Systemkamera
Fujifilm X-T3 im Test
Schnellere Bildbearbeitung und höhere Serienbildleistung, mehr AF-Punkte und 4K-Videos mit 60p/10 Bit: Fujifilm hat bei der X-T3 den Turbo zugeschaltet. Herzstück der Neuen ist ein X-Trans-Sensor der vierten Generation im BSI-Design. Lohnt sich der Umstieg von der X-T2? Wir haben die Fujifilm X-T3 im Test.

BSI-Bildsensoren haben Konjunktur: Sony verwendet sie in den A7-Modellen der dritten Generation, Nikon in der kürzlich vorgestellten Z-Serie. In beiden Fällen handelt es sich um einen CMOS im Vollformat (36 x 24 mm). Mit der X-T3 springt jetzt auch Fujifilm auf den BSI-Zug auf: Der X-Trans CMOS 4 mit einer Nennauflösung von 26 Megapixeln ist erst der zweite Sensor im APS-C-Format (23,5 x 15,6 mm) in einer spiegellosen Systemkamera. Den ersten BSI-CMOS mit 28 Megapixeln hat Samsung bei der NX-1 verwendet. BSI-Sensoren sind lichtempfindlicher als herkömmliche Sensoren: Beim CMOS der X-T3 ist die Basisempfindlichkeit mit ISO 160 (erweitert bis 80) definiert, bei der X-T2 mit ISO 200 (erweitert bis 100). Äußerlich gleichen sich die beiden X- Modelle, doch die X-T3 glänzt mit technischen Verbesserungen bei Autofokus und Bildverarbeitung. Dafür ist neben dem BSI-Sensor der neue Bildprozessor mit vier CPUs verantwortlich, der dreimal so schnell arbeiten soll wie bisher. Das jetzt mögliche Filmen in 4K mit 60 Vollbildern/s und 10-Bit-Quantisierung bewirkt der neue Prozessor. Rund 1500 Euro soll das X-T3-Gehäuse zur Markteinführung kosten; das sind 200 Euro weniger als beim Start der X-T2 vor zwei Jahren. Verfügbar ist die Neue in Schwarz und Silber. Im Kit mit dem Standardzoom Fujinon XF 2,8- 4/18-55 mm wird die X-T3 für rund 1900 Euro erhältlich sein.
Gehäuse und Ausstattung
Äußerlich unterscheidet sich die X-T3 kaum von der X-T2. Das robuste Magnesiumgehäuse mit den gewohnten Ecken und Kanten ist gegen Spritzwasser abgedichtet und fühlt sich hochwertig an. Der Handgriff ist nach dem Vorbild der X-T2 gestaltet und kleiner als bei der X-H1. Dank der griffigen Beschichtung lässt sich die Kamera trotzdem sicher halten. Die Bodenplatte mit dem Stativgewinde hat keine Naht mehr in der Mitte und wirkt noch solider. Neu: Neben der Mikrofonbuchse befindet sich ein Kopfhöreranschluss direkt an der Kamera statt wie bei der X-T2 nur am optionalen Batteriehandgriff. Einen Batteriegriff (VG-XT3) mit zusätzlichen Bedienelementen für Hochformataufnahmen gibt es auch für die X-T3. Mit zwei Zusatzakkus soll er Kapazität für mehr als 1000 Aufnahmen schaffen. Am Akku selbst hat sich nichts verändert; es bleibt beim NP-W126S (1260 mAh). Zum Speichern stehen zwei SD-Karten-Steckplätze nach UHS-II-Standard bereit. Ein kleiner Aufsteckblitz (EF-X8) gehört zum Lieferumfang. Bei den Drahtlosfunktionen befindet sich die X-T3 auf dem Stand der X-H1: Möglich sind die Fernbedienung der Kamera über die App „Fujifilm Camera Remote“ mit Live-Bild am Smartphone sowie der Bildtransfer zwischen Kamera und Smartphone über WLAN und Bluetooth, jetzt in Version 4.2.

Sucher und Monitor
Der OLED-Sucher der X-T3 ähnelt dem der X-H1. Er löst mit 1 230 000 Pixel höher auf (X-T2: 786 667 Pixel), dafür ist die effektive Vergrößerung etwas geringer: 0,75- statt 0,77-fach. Mit der extrem kurzen Reaktionszeit von 5 ms und einer Bildwiederholrate von 100 B/s stellt das Sucherbild auch Bewegungen flüssig dar. Tipp: Probieren Sie bei kontrastreichen Motiven die Einstellung „Natür- liche Liveansicht“ mit reduziertem Sucherkontrast aus – allerdings ohne WB-Simulation. Neu bei der X-T3 ist der Sport-Sucher-Modus im Aufnahmemenü, der das Verfolgen sich bewegender Motive erleichtert.
