Zum Inhalt springen
Der Guide für ein smartes Leben.
VG Wort Pixel
Versteckspiel mit dem Übernatürlichen

No One Will Save You - Kritik zum Sci-Fi-Horror auf Disney+

Aus dem Nichts taucht auf Disney+ einer der besten Filme des Jahres auf. "No One Will Save You" ist ein wilder Mix aus Drama, Sci-Fi und Horror.

Autor: Konstantin Grassl • 27.9.2023 • ca. 3:20 Min

No one will save you
In einem kleinen amerikanischen Vorort passieren reichlich seltsame Dinge
© Disney

Was für ein Wirbel oft um Filme gemacht wird. Monatelange Promotion, Interviews mit den Darstellern, riesige Plakate, Werbung auf jedem Screen und wenn der jeweilige Streifen dann schließlich über die Leinwand flackert, nicht selten die Enttäuschung darüber, dass das finale Werk den bis ins Une...

Was für ein Wirbel oft um Filme gemacht wird. Monatelange Promotion, Interviews mit den Darstellern, riesige Plakate, Werbung auf jedem Screen und wenn der jeweilige Streifen dann schließlich über die Leinwand flackert, nicht selten die Enttäuschung darüber, dass das finale Werk den bis ins Unendliche aufgebauten Erwartungen nicht standhalten konnte.

Manchmal passiert jedoch auch genau das Gegenteil. Auf einmal steht da ein Film in der Tür, den niemand auf dem Zettel hatte. 93 Minuten an Spannung, cleverer Story und überragendem Schauspiel, bei denen man sich nicht zuletzt darüber wundert, warum hierfür nicht auch nur eine einzige kleine Litfaßsäule beklebt wurde. "No One Will Save You" bekam in Deutschland nicht mal einen Kino-Release, sondern erschien direkt bei Streaming Anbieter Disney+ und ist dennoch besser als ein Großteil seiner so groß beworbenen Kino-Kollegen.

No one will save you
Kaitlyn Dever bietet als Brynn Adams eine absolute Top-Performance.
© Disney

Worum geht es in No One Will Save You?

Bevor wir uns an den Inhalt machen, eine kleine Warnung: Je unvoreingenommener und mit je weniger Vorwissen man sich an Brain Duffields Genre-Mix aus Drama, Science-Fiction und Horror macht, desto besser. Für alle, die nun dennoch weiterlesen, versuchen wir aber natürlich trotzdem so gut es geht auf Spoiler zu verzichten.

Brynn Adams, eine junge Frau von Anfang 20, lebt allein in einem einsamen Haus am Waldrand. Der nächste Ort ist einige Autominuten entfernt. Ab und an besucht Brynn das Grab ihrer Mutter, bastelt an ihrer kleinen Modellstadt oder schreibt Briefe an ihre Kindheitsfreundin Maude. Irgendetwas ist bereits vor vielen Jahren mit Maude passiert - etwas, das mit Brynn zu tun hat und das diese sich noch immer nicht verzeihen kann.

In den ersten Minuten lernen wir Brynn kennen und sind dabei ganz bei ihr. Andere Figuren, wie ein paar Ortsbewohner ziehen nur kurz vorbei und begegnen Brynn mit Abneigung ja gar Verachtung. Gesprochen wird dabei kein Wort - weder von Brynns Mitmenschen noch von der jungen Einsiedlerin selbst. Keine forcierten Selbstgespräche, kein innerer Monolog, um dem Zuschauer die Handlung zu erklären. Alles, was man wissen muss, wird gezeigt, sonst ist da nur Stille.

Es dauert allerdings nicht allzu lange, bis Brynn in ihrem einsamen Leben Gesellschaft bekommt. Was da in Brynns Heim kommt, ist jedoch kein Nachbar, ein Einbrecher oder ein Tier. Ewas anderes, Übernatürliches ist in Brynns Haus gelangt - und es hat sie bereits entdeckt. Von hier an beginnt ein Katz- und Mausspiel, aus Flucht, Versteckspiel und Kampf, währenddem den Zuschauern kaum eine Sekunde zum Durchatmen bleibt.

No one will save you
Flucht und Verstecken sind wesentlicher Teil von No One Will Save You.
© Disney

Wie gut ist No One Will Save You?

Was zunächst nur wie ein übersinnlicher Home-Invasion-Thriller wirken mag, ist tatsächlich deutlich mehr. Das liegt zuallererst an der überragenden schauspielerischen Leistung von Kaitlyn Dever als Brynn. Da Brynn auch während ihrer gesamten Flucht vor der übernatürlichen Bedrohung nicht mehr als zwei kurze Sätze spricht, liegt es allein an Devers Mimik und Gestik den Kontext der jeweiligen Szenen zu vermitteln. Das gelingt der jungen Schauspielerin sogar noch besser als ihrer Kollegin Emily Blunt, die in den beiden "A Quiet Place"-Filmen vor eine ähnliche Herausforderung gestellt wurde. Würden die Genres Horror und Science-Fiction nicht traditionsgemäß mit Missachtung der Academy gestraft, man müsste schon jetzt über einen Oscar für Dever munkeln.

Nicht nur die Leistung der jungen Hauptdarstellerin ist jedoch außergewöhnlich, auch was Brian Duffield in Sachen Skript und Inszenierung auspackt, verdient ein besonderes Lob. Die Ereignisse von "No One Will Save You" spielen sich einzig in Brynns Haus, den wenigen Straßen der nahegelegenen Ortschaft, sowie auf einigen Waldwegen ab. So hat man als Zuschauer schnell einen Überblick über die Szenerie des Films gewonnen und kann zusammen mit Brynn nach möglichen Auswegen und Verstecken suchen. Da die Motivation der übernatürlichen Bedrohung zumindest über weite Teile des Films kaum zu durchschauen ist, rätselt man auch an dieser Stelle lange Zeit mit Brynn, welche Verhaltensweise in der jeweiligen Situation wohl die Beste sein könnte.

Selbst wenn Duffield aber schließlich in seinem gelungenen Finale die verschiedenen offenen Fragen kunstvoll zusammenschnürt, bleibt auch nach dem Abspann noch genügend Interpretationsspielraum, um die eigenen Theorien über diese gut 90 Minuten hervorragender Sci-Fi-Unterhaltung weiterzuspinnen.

No one will save you Trailer

Quelle: Disney
Viel gesprochen wird in "No One Will Save You" nicht - Spannung bietet der Überraschungshit dafür aber reichlich.

No One Will Save You - Fazit

Brain Duffield verbindet in seinem übersinnlichen Katz- und Mausspiel kunstvoll zahlreiche Genres miteinander und erschafft damit etwas ganz Eignes. Getragen von einer überragenden Kaitlyn Dever, die fast ohne ein Wort zu sprechen eine absolute Karriereleistung abliefert, ist "No One Will Save You" sowohl hervorragendes Spannungskino im Survival-Outfit, als auch clevere Science-Fiction mit übernatürlichem Twist.

  • Wertung: 4,5/5 Sterne
  • Verfügbar auf: Disney+
  • Dauer: 1 Std. 33 Min
  • Regie: Brian Duffield