Wechseloptikkamera
Leica SL im Test
Leica SL heißt Leicas erste Wechseloptikkamera mit Autofokus und Kleinbildformat-Sensor – und selbstverständlich ohne Spiegel. Wir haben den Test.

Wir haben die Leica SL im Test: Bei Autos steht das Kürzel SL seit 1954 für sportliche Noblesse. Der Anlehnung an den legendären Mercedes ist sich Leica sicherlich bewusst, auch wenn das SL beim Kamerahersteller für SpiegelLos oder wahlweise für S-Model light steht. Ganz gleich, welche Erklärung man präferiert - mit der SL signalisiert der Wetzlarer Hersteller selbstbewusst, dass er sich nicht allein auf den traditionellen Kamerabau konzentriert, sondern fit für die Zukunft ist: Vollformatsensor mit 24 Megapixeln, elektronischer Sucher, schneller Autofokus, 7000 Euro Gehäusepreis - diese Eckwerte stellen die Positionierung des SL-Systems unmissverständlich klar.
Wie der Mercedes SL gehört auch die Leica SL der Oberklasse an, wenngleich es einen entscheidenden Unterschied gibt: Bei Mercedes steht das SL wahlweise für Sport-Leicht oder Super-Leicht, während die aus einem Aluminium-Block gefräste Leica SL genau eines ganz sicher nicht ist: leicht.
Bauhaus-Stil
Mit 884 g fürs Gehäuse und mehr als 2 kg mit der derzeit einzig verfügbaren Optik (24-90 mm) liegt die Leica SL nicht nur bei den Abmessungen deutlich über Sonys momentan populärer spiegelloser Vollformatkamera A7R II. Das Gehäusedesign der Leica SL ist an das klassischer Kameras angelehnt: kantig, wuchtig und solide. Überflüssige Elemente gibt es nicht - ihre klaren Linien erinnern fast an Bauhaus-Stil.
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Die Kamera liegt satt und sicher in der Hand, und alle Schalter sind griffgünstig platziert. Nur verraten sie allenfalls durch ihre Position, welche Funktionen hinter ihnen stecken. Der Auslöser ist schnell gefunden, und die Videoaufnahme hat immerhin einen roten Punkt bekommen. Die zwei Drehräder sind - ebenfalls intuitiv verständlich - für Belichtungszeit (oben) und Blende (hinten) reserviert. Neben dem Display findet man vier dezente Tasten, deren Funktion sich erst erschließt, wenn man eine davon drückt. Das kann man als klare Linienführung im Design bezeichnen - doch die Bedienung macht dies zumindest anfangs nicht leichter.

Bedienung
Ohne Bedienungsanleitung haben wir die Auswahl der Fotomodi nicht gefunden. Programm-, Zeit- und Blendenautomatik sowie den manuellen Modus kann man nach einem Druck auf das hintere Rad wählen. Das obere Monochrom-Display wechselt dann von den Belichtungsinformationen in die Auswahl. Wenn man nicht schnell genug am Wahlrad dreht, ist aber kein Moduswechsel mehr möglich.
Äußerst komfortabel ist das gummierte Bedienkreuz neben dem Sucher. Man erreicht es bequem mit dem Daumen und kann damit schnell den Autofokuspunkt definieren oder das Menü bedienen, während man durch den elektronischen Sucher sieht. Der ist mit seinen 1,3 Millionen RGB-Pixeln übrigens top. Das Bild ist gestochen scharf und liefert alle Informationen über Belichtung, Weißabgleich und Schärfe, die optische Sucher nicht bieten können.
Ins Menü gelangt man mit der oberen linken Taste neben dem Display. Allerdings ist es ungewöhnlich, dass die Touch-Bedienung im Menü nicht funktioniert. Stattdessen ist man immer auf das Bedienkreuz angewiesen. Dieses funktioniert jedoch so gut, dass man die Touch-Funktion nicht vermisst. Leica strukturiert die Grundeinstellungen in die Bereiche "Setup", "Aufnahme" und "Kamera". Der Fotograf kann die acht übersichtlichen Menüseiten auch einfach nacheinander durchblättern. Um wichtige Funktionen an einer Stelle abzulegen, gibt es als vierten Menüpunkt die "Favoriten", die man nach individuellen Bedürfnissen definieren kann. Diese Konfiguration sollte man sichern, wofür Leica gleich vier Anwenderspeicher liefert und sogar den Import und Export zur und von der Speicherkarte zulässt.

