AV-Verstärker

Marantz Cinema 50 im Test

26.4.2023 von Klaus Laumann

Jahrelang betrieb Marantz bei seinen AV-Verstärkern nichts anderes als klassische Modellpflege. Jetzt gibt es einen fulminanten Neustart, der mit einer neuen Nomenklatur und einem erfrischend neuen Design eingeläutet wird. Doch wie sieht es unter der Haube aus?

ca. 4:05 Min
Testbericht
VG Wort Pixel
Marantz-AVR-Cinema-50-Aufmacher
Der Cinema 50 markiert die Mitte der neuen AV-Verstärkerserie von Marantz. Das Gerät ist wahlweise in schickem Silber-Gold oder klassischem Schwarz erhältlich.
© Marantz

Pro

  • modernes Design
  • komprimierte Funktionalität
  • zusätzliche Hifi-Funktionen
  • stabile neun Verstärkerkanäle
  • problemlose Verarbeitung von Surround- und 3D-Formaten
  • dirigiert bis zu vier Subwoofer
  • vorbereitet für Dirac Live

Contra

  • kein HDMI-Eingang auf der Front
  • keine Component-/Composit-Eingänge

Fazit

connect HOME-Urteil: sehr gut (686 von 770 Punkten)


89,0%

Bei Marantz geht eine Ära geht zu Ende: Sowohl die seit 1996 benutzte SR-Nomenklatur als auch das 2008 eingeführte M1- Design mit abgerundeten Seitenwangen sind nun auch bei den Mehrkanal-Verstärkern Geschichte. Die aktuellste Generation trägt jetzt den treffenden Namen „Cinema“ – einzige Ausnahme ist die neue AV-Flaggschiff-Kombi aus der 15.4-Kanal-Vorstufe AV 10 und der 16-kanaligen Class-DEndstufe AMP 10. Parallel dazu gibt es sowohl für die integrierten Verstärker als auch für die Einzelkomponenten ein extravagantes neues Design, das vor etwa drei Jahren mit dem Stereoverstärker Model 30 Premiere feierte und die Geräte nun viel moderner wirken lässt.

Marantz folgt dabei dem Trend und verzichtet zum Glück darauf, die Funktionsvielfalt der neuen AV-Verstärker durch zahllose Regler, Schalter und Buchsen zu unterstreichen, wie das früher einmal üblich war. Stattdessen wird die Frontansicht dominiert von den beiden Drehknöpfen für Eingangswahl und Lautstärke sowie dem typischen Bullauge, das bei Marantz seit 1960 Tradition hat. Vermissen könnte man allerdings den praktischen HDMI-Eingang auf der Front, den kein Gerät aus der neuen Serie mehr mitbringt.

Marantz-AVR-Cinema-50-Frontansicht
Nicht nur optisch hat sich bei Marantz etwas getan. Auch technisch hat die neueste Generation an AV-Verstärkern, zu denen der Cinema 50 gehört, interessante Innovationen zu bieten.
© Marantz

Die frontseitige USBA- Buchse, über die sich Audiodaten in allen gängigen Digitalformaten inklusive DSD zuspielen lassen, ist aber noch vorhanden, genau wie eine große Klinkenbuchse für Kopfhörer und ein Anschluss für das Einmessmikrofon.

Neben der Vor-End-Kombi umfasst die neue Serie zwei 7-Kanal- AV-Receiver – einer davon kommt im Kompaktformat – sowie zwei 9-Kanal-AV-Verstärker. Der hier vorgestellte Cinema 50 ist die einfachere Ausführung der beiden 9-Kanal-Varianten und ordnet sich damit ziemlich genau in der Mitte des neuen Sortiments ein. Die Ausstattung ist wohldurchdacht, auf ein paar Spezialitäten muss man allerdings verzichten:

Unter der Frontklappe verstecken sich beim Cinema 50 zum Beispiel nur wenige wichtige Funktionsknöpfe, ein zweites Display mit detaillierteren Informationen plus Steuerkreuz für eine vollwertige Bedienung direkt am Gerät gibt es erst beim üppiger ausgestatteten Pendant Cinema 40. Der bringt darüber hinaus auch noch einen Component- und zwei Composite- Videoeingänge für ältere Geräte sowie nominell 15 Watt mehr Verstärkerleistung mit, kostet dafür allerdings auch deutlich mehr.

Marantz-AVR-Cinema-50-detailansicht
Die massive Frontplatte aus Metall ist nun leicht abgesetzt vom Gehäuse.
© Marantz

Heimkino und Audioqualität

Dank einer leistungsfähigen HDMI-Sektion, die ultrahohe Videodatenraten bis 8K/60 Hz beziehungsweise 4K/120 Hz sowie alle wichtigen HDR-Formate verarbeiten kann, ist man mit dem Cinema 50 für das moderne Heimkino aber bestens gerüstet. Dazu gesellen sich die bei Marantz traditionell hohen HiFi-Fähigkeiten, wie besonders spannungsfeste Analogeingänge, ein guter integrierter Phonovorverstärker für Vinyl-Fans und ein leistungsstarker Kopfhörerausgang, der beim Cinema 50 speziell auf hochohmigere HiFi-Modelle zugeschnitten wurde.

