Zum Inhalt springen
Der Guide für ein smartes Leben.
VG Wort Pixel
Kompaktboxen

Indiana Line Diva 262 im Test

Italiener haben’s raus, scheinbar einfache Dinge des Lebens zu etwas Besonderem zu machen. Indiana Lines Diva 262 beherrscht diese Kunst schon für 700 Euro.

Autor: Marius Dittert • 1.12.2022 • ca. 3:45 Min

Indiana-Line Diva 262
Klein, stark, schwarz: Wie ein guter Espresso hat die Indiana-Line Diva 262 Kraft und Finesse.
© Indiana Line, Bildmontage: WEKA Media Publishing GmbH
Inhalt
  1. Indiana Line Diva 262 im Test
  2. Details Indiana Line Diva 262

Es sind oft Kleinigkeiten, auf die es ankommt: Ein nettes Gespräch in der Caffè-Bar, dazu ein Espresso und ein Panini – und schon sieht der Tag, der eben noch trübe vor einem lag, anders aus. Diese Leichtigkeit des Seins fehlt dem Autor hierzulande oft. Umso mehr freut er sich, wenn er auf ein ...

Es sind oft Kleinigkeiten, auf die es ankommt: Ein nettes Gespräch in der Caffè-Bar, dazu ein Espresso und ein Panini – und schon sieht der Tag, der eben noch trübe vor einem lag, anders aus. Diese Leichtigkeit des Seins fehlt dem Autor hierzulande oft. Umso mehr freut er sich, wenn er auf ein scheinbar alltägliches Produkt aus unserem südlichen Nachbarland trifft, das weniger durch große Geste als vielmehr durch Liebe zum Detail für sich einnimmt.

Die Beachtung kleiner, für den guten Klang wesentlicher Dinge zeigt sich bei unserem Probanden, Indiana Lines Diva 262, insbesondere, wenn man deren Technik unter die Lupe nimmt. Was zuvorderst auffällt, ist die gute Verarbeitungsqualität der in Fernost gefertigten Zweiwege-Konstruktion. Als Stereopaar kostet die Bassreflex-Box moderate 700 Euro.

Die Hochglanzlackierung, die es allerdings nur in der Farbe Schwarz gibt, fällt bei der Diva 262 ebenso wertig aus wie die Passgenauigkeit, mit der ihre Treiber und der große Reflexkanal in die Schallwand eingelassen sind. Das Bi-Wiring-Terminal überzeugte uns ebenfalls.

Indiana-Line Diva 262 Terminals
Wer mag, kann beim Bi-Wiring-Terminal mit Kabelbrücken experimentieren. Ab Werk sitzen hier Blechbrücken.
© WEKA Media Publishing GmbH

Ob der 1977 gegründete Turiner Hersteller für einen vergleichsweise günstigen Schallwandler wie die Diva 262 auf getrennte Kabelzuleitungen vielleicht hätte verzichten können, darüber ließe sich trefflich streiten – nicht aber über die Tatsache, dass die „Regalbox“ über ein Gehäuse verfügt, das wie aus einem Guss wirkt. Es besteht aus 18 Millimeter starken MDF-Platten und unterstreicht mit einem Gesamtgewicht von 8,7 Kilogramm die sehr solide Konstruktion.

Kommen wir im Folgenden zur Technik der Indiana Line – und somit zu einigen recht interessanten Detaillösungen des in der Praxis glücklicherweise gar nicht divenhaften Italo-Speakers.

Starke Antriebe für beide Treiber

Mustert man den Tief-/Mitteltöner der Diva 262, der 173 Millimeter durchmisst, fällt einem zunächst der Phase-Plug auf. Während eine übliche Staubschutzkappe fest mit der Membran verbunden ist und sich daher mitbewegt, geht der an gleicher Stelle sitzende Phase-Plug mit dem Polkern des Lautsprechers eine feste Verbindung ein. Akustisch hat er einen subtilen Einfluss auf das Abstrahlverhalten am oberen Ende des Übertragungsbereiches des Tief-Mitteltöners.

Die Membran des 17er-Treibers besteht aus unter Hitze und Druck zusammengepressten Polypropylen-Fäden – ein hierzulande entwickeltes und patentiertes Material, das angeblich auch Firmen wie Sonus Faber, Martin Logan oder Wilson Benesch einsetzen. Hinter der Kunststoffmembran sitzt ein starker Magnet-Antrieb.