Häufig genutzte Funktionen erreicht man sogar noch schneller: Hält man eine der vier Tasten neben dem Display länger gedrückt, übernehmen sie andere Aufgaben: den Wechsel vom Autofokus- (C/S) zum Weißabgleich-Modus oder die ISO-Einstellung. Die Taste neben dem Display dient dem Wechsel zwischen Video- und Fotomodus oder - bei längerem Drücken - Belichtungskorrekturen (+/- 3 Blenden).
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Der Wiedergabemodus bietet wieder die zeitgemäße Touch-Bedienung: Man kann durch die Galerie wischen, mit zwei Fingern ins Bild zoomen oder mit einer gegenläufigen Bewegung in die Bildübersicht gelangen. Obwohl sich Leicas Bedienkonzept signifikant von den Lösungen der Konkurrenz unterscheidet, kann man sich sehr schnell einarbeiten. Und das lohnt sich, denn eine 7000-Euro-Kamera wird sicher öfter als zwei Wochen im Jahr genutzt.
Ausstattung
Das hohe Gehäuse hat gleich zwei Schächte für SD-Karten. Allerdings entspricht nur der obere dem UHS-II-Standard und ist somit für 4K-Videoaufnahmen geeignet. Beim Fotografieren ist dieser Unterschied unerheblich. So kann man den zweiten Schacht zum Erweitern der Kapazität oder zur Sicherung einer zweiten Datei nutzen. Auf der gegenüberliegenden Seite hat Leica den Blitzanschluss sowie eine USB-3.0-Schnittstelle angebracht, über die sich die Kamera vom Rechner aus steuern lässt. Ist dabei die Sicherungsfunktion aktiviert, werden die Aufnahmen sowohl auf der Speicherkarte als auch auf dem Rechner gesichert.
Ungewöhnlich ist die große HDMI-Buchse und eher unpraktisch die Multifunktionsschnittstelle: An ihr soll man die Fernbedienung sowie Mikrofon oder Kopfhörer anschließen. Eine echte Audioaussteuerung findet man allerdings nicht - stattdessen lässt sich der Mikrofon-Gain in vier Stufen variieren. Den HDMI-Ausgang erreicht nur im Videomodus ein Signal. Das ist schade, denn weil das Display recht klein ist und sich nicht klappen lässt, wäre ein externer höher auflösender Monitor zum Beispiel bei Reportagen eine nützliche Ergänzung. Immerhin unterstützt das Display die Aufnahmesteuerung mit Focus Peaking, Histogramm und Zebramuster für helle Bildbereiche. Zudem ist das knapp 3 Zoll große Display mit zusätzlichen weißen Pixeln als RGBW-Monitor ausgelegt, die die Helligkeit noch etwas steigern.

Der Autofokus arbeitet extrem schnell und zuverlässig. Auch dabei ist die Touchscreen-Funktion des Displays hilfreich, denn ein Tipp auf den gewünschten Bildbereich platziert den Fokuspunkt sauber. Und damit diese Funktion auch mit dem Sucher nutzbar ist, kann man den Spotmesspunkt mithilfe der Kreuztaste positionieren. Das funktioniert sogar unter erschwerten Bedingungen bei der Videoaufnahme. Dabei zeigt sich, warum die Kamera so schnell die Schärfe findet: Das sonst übliche Pumpen über den korrekten Schärfepunkt hinweg und wieder zurück tritt nahezu nicht auf. Die Kamera fährt unauffällig und sauber auf die passende Schärfe - und das war´s.
L-Bajonett
Die SL hat ein L-Bajonett, das mit dem T-Bajonett der Leica-T-Modelle kompatibel ist. So passen die T-Objektive auch an die SL. Dann aber schaltet sie auf den APS-C-Bildkreis der T-Objektive um, was die Auflösung auf 10 Megapixel reduziert. Zudem sollen Adapter für Leicas M-, R- und S-Objektive kommen. Wichtiger allerdings wären mehr SL-Objektive; aktuell gibt es nur eines, zwei weitere sind angekündigt.
Das derzeit verfügbare SL-Objektiv Leica Vario Elmarit SL 2,8-4/28-90 mm Asph. ist ein ganz schöner Brecher - und dabei nicht einmal besonders lichtstark. Von seinen schnellen Autofokusmotoren ist aber glücklicherweise auch im Videomodus nichts zu hören. Wer die manuelle Schärfekontrolle bevorzugt, kann sich an der sanften Steuerung erfreuen - die so sanft läuft, dass sich im Videomodus sogar von Hand kleinere Schärfeverlagerungen vornehmen lassen. Der Zoom läuft ebenso weich - hat aber einen vergleichsweise langen Weg. Dies dürfte Fotografen kaum stören, und Videofilmer können so sogar während des Filmens kleine Zoomfahrten wagen - zumindest mit einem mechanischen Verlängerungsarm.

