HDR-Gigant
LG OLED83C27LA im Test
Während für andere Hersteller OLED-TVs in 65 Zoll das Maß der Dinge in puncto Immersion darstellen, legt LG dieses Jahr eine kräftige Schippe an Bildgewalt drauf. War der 77-Zöller aus unserem letzen Heft schon ein überraschend überlegener Bildgenuss, liefern die 210 cm Diagonale des OLED83C27 nun gigantische Gänsehaut-Erlebnisse.

Die Ultra-HD-Auflösung von 3840 × 2160 Bildpunkten macht im Wohnzimmer ab 55 Zoll Sinn, ab 65 Zoll Spaß, sorgt aber dann in 77 und 83 Zoll für Kinofeeling vom Feinsten. Beim aktuellen 8K-Topmodell in 88 Zoll, für das LG offiziell 30.000 Euro verlangt, ist der finanzielle Bogen für die meisten Menschen aber weit überspannt. Schon seit vielen Jahren gelten TV-Geräte jenseits der 10.000 Euro als Luxusartikel, ab 5000 Euro sind sie der Wunschtraum jedes wohlhabenden Technikenthusiasten, und über 3000 Euro bekommt man die aktuell begehrten Modelle der Spitzenklasse, jedoch noch nicht unbedingt in Maximalgröße.
Noch vor Kurzem fielen Geräte wie der hier getestete LG OLED 83C27LA in die erste Kategorie der unerreichbar teuren Nobel-TVs. Umso positiver waren wir überrascht, als wir den aktuellen Marktpreis dieses hochwertigen Riesen recherchierten. Das offiziell mit 7500 Euro ausgepreiste Modell gibt es im deutschen Fachhandel für sage und schreibe nur 4500 Euro zu kaufen – inklusive einer Cashback-Aktion, mit der LG zur Zeit die Werbetrommel für Topmodelle rührt. Kurz gesagt – um unser Fazit vorwegzunehmen – gab es eine derart umwerfende Film- und Fernsehqualität noch nie unter 5000 Euro zu kaufen, und wer das passende Plätzchen im Wohnzimmer findet, kann hier perfekt aufrüsten. Die Gelegenheit war noch nie so günstig wie jetzt, und wer weiß, vielleicht werden HDR-Giganten wie dieser bald von den EU-Kommissaren für Energiesparsamkeit verboten oder eingeschränkt.

Dabei erwies sich der TV mit 1,9 m² Bildfläche in unserem Labor als vergleichsweise genügsam. Die von LG angegebenen 150 Watt für normales Fernsehen und gut das Doppelte, wenn man HDR zuschaltet, konnten wir nachvollziehen. Allzu große Sorgen, durch den Stromverbrauch dieses OLED Monsters arm zu werden, muss man sich also nicht machen. Sogar wenn man den aktiven Standby-Modus einschaltet, in dem der TV als Informant beispielsweise für Wetteraussichten, Leinwand für Kunstwerke oder gar Smartspeaker fungiert, hält sich der Verbrauch im Rahmen, wenn man die Lichtstärke zügelt. Dann ist auch die Gefahr, das Display abzunutzen, gleich Null. Und bei der riesigen schwarzen Fläche, die dieser TV im Wohnzimmer darstellt, bietet sich die Anzeige von freundlichen Fotos oder schönen Gemälden wirklich an.
Apropos schwarze Fläche: Das OLED-Panel ist als Teil von LGs EVO-Technologie ordentlich kontrastoptimiert und schluckt Raumlicht mit 1,26 % Reflexionsfaktor ähnlich schwach und genauso direkt spiegelnd (nicht mattiert) wie in den vorangegangenen Jahren. Das evolutionäre OLED-Panel ist wärmeoptimiert und lässt Spitzlichter in HDR-Filmen bis zu 900 Nits hell werden. Durch das schon sehr gut auf Kinofarben abgestimmte Konzept des OLED RGBW Panels bleiben im perfekt kalibrierten Modus sogar noch stolze 800 Nits übrig, die durch die wuchtige Bildgröße nochmals deutlich mächtiger wirken als bei kleineren TVs.
Die C-Klasse
Seit jeher gelten LGs OLED-TVs mit einem „C“ im Namen als beste Wahl für das Verhältnis aus Bild- und Tonqualität zum Verkaufspreis. Hier gibt es bereits den besten Bildchip (aktuell: Alpha-9 Gen5 AI), jedoch wird auf Designspezialitäten wie den Gallery-Look, ein selbst aufrollendes Panel oder damals Wallpaper-TV verzichtet. Sogar der Klang ist durch einen breiten Standfuß, der die Downfiring-Tweeter gezielt zum Zuhörer hin lenkt, und tiefreichende Woofer außerordentlich akzeptabel.
Neuerdings kommt hinzu, dass LG auch die Qualität der Panels klassifiziert. Die EVO-Technologie, die eine verbesserte Lichtstärke erzielt, gibt es nicht in den „B-“ und „A“-Modellen. Das konnten wir beim Test des 77B29 bestätigen, der 25 % weniger brillant war als unser OLED 83C27, den es übrigens in allen möglichen Größen gibt – bis hinunter zu den neuen 42 Zoll – und der damit OLED-Spaß auch in die kleinste Hütte bringt.