Ein Blick in die technischen Unterlagen, die der deutsche Importeur auf seiner Webseite bereitstellt, informiert ferner über einen „belüfteten Schwingspulenträger, der in Verbindung mit der Polkernbohrung für angenehme Betriebstemperaturen der doppelt gewickelten Spule im engen Luftspalt sorgt“. Wo das Chassis herstammt, konnte uns der ansonsten gut informierte und hilfsbereite Vertrieb allerdings nicht mitteilen.

Indiana-Line Diva-262 TMT-Chassis
Der Tief-/Mitteltöner der Diva 262 arbeitet mit einem offenen Aluminium-Druckgusskorb, der in strömungstechnischer Hinsicht optimiert ist. Die hinterlüftete Zentrierspinne vermindert Kompressionen bei Dynamikspitzen.
© WEKA Media Publishing GmbH

Das gilt leider auch für den Hochtöner, der laut besagter Technik-Dokumente bei allen Modellen der Diva-Baureihe zum Einsatz kommt. Es handelt sich dabei um eine 26-Millimeter-Seidenkalotte, die von einem wirklich stattliches Magnetsystem angetrieben wird und deren Schwingspule im Luftspalt mit Ferrofluid gekühlt ist.

Betrachten wir zum Abschluss unserer Technikausführungen die Frequenzweiche der Diva 262. Was auffällt: Sämtliche Bauteile sind bei ihr nicht nur verlötet, sondern zusätzlich verklebt und teilweise auch mit Kabelbindern fixiert. Offensichtlich scheuen die Turiner Körperschall wie der Teufel das Weihwasser.

Die beiden Antriebseinheiten trennt die Weiche bei 1,9 kHz. Der Bass-Übergang erfolgt als 12-dB-Übernahme. Und für die Innenverkabelung verwenden die Italiener solide Kabel mit einem Durchmesser von 1,5 Quadratmillimetern.

Indiana-Line Diva-262 Hochtöner
Indiana Line montiert die Seidenkalotte „schwimmend“ in einer bündig eingelassenen Gummifassung. Diese Maßnahme hält Gehäuse-Vibrationen vom Hochtöner fern.
© WEKA Media Publishing GmbH

Erstaunlich substanzielles Klangbild

Auf der erwähnten Website des deutschen Importeurs findet sich neben substan­­ziellen Infos auch einiges an Marketing. Aber eine Werbeaussage trifft tatsächlich zu: Die Stimmwiedergabe der Diva 262 ist fein differenziert und wirkt für ihre Preisklasse sehr natürlich. Das fiel dem Berichterstatter bereits beim lockeren Einspielen auf.

Überhaupt gehörten die klare, offene Mittenwiedergabe und die breite Stereobühne zu den ausgeprägten Stärken der Indiana Line. Bei „Baby Be Mine“ von Michael Jackons „Thriller“-Album setzte sich der schmachtende Gesang des „King of Pop“ schön plastisch vom engagierten Background-Chorus ab (ab 3:15).

Der Track „Beat It“ vom gleichen Album zeigte allerdings auch, dass der Tiefton der Diva 262 trotz kräftiger Oberbassanteile durchaus wandnähere Aufstellung vertragen kann. Vor der Rückwand spielte der italienische Zweiwege-Lautsprecher schlicht „runder“ und für seine Größe erstaunlich voll und erwachsen. Als Pegelwunder erwies sich die Diva 262 allerdings nicht. Die nunmehr deutlich weitere Entfernung zu den Hörplätzen der Tester (ca. 4 bis 5 Meter) überbrückte sie aber dennoch mühelos.

AUDIO Must-Have

In Wandnähe wirkten die hervorragenden Mitten außerdem besser integriert – trotzdem besaß die Indiana Line die tolle Fähigkeit, das wunderbar gelöste und unprätentiöse Spiel von Leon Fleisher (Mozart: Klavierkonzerte Nr. 12, 7, 23, Sony) jederzeit ebenso strahlend wie prägnant ertönen zu lassen. Musikfreunde sollten mit der Aufstellung experimentieren – und die Diva 262 dabei so lange hin- und herschieben, bis sich ein möglichst guter Kompromiss zwischen tonaler Ausgeglichenheit, Substanz und überzeugender Raumwirkung ergibt.

Fazit

Wer abseits der großen, etablierten Marken „einfach nur“ einen sehr guten, bezahlbaren und schön leicht zu betreibenden Lautsprecher sucht, der ebenso durch saubere Verarbeitung wie durch eigenständigen Klang für sich einzunehmen weiß, der sollte sich den Zweiwege-Lautsprecher Indiana Line Diva 262 wirklich mal näher anschauen. Am besten beim Händler des Vertrauens einen Termin ausmachen und vorher noch kurz beim Lieblings-Italiener vorbeischauen.

Klipsch RP-500M II frontal