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3D-Sound-System

Loewe 3D Orchestra 5.1 IS im Test

Loewe will neben einsamen High-Endern und zweisamen Soundbar-Usern künftig auch ganze Familien mit Heimkino nach Maß beglücken. Wir haben das Surround-System Orchestra 3D getestet.

Autoren: Stefan Schickedanz und Andreas Frank • 6.5.2013 • ca. 5:20 Min

lautsprecher, jet, surrund
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© J. Bleier, Stefan Rudnick, Hersteller

Loewe strotzt derzeit vor Selbstvertrauen. Im Lautsprecher-Business haben sich die Kronacher eine Schlüsselstellung in Europa erobert. Doch zurücklehnen kam für sie nicht in Frage, zumal sie in ihrem umfangreichen Programm tatsächlich eine Lücke ausgemacht haben. Die in erster Linie auf Bequ...

Pro

  • betörend schön anzuschauen und anzuhören - aus jeder Perspektive

Contra

  • erfordert bislang Loewe-TV und -Soundbar
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Loewe strotzt derzeit vor Selbstvertrauen. Im Lautsprecher-Business haben sich die Kronacher eine Schlüsselstellung in Europa erobert. Doch zurücklehnen kam für sie nicht in Frage, zumal sie in ihrem umfangreichen Programm tatsächlich eine Lücke ausgemacht haben.

Die in erster Linie auf Bequemlichkeit und Unauffälligkeit des Equipments bedachten User kommen mit dem praktischen Soundbar auf ihre Kosten. Klanggourmets im High-End-Bereich bedient die Marke sogar mit aufwendigen Elektrostaten. Was aber, wenn ein Convenience-Verfechter sich nicht allein oder zu zweit auf seiner Couch dem Heimkino-Vergnügen hingeben will? Für diesen Kreis bietet Loewe jetzt eine "Familienpackung" an, die mindestens so simpel zu handhaben ist wie die Klangriegel des Hauses, aber Hörspaß auf allen Plätzen verheißt.

Dafür betrieb der Hersteller einen beachtlichen Entwicklungsaufwand. Was Loewe zu Anfang des Jahres auf der Installer-Messe ISE in Amsterdam vorstellte, kan man durchaus als technische Revolution bezeichnen: ein äußerst flexibles Surround-System, das nicht nur ohne Lautsprecherkabel auskommt, sondern neue Wege in Sachen Benutzerfreundlichkeit und Schallwandler-Technologie geht. Eine durchdachte Lösung, die ihre Zuhörer aus dem engen Sweetspot befreit und keine "billigen Plätze" kennt.

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Für konventionelle AV-Systeme gelten klare, strenge Regeln. Trotz automatischer Einmessungen muss der Benutzer dafür sorgen, dass sich die Lautsprecher an weitgehend vordefinierten Stellen im Raum befinden und mit den richtigen Kanälen verbunden sind. Damit braucht sich der "Loewen-Bändiger" nicht aufzuhalten.
© J. Bleier, Stefan Rudnick, Hersteller

Loewe 3D Orchestra: Komponenten

Der Premieren-Auftritt des 3D Orchestra fand in der video-Redaktion statt. Und Loewe ließ sich nicht lumpen. Der Entwicklungsleiter des neuartigen Surround-Systems, Alfred Hassaoui, und Produktmanager Alexander Paul präsentierten sozusagen das "große Sinfonie-Orchester": Neben dem 3D Orchestra 5.1 IS gibt es noch das "Kammerorchester" 3.1 IS, das nur mit einem Center und zwei Frontboxen arbeitet. Darüber hinaus ermöglicht die flexible Auslegung des 3D Orchestra eine Reihe anderer Lautsprecher- und Subwoofer-Konfigurationen bis zu 7.4-Systemen.

Die Systemvarianten bestehen aus dem komplett neu entwickelten Loewe 3D Orchestra Speaker und dem Loewe 3D Orchestra Subwoofer, der auf dem Subwoofer Compact aufbaut. Damit die tragenden Säulen ohne Kabel auskommen und den Installationsaufwand auf ein absolutes Minimum beschränken, bedarf es zweier weiterer essenzieller Systemkomponenten:

