Bildbearbeitung
Photoshop Elements vs. Paintshop Pro: Das Test-Duell
PaintShop Pro gilt als Einsteiger-Bildbearbeitung und Fotoarchiv für wenig Geld – wir lassen die neue Version X8 im Test-Duell gegen das etablierte Photoshop Elements 13 antreten.

Photoshop Elements von Adobe oder Paintshop Pro von Corel – was soll es sein? Beide Hersteller schicken ihre Programme als Allrounder für Fotobearbeitung ins Rennen, jedoch mit unterschiedlichem Fokus: Bei Photoshop Elements 13 sind Archivverwaltung und Bildbearbeitung zwei getrennte Programme, zwischen denen umgeschaltet wird. Zum Aufpolieren der Fotos stehen drei Bearbeitungsmodi zur Verfügung, nämlich Schnell, Assistent und Experte. Abhängig davon werden dem Benutzer die Menü-Einstellungen entweder reduziert oder voll angezeigt. Das ermöglicht auch weniger erfahrenen Nutzern den leichten Einstieg durch eine anpassbare Bedienung.
PaintShop Pro X8 verfolgt ein anderes Konzept. Hier ist die Bildorganisation zusammen mit den Bearbeitungsfeatures (Untermenüs: Verwalten, Anpassen und Bearbeiten) in das Hauptprogramm integriert, sodass sich dort alles erledigen lässt. In der vorliegenden Ultimate-Version werden zudem weitere Programme mitgeliefert, wie der Raw-Konverter AfterShot 2, die Effektprogamme PerfectEffects 9.5.0 und PerfectlyClear sowie die umfangreiche Corel CreativeCollection.
Die Zusatzprogramme arbeiten entweder als Plug-in oder per Verlinkung mit dem Hauptprogramm zusammen, ohne dass Bilder ex- oder importiert werden müssen. Alle Menüs und Werkzeuge stehen in PaintShop Pro X8 immer vollständig zur Verfügung.

Import und Export
Viele Fotografen bevorzugen heute das Raw-Format. Jeder Kamerahersteller kocht jedoch hier sein eigenes Süppchen, das von der Bildverarbeitungssoftware erkannt werden muss. Wir wählten jeweils zwei RAW-Dateien von gängigen Kameratypen der Hersteller Canon, Nikon, Panasonic, Samsung und Sony. Photoshop Elements öffnete unsere Raw-Dateien per CameraRaw, das im Vergleich zur Photoshop-Vollversion nur sehr rudimentäre Tools zur Bildbearbeitung bereitstellt, innerhalb von 13 Sekunden. PaintShop Pro selbst benötigte dafür nur geringfügig weniger.
Wesentlich flotter geht der Raw-Konverter AfterShot 2 zugange, der PaintShop Pro beiliegt. Innerhalb von zwei Sekunden (also ohne Verzögerung) stehen jetzt alle RAW-Dateien zur Verfügung. Die umfangreiche
Tool-Palette von AfterShot 2 lässt die eher dürftigen RAW-Einstellfunktionen von Photoshop Elements im Schatten stehen und der Umfang der Importformate ist bei PaintShop Pro opulent und reicht infolge der jahrzehntelangen Marktpräsenz bis in die Amiga-Zeit zurück.

PaintShop Pro X8 punktet zudem mit einer Stapelbearbeitung. Diese erweist sich als sehr nützlich, um Effekte vollautomatisch auf große Fotoarchive anzuwenden oder um viele Dateien auf einen Schlag umzubenennen. Selbst HDR-Aufnahmen lassen sich per Stapel automatisch zusammenrechnen. Besonderes Highlight für professionelle User: Scripting-Funktionen sind in PaintShop Pro X8 zur Automatisierung integriert.
Photoshop Elements 13 bietet zur Automatisierung nur die eingeschränkten Aktionen. Es kann diese zwar nicht selbst erstellen, aber vom großen Photoshop übernehmen und abspielen, sofern es die Funktionen auch selbst integriert hat. Somit rauscht der PaintShop hier haarscharf am kleinen Photoshop vorbei nach vorn.
Bilder verwalten
Beide Programme bieten im Fotoarchiv im Wesentlichen identische Features, wie Gesichtserkennung, Bewertungsfunktionen unter Einbeziehung von EXIF-, GPS-Daten und vielem mehr. Auch wird das Teilen auf die üblichen Online-Plattformen unterstützt sowie die Ausgabe als Fotobuch, CD-Hülle und Ähnliches. Hier sind die Ausgabe- Optionen bei Photoshop Elements ein wenig großzügiger, zudem gibt es eine direkte Upload-Möglichkeit zum Online-Bilderdienst von Cewe.
Pfiffig: Der Organizer des kleinen Photoshop ermöglicht die automatische Erstellung einer einfachen Diashow als MP4- Video in HD inklusive Titelgestaltung und Vertonung. Dafür hat PaintShop Pro ein praktisches Zusatzfeature, nämlich ein gut justierbares Tool für Bildschirmfotos. Dennoch liegt hier Photoshop Elements knapp vor dem PaintShop Pro.

