Kleine Wunder
Mineralien fotografieren: Hans und Traute Osterhammer sind begeisterte Mineraliensammler und dokumentieren ihre Fundstücke zu Hause mit Kamera und Mikroskop. Manche Bilder entstehen aus bis zu 80 Schichtaufnahmen.

Schön, wenn man im Ruhestand gleich mehrere Hobbys hat: Hans Osterhammer und Ehefrau Traute - er Förster, sie Apothekerin im Ruhestand - reisen gerne und kombinieren dies mit dem Sammeln von Mineralien. "1993 nahmen wir an einer Mineralienreise in den Westen der USA teil, wo wir Mitglieder der Mü...
Schön, wenn man im Ruhestand gleich mehrere Hobbys hat: Hans Osterhammer und Ehefrau Traute - er Förster, sie Apothekerin im Ruhestand - reisen gerne und kombinieren dies mit dem Sammeln von Mineralien. "1993 nahmen wir an einer Mineralienreise in den Westen der USA teil, wo wir Mitglieder der Münchener Mineralienfreunde kennenlernten", erinnert sich Hans Osterhammer. "Wir traten dem Verein bei und beteiligen uns seitdem aktiv am Vereinsleben." Neben dem Reisen und Mineraliensammeln ist noch ein drittes Hobby im Spiel, das Fotografieren der Fundstücke durch ein Mikroskop.

Bescheidener AnfangAls Hans Osterhammer vor 15 Jahren damit anfing, waren die Bildergebnisse bescheiden: "Ich arbeitete damals noch mit einer SVHS-Videokamera und einem schlechten russischen Mikroskop. Nach ein paar Jahren konnte ich ein gut erhaltenes Zeiss-DR-Mikroskop mit Fotoadapter und eine Sony DSC-F717 mit 5 Megapixel erwerben." Ein weiterer Schritt war der Zukauf des Spezialprogramms Helicon Focus (erhältlich für ca. 150 Euro bei www.heliconsoft.com). Es ermöglicht so genannte Schichtaufnahmen des Objekts. Dafür werden über das Mikroskop eine Reihe von Einzelaufnahmen mit Fokussierung auf unterschiedliche Schärfeebenen gemacht - das Objekt wird sozusagen in seiner Tiefenausdehnung "gescannt".

Diese Technik löst das Problem mangelnder Schärfentiefe bei Mikroskopaufnahmen. Je nach gewählter Vergrößerung am Mikroskop ist die benötigte Anzahl von Schichtaufnahmen unterschiedlich: "Bei 10facher Vergrößerung genügen 10 bis 15 Aufnahmen, während bei starker Vergrößerung 60 bis 80 Aufnahmen nötig werden", erklärt Hans Osterhammer. Mit den Ergebnissen war er aber zunächst immer noch nicht zufrieden: "Die prismatische Verzerrung am Mikroskop und der schlechte Fotoadapter ließen keine wirklich guten Bilder zu."
Kräftig ins Hobby investiertDie Wende kam 2008, als Osterhammer mit dem Wild M 420 ein hochwertiges Mikroskop gebraucht bei E-Bay erwerben konnte. Mit 4000 Euro ein Schnäppchen, wenn man den Preis für ein Neugerät (rund 15 000 Euro) dagegen stellt. Als Kamera kam eine Canon Powershot A640 (10 Megapixel) ins Haus, ein Universalkamera-Adapter 426126 von Zeiss (ca. 300 Euro) schaffte die Verbindung zum Wild-Mikroskop. "Leider ist die Kamera heute nur noch gebraucht für 100 bis 200 Euro erhältlich", bedauert Osterhammer. Als Beleuchtungseinrichtung dient eine Kaltlichtleuchte von Schott (KL 1500 electronic, ca. 1000 Euro) mit Schwanenhals-Lichtleitern. Beleuchtet wird in der Regel von der Seite.

"Mit dieser Ausrüstung waren erstmals gute Bilder möglich", resümiert Hans Osterhammer. Zudem ist die Kamera über USB direkt mit dem Computer verbunden und lässt sich mittels Canon-Software (Zoom Browser EX) fernsteuern. Man kann also am Computer-Monitor scharfstellen; die Aufnahmen werden direkt auf die Festplatte in einen Ordner gespeichert und stehen dort für die weitere Verarbeitung in Helicon Focus bereit. Ein Maß an Arbeitskomfort, das Hans Osterhammer für den beschwerlichen Einstieg in das Thema heute entschädigen dürfte.
■ Lithothek der Münchener MicromounterHans Osterhammer ist Mitglied der Münchener Micromounter, einer Arbeitsgruppe der Münchener Mineralienfreunde (seit 2000), die es sich zur Aufgabe gemacht hat, eine "gruppeneigene Referenzsammlung aufzubauen, die wir Lithothek nennen". Über 150 "Spender" sind in einer Datei erfasst, die Lithothek umfasst derzeit an die 30 000 Stücke, darunter mehr als 3000 unterschiedliche Mineralienarten von über 4000 Fundstellen. Der Begriff "Micromount" wird von Sammlern für Belegstücke im Millimeter-Bereich verwendet, die man nur mit optischen Hilfsmitteln auffinden und betrachten kann. Der Wortbestandteil "mount" (montieren) bezieht sich darauf, dass solche Kleinstmineralien meist auf einer Unterlage fixiert werden. Mehr über die Arbeit der Münchener Micromounter unter www.mineralienatlas.de (Navigationspunkt "Sammlersteckbriefe").