Familien-TV
Grundig 55VLE9370BL im Test
Mit dem 55VLE9370BL wagt Grundig einen weiteren Schritt in Richtung Interaktivität. Dank moderner Anwendungen wird der Fernseher schnell zum innovativen Familienmittelpunkt für Jung und Alt.

Der Fernseher als Mittelpunkt des Wohnzimmers: Für viele Hersteller und Endverbraucher ist dieser Aspekt heute genauso aktuell wie vor 20 Jahren. Bereits damals versammelten sich jeden Abend die Familienmitglieder pünktlich zur Tagesschau um 20 Uhr vor der Flimmerkiste und verbrachten den Abend im Kreise der Familie.
Die Gebundenheit an eine exakte Uhrzeit für die Nachrichten hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte freilich verändert, doch das TV-Gerät stellt immer noch für viele Verbraucher das Zentrum des Wohnzimmers dar. Für den Fernseher wird eine Wandseite reserviert, der Rest der Einrichtung um ihn herum konstruiert. Und spätestens wenn man statt auf das TV-Gerät auf eine weiße, leere Wand starrt, ist man sich bewusst, dass etwas fehlt.
Auch der inzwischen türkische Hersteller Grundig versucht mit seinem 55VLE9370BL, das TV-Gerät weiter in den Mittelpunkt zu rücken. Der neue 55-Zöller soll laut Aussagen des Herstellers vor allem mit Interaktivität und modernem Nutzen für Jung und Alt bestechen.
Der Blick ins Kinderzimmer
Das wichtigste Feature in Sachen Familien-TV ist die BabyWatch. Die mobile Webcam, die zusätzlich zum TV-Gerät erworben werden muss, lässt sich dank Smart-TV-App mit dem Fernseher verbinden und überwacht den Nachwuchs dann auf Knopfdruck. Man startet die App, sucht unter den Einstellungen die Kamera und koppelt sie mit dem TV-Gerät. Zur Erstinstallation muss die Kamera jedoch mit dem LAN-Kabel verbunden sein, erst danach lässt sich im Menü der Kamera auch nach der kabellosen Verbindung via WLAN suchen.
Im Betrieb ist es dem Zuschauer überlassen, ob er den Stream der Webcam im Vollbildmodus sehen will, ihn neben dem TV-Programm an der Seite laufen lässt oder nur bei Bewegungen oder Geräuschen im unteren Bildrand aufpoppen lässt. In unserem Test funktionierte vor allem das Aufpoppen des Streams schon bei kleinen Bewegungen äußerst zuverlässig. Wer einen gemütlichen TV-Abend plant, kann dank BabyWatch gleichzeitig den Nachwuchs überwachen, ohne beim Filmgenuss Abstriche machen zu müssen.
Zum Zubehör des 55-Zöllers von Grundig gehört auch die Easy-Use Remote Control, die kleinere Fernbedienung von Grundig, inklusive Klinkenbuchse. Steckt man dort einen Kopfhörer ein, wird der Ton des aktuellen Programms auf dem Bildschirm auch über die Kopfhörer übertragen. Hier kann der Zuschauer den Ton so laut drehen, wie er möchte, ohne Familienmitglieder oder Nachbarn mit dem hohen Geräuschpegel zu stören.
Für den Betrieb muss die Fernbedienung geladen sein - dies funktioniert über die zugehörige Basisstation, die an das gute alte Telefon erinnert. Auch der Zusatzknopf der Station erinnert in seiner Funktion dem Telefon. Drückt man den Knopf dort, sendet die Station ein Suchsignal an die Fernbedienung, die zu piepsen beginnt - praktisch, wenn die Steuerzentrale in der Couchritze verschwunden ist.
Smarte Inhalte
Auch für das Smart-TV-Portal des Herstellers findet man hier eine eigene Taste. Das @-Zeichen bringt den Anwender schnell und zuverlässig in die interaktive Welt. Doch die Auswahl an vorinstallierten Apps und Apps im Online Store ist noch gering. Den Web-Browser kann man erst nach einem Software-Update nutzen. Danach muss die App WebBrowser aus dem Online Store installiert werden, um auf Grundigs 55-Zöller surfen zu können.
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Der Sendersuchlauf funktioniert vor allem unter der Einstellung "schnell" extrem zügig und findet dennoch die wichtigsten Sender. Die Programme werden anschließend intelligent sortiert: ARD, ZDF, RTL, ProSieben - das Wichtigste findet sich auf den ersten Blick. Danach kann das Fernsehen beginnen. Hier überzeugt der Grundig im aktiven Betrieb nicht ganz.
Bild und Ton
Selbst bei hochwertigen Signalen wie von ARD oder ZDF HD entstehen deutliche Artefakte. Wie stark sich diese Fehler auswirken, hängt von der Einstellung der dreistufigen MEMC-Schaltung ab, die das Filmruckeln glätten und schnellen Kameraschwenks mehr Schärfe verleihen kann. In der Einstellung Mittel sind einige Artefakte zu sehen. In der Einstellung niedrig muss der Zuschauer schon mehr Ruckeln in Kauf nehmen.
In Sachen Klang überzeugt der 55-Zöller im Labor dagegen schon mehr. Im Bassbereich klingt er trotz seiner schmalen Bauart satt und facettenreich.
Fazit
Wer Bildqualität nicht als oberstes Gebot beim TV-Kauf sieht, ist mit dem Grundig-Fernseher in Sachen Interaktivität gut beraten. Mit den Funktionen der BabyWatch und der kleinen Fernbedienung erleichtert er insbesondere Familien das Zusammenleben und verdient daher besondere Aufmerksamkeit. Schade ist allerdings, dass der Käufer sowohl BabyWatch als auch die Easy-Use Remote Control sowie die Skype-Kamera zusätzlich erwerben muss, was den Kaufpreis des Komplettpakets wieder ein Stück in die Höhe treibt.