
Hisense meint es ernst. Die Chinesen wollen nicht einfach ihre internationalen TVs auch in Deutschland verkaufen, sondern stimmen sie mit den peniblen deutschen Anforderungen ab. Dazu haben sie schon seit Jahren ein Qualitätssicherungs- und Entwicklungszentrum in Düsseldorf. So stimmt nicht nur das Grundkonzept der Geräte, sondern auch das Feintuning.
Und tatsächlich überraschte der 65N5755 beim Bildtest. Dabei ist das preiswerte Gerät ein abgespeckter Einsteiger. Mit Vierwege-Singletuner, gänzlich ohne Aufnahmefunktion, dreimal HDMI und zwei USB-Buchsen steckt er im Tesfeld zurück, auch wenn seine HDMI-Fähigkeiten inklusive 60-Hz-UHD-HDR und breitem Farbraum umfassend sind.
Zudem setzt er ein 50/60-Hertz-Panel ein, gibt Kinofilme also erst einmal im 2:3-Pulldown wieder. Aber er kann weitaus mehr. Sehr gelungen ist die großzügige Darstellung der Bildschirmmenüs. Einstellungen und Funktionen dominieren das Display, doch sind sie exzellent lesbar und gut in Themen unterteilt. Die smarten TV-Dienste des Fußball-Großsponsors Hisense beinhalten Schalke-TV, Netflix und Amazon.
Auf den einen deutschen Anbieter Maxdome verzichtet man, dafür bekommt man den anderen: Videociety. Das Angebot mit 231 Apps ist dem von Grundig stark überlegen, kommt aber nicht an die anderen Asiaten heran.
Toll im Labor
Schon beim ersten Einschalten und nach der Sendersuche zeigte sich der Hisense von seiner besten Seite. Das Bild ist in der Voreinstellung "Kino Tag" farblich nahezu normgerecht und weist eine exzellente Abstimmung des Tuners auf. Der Kompromiss aus Schärfung, Beruhigung von Sendeartefakten und Kontrastoptimierung ist gelungen und holt aus miesen SD-Stationen, guten 720p-Sendern, 1080p-DVB-T2 und Ultra-HD Testsendern sehr angenehme Ergebnisse heraus.

Dabei gibt es sogar eine Zwischenbildberechnung und ein De-Interlacine, das als einziger im Test mit einer falsch kodierten Mess-Sequenz zurechtkam. Bei 50-Hz-TV (25p oder 50i) wird sauber entruckelt, 24p mit Pulldown gestartet. Schaltet man die Bewegungskompensation voll zu, wird das Bild einer Blu-ray jedoch wahlweise aalglatt. Man meint nun vielleicht, die Nachteile gegenüber einem Super-TV wären minimal.
Wer genau hinschaut bemerkt jedoch den deutlich schwächeren Schwarzwert aufgrund des nur globalen Dimmens. Dazu leidet dieses Panel so wie das von Grundig stärker unter Dirty Screen und Banding als die teureren Modelle. Und bei echtem HDR, das der Hisense ja lobenswerterweise akzeptiert, wird genauso wenig Brillanz und kaum mehr Farbumfang geboten als in HDTV.
Was andere Attribute wie Schärfe und Blickwinkel betrifft leistet der Hisense hingegen Erstaunliches und ist, was Signalneutralität betrifft, dem Grundig überlegen. Beim Klang ist es dann wieder umgekehrt. Beim sensationell niedrigen Preis des Hisense läge aber sogar noch eine ausgewachsene Soundbar mit Kinoklang im Budget.
Fazit: Hisense liefert im 65N5755 ein exzellentes HDTV-Bild für besonders wenig Geld. Wer kein HDR mit überbunten Farben braucht und im normal beleuchteten Wohnzimmer schaut, wird die Unterschiede zu den Top-TVs vernachlässigen können.