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Ratgeber

Bildstabilisator und hohe Empfindlichkeit

Eine optimale Kamera vorausgesetzt, ist bei schlechten Lichtverhältnissen eine höhere Empfindlichkeit das erste Mittel. Die hohe Empfindlichkeit führt zu kurzen Zeiten, was Verwackler verhindert, die Bewegung von Objekten einfriert und gegebenenfalls die Reichweite des Blitzes erhöht. Das Einstellen einer höheren Empfindlichkeit macht aber nur Sinn, wenn die Bildqualität darunter nicht zu stark leidet - was bei fast allen Kompakten der Fall ist. Aktuell ist deswegen der optische Bildstabilisator meist die bessere Wahl, da er das Verwackeln insbesondere bei der Verwendung langer Brennweiten verhindert. Zugleich bleibt die Bildqualität gut. Nur bei schnellen Motivbewegungen bietet der Stabilisator keine Hilfe. Die ideale Lösung ist eine Kombination aus beiden Ansätzen, die eine maximale Flexibilität bringt.

Autoren: Redaktion pcmagazin und Dietmar Wüller • 29.2.2008 • ca. 2:55 Min

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© Archiv

Wer bei wenig Licht fotografieren will, nutzt meist einen Blitz, manche setzen ihre Kamera auch auf ein Stativ. Der Blitz ermöglicht kurze Verschlusszeiten, verändert aber die Lichtsituation grundlegend. Stative halten die Kamera bei langen Verschlusszeiten ruhig, allerdings erscheinen bewegte Obj...

Wer bei wenig Licht fotografieren will, nutzt meist einen Blitz, manche setzen ihre Kamera auch auf ein Stativ. Der Blitz ermöglicht kurze Verschlusszeiten, verändert aber die Lichtsituation grundlegend. Stative halten die Kamera bei langen Verschlusszeiten ruhig, allerdings erscheinen bewegte Objekte unscharf, und Stative sind nicht immer praktisch. Immer mehr Fotografen kaufen deshalb Kameras und Objektive mit eingebauten Bildstabilisatoren oder setzen die Empfindlichkeit ihrer Digitalkameras hoch - beides kann misslingen.

Der BildstabilisatorBildstabilisatoren sollen das natürliche Zittern des Fotografen und die damit verbundene Bewegung der Kamera kompensieren. Bei langen Belichtungszeiten führt sonst schon ein leichtes Zittern zu unscharfen Bildern. Seit vielen Jahren gibt es deshalb Objektive, in denen ein bewegliches Linsenglied leichte Zitterbewegungen ausgleicht. Dies können Wechselobjektive für SLR-Modelle sein oder die festeingebauten Zooms der Kompakten. Nun bieten immer mehr Firmen Kameras mit beweglichen Sensoren an, die ebenfalls leichte Wackler ausgleichen. Je nach Typ geben die Firmen zwei bis drei Blenden "Zeitgewinn" an. Das heißt: Wenn ohne Bildstabilisator gerade noch die 1/60 Sekunde zu unverwackelten Bildern führt, darf es mit Stabilisator auch eine 1/15 oder gar 1/8 Sekunde sein. Einen vergleichenden Test der zahlreichen Verfahren bereitet unser Labor derzeit vor.

mit ohne Bildstabilisator
Beide Bilder wurden bei mit 1/80 Sekunde fotografiert. Bei dem linken Bild war der Stabilisator aus- und beim rechten Bild eingeschaltet.
© Archiv

Wenn der optische Bildstabilisator die Verwackelungen durch Kamerabewegung kompensiert, dann hilft dies besonders in zwei Situationen: bei schlechten Lichtverhältnissen und bei Objektiven mit langer Brennweite. Bei schlechten Lichtverhältnissen werden lange Belichtungszeiten erforderlich, bei denen ein Verwackeln stärker auffällt. Bei Objektiven mit langer Brennweite wirkt sich ein leichtes Zittern stärker aus, als bei Objektiven mit kurzer Brennweite, da der Bildwinkel kleiner und der Abbildungsmaßstab größer ist. Allerdings führt die lange Belichtungszeit auch zu Problemen: Bewegte Objekte oder Personen erscheinen trotz Stabilisator unscharf, da ihre Bewegung für die längere Belichtungszeit zu schnell ist. Ungeachtet dieser Schwäche, die der Bildstabilisator mit dem Stativ teilt, ist er in der Praxis außerordentlich nützlich