  • Zum einen existiert zu jedem der beiden integrierten Systeme (dafür steht das Kürzel IS) eine unscheinbare Blackbox von der Größe einer Zigarettenschachtel. Dieses Controller-Modul beherbergt die DSP-Technologie für das Audio-Processing und alles Nötige für den Aufbau einer verlustfreien 5,8-GHz-Funkstrecke zu den einzelnen Lautsprechern des Systems. Die Installation ist ein Kinderspiel: Man muss nur ein Ethernet-Kabel einstecken. Danach verschwindet die Blackbox unter einer Abdeckung auf der Rückseite des Loewe-TV-Geräts.
  • Der zweite Zusatz wird nur bei der Inbetriebnahme benötigt. Da sich Loewe nicht mit dem Verzicht auf Kabel begnügt hat, sondern dem Benutzer neben dem Setup die Kanalzuordnung bzw. Initialisierung der einzelnen Lautsprecher ersparen will, genügt kein gewöhnliches Mikrofon, wie man es von AV-Receivern kennt. Deshalb schließen die beiden 3D Orchestra-Sets ein spacig aussehendes Stativ mit ein, das drei durch eine Art Mercedes-Stern verbundene Mikrofone trägt. Diese erlauben eine akustische Dreieckspeilung zur genauen Standortbestimmung der Boxen in einem 360-Grad-Radius durch Auswertung von Pegel und Phase.
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Zu Beginn des über den als Zentralorgan dienenden Flatscreen gestarteten automatischen Setups funkt das System alle Lautsprecher an, um sie per Ping zu aktivieren und dem System hinzuzufügen. Es weiß dann bereits, welche Boxen zur Anlage gehören. Dann kommt die Dreieckspeilung ins Spiel: Durch ihre hohe Ortungsgenauigkeit, die sich etwa das Militär beim Ausrichten der Artillerie traditionell zunutze machte, kann das 3D Orchestra im Gegensatz zu AV-Receivern automatisch feststellen, zu welchem Kanal welcher Lautsprecher gehört. Der Benutzer muss dazu nicht einmal wie bei anderen Funksystemen üblich am Lautsprecher irgendwelche Knöpfchen drücken. Damit hebt Loewe den Bedienkomfort auf einen Level, der dem Design-Anspruch ebenbürtig ist.
© J. Bleier, Stefan Rudnick, Hersteller

Automatische Zuordnung der Lautsprecher

Wenn der Nutzer die Anweisung befolgt und die Messstation im hinteren Drittel des Raums aufstellt, bekommt er nicht nur - wie bei Receivern üblich - sein AV-System auf den Hörraum eingemessen. Das System erkennt selbstständig, welcher Lautsprecher zu welchem Kanal gehört, während konventionelle Heimkino-Anlagen mit ihrer simplen Messmethode nur das Vorhandensein und den Abstand eines vordefinierten Lautsprecherkanals ermitteln können.

Damit überwindet Loewe eine wesentliche Barriere, die bisher Mehrkanal-Systemen mit diskreten Lautsprechern entgegenstand. Nun ist wirklich jeder, der einen Platz für den Lautsprecher aussuchen und diesen an eine Steckdose anschließen kann, in der Lage, ein leistungsfähiges AV-System ohne Strippensalat aufzubauen.

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Für seinen 3D Orchestra Speaker nutzt Loewe die Steifigkeit und Immunität gegen stehende Wellen, die ein zylinderförmiges GFK-Gehäuse bietet. Der Verzicht auf Ecken unterstützt perfekt die kugelförmige Schallabstrahlung der beiden gegenphasig (zur Auslöschung störender Vibrationen) arbeitenden Aluminium-Membranen. Kegelförmige Schallführungen unterstützen unten und oben eine gleichmäßige Schallausbreitung. Zwischen beiden Chassis stecken die beiden Class-D-Endstufen, das komplette Schaltnetzteil sitzt im Fuß und optimiert nebenbei den Schwerpunkt.
© J. Bleier, Stefan Rudnick, Hersteller

Loewe 3D Orchestra: Einmess-Automatik

Doch das muss man gar nicht, denn Loewe ist eine ambitionierte Fachhandelsmarke, die ihre Händler anhält, dem Kunden ein sofort einsetzbares System zu übergeben. Außerdem mögen es Tester auch bequem und freuen sich, wenn sie keine seitenlangen Bedienungsanleitungen wälzen müssen. Der Umgang mit dem 3D Orchestra erfordert erfreulich wenig Sekundärliteratur. Aber auch dieser Punkt war bei unserem Exklusivtest nur von theoretischer Bedeutung, denn die erste Einmessung übernahm der Vater des Systems persönlich.

Für diese Aktion wählten wir nicht etwa den akustisch aufwendig optimierten Hörraum der Redaktion aus, sondern ein Büro, das für Bildtests verwendet wird. Hier gilt es wie in gewöhnlichen Wohnräumen auch, mit einem Flatterecho und kreuz und quer im Raum verteilten Einrichtungsgegenständen klarzukommen. Auch boten sich keine ganz optimalen Positionen für die einzelnen Boxen. Trotzdem meisterte das sich noch im Vorserienstadium befindliche System diesen ersten Prüfstein mit Bravour.