Wenn er aktiviert ist, wird im Sucher und am Monitor ein Rahmen eingeblendet, der einer Sensorfläche mit 16,6 Megapixeln entspricht. Der Crop-Faktor im Vergleich zur Gesamtfläche des APS-C-Sensors beträgt 1,25, im Vergleich zu Kleinbild also 1,75 (1,5 + 0,25). Leider lässt sich der Sport-Sucher-Modus nur mit dem mechanischen, nicht jedoch mit dem noch schnelleren elektronischen Verschluss verwenden. Die Bilddiagonale des TFT- Monitors beträgt unverändert 3 Zoll, die Auflösung 346 666 RGB-Bildpunkte. Ein Klappmechanismus erlaubt das Verschwenken um zwei Achsen – nach oben und unten sowie (nach Lösen einer Entriegelung) seitlich. Der Monitor ist im Gegensatz zur X-T2 touchfähig.
Autofokus und Aufnahme
Mit dem neuen Sensor hat Fujifilm auch das Hybrid-AF-System weiterentwickelt. Zum Vergleich: Die X-T2 mobilisiert bis zu 325 Kontrast-AF-Felder, von denen 169 Phasen-AF-tauglich sind. Bei der X-T3 sind es 425 Phasen-AF-Felder mit deutlich erhöhter Bildfeldabdeckung. Der Phasen-AF deckt jetzt 91 % derSensorbreite und 94,5 % der Höhe ab. Außerdem sind alle 425 Messpunkte auch Kontrast-AF-tauglich. Die Kamera entscheidet selbst, wann welche Messvariante zum Einsatz kommt. Neben Messfeldautomatik und Einzelpunkt-AF bietet die Kamera eine Messfeldgruppierung (Zone) mit 9, 25 oder 49 Messfeldern.
425 Messfelder stehen bei Einzelfeldmessung bereit, wobei sich der aktive Messpunkt in sechs Größen variieren lässt. Die Anzahl der Messpunkte kann man bei Bedarf auf 117 reduzieren. Schaltet man auf Zonen-AF, wird automatisch das 117-Punkte-Raster aktiviert. Deutlich verbessert hat Fujifilm die Gesichtserkennung; vor allem der Augen-AF reagiert schneller und zuverlässiger. Die Ansprechempfindlichkeit der Fokussierung wurde auf -3 LW ausgeweitet. Für den kontinuierlichen Autofokus (AF-C) stehen wie bisher fünf Presets zur Wahl, ein sechstes Set kann der Anwender in drei Parametern selbst justieren.
Die Auslöseverzögerung inklusive AF-Zeit liegt etwa auf dem Niveau der X-H1: 0,4/0,4 s bei 300/30 Lux; die X-T2 stellt laut Labormessung vor allem bei viel Licht (300 Lux) etwas schneller scharf (0,31 s). Abgesehen von möglichen Messtoleranzen sind diese Zeiten auch objektivabhängig. Die Messwerte beziehen sich auf das verbreitete Standard-Kit-Objektiv der X-Serie, das Fujinon 2,8-4/18-55 mm R LM OIS. Mit anderen Fujinon-Objektiven sollten kürzere Zeiten möglich sein, wie unsere Objektivtests zeigen. Der mechanische Verschluss bietet Belichtungszeiten von 30 bis 1/8000 s; die elektronische Variante arbeitet völlig lautlos und schafft bis 1/32 000 s.
Neu ist die erhöhte Serienbildleistung: Mit elektronischem Verschluss sind jetzt 20 B/s möglich (11 B/s mit mechanischem Verschluss). Nutzt man den elektronischen Verschluss, sind im Crop-Modus (16,6 MP) sogar 30 B/s drin und zwar wie in den anderen Serienbildmodi ohne Sucher-Blackout – das ist sportlich!

Bedienkonzept
Das Bedienkonzept der X-T3 folgt dem bekannten Fujifilm-Muster: viele Direktzugriffe auf wichtige Funktionen durch Einstellräder und Tasten. Alle Bedienelemente haben ihren angestammten Platz behalten, jedoch fallen die arretierbaren Einstellräder für ISO und Verschlusszeiten etwas flacher aus als bei der X-T2. Auch das Rad für die Belichtungskorrektur ist flacher und kleiner, was ungewolltes Verstellen erschwert. Und das Dioptrienrad links am Sucherhöcker ist jetzt endlich (!) verriegelbar. Es lässt sich nur drehen, wenn man es ein Stück aus dem Gehäuse zieht.
