Nikon Z7 II im Test
Nicht jeder braucht eine Kamera mit 45-Megapixel-Sensor. Aber wenn sie nicht mehr kostet als die Canon R6 II mit 24-MP-CMOS, bekommt die Frage eine andere Bedeutung. Denn für 3.000 Euro ist die Nikon Z7 II mit Blick auf ihre Auflösung fast schon ein Schnäppchen.

Schon zum Zeitpunkt ihrer Markteinführung war die Z7 II mit 3400 Euro deutlich günstiger als das Canon-Pendant R5 (4400 Euro). Mittlerweile ist der Preis der Z7 II auf 3000 Euro gefallen und somit auf dem Niveau der Canon R6 II angekommen. Für eine Spiegellose der neuesten Generation...
Schon zum Zeitpunkt ihrer Markteinführung war die Z7 II mit 3400 Euro deutlich günstiger als das Canon-Pendant R5 (4400 Euro). Mittlerweile ist der Preis der Z7 II auf 3000 Euro gefallen und somit auf dem Niveau der Canon R6 II angekommen. Für eine Spiegellose der neuesten Generation mit 45-Megapixel-Sensor ist das verlockend günstig.
Der BSI-CMOS der Z7 II ist zur Bildstabilisierung beweglich gelagert, zwei Prozessoren (Dual Expeed 6) verdoppeln die Rechenpower der Vorgängerin. Das Schwestermodell Z6 II (2000 Euro) nutzt einen 24-Megapixel-Sensor zur Bildaufzeichnung, Ausstattung und Funktionalität sind aber ähnlich.

Gehäuse und Ausstattung
Das Magnesiumgehäuse der Z7 II ist robust und spritzwasserdicht, das Gewicht (705 g) etwas höher als bei der Konkurrenz. Der Handgriff bietet den Fingern ausreichend Fläche und eine griffig-raue Beschichtung. Mit dem Lithium-Ionen-Akku EN-EL15c (2280 mAh) kommt man meist gut über den Tag. Per USB-C-Schnittstelle lässt sich der Akku im laufenden Betrieb in der Kamera mittels Powerbank laden. Ein Ladegerät (MH-25a) zum externen Aufladen des Stromspeichers und ein Netzadapter (EH-7P) mit USB-C-Kabel gehören zum Lieferumfang.
Von den beiden Steckplätzen für Speichermedien ist der eine für SD-Karten (UHS-I/II) vorgesehen, der andere für CFexpress-Karten vom Typ B. Diese haben den gleichen Formfaktor wie die älteren XQD-Karten, die ebenfalls verwendet werden können. Für die drahtlose Kommunikation mit Smartphone oder Tablet benötigt man die Nikon-App Snapbridge.
Als die Z7 auf den Markt kam, wurde ihr OLED-Sucher zu Recht als wegweisend gelobt. Vor allem seine gute Schatten- und Lichterzeichnung rückt ihn in die Nähe optischer Sucher. Wesentlich weiterentwickelt wurde der EVF für die zweite Z7-Generation aber nicht, und die Konkurrenz hat inzwischen nicht geschlafen. Mit 0,8-facher Vergrößerung bietet der Sucher zwar großes Kino, auch die Auflösung ist mit 1 228 800 RGB-Pixel weiterhin sehr gut, aber nicht mehr wegweisend. Sony bietet in der Profiklasse inzwischen bis zu 3 145 728 RGB-Pixel.
Das Sucherokular ragt an der Kamerarückseite etwa 1,5 Zentimeter heraus; das hält die Nase auf Abstand zum 3,2-Zoll-Monitor, der eine Auflösung von 786 333 RGB-Bildpunkten hat. Er ist touchfähig und verschwenkbar, sodass man das Sucherbild auch direkt von oben oder im 45-Grad-Winkel von unten betrachten kann. Als einzige Kamera in diesem Testfeld hat die Z7 II ein Schulterdisplay als zusätzliches Anzeigeinstrument.