Nachdem das Mikrofon mit der Blackbox auf der Rückseite Flat-TVs Individual Slim 46 verbunden war, konnte Ingenieur Hassaoui mit der Fernbedienung auf dem Bildschirm die Operation starten. Zunächst sendete der dank des Zusatzmoduls zum Herz des Systems mutierte Smart TV einen Weckruf an seine vier Funkboxen und den winzigen kubischen Wireless-Subwoofer.

Die meldeten sich sogleich der Reihe nach in der Steuerzentrale an, wonach das Blinken ihrer blauen Status-LED in ein Dauerleuchten überging. Der auf der Unterseite des 46-Zoll-Bildschirms angedockte Stereo-Bar übernahm in dieser Konfiguration die Rolle des Centers. Dann schickte die Einmess-Automatik viele kurze Frequenz-Sweeps aus allen Kanälen, und schon nach gut drei Minuten konnten wir das Mikrofon ausstöpseln und abbauen. Das war's.

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Den Downfiring-Subwoofer kann jeder Amateur ins System integrieren, denn es genügt ein Stromkabel.
© J. Bleier, Stefan Rudnick, Hersteller

Alle Komponenten made in Germany

Das 3D Orchestra wurde von Loewe mit Zulieferern realisiert. Bei den Chassis half der deutsche Hersteller ATE. Die beiden Treiber wurden mit Unterstützung der Dresdener Firma KLIPPEL entwickelt, die auch eigene Software einsetzte. Die Treiber besitzen Doppel-Neodymmagneten, aber keine Zentrierspinne, werden also nur über die für großen linearen Hub optimierte Sicke geführt.

Das verbessert in Verbindung mit der Polkernbohrung Bewegungsfreiheit und Belüftung der mit zweimal 50 Watt belastbaren Alu-Membranen. Da sie gegenphasig arbeiten, löschen sich die auf das Gehäuse aus mit Glasfasern verstärktem Kunststoff übertragenen Schwingungen weitgehend aus.

Weit ausgefallener als die einzelnen Komponenten ist das Konzept dahinter: Loewe wollte die perfekte Punktschallquelle schaffen, die eine echte Kugelwelle erzeugt. Gemeinsam mit dem in Lizenz verwendeten DSP-Raumklangverfahren sorgt das für ein vom Sitzplatz unabhängiges Klangerlebnis, das sich praktisch über den gesamten Bereich zwischen den Lautsprechern erstreckt.

Durch den besonderen DSP-Algorithmus und die Bauart der Boxen lässt sich so auch vermeiden, dass der Lautsprecher dominiert, dem man am nächsten ist. Durch Phasenauslöschungen werden die einzelnen Boxen des Systems eher leiser als lauter wahrgenommen, wenn man auf sie zugeht - ein Plus im Alltag.

Wer sich solch ein Loewe-System leisten kann, hat kaum Zeit, den ganzen Tag vor dem Fernseher zu verbringen. Deshalb haben wir das 3D Orchestra nicht nur mit Filmen gefüttert, die es ganz besonders von Blu-ray in glasklare, plastische Bilder und Klänge umsetzte. Es standen auch viele CDs auf dem Programm: etwa eine Live-Aufnahme des bewährten Eagles-Klassikers Hotel California.

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Pegelsteller und Cinch-Eingang braucht man nicht - dank Einmess-Automatik und Funkübertragung.
© J. Bleier, Stefan Rudnick, Hersteller

Loewe 3D Orchestra: Hörtest

Die Natürlichkeit der Darbietung entsprach höchsten Erwartungen. Das Zusammenspiel zwischen dem direkt abstrahlenden Center und den omnidirektionalen Satelliten überzeugte ebenso wie die Kooperation mit dem Subwoofer. Dieser winzige Würfel verblüffte durch große Aussteuerreserven und einen erstaunlich konturierten und tiefreichenden Bass. Wer will, kann im CD-Betrieb den Bildschirm abschalten und vollends in die Musik eintauchen wie mit einer wirklich guten Stereoanlage.

Zur Höchstform läuft das Loewe-Sound-System bei Spielfilmen auf. So konnten wir etwa den neuen James Bond, Skyfall, mit dem 3D Orchestra weitaus stilvoller und intensiver erleben als inmitten eines sperrigen Technik-Arsenals.

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Eine gleichmäßige, ausgewogene Schallverteilung im ganzen Raum wird unter Praxisbedingungen realisiert, wie die fünf verschiedenen Messpositionen belegen.
© J. Bleier, Stefan Rudnick, Hersteller

Fazit

Das 3D Orchestra rückt das Erlebnis und die Emotionen in den Vordergrund. Wir halten fest: Mission erfüllt, Loewe!

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