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Testbericht

Sigma DP1

Sigma bekommt den Foveon-Vollfarbensensor immer besser in den Griff, was die Bildnote von 52,5 Punkten bei ISO 400 eindrucksvoll zeigt. Farbtrennung und Rauschverhalten sind für eine Kompaktkamera vorbildlich und entsprechen den Erwartungen an den SLR-Sensor. Dennoch kann die Sigma nicht überzeugen. Gerade im RAW-Modus ist die Kamera schlicht zu langsam: Ob Autofokus oder interne Bildberechnung/Speicherung - die Konkurrenz arbeitet deutlich schneller. Im Einzelbildmodus nach jedem Bild wie im Serienschussmodus nach drei Bildern: Die Sigma zwingt den Fotografen immer wieder zu warten. 800 Euro sind ein stolzer Preis für eine immerhin 5 cm dicke Kompaktkamera ohne Zoom mit überdurchschnittlicher Bildqualität, aber sehr langsamem Arbeitstempo.

Autoren: Redaktion pcmagazin und Martin Biebel • 10.4.2008 • ca. 2:40 Min

Sigma DP1 Vorderseite
Sigma DP1 Vorderseite
© Archiv

Das ist schon mehr als Understatement: Während sich die Konkurrenz mit immer neuen Bildverschönerungsschaltungen und Automatiken überschlägt, besitzt die DP1 einen Funktionsumfang von klassischen Analogkameras. Ein 77_000-Pixel-Monitor mit 2,5-Zoll Diagonale ist zwar eingebaut, aber sonst regier...

Sigma DP1 Rückseite/ Display
Die Qualität der RAW-Bilder liegt deutlich über dem Niveau üblicher Kompaktkamerafotos. Gerade das Rauschen hat Sigma dank des großen Sensors wesentlich besser im Griff. Auffällig ist jedoch der Sättigungsverlust bei hohen Empfindlichkeiten und die enttäuschende JPEG-Qualität.
© Archiv

Das ist schon mehr als Understatement: Während sich die Konkurrenz mit immer neuen Bildverschönerungsschaltungen und Automatiken überschlägt, besitzt die DP1 einen Funktionsumfang von klassischen Analogkameras. Ein 77_000-Pixel-Monitor mit 2,5-Zoll Diagonale ist zwar eingebaut, aber sonst regieren fotografische Tugenden: Motivprogramme fehlen, dafür gibt es Blenden- und Zeitvorwahl mit feiner Stufung und die Blenden- (AE)-Lock-Funktion. Die voll manuelle Justage ist genauso möglich wie manuelles Fokussieren mittels eines kleinen Drehrades, das stufenlos zwischen 30 cm und unendlich einstellt. Die Schärfe kontrolliert eine Displaylupe, die für die Fokussierung der 28-mm-Weitwinkel-Aufnahmen ausreicht. Dass eine Kamera mit fester Brennweite schnell auslöst, stimmt im Falle der Sigma nicht, denn 1,55 Sekunden Autofokus und Auslösezeit reichen für Schnappschüsse nicht aus. Bei wenig Licht unterstützt der Pop-up-Blitz den Autofokus, der teils vernehmlich surrt. Ein Zoom gibt es nur digital mit bis zu 8facher Vergrößerung. Ab 4-fach drückt die Pixelinterpolation aber massiv auf die Schärfe.

Wer es noch archaischer mag, kann sich einen optischen Sucher (VF-11) auf den Zubehörschuh stecken und den Monitor zum Stromsparen abschalten. Das macht den 250 Gramm schweren Edelmini mit der griffigen Metallhülle optisch interessanter. Greifen lässt er sich gut und bedienen wegen der klaren Struktur auch: Das Menü hat zwei Listen für die Einträge in Klarschrift - fertig. Allerdings dauert das Durchscrollen etwas. Vermisst wurde eine frei belegbare Taste sowie Direktzugriffe auf Empfindlichkeit und Weißabgleich.  Bei einem Preis von 800 Euro, der über dem mancher Spiegelreflex liegt, wäre zudem  ein Bildstabilisator oder eine ISO-Empfindlichkeit über 800 angebracht: Auch Weitwinkelaufnahmen verwackeln bei langen Zeiten. Wie in dem SLR-Modell SD14 setzt Sigma auch in der DP1 den Foveon-Sensor mit drei Schichten je 5 Megapixeln ein. Beim Foveon-Sensor werden dank des Dreischichtprinzips in Rot, Grün und Blau zu jedem Bildpunkt alle drei Farbinformationen erfasst. Übliche Sensoren erfassen zu jedem Bildpunkt immer nur eine Rot-, Grün- oder Blauinformation, und die Kameras interpolieren den Rest hinzu. Diese höhere Informationsdichte je Pixel hebt die Auflösung deutlich über das Niveau einer üblichen 5-Megapixel-Kamera auf 1052 Linienpaare/Bildhöhe bei ISO 100 und ISO 400, in der Mitte wie in den Ecken, den Wert eines sehr guten 8-Megapixel-Modells. Der übliche Abfall der Kontrastkurve fällt wesentlich moderater als bei anderen Kompakten aus. Im Vergleich zur SD14 ist ferner die Farbwiedergabe deutlich besser und nicht mehr so schwankend. Allerdings besteht weiterhin eine Differenz zwischen Aufnahmen mit unterschiedlichen Empfindlichkeiten. Zu den feinen Farbabstufungen kommt eine gute Farbwiedergabe von 7,5, während der Weißabgleich selbst mit einem Delta RGB von 5 nicht allzu exakt arbeitet. Ebenfalls positiv fallen die Werte für den Objektkontrast von 9 und 8 Blenden (ISO 100 und ISO 400) sowie die Rauschergebnisse aus: Gerade die VN-Werte 0,6 und 1,3 für ISO 100 und ISO 400 entsprechen SLR-Niveau und liegen deutlich über dem, was Kompakte üblicherweise leisten. Sichtbar wird das ISO-400-Rauschen in homogenen Flächen als sehr großflächiges Changieren zwischen Rot und Grün.

All dies gilt aber nur für RAW-Bilder, die teilweise mit über 17 MB auf der Speicherkarte landen. Wer die JPEGs der Sigma betrachtet, wird dagegen enttäuscht: Die ISO-400-Bilder zeigen teils bunte Flecken, deutliche Rauschartefakte wie in der SD14. Unser Test basiert deswegen ausschließlich auf RAW-Bildern. Die RAWs führen allerdings zu noch längeren Speicherzeiten als die JPEGs. Die Serienfunktion erlaubt drei schnell in Serie geschossene Bilder und dann heißt es auch bei schnellen Karte acht, neun oder zehn Sekunden warten, bis die interne Bildbearbeitung abgeschlossen und die Bilder gespeichert sind. Während des Speicherns ist zudem das Menü bockiert: Wer also etwa den Weißabgleich ändern will, muss warten.

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