Hohe EmpfindlichkeitenOb wenig Licht oder lange Brennweite - unverwackelte Bilder lassen sich in beiden Fällen auch mit genügend kurzen Belichtungszeiten erzielen. Damit das Bild auch in diesen Fällen korrekt belichtet wird, muss der Fotograf allerdings die Empfindlichkeit erhöhen (oder blitzen). Die höhere Empfindlichkeit wirkt sich also im Bild einem Bildstabilisator ähnlich aus. Einige Firmen nennen deswegen die entspechende Funktion gleich "elektronischer Bildstabilisator" - was jedoch unter Marketing-Unsinn fällt. Die hohe Empfindlichkeit stabilisiert nichts, sie gleicht keine Wackler aus. Stattdessen garantieren kurze Zeiten, dass die Wackelbewegung wegen der kurzen Zeitspanne extrem klein und damit unsichtbar bleibt.

Scheitern Bildstabilisatoren bei schnellen Bewegungen, führen hohe Empfindlichkeiten meist zu noch wesentlich heftigeren Problemen. Bei fast allen Kompaktkameras steigen mit der eingestellten Empfindlichkeit auch die Bildstörungen, und das Bildrauschen nimmt  sichtbar zu. Dabei gilt prinzipiell, je mehr Pixel die Kamera hat, desto stärker wächst das Rauschen.

mit ohne Blitz
Diese Bilder wurden wiederum mit einer Fuji F10 aufgenommen. Oben das Bild mit ISO 400 ohne Blitz, unten ISO 100 mit Blitz. Besitzt die Kamera einen Bildstabilisator, lässt sich das Motiv auch mit ISO 100 aufnehmen - vorausgesetzt, das Motiv hält lange genug still. Wenn an Stelle des Bildstabilisators oder der höheren Empfindlichkeit ein Blitz eingesetzt wird, ändert sich der Charakter des Bildes merklich, weil der Blitz mit seiner begrenzten Reichweite lediglich den Vorder-grund ausleuchten kann.
© Archiv

MogelpackungBei den Kompaktkameras mit kleinem Sensor wird das Rauschen oft schon bei ISO 400 deutlich sichtbar. Dem wirken einige Kamerahersteller entgegen, indem sie zum Teil sehr wirksame Rauschunterdrückungsfilter anwenden. Diese eliminieren die Störungen, aber leider auch die feinen Details im Bild. Je nach Algorithmus sind neben kontrastarmen auch kontrastreiche Strukturen betroffen, was die von uns gemessene Auflösung reduziert. Sind nur die kontrastarmen Strukturen betroffen, bleibt die gemessene Auflösung hoch, und wir ziehen manuell Punkte ab.Ein paar Hersteller gehen sogar so weit, dass mehrere Pixel im Bild zu einem zusammengefasst werden, um das zufällig verteilte Rauschen "herauszumitteln". Das dabei z. B. aus einer 7-Megapixel-Kamera eine 1,3-Megapixel-Kamera wird, lässt man gerne unter den Tisch fallen.Eine rühmliche Ausnahme bei den Kompakten stellen die Fujifilm-Modelle mit dem 6-Megapixel-1/1,7-Zoll-CCD dar: Finepix F10, F11, F20, F30, F31fd und S6500fd. Die Kameras dieser Baureihe liefern bei ISO 400 fast rauschfreie Bilder ohne relevante Detailverluste und schneiden auch bei höheren Empfindlichkeiten wesentlich besser ab als die Konkurrenz. Das Gleiche gilt bei allen Unterschieden im Detail auch für die digitalen SLR-Kameras. Die dort eingesetzen großen Sensoren rauschen bei hohen Empfindlichkeiten generell weniger als die winzigen CCDs der Kompakten.