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Leica M (Typ 262) im Test

Das neue M-Modell von Leica bietet im Vergleich zum Flaggschiff der M-Serie (Typ 240) weder Video noch Live-View, kostet aber rund 1.000 Euro weniger. Für die Bildaufzeichnung ist der bekannte Vollformatsensor mit 24 Megapixeln in Kooperation mit dem „Maestro“-Bildprozessor zuständig.

Autor: Karl Stechl • 1.3.2016 • ca. 6:35 Min

Leica M Typ262 front
Im Vergleich mit dem M-Topmodell (Typ 240) fehlen der neuen Leica (Typ 262) das große "M" an der Vorderseite und die Fokustaste für den Live-View. Das kleine Fenster unterhalb des Zeitenrads ist Teil des Messsucher-Systems mit Mischbildentfernungsmesser. Auf einen Autofokus muss man bei den M-Modellen komplett verzichten.
© Leica

Bei den Kameras aus Leicas M-Serie muss man genauer hinsehen, um zu wissen, welches Modell man gerade vor sich hat. Vom M-Flaggschiff (Typ 240) unterscheidet sich das neue Modell (Typ 262) durch die Abwesenheit des "M" auf der Vorderseite. Zudem fehlt vorne die silberne Fokus-Taste, mit der man beim...

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Pro

  • Einfache Bedienung

Contra

  • Schwächen beim Weißabgleich

Fazit

ColorFoto Testurteil: 55,5 Punkte

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Bei den Kameras aus Leicas M-Serie muss man genauer hinsehen, um zu wissen, welches Modell man gerade vor sich hat. Vom M-Flaggschiff (Typ 240) unterscheidet sich das neue Modell (Typ 262) durch die Abwesenheit des "M" auf der Vorderseite. Zudem fehlt vorne die silberne Fokus-Taste, mit der man beim Topmodell im Live-View-Modus die Bildschirmlupe aktiviert. Die Rückseite ist durchgängig schwarz, während beim Typ 240 das Einstellrad und der 4-Wege- Schalter mit integrierter Info-Taste silbern glänzen. Für die Bildaufzeichnung verwenden beide Kameras einen 24-Megapixel-CMOS im Format 36 x 24 mm. Dafür fehlen bei der Neuen einige Funktionen, und die Kamera ist rund 1.000 Euro günstiger als das Topmodell. Ein reelles Angebot? Oder fährt man mit dem Flaggschiff am Ende besser?

Gehäuse und Zubehör

Das Gehäuse der neuen M besteht aus einer Magnesiumlegierung, ist gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet und schwarz lackiert oder silbern verchromt erhältlich. Für die Deckkappe verwendet Leica Aluminium, beim M-Topmodell dagegen Messing, was das Gewicht um 80 g erhöht. Typisch für beide, im Vergleich zu früheren Leica-Kameras, ist die metallene Daumenstütze an der Rückseite. Die Wertigkeit des Gehäuses ist spürbar, die Griffigkeit lässt eher zu wünschen übrig - also bitte Kameragurt verwenden, damit die Kamera an heißen Tagen nicht durch die schwitzenden Finger rutscht.

SD-Karten-Schacht und Akku sitzen unter der abnehmbaren Bodenplatte. Beide M-Modelle verwenden den gleichen Akku (1800 mAh); zum Lieferumfang gehört ein Ladegerät - erfreulicherweise mit Autoladekabel. Auf der FAQ-Seite von Leica findet man Angaben zur Akkuleistung. Demnach sollen pro Akkuladung rund 800 Bilder im Suchermodus und ca. 400 Bilder im Live-View-Modus möglich sein. Wobei die neue M gar nicht erst in Versuchung führt, in den Live-View-Modus zu wechseln: Dieser fehlt ebenso wie eine Videofunktion. Zum Fokussieren ist man also komplett auf den klassischen Mischbild-Entfernungsmesser angewiesen. Einen Autofokus gibt es im M-System nicht. Der 3-Zoll-Monitor ist ausschließlich für die Bild- und Menüanzeige zu verwenden.

Lesetipp: Leica M im Test

Am vorhandenen Blitzschuh lassen sich Leica-Systemblitzgeräte anbringen - von den kleineren Modellen SF 26 und SF 40 bis hin zum SF 64, das mit einer Leitzahl von 64 bei ISO 100/21° zu den leistungsstärksten Kompaktblitzgeräten am Markt gehört. Erfreulich: Beim Blitzen in Zeitautomatik erlaubt die Kamera die Einstellung eines Zeitlimits für die längste, vom Kamerarechner zu wählende Verschlusszeit.

