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"Master Series"-Fernseher

Sony KD-65ZF9 im Test: Ein wahrer Meister

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Vor zwei Jahren brachte Sony die TV-Legende ZD9 auf den Markt und stellte durch Local Dimming in über 1.000 Zonen und 2.000 Nits an HDR-Gewalt alles Dagewesene in den Schatten. Letztes Jahr kam kein würdiger Nachfolger, doch nun tritt der Sony KD65ZF9 in seine Fußstapfen. Wir testen, ob der Vertreter der „Master Series“ höchsten Erwartungen gerecht wird.

Autor: Roland Seibt • 14.11.2018 • ca. 5:25 Min

Sony KD-65ZF9 im Test
Da der ZF9 oben und an den Seiten flacher zuläuft, erscheint er weniger tief – für Direct-Dimming regelrecht schlank.
© Sony

Die brandneue Master Series, also die Topreihe von Sony, besteht aus LCD-TV-Geräten genauso wie OLEDs. Neben dem Sony KD-65ZF9, der mit 3.000 Euro zu Buche schlägt, wird eine 75-Zoll-Variante angeboten, die stolze 2.000 Euro teurer ist, damit aber auf dem Niveau des alten 65ers der ZD-Serie liegt....

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Pro

  • Android Oreo
  • Sehr brillant
  • Sprachsteuerung

Contra

  • Dünner Klang

Fazit

video-Testurteil: sehr gut (888 von 1005 Punkte), Preis/ Leistung: überragend; video HIGHLIGHT

88,0%

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Die brandneue Master Series, also die Topreihe von Sony, besteht aus LCD-TV-Geräten genauso wie OLEDs. Neben dem Sony KD-65ZF9, der mit 3.000 Euro zu Buche schlägt, wird eine 75-Zoll-Variante angeboten, die stolze 2.000 Euro teurer ist, damit aber auf dem Niveau des alten 65ers der ZD-Serie liegt. Alle basieren auf LCD-Technik, wobei das LED-Backlight direkt hinter dem Display liegt und kleinteilig dimmbar ist. Nur so können optimale Kontrastwerte und ein supersattes Schwarz erzielt werden. 

Die brandneuen OLED-TVs der Master Series AF9 gibt es in 55 und 65 Zoll. Sie kosten allerdings 3000 bzw. 4000 Euro, sind also um einiges teurer. Da erscheint der hier getestete 65ZF9 die beste Wahl zu sein, wenn man bedenkt, dass bei Ultra-HD das Bild niemals groß genug sein kann. An die perfekte Schwarzdarstellung und lokale Kontrastwunder von OLED reicht ein LCD-TV auch mit Local Dimming nicht heran, doch schaut man nicht im abgedunkelten Schwarzraum, können die Unterschiede vernachlässigt werden.

Wir haben es hier nämlich mit einem TV-Gerät zu tun, das tatsächlich im Maximalweiß erheblich brillantere Spitzlichter zeichnet, als es aktuelle OLED-Panels tun. Oft gelingt Mitbewerbern dies nur mit Messtricks, und so verliert es seine Relevanz beim alltäglichen HDR-Filmgenuss. Der ZF9 behält seine kalibrierten 1800 Nits in HDR auch über mehrere Sekunden. Gerade bildtechnisch setzt er auf einige Neuerungen, die ihn von allen anderen LCD-TVs abheben – mehr dazu später.

Sony KD-65ZF9 im Test - Fernbedienung & Seitenansicht
(links) Die leichte Fernbedienung bietet einen guten Druckpunkt unter gummierten Tasten. Ein Mikro zur Sprachsteuerung wird immer wichtiger. (rechts) Das 30 kg schwere Gerät besitzt eine nur minimale Neigung und steht sehr stabil auf breiten Füßen.
© Sony / Josef Bleier / Montage: video

Anschlüsse & Betriebssystem

Wie bei guten TVs üblich, besitzt der Sony vier HDMI-Buchsen der Version 2.0b mit der aktuellsten HDCP-Version. An Analogeingängen ist nur AV übrig geblieben, Komponente und Scart sind überholt. Von den drei USB-Anschlüssen dient eine durch mehr Power zum Betreiben einer externen Festplatte für TV-Aufnahmen. Damit dies auch während des Fernsehens möglich ist, integrierte Sony einen zweiten digitalen Tunerzweig. Der erste versteht natürlich Signale aller Transmissionsarten: terrestrisch, Kabel und Satellit, dazu analoges SDTV. 

