LG OLED77Z19LA im Test: OLED in absoluter Spitzenklasse
Mehr zum Thema: LGWer im Fernsehmarkt nach dem Besten vom Besten sucht, sollte beim Z1 von LG landen. Der ultimative Dunkelkontrast der OLED-Technik trifft hier auf die Wahnsinns-Auflösung von 8K. Ergänzt durch eine überarbeitete Bildaufbereitung, beansprucht dieses Gerät den Referenzthron. Lesen Sie unseren Test zum OLED77Z19LA von LG.

Beim OLED 77Z19LA von LG handelt es sich wirklich um ein Ausnahmegerät – eins, das demonstrieren soll, was ein Maximum an Investition zu leisten vermag – eins, das die Mitbewerber das Fürchten lehrt. Es wird nur in besonderen Läden ausnahmsweise vorgeführt, und auch nur im Ausnahmefall wird ...
Beim OLED 77Z19LA von LG handelt es sich wirklich um ein Ausnahmegerät – eins, das demonstrieren soll, was ein Maximum an Investition zu leisten vermag – eins, das die Mitbewerber das Fürchten lehrt. Es wird nur in besonderen Läden ausnahmsweise vorgeführt, und auch nur im Ausnahmefall wird man es sich leisten können.
Stolze 20.000 Euro sind für diesen 77-Zöller mit seinen 195 cm Bilddiagonale zu zahlen, der größere Bruder in 88 Zoll (222 cm) schlägt gar mit 30.000 Euro zu Buche. Allein für die Differenz bekäme man ein halbes Dutzend ordentliche 75-Zoll LCD-TVs obendrauf. Aber darum geht es hier ja gar nicht. Wenn Geld beim Kauf eine untergeordnete Rolle spielt und das Beste gerade gut genug erscheint, ist man beim Z1 goldrichtig, denn er vereint überlegene Paneltechnik mit einer endlich ausgereift verfügbaren Ansteuerelektronik.
Als wir Ende 2019 seinen größeren Vorgänger 88Z9 im Test (hier unser Test) zum ultimativen TV-Highlight erklärten, war dieser eigentlich dafür gedacht, zum schärfsten Fernseher aller Zeiten zu avancieren und einen Konkurrenten, der optisch matte Filter vor dem Panel einsetzte, zu deklassieren.
Damals waren HDMI-Eingänge der Variante 2.1, die für 8K nötig sind, noch nicht ausgereift, und selbst die Prozessoren, um intern 8K-Streaming zu dekodieren, mussten per Adapterbox nachgereicht werden. Das ist nun alles Schnee von gestern, denn sowohl Anschlüsse als auch Bildverarbeitung befinden sich auf einem neuen, höheren Niveau, und LG setzt hierfür jede Menge exklusives, selbst erarbeitetes Know-how ein.

So ist der Hauptprozessor „Alpha 9 Gen4 AI 8K“ die neue Speerspitze der Chip-Evolution und strotzt nur so von automatischen Optimierungsvarianten für Bild und Ton, aber auch viel Verständnis für unmanipulierte Studioqualität – in Form des Filmmaker-Modus und der tiefgreifendsten Autokalibration der gesamten TV-Industrie.
HDMI 2.1 in voller Bandbreite von 48Gbit/s ist hier auf allen vier Eingängen verfügbar, und dank DSC (Display Stream Compression) bis 24 Gbit/s sollte auch 8K/60p in 12-Bit RGB und YCC444 funktionieren. Wem das zu viel Fachchinesisch ist: Kein Gerät kann momentan mehr hochwertigste Arten an HDMI-Quellsignalen verarbeiten. Und dem Prozessor wurde genügend Rechenpower eingepflanzt, die dreimal mehr Pixel als 4K sehr intelligent skaliert, abstimmt und im Falle eines Falles von Artefakten bereinigt.
Er kann auch Fernsehen Wir dürfen natürlich nicht vergessen, dass es sich hier nicht um ein hochkomplexes Computerdisplay handelt, sondern das Gesamtkonzept als Fernseher, also Entertainmentzentrale, keine Wünsche offen lassen sollte. Neben der Bildqualität müssen also auch Klang, Bedienung und Design dem hohen Preis gerecht werden – nicht zu vergessen die Ausstattung.
Die entspricht schon einmal dem exzellenten Niveau von LGs 4K OLED-TVs, mehr kann man kaum verlangen. Das beinhaltet klassische Attribute wie viermal HDMI, Doppeltuner mit Aufnahmeoption und drei USB-Buchsen, und dass Bluetooth mit V5.0 sowie WLAN in „ax“ auf dem neuesten Stand sind.
Die Oberfläche von LGs hauseigenem Betriebssystem WebOS sieht in der neuen Version 6 sehr elegant aus und bleibt durch die Steuerung über eine Mausfunktion besonders intuitiv und reaktionsschnell.
Neben der Sprachintelligenz der Eigenentwicklung „ThinQ“, die auch allerlei Smart-Home-Equipment im Griff hat, ist der Google Assistant integriert sowie Alexa nutzbar. Besonders cool ist, dass, sobald der Mauszeiger lilafarben wird, Zusatzinformationen zum laufenden Inhalt kommen.