Bildbearbeitung
Eigentlich wäre hier Gleichstand, zumindest was die grundlegenden Funktionen betrifft. Weißabgleich, Farben und Belichtung, Gradationskurven, HDR-Fotos, Ebenen, Vektorgrafiken, Schärfen, Weichzeichnen und vieles mehr sind bei beiden Programmen vorhanden. Auch die Auswahlwerkzeuge wie Lasso, Zauberstab und Retuschewerkzeuge wie Rote-Augen-Korrektur, Klonstempel und Ebeneneffekte sind da. Per Photomerge Compose im kleinen Photoshop lassen sich Bildteile wie Personen aus einem Bild ausschneiden und in ein anderes einfügen.
Lesetipp: Die schlimmsten Photoshop-Pannen
Bei PaintShop Pro X8 heißt die vergleichbare Funktion Magic Move, hier lassen sich Bildteile innerhalb eines Fotos verschieben. Bei beiden Programmen ist Genauigkeit beim Ausschneiden angesagt, sonst gibt es unschöne Bilder. Zudem ist das nahtlose Einfügen auch motivabhängig. Der Umfang der mitgelieferten Filter und Effekte ist in PaintShop Pro X8 Ultimate wesentlich größer. Die Perfect Effects 9.5.0 der Firma On1, die Corel Creative Collection und das Athenthech PerfectlyClear Plug-in bringen dem PaintShop hier einen eindeutigen Vorsprung.

Bedienung und Performance
Keep it simple ist bei Photoshop Elements 13 die amerikanische Devise. Alles ist einfach, alles ist weitestgehend selbsterklärend und demzufolge auch für Computernovizen leicht zu erlernen. Mit der Simplifizierung geht natürlich einher, dass die Funktionen auf das Rudimentäre beschränkt sind. Es ist zwar alles Wesentliche dabei – und auf Wunsch führt ein Assistent durch viele vorgefertigte Bereiche – aber allzu viele Justagemöglichkeiten gibt es nicht.
Lesetipp: Photoshop: 10 hilfreiche Tutorials für Anfänger
Im Vergleich dazu strotzt der PaintShop Pro X8 Ultimate mit vielen professionellen Filtern und Einstellmöglichkeiten, die ebenfalls weitestgehend selbsterklärend sind – und intutitiv erlernbar. Die mitgelieferten Effekte bringen einen großen Raum für kreative Bildgestaltung, die auch engagierte Fotokünstler zufriedenstellt. Die Performance fühlt sich bei beiden Programmpaketen ungefähr gleich an. Aber der großartige Raw-Konvertierer AfterShot 2 hat im Hinblick auf das vorgelegte Tempo die Nase bei PaintShop Pro ganz vorn. Und damit im Ganzen gesehen auch der PaintShop Pro X8.
Fazit
Zwei Bildbearbeitungsprogramme – und damit zwei Welten, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Adobe Photoshop Elements 13 ist ein optimales Einsteigerprogramm mit coolen Features. Man kommt hier schnell zu guten Resultaten, ohne allzu tief in die Materie einsteigen zu müssen – aber man kann tief einsteigen, denn gut versteckt findet sich im Expertenmodus der Bildbearbeitung die komplizierte Technik.
Wer jedoch das Letzte aus seinen Fotos herausholen möchte, hat bei PaintShop Pro X8 Ultimate das bessere Pendant. Die mitgelieferten Werkzeuge, Filter und Funktionen sind höchst umfangreich. Besonders überzeugend ist der Raw-Konverter AfterShot 2 mit professionellen Einstell- und Anzeigeoptionen. Allein AfterShot 2 ist bereits das Geld wert.
Testurteil: Adobe Photoshop Elements 13
- Bildbearbeitung: 26 / 30
- Import & Export: 17 / 20
- Bedienung: 18 / 20
- Bilder verwalten: 8 / 10
- Performance: 6 / 10
- Service und Support: 6 / 10
- Gesamt: 81 / 100
Testurteil: Corel PaintShop Pro X8 Ultimate
- Bildbearbeitung: 29 / 30
- Import & Export: 19 / 20
- Bedienung: 16 / 20
- Bilder verwalten: 7 / 10
- Performance: 8 / 10
- Service und Support: 7 / 10
- Gesamt: 86 / 100 – Testsieger