Für die Aufnahmefunktion brauchte Sony einige Jahre Entwicklungszeit, sie sind aber längst nicht so komfortabel gelöst wie bei Panasonic. Dafür liegt Sony bei der Integration neuer digitaler Welten weit vorn und setzt dabei auf die Technologien von Google. Der 65ZF9 ist der erste Fernseher, der auf Android-TV 8, also Oreo, basiert. Und das bedeutet einen gewaltigen Schritt nach vorn in puncto Bedienqualität. Während die älteren Versionen die externen Streaming- und Gaming-Apps in den Vordergrund stellten, ist jetzt „Content wieder King“, und man erreicht klassische Fernsehfunktionen wieder erheblich leichter. 

Philips 55OLED754

Einstellungen & Google

AV-Quellenwahl und alle Einstellungen sind in exponierter Lage oben im Bild erreichbar, darunter gibt es für die wichtigsten Entertainmentquellen Inhaltsvorschläge. Man gelangt deutlich schneller zu gewünschten Filmen, Sendern, Smart-TV-Anwendungen oder Sonderfunktionen. Schon bei der Ersteinrichtung zeigen sich die Vorzüge der Android-Welt. Unser Laborhandy verband sich auf Nachfrage „OK Google, Gerät einrichten“ mit dem TV und teilte ihm Netzwerkzugang und Daten des Google Kontos mit. Danach klappten coole Features wie das Spiegeln des Smartphonebildschirms via Miracast, das Beamen von Youtube-Inhalten (auch Youtube-Music) auf den TV oder die Inhaltsübergabe von Spotify und Netflix völlig problemlos. 

Der Sony unterstützt auch Chromecast – inklusive des pittoresken Bildschirmschoners. Ehrlich gesagt haben wir das Ganze noch nie so rundum sorglos erlebt. Und während es früher bei Sonys Android-Implementierung eine Qual war, aus einer App zurück zum TV- Programm oder einer AV-Quelle zu kommen, tun die betreffenden Tasten auf der Fernbedienung nun, wozu sie bestimmt sind. Drückt man mehrmals auf „TV“ erscheinen am unteren Bildrand Sendungsempfehlungen oder Schnellzugriffe auf weitere Stationen. Android-TV wird mit Oreo als System jetzt erwachsen und macht richtig Spaß. Dazu gehört auch der Google Assistant, der auf Sprachbefehle hört und dann TV-Funktionen aufruft, Apps startet, Inhalte sucht, das Internet zu Rate zieht und gegebenenfalls das smarte Haus steuert. 

Etwas überrascht waren wir, als der Assistent nicht nur über die Mikrofontaste der Fernbedienung loslegte, sondern auch nach den Zauberworten „Ok Google“ – sogar ohne Batterien im Handsender. Offensichtlich besitzt der Sony-TV selbst Mikros und hört immer mit. Das werden viele abschalten wollen. Und wem die Google-Welt nicht genug ist, der kann den ZF9 übrigens auch in Amazons Alexa-Universum einbinden. Die Betaversion einer App ist bereits vorhanden. So viel Interaktivität muss man erst mal verkraften können. Bei diesen vielen Innovationen tritt die klassische Smartphone-App in den Hintergrund.

Sony KD-65ZF9 im Test - Screen
Beim schier überwältigenden Angebot an Funktionen und Apps sind Gebrauchsanleitung und Hilfe wichtige Aspekte. Sie werden hier äußerst übersichtlich und interaktiv angeboten.
© Sony / Screenshot & Montage: video

Meister des Bildes

Das entscheidende Argument für den Kauf eines so hochwertigen TV-Gerätes ist seine überragende Bildqualität, zumal das Design etwas klobiger wirkt, weil die vielen LEDs ja direkt hinter dem Display sitzen müssen. Auf den ersten Blick hat der ZF9 gegenüber dem ZD9 etwas abgespeckt, denn die Lichtmaschine wird nicht mehr durch mehrere hundert LEDs angetrieben, sondern von ungefähr 13 Spalten in 7 Zeilen. Und während das Spektrum früher noch die Verwendung von Quantum-Dots vermuten ließ, deuten die feinen Peaks im Rot nun auf Phosphorverbindungen hin. 