Grundsätzlich konnte und musste in der neuen „C2“-Serie nichts wirklich Entscheidendes im Vergleich zum Vorgänger C1 verbessert werden. Das neue Panel liefert wieder 120 Hertz, für Gamer variabel bis 40 herunterskalierbar, und scannt (d. h. blinkt) wahlweise für eine exzellente Bewegungsschärfe. Der Farbraum deckt den DCI-P3 Kinobereich sehr gut ab, aber nicht mehr. Blickwinkel und Ausleuchtung sind sehr gut im Vergleich zu LCD-Technologien, aber nicht perfekt. Perfekt, konkurrenzlos und immer wieder phänomenal anzusehen ist hingegen der Schwarzwert der selbstleuchtenden OLED-Pixel. Und wenn die Bilddiagonale so groß ist wie hier, werden feinste lokale Kontraste immer wichtiger, weil sie das Auge besser differenzieren kann.
Besonders kritisch und damit entscheidend sind Farbtöne nahe Schwarz, wenn nicht das ausgeschaltete Pixel zählt, sondern das minimalst aktivierte. Auch hier leistete LG viel Pionierarbeit und findet eine gute Abstimmung aus örtlichem und zeitlichem Dithering. Um feinste Helligkeitsdifferenzen von 10- oder 12-Bit-HDR-Filmen darstellen zu können, müssen Pixel eben stets etwas rauschen. Besonders problematisch ist die Abstimmung der Leuchtkraft, wenn die Bildwiederholrate variiert, speziell beim Gaming. Hier war LG Vorreiter bei der VRR- und G-Sync-Kompatibilität und hält für Gamer mehr Korrektureinstellungen bereit als jeder andere Hersteller. Lobenswerterweise hatte der Hersteller auf Kritik aus dem Gaminglager gehört und sofort nachgebessert. Jetzt ist alles ab Werk bestens.
![[Testsiegel] video Magazin Testurteil ueberragend](https://www.connect-living.de/bilder/118539783/landscapex1200-c2/video-testsiegel-note-ueberragend.jpg)
Bevor Gaming zur größten Herausforderung im TV-Bau wurde, waren es die perfekten Filmfarben, vor allem in HDR. Schon hier tat LG alles, um allerhöchsten Ansprüchen gerecht zu werden, und ist dabei immer noch unerreicht. DolbyVision sowie -Atmos sind im Gepäck, dazu reagiert der TV auf statische Metadaten und führt ein intelligentes Tonemapping durch, nutzt das Potenzial des hellen Panels also in idealer Weise für alle möglichen Spitzlichter. Der Filmmakermodus ist studiogerecht vorinstalliert, und für nachträgliche Justagen kann kein TV so ausgiebig kalibriert werden wie LG-OLEDs. Damit erfüllt dieser TV alle Wünsche von Bildpuristen an eine natürlich hochwertige Bilddarstellung, doch er kann noch viel mehr, nämlich gute und schlechte Fernseh- und Streaminginhalte ordentlich aufpolieren.
Für Entrauschen, Glätten und Nachschärfen geht ordentlich Rechenpower des AI-Prozessors drauf, wenngleich jedes verbleibende Fehlerchen auf der riesigen Bildfläche nochmals deutlicher ins Auge fällt. SD-Auflösung sollte man sich auf so einem Super-TV echt nicht mehr antun. Und prinzipiell sind auch die intelligenten Anpassungen an die Raumbeleuchtung via Lichtsensor oder die Beschaffenheit der Soundformate als positiv zu erwähnen. Wir würden uns nur eine feinere manuelle Justage wünschen, statt die Stärke der Intelligenz oft maximal einzusetzen.
Das ist allerdings nun Meckern auf allerhöchstem Niveau, verglichen mit dem, was viele Mitbewerber anbieten. Letztendlich ist die Begeisterung unserer Tester für diesen Riesen-TV vor allem bei perfekt gemachten Filmen oder guten HDR-Games unerreicht. Das gigantisch gute Bild wird das Hauptargument für den Kauf dieses OLED-Monsters sein. Doch wir wollen nicht verschweigen, dass LG das wohl durchdachte Gesamtpaket aus smarten Extras, top Fernsehfunktionen und einer intuitiven, modernen Bedienung mit der magischen Fernbedienung geschnürt hat, über die wir schon so oft beeindruckt berichtet hatten.
Fazit
LGs OLED83C27LA bringt Spitzentechnik auf ein gigantisches Format und zieht so mehr faszinierte Blicke auf sich als jeder andere Fernseher, den wir dieses Jahr getestet haben. Eine ganz klare Kaufempfehlung für jeden Enthusiasten des großen Kinos.