Wie erwähnt, kann der Prozessor Streams in 8K/60p bei 10 Bit HDR dekodieren (HEVC, VP9 und AV1) und schafft in HEVC 4K sogar 120 Hz. Das ist auch die native Panelfrequenz, die für Gaming in 4K bei variabler Wiederholrate bis hin zu 40 Hz reichen kann.
Wo klassische TV-Ansprüche nahezu langweilig werden, konzentriert man sich jetzt auf höchste Gaming-Ansprüche und liegt dabei mit dem „Game-Optimizer“ genau richtig. Der Spielemodus lässt sich äußerst umfangreich auf die Technik des Zuspielers (G-Sync, FreeSync, HGiG) und Genre beziehungsweise Renderingvorlieben des Spiels abgleichen.
Fast vergessen sind da die Zeiten, als man vor OLED-TVs zum Zocken gewarnt hatte, weil man Einbrennen befürchtete. Nun ist die Leuchtstärke auch in HDR begrenzt und viele Schaltungen unterbinden die Überlastung einzelner Bildpunkte – bis hin zur Erkennung fest stehender Bildelemente. Insgesamt ist der 77Z1 mit über 800 Nits sogar ein überaus brillanter OLED-TV, der aber auch zur Not mit aktiver Kühlung seine Bildpunkte wärmetechnisch im Zaum hält.
Das semiprofessionelle Panel ist passend dazu auch deutlich massiver und damit haltbarer gefertigt als sein 4K-Verwandter G1. Ein Gewicht von 43 kg ist schon eine Hausnummer, die man aber auch bestens verstauen kann. Der Z1 ist nämlich im Gallery-Design entwickelt, kann also nicht nur mit hinten komplett verblendeter Kabellage im Raum stehen, sondern auch dank mitgelieferter „Slim-Bracket“ völlig plan an eine Wand montiert werden.

135 Millionen Bildpunkte
Im Endeffekt kommt die Faszination eines solch überteuerten Supergerätes nicht von seiner Aufhängung, sondern dem Entertainmentfaktor messerscharfer, kontrastmaximierter und übernatürlich farbechter Bildszenarien sowie einer adäquaten Klanguntermalung. Von LGs 4K OLED-TVs sind wir bereits Höchstleistungen gewohnt, daher haben wir uns als Erstes an die Boni herangetastet, die die vervierfachte Auflösung bringen könnte.
Unsere 8K-Testsequenz für den optimalen Sehabstand brachte zugleich Begeisterung und Ernüchterung zutage. Wir waren fasziniert, dass jedes kleinste Pixel völlig sauber und astrein brillant, also in brutalster Messerschärfe auf den Schirm gebannt wurde. Auch bei der Farbauflösung, wo viele Mitbewerber bereits in 4K-Geräten durch Nachschärfen Details manipulieren oder verschwimmen lassen, arbeitet LG absolut makellos.
Unsere Euphorie wurde allerdings dadurch gebremst, dass wir, um wirklich allerfeinste 8K-Bildpunkte differenzieren zu können, bis auf weit unter einen Meter an das riesige Panel heran mussten. Wozu so ein genialer Fernseher, wenn man die Unterschiede selbst aus normalerweise als klein geltenden Sehabständen nie wahrnehmen könnte? Das ist die eine große Sinnfrage von 8K, die sich im Test allerdings relativieren sollte.