Dank Touch-Funktionalität können Sie mit dem Finger AF-Punkte setzen und die Kamera auslösen, aber auch mittels Wischbewegungen am Monitor die Anzeige verändern. Im Wiedergabemodus erleichtert der Touchscreen das Blättern im Bildbestand oder das Hineinzoomen in ein Foto durch Ziehen mit zwei Fingern. Im konfigurierbaren Quick-Menü mit 16 Funktionsfeldern profitiert der Anwender von der Touch-Bedienung, während man im Hauptmenü nur mit Richtungstasten und Rädern navigiert.
Filmen auf Profiniveau
Als erste Kamera mit APS-C-Sensor kann die X-T3 Videos in 4K- Auflösung (3840 x 2160 Pixel) mit einer Frequenz von 60 Bildern/s (60p), einem Abtastfrequenzverhältnis von 4:2:2 und 10-Bit- Quantisierung aufnehmen. Dies gilt sowohl für die Aufnahme auf SD-Karte als auch für die HDMI-Ausgabe. Aufgrund der unterstützten Videoformate H.264/MPEG-4 und H.265/HEVC sind auch Bitraten von 200 Mbps und eine simultane HDMI-Ausgabe während der Aufnahme möglich. Die Lesegeschwindigkeit der X-T3 soll nach Herstellerangaben etwa 50-mal schneller sein als bei anderen X-Modellen, die bisherige Rolling-Shutter-Verzerrung habe man halbiert. Den Filmsimulationsmodus Eterna hat Fujifilm speziell für Videos konzipiert. Zu den weiteren Profi-Features gehören Timecode, F-Protokoll und die Zebra-Funktion zur Belichtungsoptimierung.

Bildqualität
Ist die X-T3 mit X-Trans CMOS 4 besser als die Vorgängerin X-T2? Bedingt, denn die messbaren Unterschiede bei der Bildqualität halten sich in Grenzen. Im Mittel schafft die X-T3 bei ISO 160 und 400 um die 140 LP/BH mehr an Grenzauflösung. Dagegen ist kein Zuwachs bei den Dead-Leaves-Werten zu verzeichnen. Sie erreichen bis ISO 1600 gute Werte um 1000 LP/BH, erst bei ISO 3200 ist ein stärkerer Rückgang auf etwa 700 LP/BH zu beobachten.
Positiv: Bei kontrastreichen Motiven liefert die X-T3 mehr Schattenzeichnung ohne Bildbearbeitung. Das kann an einer höheren Dynamik des BSI-Sensors oder an einer stärkeren Schattenaufhellung durch den Bildprozessor liegen. Bei höheren ISO- Einstellungen rauschen die JPEGs der X-T3 etwas stärker. Wir messen durchweg mehr Artefakte. Insgesamt ist es zwischen X-T2 und X-T3 ein Patt auf hohem Niveau – bei der Bildqualität. RAW-Dateien ließen sich zum Testzeitpunkt leider noch nicht verarbeiten.
![[Testsiegel] ColorFoto Kauftipp Preis/Leistung](https://www.connect-living.de/bilder/118539755/landscapex1200-c2/cofo-testsiegel-kauftipp-preis-leistung.jpg)
Fazit
Mit der X-T3 macht Fujifilm eine bewährte Systemkamera noch besser – und das zu einem höchst attraktiven Preis. Hier steckt nicht der sprichwörtliche Teufel im Detail, sondern viel Gutes, was der Neuen den Kauftipp „Preis/Leistung“ einbringt. Das Angebot an Verbesserungen reicht von optimierter Bedienbarkeit über rasante Bildserien bis hin zu einem deutlich aufgebohrten AF-System. Mit ihren Filmerqualitäten befindet sich die X-T3 zudem auf Augenhöhe mit Videospezialisten wie der Panasonic GH5. Wer auf professionelle Video-Features weniger Wert legt, ist auch mit der Vorgängerin X-T2 gut bedient, denn der Zuwachs an Bildqualität durch den neuen BSI-Prozessor ist geringer als erwartet.
Das spricht einerseits für das bereits hohe Niveau der X-T2, zeigt aber auch, dass bei der Bildqualität derzeit kaum große Sprünge zu erwarten sind. Wer auf deutlich größere Qualitätsreserven aus ist, muss eben doch eine Sensorklasse höher gehen, mehr Gewicht und höhere Kosten in Kauf nehmen. Markentreue Fotografen finden bei Fujifilm seit der diesjährigen photokina mit der GFX 50R für 4.500 Euro eine relativ preisgünstige, kompakte Kamera für den Einstieg ins Mittelformat.