Dennoch konnte der HDR-Farbraum von 72% auf 74% BT.2020 erweitert werden, sogar bei helleren Lichtspitzen. Hier liegen wir im Buntheitsbereich aktueller OLEDs, einzig Samsungs QLED-TVs kommen auf 80%. Viel wichtiger ist allerdings eine andere Neuerung, die Sony „X-Wide Angle“ nennt. Tatsächlich haben wir noch nie bei einem VA-LCD-Panel einen derart guten Blickwinkel gesehen. Farben erhalten ihre Substanz in üblichen Sichtwinkeln völlig, die sonst üblichen enormen Kontrastverluste sind minimal. Der Sony war besser als die (preiswerten) IPS-Geräte im Screening-Raum und sah sogar neben den OLEDs gar nicht übel aus. Als wir uns das Ganze mit dem Panelmikroskop näher anschauten stießen wir auf eine optische Struktur, die den exzellenten Blickwinkel erklären könnte.

[Testsiegel] video Magazin Highlight
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© video Magazin / Weka Media Publishing GmbH

Insgesamt kann der ZF9 damit seinen erheblich teureren Vorgänger bei der Bildnote sogar übertrumpfen, auch wenn das Dimming grober ist. Zusätzlich konnten wir über Netflix und HDMI DolbyVision genießen, mit unserem Oppo-Player allerdings wahrscheinlich nur im Low Latency Mode. USB-HDR-Testsequenzen wurden in HDR10 und HLG wiedergegeben, DolbyVision (Dual-Layer) klappte hier nicht. Was die Bildaufbereitung angeht, gibt sich Sony keine Blöße und gleicht bestimmte Werksmodi schon exzellent ab. 

Sony KD-65ZF9 im Test - Farbraum Einstellungen
Erstmalig für Sony wird auch ein feinfühliger Abgleich des Farbraums angeboten. Nach Installation einer App konnten wir den TV auch von Calman vollautomatisch kalibrieren lassen.
© Sony / Screenshot & Montage: video

Farbraum Einstellungen

Wer es professionell haben möchte, bekommt nun aber neue Optionen. Zum einen ist neben der RGB-Balance nun auch der Farbraum endlich kalibrierbar. Das Ganze wird noch gekrönt von einer Android-App, die die Verbindung zur Profisoftware Calman herstellt und damit eine vollautomatische Kalibration ermöglicht. Dann lassen sich die minimalen Abweichungen zur Studioqualität auch noch kleinteilig glattbügeln.

Ist alles richtig eingestellt, glänzt der Sony durch eine wirklich natürliche Farbwiedergabe in sehr hohen Lichtstärken. Bei normalem HDTV oder Blu-ray empfieht sich die Aktivierung des Lichtsensors und Zügelung der Hintergrundbeleuchtung, sonst werden kleinste Bildfehler im Quellmaterial schnell aufdringlich störend.

[Testsiegel] video Magazin Testurteil sehr gut
video Magazin Testurteil: sehr gut
© video Magazin / WEKA Media Publishing GmbH

Selbst die intelligente Nachschärfung durch Reality Creation und die lokale Kontrasterhöhung legen Feinheiten offen, die manchmal im Verborgenen bleiben sollten. Also Vorsicht damit bei per se gutem Ausgangsmaterial. Sony optimiert die Bildqualität ja seit Jahren mit Algorithmen der Inhaltserkennung mittels Anlernen aus einer riesigen Datenbank. Das ist genau das, was Mitbewerber jetzt als künstliche Intelligenz vermarkten.

Die Bewegungsschärfe lässt sich zudem durch das schlau blinkende Backlight optimieren (Einstellung: Klarheit), die ergänzende Berechnung von Zwischenbildern ist nicht ganz perfekt gelöst. Was die Optimierung von Schwarz betrifft, leistet das Dimmen Großartiges und beschattet dunkle Szenen zum Glück nicht so extrem, wie Samsung es im Q9 tut.

Fazit

Es gibt keinen besseren LCD-TV bis 3.000 Euro. Sony holt aus der Technik heraus, was möglich ist. Dazu macht jetzt Android-TV Oreo als Betriebsbasis so richtig Spaß.

[Testsiegel] video Magazin Preis/Leistung überragend
video Magazin - Preis/Leistung: überragend
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