Die andere große Frage, nämlich wann native Filminhalte kommen könnten, bleibt weiterhin offen. Auch hier wird „Gaming“ und „Handytechnik“ wahrscheinlich die schnellere Antwort sein. Warum ein 8K-Fernseher dennoch sinnvoll schärfer sein kann, liegt an der grundsätzlichen Beschaffenheit von Filmmaterial. Unser oben genanntes Testbild nutzt nämlich die maximale Schärfe, liefert also ungefilterte Pixel. Übliches Filmmaterial wird aber stets in mehreren Bearbeitungsschritten gegen Aliasing (Pixelflimmern) bearbeitet.
Daneben ist der (De-)Fokus ein Stilmittel, das gezielt die Aufmerksamkeit des Betrachters steuert. Nutzt man ein Ausgabemedium (Display) mit höherer Auflösung als die Quelle, muss man diese nicht stark absoften. Genau aus diesem Grund sieht eine normale Blu-ray (1080p) auf einem UHD-Fernseher schärfer aus als auf einem pixelgetreuen Full- HD-TV. Auch 4K-Filme offenbarten im Test auf diesem 8K-Bildgiganten allerfeinste Details.
Besser noch: Als wir ausgesuchte 8K-Filme auf 4K herunterschalteten, nahm die sensationelle Feinzeichung von Details nachvollziehbar ab – und das aus zwei Meter Sehabstand, wo man den Unterschied eigentlich nicht sehen dürfte. 8K funktioniert also doch – wenngleich auch nur in den obersten fünf Qualitätsprozenten der Bildfaszination. Und das aus immer noch recht kurzem Sehabstand, dann aber mit umso größerem Erlebnishorizont.
![[Testsiegel] video Magazin Testurteil ueberragend](https://www.connect-living.de/bilder/118539783/landscapex1200-c2/video-testsiegel-note-ueberragend.jpg)
Wer den 77Z1 als professionelles Gerät betrachtet, sieht ihn mit anderen Augen. So las man jüngst von der Produktion der Sky-Serie „Das Boot“, die jetzt in 8K-HDR abgeschlossen wurde, dass große Teile der Bearbeitung mit auf 4K heruntergerechneten Temporärdateien durchgeführt werden mussten – einfach nur, weil es keinen 8K-Masteringmonitor gibt.
Liebe Filmstudios: Nach unseren Messungen ist die Farbwiedergabe des LG OLED77Z19LA absolut studioreif und lässt sich dazu noch höchst professionell kalibrieren, sogar mit Programmierung der HDR Dynamikanpassung. Er schafft gute 800 Nits und kann sich mit DolbyVision IQ bestens an eine dunkle Studioumgebung oder helle Meetingräume anpassen. Die vielen Bildoptimierungen, die höchst intelligent ans Werk gehen, arbeiten für uns Bildprofis zwar etwas zu effektiv, lassen sich aber bestens zügeln.
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Im TV-, Bluray- und Streamingeinsatz überzeugt auch die neue, filmähnliche Bewegungsglättung, die die naturgemäß überharte Ruckelneigung der hochreaktiven OLED-Ansprechzeit ohne Nebenwirkungen verbessert. Klanglich wirkt der Z1 erstaunlich ausgewogen, jedoch durch die nicht frontal strahlenden Lautsprecher wenig präzise. Passend zu der atemberaubend feinzeichnenden Bildqualität müsste der Kunde dem 8K-Boliden eigentlich noch ein ausgewachsenes 3D-Kinoboxenset zur Seite stellen.
Fazit
Derart scharfe und kontrastreiche Bilder hat man so nie zuvor gesehen. Der dreifache Preis für die vierfache Anzahl an Bildpunkten ist jedoch nicht unbedingt aus jedem Blickwinkel ein lohnendes Geschäft. Wer das Allerbeste braucht, liegt hier aber genau richtig.