Autofokus und Aufnahme
493 Phasen-AF-Messfelder nutzt die Z7 II zum Scharfstellen. Da es sich dabei um einen Hybrid-AF handelt, sind auch Kontrast-AF-Felder im Spiel, deren Anzahl aber nicht bekannt ist. Wählt man den kleinstmöglichen Messpunkt (Pinpoint-AF), wird immer die präzisere Kontrastmessung aktiviert. Das Angebot an AF-Modi umfasst automatische Messfeldsteuerung, Einzel- und Pinpoint-Messfeld sowie Zonen („Großes Messfeld“) in zwei Varianten (Wide-S und Wide-L). Schaltet man vom Einzelbild-AF (AF-S) auf kontinuierlichen Autofokus (AF-C) um, wird das Pinpoint-Messfeld durch eine erweiterte Einzelfeldmessung („Dynamisch“) ersetzt. Dabei stellt das AF-System mit Hilfe benachbarter Messfelder scharf, falls sich das Objekt kurzzeitig aus dem Visier des ausgewählten Messfelds heraus bewegt.
Die Gesichts- und Augenerkennung des AF-Systems funktioniert bei Menschen sowie Tieren – dazu gehören bei dieser Kamera außer Hunden und Katzen noch einige weitere Säugetiere, zum Beispiel Schafe. Vögel oder Fahrzeuge detektiert die Z7 II jedoch nicht; die Canon R6 II und Nikons Profikamera Z9 sind in dieser Hinsicht schon eine Generation weiter.
Der mechanische Verschluss erlaubt Belichtungszeiten zwischen 1/8000 und 30 s; dies gilt auch für die elektronische Variante („Stille Auslösung“). Kombiniert man dagegen den mechanischen Verschluss mit dem elektronischen ersten Vorhang, sinkt die kürzestmögliche Belichtungszeit auf 1/2000 s.
Belichtungsprogramme werden am Modusrad vorgewählt, darunter die Standards (P, A, S, M), eine Vollautomatik (Auto) und drei individuell konfigurierbare Setups. Motivprogramme gibt es nicht, dafür aber eine gute HDR-Funktion, Mehrfachbelichtung und Intervallaufnahmen. Zudem lässt sich eine Fokusreihe einrichten, deren Einzelbilder extern zu einem Bild mit erweiterter Schärfentiefe kombiniert werden können.
Im Serienbildmodus schießt die Z7 II bis zu 14 JPEGs und 10 RAWs pro Sekunde, eine ordentliche Leistung angesichts der hohen Auflösung. Videos produziert sie in UHD-4K-Auflösung (3840 x 2160 Pixel) mit 60 B/s. In Full-HD (1920 x 1080 Pixel) beträgt die Serienbildrate 120 B/s.

Bedienkonzept
Die Nikon Z7 II stellt eine ganze Reihe von Tasten für Direktzugriffe auf wichtige Funktionen bereit, etwa für ISO, Belichtungskorrektur oder Betriebsart. Allein für die Bildschirmlupe gibt es zwei Tasten: Mit der Plustaste zoomt man ins Bild hinein, die Minustaste bewirkt das Gegenteil. Etwas versteckt, vorne am Gehäuse zwischen Griff und Bajonett, sitzen zwei Funktionstasten. Umfunktionieren lassen sich die AF-on- und Video-Start-Taste sowie die OK-Taste im Richtungsschalter. Der Fokusring des Objektivs lässt sich mit der Blendeneinstellung oder der Belichtungskorrektur belegen. Mit einem Drehschalter wechselt man zwischen Foto- und Videomodus. Die Z7 II begnügt sich mit zwei Einstellrädern, die Sony A7 IV hat vier zu bieten.
Im Info-Modus (i-Taste) zeigt der Sucher beziehungsweise Monitor Funktionsfelder für Kameraeinstellungen. Auswahl und Anordnung der zwölf Felder kann man individuell festlegen. In „Mein Menü“ lassen sich häufig benötigte Funktionen für den Schnellzugriff ablegen – zum Beispiel die „Akkudiagnose“ mit einer Prozentangabe zum aktuellen Ladezustand. Im Live-Bild gibt es dafür (wie bei der Canon R6 II) nur eine Balkenanzeige.
Das Hauptmenü ist durch sieben vertikal angeordnete Karteireiter strukturiert. Um den gewünschten Eintrag zu finden, muss man häufig scrollen, was durch Wischen mit dem Finger immerhin recht schnell funktioniert; die Touchbedienung funktioniert nämlich auch in den Menüs.
Bildqualität
Dank des 45-Megapixel-Sensors erreicht die Z7 II eine entsprechend hohe Grenzauflösung von 2473/2382 LP/BH bei ISO 100 und 2580/2290 LP/BH bei ISO 400. Der HC-Wert für hochkontrastige Strukturen bleibt auch bei ISO 1600/3200 über 2300 LP/BH, der LC-Wert für niedrige Kontraste geht etwas stärker zurück bis knapp 1900 LP/BH. Die Dead-Leaves-Werte der Z7 II erreichen dagegen nur punktuell das Niveau der Sony mit 33-MP-Sensor, während die VN-Werte für das JPEG-Bildrauschen höher ausfallen als bei der Konkurrenz: VN 2,2 gegenüber VN 1,9 (R6 II) und VN 1,4 (A7 IV) bei ISO 3200. Im Vergleich der drei Kameras hat die Nikon Z7 II bis ISO 800 die Nase vorne, bei ISO 100 sogar deutlich. Bei ISO 1600 kommt es dann fast zu einer Pari-Situation, und danach dreht sich die Reihenfolge. So gehen von ISO 1600 auf 3200 die BQ-Punkte von 29 auf 19,5 zurück, bei ISO 6400 gibt’s nur noch 7 Punkte. Bei hohen Empfindlichkeiten holen die größeren Pixel der Konkurrenz die bessere Wertung.