Für satten 3D-Kinosound stehen insgesamt neun Verstärkerkanäle zur Verfügung, die auch an komplexen Lasten sehr stabil bleiben und im Fünfkanalbetrieb mit gemessenen 111 Watt pro Kanal an 4 Ohm die vom Hersteller angegebenen Leistungsdaten nahezu exakt einhalten. Marantz skaliert hier auch wieder klassisch: Separate oder sogar symmetrisch aufgebaute Endstufenmodule für maximale Klangqualität bekommt man erst ab der nächsthöheren Klasse. Wobei die Audioqualität bei Marantz-Geräten eigentlich außer Frage steht. Wichtige Eckdaten, wie die bei uns im Labor ermittelten Verzerrungswerte und Signalrauschabstände insbesondere bei der Verarbeitung von Digitalsignalen bewegen sich seit Jahren auf einem sehr hohen Niveau.

Marantz-AVR-Cinema-50
Mit neun Verstärkerkanälen und elf Paar Boxenklemmen lassen sich unterschiedliche Lautsprecherkonfigurationen ansteuern, auch in einer zweiten Zone. Vergoldete Anschlüsse sind in dieser Klasse Ehrensache.
© Marantz

Ausstattung und Verarbeitung

Die neun verfügbaren Verstärkerkanäle lassen sich wie üblich recht flexibel auf insgesamt 11 Paar Boxenklemmen verteilen, sodass man verschiedene Lautsprecherkonfigurationen betreiben kann, ohne Kabel umstecken zu müssen. Der Mehrkanalprozessor selbst kann bis zu 11.4 Kanäle ausgeben, die sich über die separaten Vorverstärkerausgänge auch komplett abgreifen lassen. Marantz hat also den neuen AV-Verstärkern unter anderem zwei zusätzliche Subwoofer-Ausgänge spendiert, die sich sehr dezidiert einsetzen lassen und auch zur Ansteuerung von Körperschallwandlern genutzt werden können.

An Surround- und 3D-Formaten verarbeitet der Cinema 50 so gut wie alles, was Rang und Namen hat und sich mit 11 Kanälen ausgeben lässt. Kanalintensivere Verfahren wie die Kinovariante von Auro 3D oder DTS:X Pro bleiben daher zwar den Flaggschiffen vorbehalten, dafür sind neben allen Dolby- und DTS-Formaten sowie Auro 3D mit dem beliebten Auro-Matic-Upmixer jetzt auch noch MPEG-H 3D Audio und das verwandte 360 Reality Audio Format von Sony an Bord. Damit ist man für alle Eventualitäten gerüstet, auch wenn man zum Beispiel Musik in 3D hören will.

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Leistungsfähigkeit

Eine Ankündigung lässt Heimkinoenthusiasten aber besonders aufhorchen. Für die automatische Einmessung der Lautsprecher verließ sich Marantz bislang auf die langjährige Kooperation mit den Audyssey Laboratories. Sie steuern auch beim Cinema 50 das reguläre Einmesssystem bei, das über eine kostenpflichtige App sogar eine detaillierte Nachjustierung des Ergebnisses ermöglicht. Und wie bei der letzten Geräte-Generation lassen sich dank der leistungsfähigen Hardware auch wieder die Parameter von zwei verschiedenen Einmessungen abspeichern, was einen interessanten Spielraum für Optimierungen bietet.

Alles in allem eine bewährte Sache, trotzdem legt Marantz nun nach und kooperiert seit Kurzem auch noch mit den schwedischen Akustikspezialisten von Dirac Research. Alle neuen Modelle mit 11.4-Kanal-Plattform sind vorbereitet für das noch leistungsfähigere Einmessverfahren Dirac Live, mit dem aufwendigere Korrekturen, zum Beispiel der Phase, möglich sind. Das hat jedoch seinen Preis: Die Nutzung muss kostenpflichtig bei Dirac lizenziert werden, die Preise beginnen bei 259 US-Dollar für eine Raumkorrekturfunktion mit eingeschränkter Bandbreite. Ausgerollt wird die Option ab März 2023 per Update, die volle Dirac-Funktionalität inklusive Basskontrolle wird aber voraussichtlich erst Anfang 2024 nutzbar sein.

Fazit - Marantz Cinema 50

Mit dem Cinema 50 bekommt man einen modernen AV-Verstärker, der optisch und technisch auf der Höhe der Zeit ist und dazu auch noch HiFi-Qualitäten mitbringt. Ein echtes Rundum-Sorglos-Paket ist er allerdings noch nicht, für bestimmte Spezialitäten wie Component- oder Composite-Videoeingänge muss man bei Marantz noch eine Klasse höher schauen. Dafür kann man gegen Aufpreis nun auf ein alternatives Einmessverfahren zurückgreifen.

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