Leica M Typ262 Rückseite
Das Hauptmenü der M (Typ 262) umfasst nur zwei Seiten mit insgesamt 16 Einträgen. Was man hier vergeblich sucht, ist der beim Topmodell (Typ 240) vorhandene Zubehörschuh zwischen Monitor-Oberkante und Blitzschuh zum Anschluss eines elektronischen Suchers (EVF-2) oder eines Stereomikrofon-Adapters.
© Leica

Belichtungsfunktionen

Wichtigstes Element der aufgeräumten Kamera-Oberseite ist das in halben EV-Stufen rastende Verschlusszeitenrad. Der vertikal ablaufende Schlitzverschluss ermöglicht Belichtungszeiten von 1/4000 bis 8 s (bei Zeitautomatik, im B-Modus auch bis 60 s). Rot hervorgehoben sind die Einstellposition für die Blitzsynchronzeit (1/180 s) und "A" für Zeitautomatik mit Blendenvorwahl. Die Arbeitsblende wird am Blendenring des Objektivs eingestellt, in vollen oder halben EV-Stufen. Der Auslöser ist von einem in vier Stufen rastenden Drehschalter umgeben, der die Wahl zwischen S (Einzelbild), C (Serienbilder, max. 3,3 B/s und 10 in Serie), Selbstauslöser (2 oder 12 s) und "Off" erlaubt. Die Einschaltverzögerung ist mit 2,8 s ziemlich lang.

Die Belichtung bestimmt die M (Typ 262) ausschließlich integral-mittenbetont; dabei misst sie das von den grau-weiß beschichteten Verschlusslamellen reflektierte Licht. Drückt man den Auslöser bis zum ersten Druckpunkt, aktiviert man Belichtungsmessung und -speicherung gleichermaßen. Man kann also bei gedrücktem Auslöser den Ausschnitt korrigieren und anschließend mit den gespeicherten Werten auslösen. Die zur vorgewählten Blende passende Belichtungszeit wird im Sucher angezeigt. Ebenso ermöglicht die Anzeige eine Nachführmessung nach dem Lichtwaagen-Prinzip bei manueller Einstellung von Zeit und Blende. Worauf man im Vergleich zum M-Topmodell verzichten muss, ist die Betriebsart "Erweitert", bei der die Belichtung direkt am Sensor gemessen wird, was auch Mehrfeld- und Selektivmessung ermöglicht.

Lesetipp: Leica M im RAW-Test

Bedientasten und Menüs Wegen des kleinen Funktionsumfangs der M (Typ 262) hat das Hauptmenü nur zwei Seiten mit 16 Einträgen. Unter anderem kann man dort die Ansprechempfindlichkeit der Über-/Unterbelichtungswarnung bei der Wiedergabe einstellen und den unteren Schwellenwert zwischen 0 und 20, den oberen zwischen 255 und 200 variieren. Überbelichtung wird durch rot, Unterbelichtung durch blau blinkende Regionen angezeigt. Durch das Hauptmenü kann man mit dem Rad an der Daumenstütze oder mit Pfeiltasten scrollen.

Leica M Typ262 von rechts
In der Seitenansicht ist im oberen Teil des Gehäuses gut die kleine Erhebung der Daumenstütze mit integriertem Einstellrad zu erkennen. Leider ist die Daumenstütze, wie auch der Rest des Gehäuses, nicht sonderlich griffig.
© Leica

Praktisch ist das Set-Menü mit acht für die Aufnahme besonders wichtigen Funktionsbereichen: ISO, Weißabgleich, Dateiformat, JPEG-Auflösung, Belichtungsreihe, Belichtungskorrektur, Blitzeinstellung und Benutzerprofil (mit vier Speicherplätzen). Links vom Monitor gibt es sechs Bedientasten, darunter zwei Direkttasten für Weißabgleich und ISO-Einstellung. Im 4-Wege-Schalter ist nicht die übliche OK-Taste zum Bestätigen von Einstellungen integriert, sondern eine Info-Taste. Die OK-Funktion übernimmt die Set-Taste, was gewöhnungsbedürftig ist. Mit der Info-Taste ruft man im Aufnahmemodus ein Status-Menü mit aktuellen Einstellungen auf, während sie bei der Bildwiedergabe die Anzeige variiert (Belichtungsdaten, Histogramm, Clipping).