Videoaufnahme
Genau das macht die SL für Fotografen spannend, die gerne ab und zu einmal Videos aufnehmen wollen. Immerhin beherrscht die Kamera echte 4K-Aufnahmen mit 4096 x 2160 Pixeln statt nur UHD mit 3840 x 2160 Pixeln, was gemeinhin ebenfalls als 4K verkauft wird.
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Im echten 4K-Modus belässt es Leica bei der von Cineasten geliebten Bildwiederholfrequenz von 24 Bildern in der Sekunde. Bei UHD klappt die Aufnahme dagegen wahlweise mit 25 oder sogar 30 Bildern. Und wer auf Full-HD geht, kann sogar Videos mit einer Frequenz von bis zu 120 Bildern in der Sekunde drehen und damit eine mehr als vierfache Zeitlupe auf die Speicherkarte bannen. Ebenfalls aus der Profi-Ecke kommt die Möglichkeit, Videos mit dem sogenannten Gamma L-Log zu versehen. Dabei entstehen Videoaufnahmen mit einer vergleichsweise flachen Gammakurve, die sich in der Nachbearbeitung sehr leicht und nahezu verlustfrei beeinflussen lässt. Diese Funktion ist nützlich, wenn man seine Filme mit einem ganz bestimmten Look versehen will.
Fotoqualität
Auch im Messlabor beweist die SL, dass sie in ihrer Preisklasse gut mithalten kann. Unsere Messungen bescheinigen der Kamera bei Empfindlichkeiten zwischen ISO 100 und 3200 einen nahezu gleichbleibenden Schärfeverlauf. Das zeigt sich auch an den Linienpaaren, denn bei ISO 100 liefert die Kamera immerhin 1958 Linienpaare pro Bildhöhe, und bei ISO 3200 sind es noch immer 1931 LP/BH. Allerdings nimmt der Visual Noise bei ISO 1600 und noch deutlicher bei ISO 3200 zu. Bleibt die Empfindlichkeit darunter, kommen nahezu rauschfreie Bilder zustande.

In der Praxis stellt man schnell fest, dass die Ergebnisse bis ISO 800 sehr gut zu gebrauchen sind. Selbst bei ISO 1600 aufgenommene Fotos sind in Ordnung, lassen in feinen Strukturen jedoch leichte Detailverluste erkennen. Auch die Dead-Leaves-cross-Werte zeigen bis ISO 3200 eine erstaunliche Konstanz: Bei kontrastreichen Kanten beträgt der Verlust gegenüber ISO 100 durchaus moderate 17 Prozent, bei kontrastarmen Kanten sind es lediglich 10 Prozent. Allerdings steigt bereits bei ISO 1600 der VN-Wert auf 2,0, was für sichtbares Rauschen im Bild steht. Auch das Rauschen kann Details stören.
Bei der Darstellung von dunklen und hellen Grün- und Brauntönen zeigt sich auf den Aufnahmen der Leica SL eine etwas überhöhte Farbabweichung, die in der Praxis bei Hauttönen ebenfalls bemerkbar ist. Man kann hier aber relativ gut nachjustieren - immerhin speichert die SL in Adobes DNG-Format, das sich wie RAW-Daten nachbearbeiten lässt.
Fazit
Wer sich eine Kamera in dieser Preisklasse zulegt, wird die längere Einarbeitungszeit in Kauf nehmen und die Kamera nach den eigenen Wünsche konfigurieren. Ist diese Einstiegsschwelle überwunden, begeistert das Bedienkonzept: Die Tasten sitzen exakt an der richtigen Stelle - egal, ob man mit Sucher oder Monitor arbeitet. Der Sucher zeigt ein scharfes Bild ohne Nachzieheffekte. Schade ist allerdings, dass der Monitor relativ klein ist - daran hätte Leica nicht sparen sollen, zumal die Kamerarückseite genügend Platz bietet.
Mit nur einer Optik ist das Objektivangebot noch deutlich zu klein - zumal das verfügbare Objektiv nicht besonders lichtstark ist. Leica sollte schnell sechs bis sieben Festbrennweiten nachlegen. Zwar kann man mit Adaptern auch andere Optiken nutzen, doch damit geht von der ausgezeichneten AF-Leistung zu viel verloren. Rundum überzeugend ist die Bildqualität, die allen Erwartungen an eine 24-MP-Vollformatkamera voll gerecht wird.
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