AV-Receiver
Marantz SR7011 im Test
Der SR7011 ist das erste Marantz Modell mit integrierter Multiroom-Technologie, kann aber noch so manches mehr. Wir haben den AV-Receiver im Test.

Auch wenn sich kein „H“ hinter der Produktbezeichnung des neuen Marantz Flaggschiffs befindet, versteht sich der bullige Silberling auf das Multiroom-System HEOS aus dem Hause Denon und Marantz. Dies dürfte gleichzeitig auch die wichtigste Neuerung zum Vorgänger SR7010 (Test video 1/16) darstellen, denn rein optisch jedenfalls gleichen sie sich fast wie ein Ei dem anderen.
Das fängt beim Bullauge vorne an und hört auf der Rückseite auf. Nur dass sich die elf Lautsprecher-Terminals jetzt komplett nebeneinander befinden. Dank Hyper Dynamic Amplifier Modulen (HDAM) ist die Audio-Sektion gewohnt hochwertig ausgestattet und lässt aufgrund diskreter Bauweise und eigenständiger Platinen auf störungsarmen und dynamischen Sound hoffen.
Die Einrichtung erfolgt dank durch die einzelnen Schritte führendem Assistenten in kürzester Zeit, wobei man die Einmessung entweder dem Audyssey MultEQ XT32 überlässt, oder selbst „Ohr“ anlegt. Dank neun Endstufen lässt sich so ein 7.1.2- oder 5.1.4-Setup inklusive Deckenlautsprechern oder Dolby Atmos-Modulen realisieren.
Wer aber auf eine 7.1.4-Kombination setzt, zieht einen Zwei-Kanal-Verstärker zu Hilfe und schließt ihn an die Pre-Outs an. Möglich macht das die interne 11.2 Kanalverarbeitung. Praktisch ist, dass sich bei der Auswahl von nur zwei Dolby enabled Speakern auch die hintere Position auswählen lässt statt wie üblich „Front Dolby“.

Up in the air
Quasi direkt von der CES in Las Vegas eingeflogen, beginnt unser Hörtest dieses Mal mit der 2017er Demo-Disc von DTS. Praktischerweise ist DTS:X beim SR7011 jetzt auch schon ab Werk an Bord. Neben Filmtrailern in Ultra High Definition sind auch speziell für den dreidimensionalen Sound generierte Demos verfügbar. Beim sogenannten DTS:X Object Emulator werden einzelne Klangobjekte regelrecht durch den Raum katapultiert. Kreuz und quer, über und neben uns, vor und zurück. Eben wie in einem Koordinatensystem mit X-,Y-, und Z-Achse. Und das ist vor allem eines: beeindruckend! Auch bei geschlosenen Augen lässt sich jede Bewegung nachverfolgen und an der dafür vorhergesehenen Stelle orten.
Bei „Jason Bourne“ nimmt das Ganze dann insgesamt raumfüllendere Ausmaße an und man nimmt fast selbst an der Handlung teil. Das Deckenpanorama wirkt mit Dolby-Atmos-Inhalten sogar noch ein kleines bisschen realer. Wie der Hubschrauber auf der Demo-Disc über unsere Köpfe kreist, ist einfach toll. Das dürfte aber auch ein wenig den hochwertigen Aufsätzen „Phase A10“ aus dem Hause Quadral geschuldet sein. Doch in puncto „Atmos“-Phäre tauchen wir mit dem Bergsteigerdrama Everest ins Geschehen ein. Hier beweist der Marantz außerdem Detailreichtum und Natürlichkeit, was die Eiskristalle zum Vorschein bringen.
Für solch ein immersives Erlebnis reichen schon zwei Module aus, die dreidimensionale Abbildung wird aber durch ein Pendant im hinteren Raumabschnitt noch perfektioniert. Wow! Unser Klangeindruck spiegelt sich im Hinblick auf Dynamik und Power auch in den Ergebnissen aus dem Messlabor wieder: Mit einer Sinusleistung im 5.1-Betrieb von 105 Watt bzw. 127 Watt an 8 bzw. 4 Ohm übertrifft er den SR7010 zwar nur um ein Geringes, weist aber nach wie vor ausreichend Kraftreserven für actionreiche Kinoabende auf.
Stereo-Fans dürfte sein Feingefühl und Detailreichtum auffallen, was im Test bei Instrumentalaufnahmen besonders gut zur Geltung kam.

Die Qual der Wahl
Während man sich beim Vorgänger SR7010 in puncto Streaming noch mit Bluetooth oder WLAN begnügen musste, kann man jetzt von allen HEOS-Multiroom Funktionen profitieren, was bis dato den Schwester-AV-Receivern von Denon vorbehalten war. Zum einen ist das eine große Auswahl an Musikdiensten wie Deezer, Tidal, SoundCloud oder natürlich Spotify. Dazu laden wir einfach die kostenlose HEOS-App herunter, melden uns mit unserem Account an (beziehungsweise erstellen in Kürze ein HEOS-Konto), fügen über WiFi in wenigen einfachen Schritten den SR7011 zur Geräteliste hinzu und schon kann’s losgehen.
Auch auf Hits am Handy, das Internetradio oder den eigenen Musikserver lässt sich so zugreifen – das ist wirklich praktisch. Zum anderen lassen sich neben dem Heimkino-Setup auch sämtliche vorhandenen Komponenten (in unserem Fall beispielsweise der Aktiv-Lautsprecher HEOS 1) ins Multiroom-System integrieren. Das bedeutet: Im Wohnzimmer ertönt synchron die gleiche – oder selbstverständlich auch unterschiedliche – Musik wie in Bad oder Küche. Dank Auflösungen bis 192 kHz/24 Bit und DSD 5,6 MHz klappt das auch in High Resolution.

Ultrascharf
Vom Ton zum Bild: Wie auch schon der SR7010 ist der jüngere Bruder an allen acht HDMI-Eingängen (wovon einer an der Frontseite angebracht ist) sowie drei Ausgängen mit dem aktuellen Kopierschutz HDCP 2.2 kompatibel. Somit lassen sich Signale in Ultra HD mit High Dynamic Range (HDR)-Metadaten von entsprechenden Zuspielern verlustfrei an den 4K-Fernseher übertragen, was unser Test mit dem Murideo-Analysator belegt. Doch auch für Filmmaterial in geringerer Auflösung ist der Marantz SR7011 mit integriertem Video-Scaler vorbereitet.
Im Menüpunkt „Video“ wird die Videokonvertierung aktiviert und auf HDMI eingestellt. Die gewünschte Ziel-Auflösung kann man zwar einstellen, belässt sie jedoch einfach auf „Automatisch“, außer eine geringere Skalierung als auf Ultra HD ist erwünscht. Unsere Testbilder erhalten dabei allerdings auch eine unnatürliche Nachschärfung, die sich leider nicht durch verschiedene Einstufungen reduzieren lässt.
Der marantzische Video-Equalizer ist wie gewohnt mit benutzerdefinierten sowie isf-zertifizierten Einstellungen bestens ausgestattet.
Fazit
Der Marantz SR7011 bietet ein gutes Gesamtpaket für das moderne (vernetzte) Heimkino: Mitreißende Filmerlebnisse dank Dolby Atmos und DTS:X mit bis zu vier Höhenlautsprechern, ultrahochauflösende Bilder und allerlei Streaming-Features. In Kombination mit dem moderaten Preis von 1800 Euro ein video-Kauftipp!