Die Belichtungskorrektur lässt sich nicht nur über das Menü einstellen: Im Set-Menü findet man auf der Belichtungskorrektur-Seite unter der Einstellskala die Option "Direkte Einstellung - An". Wenn aktiviert, drehen Sie einfach am Einstellrad, um die Belichtung zu korrigieren; der gewählte Wert wird in Drittelblendenstufen im Sucher angezeigt (z.B. -0,7). Belichtungsreihen erlaubt die Kamera mit 3 oder 5 Einzelaufnahmen und einer Spreizung von 0,5, 1, 2 und 3 EV-Werten - genug Spielraum auch für HDR-Projekte. Die möglichen ISO-Einstellungen reichen von 100 bis 6400; ISO 100 ist als "Pull"-Stufe definiert, oberhalb von ISO 3200 beginnt die "Push"-Region (max. ISO 6400).

Lesetipp: Leica M im Monochrome-Test

Keinerlei Einstellmöglichkeiten gibt es dagegen für den Rauschfilter oder die Gradationskurve. Auch ist es nicht möglich, den Weißabgleich, ausgehend von WB-Automatik oder einem Preset, manuell zu korrigieren. Zwar lässt sich die Farbtemperatur in Kelvin einstellen; die Korrektur auf mehreren Farbachsen ist jedoch nicht vorgesehen. Schade, da die Kamera vor allem in Kunst- bzw. Mischlichtsituationen zum Teil kräftige Farbstiche produziert. Wechseln Sie in diesem Fall in den RAW-Modus - dann liefert die M universell verwendbare DNG-Dateien - und stellen Sie alles Nötige im RAW-Konverter (Photoshop/ Elements, Lightroom etc.) ein.

Leica M Typ 262
Zentrales Bedienelement an der Oberseite ist das Verschlusszeitenrad; in Position A (rot) ist die Zeitautomatik ausgewählt. Mit dem Drehschalter am Auslöser kann der Fotograf zwischen Einzel-/ Serienbild und Selbstauslöser (2 oder 12 s) wählen.
© Leica

Abschließend angemerkt: Bei unserer Testkamera kam es immer wieder zum "Einfrieren" des Systems, was das Abschalten und erneute Hochfahren, zum Teil aber auch die Entnahme des Akkus nötig machte. Wir gehen davon aus, dass Leica diesen Bug im Betriebssystem bei Erscheinen dieses Test behoben hat.

Bildqualität

Mit 24-Megapixel-CMOS und "Maestro"-Bildprozessor erreicht die Leica M (Typ 626) eine hohe Grenzauflösung um 1800 LP/BH, die bis ISO 6400 nur auf rund 1750 LP/BH absinkt. Bis ISO 1600 bleibt das Rauschen im grünen Bereich (max. VN 2,0), doch schon bei ISO 3200 ist ein kräftiger Anstieg zu verzeichnen (VN 3,1).

Lesetipp: Leica M Monochrom im RAW-Test

Bei ISO 6400 ist starkes Rauschen (VN 5,2) sichtbar und torpediert die Wiedergabe feiner Details, obwohl 53die Dead-Leaves-Werte durchgängig hoch bleiben - zwischen ca. 900 und mehr als 1000 LP/BH. Ähnliche Sprünge leistet sich die Kamera bei der Dynamik, die von satten 11,7 Blenden bei ISO 200 auf nur noch 6 Blenden bei ISO 6400 absinkt, wobei bei ISO 3200 immer noch 8 Blenden drin sind. Alles in allem sollte man sich - wie bei den meisten Vollformatern - mit ISO 800 begnügen, wenn man auf maximale Bildqualität Wert legt.

Fazit

Zu den Stärken des neuen M- Modells (Typ 262) gehört die einfache Bedienbarkeit mit diversen Bedientasten und überschaubaren Menüs - die positive Kehrseite eines ebenso übersichtlichen Funktionsumfangs, der weder Video- noch Live-View-Modus kennt. Letzteren wünscht man sich spätestens dann, wenn sich das Motiv einer exakten Fokussierung mittels Mischbild-Entfernungsmesser verweigert. Das Testlabor hatte dieses Problem beim Siemensstern, der für die Auflösungsmessung benötigt wird, und musste sich mit einem Ersatzobjekt behelfen.

Auch wer häufig mit dem Tele fotografiert, sollte sich ernsthaft überlegen, ob er nicht lieber 1000 Euro mehr für das Topmodell (Typ 240) investiert, um beim Fokussieren im Live-View-Modus auf der sicheren Seite zu sein. Bezüglich der Bildqualität gibt sich das preisgünstige Modell keine Blöße; gewisse Schwächen beim Weißabgleich kennt man auch vom M-Flaggschiff.

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