- Nokia 6500D vs. Samsung GQ65Q60A: QLED-TVs im Test
- Samsung GQ65Q60A im Test
- Nokia 6500D im Test

Hatte es bis vor Kurzem noch den Anschein, immer mehr TV-Marken würden verschwinden und der Markt konzentriere sich auf nicht mehr als eine Handvoll großer Hersteller, ist jetzt für eine größere Bandbreite gesorgt als vermutet. Und eigentlich verdanken wir das alles dem größten Buhmann der gesamten neuen Welt: Google. Wenn ein Fernsehhersteller es in der aufkommenden Ära der Smart-TVs noch geschafft hatte, mit guten Panels und guten Chips (beides Drittanbieter) einen tollen Fernseher zu bauen scheiterte er oft an den Video- on-Demand-Apps, wo mit jedem einzelnen Anbieter verhandelt und gemeinsam programmiert werden musste.
Wer sich aber heutzutage dem Bann von Google unterwirft und das Betriebssystem Android- TV einkauft, ist viele Sorgen los. Es sind nicht nur Hunderte überaus interessante Apps, die nun sozusagen automatisch unterstützt werden. Wie von selbst sind auch Sprachsteuerung, Medienwiedergabe, Bluetooth-Einbindung und einiges an Steuerfunktionen für das Internet der Dinge mit an Bord. Man muss sich nur noch Steuerprogramme für unsmarte konventionelle Komponenten schreiben – wie beispielsweise Tunerempfang, USB Recording oder AV-Eingänge. Hier waren die ersten Lösungen, die Google offensichtlich einigen fernöstlichen Herstellern mit auf den Weg gegeben hatte, absolut katastrophal umgesetzt.

Wohl den Herstellern, die selbst komfortablere Lösungen entwickelt hatten, denn hier unterschied sich die Qualität der Geräte immens, auch wenn sie eine vergleichbare Menüoberfläche besaßen. Und da es sich bei Android um ein sehr breit gefächertes, ungemein komplexes Betriebssystem handelt, ist auch sein Hunger nach Rechenleistung immens, und die Performance der TVs hängt stark von der Chipspower ab. Im Nokia 6500D, der offiziell „QLED Smart TV 65 Zoll 4K UHD“ heißt, sind ein 1,4 GHz Quadcore A55 mit 8GB Rom und 1,5 GB Ram verbaut, die ihm erst einmal eine ordentliche Performance verschaffen. Völlig unabhängig von den reinen Rechenfähigkeiten des Hauptprozessors sind dessen Fähigkeiten zur Bildaufbereitung und perfeken Ansteuerung jedes Displaypanels.
Ein TV kann viel mehr
Solange man noch über Tuner fernsieht und die qualitativ besten Filmquellen UHD Blu-ray-Scheiben sind, ist ein Fernseher deutlich mehr als nur Handytechnik mit einem gigantischem Display, wie man es von einem Androidgerät vielleicht erwarten würde. Der Nokia 6500D besitzt einen typischen Vierwegetuner, drei HDMI- Eingänge und zwei USB-Anschlüsse. Nicht gerade verschwenderisch, auch wenn man bedenkt, dass HDMI sich auf die Variante 2.0b beschränkt. Das passt aber optimal ins Konzept, denn ein 60-Hz LCDDisplay braucht eh nicht mehr Bandbreite. Überhaupt sind 60 Bilder pro Sekunde das höchste der Gefühle aktueller Ausstrahlungen und Filmstreams. Und dies wird vom Nokia in unglaublich natürlichen Farben wiedergegeben. Im Modus „Film“ stimmen Farbtemperatur und Gamma bestens, nur der Farbraum ist überhöht.
Wir mussten unsere Kalibrationskünste aktivieren, das Farbenspiel etwas zu bändigen, wozu das Gerät professionelle Abgleichmethoden zur Verfügung stellt. Resultat war eine Bildwiedergabe von HDTV, bei der Hauttöne und Natürliches auf dem Punkt sitzen, bereits farbsatte Inhalte aber nochmals einen Kick bekommen. Der tolle Eindruck wird durch den mäßigen Schwarzwert und die hohe Reflektivität des Panels (4%) getrübt. Der in-Bild-Kontrast ist durch das hochwertige Panel erstmal besser als der des Samsung-Konkurrenten, doch sein Android-TV 10 holt das gesamte Google- Universum mitsamt Sprachassistenz, Hunderten Apps und Cast-Funktion ins Gerät. Für einen Newcomer gibt es erstaunlich viele Optionen, um die Bildqualität zu kalibrieren – bis hin zum 11-Punkt Weißabgleich und einer Farbraumanpassung.
![[Testsiegel] video Magazin Testurteil sehr gut](https://www.connect-living.de/bilder/118539782/landscapex1200-c2/video-testsiegel-note-sehr-gut.jpg)
Ein fast vergessenes Feature finden wir beim Nokia wieder: den stabilen, zentralen Drehfuß. Anschlüsse gibt es weniger als im Handbuch und auf der Website versprochen. Mit gehöriger Displaytiefe ist eine gute Ausleuchtung durch wenige direkt positionierte LEDs möglich – zu wenig für lokales Dimmen. Auf dem ersten Blick eher konventionell, aber beleuchtet und ergonomisch gelungen: die Fernbedienung. intelligenteres Backlight-Dimmen und die Anpassung an Raumlichtverhältnisse machen diesen im Endeffekt stimmiger. Dabei liefert der Nokia in HDTV ein Gesamtbild, das weniger manipuliert wird und eher den Masteringvorgaben nahekommt.
Mit einem besseren Schwarzwert wurde anfangs nie gerechnet. Zudem resultiert aus dem Verzicht auf eine Zwischenbildberechnung eine Filmwiedergabe in echten 24 Bildern pro Sekunde, was der Samsung nicht kann. Hier gibt es das Original in unverändertem Kinofeeling und klassischem SDRKontrast. 300 cd/m² Maximalhelligkeit sind dabei fast schon zu viel des Guten, für atemberaubenden HDR-Spaß allerdings zu wenig. Aber auch hier werden die Farbkoordinaten wieder korrekt gesetzt und die Helligkeitskurve wunderbar abgebildet. Die vielen Nuancen nahe Schwarz, die HDR wiederzugeben vermag, kommen aber nicht vollends satt rüber.
Was die Klangfülle angeht, spricht Nokia von 36W Gesamtleistung inklusive Subwoofer. Harmonie, Bassleistung und Hochtonwiedergabe sind allerdings kaum der Rede wert. Richtig gut gefallen hingegen die smarten, jungen Features. Mit AppleTV, Magenta-TV, Joyn, Disney und DAZN sind mehr Anbieter an Bord als bei vielen anderen Android-TVs, und die Unterstützung des Google Assistants zur Sprachführung sowie ChromeCast zum Netzwerken liefern ein umfassendes, überaus modernes Paket.
Fazit
Durch den Verzicht auf Bildmanipulationen und die Begrenzung auf 60- Hz bekommt man im Nokia QLED Smart TV 65 Zoll 4K UHD ein Bild, wie es der Filmmaker beim Mastering gewollt hat – zumindest bei HDTV. Für bildgewaltiges HDR ist der Kontrast dann doch trotz QLED-Technik etwas zu eingeschränkt. Die Smart- TV-Umsetzung überzeugt voll.