystem unterstützt.
An weiteren multimedialen Features kann neben der USB-Medienwiedergabe das DLNA-Heimnetz nicht nur nach Film, Foto- oder Musikquellen durchsucht, sondern es können auch Inhalte der USB-Festplatten, Aufnahmen oder Tunersignale an andere Geräte weitergeleitet werden.
Eine Spiegelung von Handydisplays klappt bei vielen Modellen. Aktuell heiße News sind die Unterstützung von HLG-Fotos (HDR-Bilder) und die Einbindung in die Befehlsketten der Sprachführer Amazon Alexa und Google Assistant. Klanglich kann sich das großvolumige Gerät nicht auf eine Stufe mit seinem gigantischen Bild stellen.
Es beherrscht die Dekodierung von Dolby Atmos, doch zum Glück greifen die Algorithmen nicht allzu klangmanipulierend ein. So bleibt die Wiedergabe hübsch natürlich und kann sogar mit einem gewissen Tiefgang und erkennbaren Höhen punkten, doch für HiFi ist wie gehabt ein externes Surroundsystem vorzuziehen.
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Fazit
Größe ist beim immersiven Ultra-HD-Vergnügen entscheidend, und für die obersten zehn Zoll muss man leider ordentlich in die Tasche greifen. Beim Panasonic TX-75GXW945 bleibt der Aufpreis im Rahmen und sein hochwertiger Bildprozessor sorgt dafür, dass gerade normale TV-Quellen riesig gut werden.