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Sechs and the City

Vergleichstest: 5.1-Sets

Wer kein ganzes Haus zur verfügung hat und wie die meisten Großstädter in Appartements wohnt, in denen jeder Quadratmeter kostbar ist, kommt mit fünf ausgewachsenen Boxen plus Subwoofer schnell in die Bredouille. Wir überprüfen deshalb, ob drei kompakte Sextetts von Canton, KEF und Focal das Zeug haben, großes Kino in kleine Räume zu bringen.

Autoren: Redaktion pcmagazin und Stefan Schickedanz • 24.10.2007 • ca. 4:45 Min

Lautsprecher-Set
Vergleichstest: 5.1-Sets
© Archiv

Die Zeiten ändern sich. Systeme mit Virtual-Surround entwickeln sich immer mehr von der raffinierten Nischen- Lösung zum Mainstream. Die Hardcore- Heimkino-Anbieter ließen sich von Bose eines Besseren belehren. 3, 2, 1 - aus der Traum, jeder Surround-Fan würde für Mehrkanal- Systeme den gleiche...

Canton Movie-Chrono-502
Canton Movie-Chrono-502, 1.980 Euro, 808 Punkte
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Die Zeiten ändern sich. Systeme mit Virtual-Surround entwickeln sich immer mehr von der raffinierten Nischen- Lösung zum Mainstream. Die Hardcore- Heimkino-Anbieter ließen sich von Bose eines Besseren belehren. 3, 2, 1 - aus der Traum, jeder Surround-Fan würde für Mehrkanal- Systeme den gleichen Aufwand wie für Stereo in allen Kanälen betreiben.

Schließlich führen speziell die fünf ausgewachsenen Hauptlautsprecher eines 5.1-Systems in den meisten Wohnzimmern zu Platzproblemen. Doch der Simulanten-Stadel mit virtuellem Surround- Sound ist nicht jedermanns Sache.

Bewertung: Canton Movie-Chrono-502
Die Bewertung des Canton-Sets
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Einen ausgewogenen Kompromiss versprechen hier 5.1-Systeme mit fünf Kompaktboxen und Subwoofer, von denen sich drei Sets dem Test stellten: Die Canton Chrono-Movie-502, das KEF iQ3-Set und das Focal Chorus-806-Set. Die ausgefallenste war schnell ermittelt: Die "einäugige" iQ-Serie von KEF baut auf Koaxial- Chassis und weicht in der Form vom Kastendenken ab.

Das Gehäuse der iQ 3 läuft nach hinten tropfenförmig aus und bietet auf dem Dach etwas, was man aus der Automobilbranche als "Power-Dome" auf der Motorhaube kennt: eine Ausbeulung für den leicht nach oben über das Gehäuse hinausragenden Uni-Q-Treiber - KEFs konzentrische Kombination aus 16,5-cm-Tief-Mittelton- Konus und 2-cm-Alu-Hochtonkalotte für phasenrichtiges Abstrahlverhalten. Auch der Center iQ 2 c und der Subwoofer PSW 2500 kommen ohne parallele Wände aus und beugen stehenden Wellen im Innern vor, was Dröhnen im Keim ersticken soll.

Focal vertraut für die Chorus 806 V und dem zugehörigen Center Chorus CC 800 V auf quaderförmige Gehäuse, die durch abgerundete, farblich abgesetzte Seitenwände, gepfeilte Frontbespannungen und einen Metallaufsatz für den Hochtöner mit inverser 2,5-cm-Alu- Magnesium-Kalotte reichlich aufgepptwirken. Damit zelebrieren die Franzosen einen zünftigen Auftritt.

Der zugehörige Aktiv-Subwoofer SW800 V greift das grundlegende Design der Chorus-Reihe konsequent auf und steht auf hohen Absätzen - aber nicht etwa, um sich größer zu machen. Durch den definierten Abstand zur spitz zulaufenden Bodenplatte, die den stattlichen 350-Watt-Woofer mit seiner mächtigen 27-cm-Polyglass-Membran nebenbei weniger kastenförmig wirken lässt, kann das Bassreflexrohr in der Unterseite des Gehäuses seine Wirkung entfalten. Im Surround-Kanal vertraut die französische Equipe auf echte Dipole.

Die SR 800 V sollen mit ihren schräg von einander abgewinkelten doppelten Zwei-Wege-Bestückungen die Ortung der hinteren Schallquellen erschweren und für eine diffuse, weitreichende Atmosphäre sorgen.

Focal Chorus-806-Set
Focal Chorus-806-Set, 2.825 Euro, 825 Punkte
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Canton kann hier vom Design her trotz der konventionellsten Gehäuseformen im Testfeld locker mithalten. Die Hessen setzen auf den Charme eines Materialmixes mit allerlei Glanz und Glimmer: Die Lautsprecher-Chassis besitzen Blenden aus gebürstetem Metall, die Schallwände glänzen unwiderstehlich in diamantschwarzem Metallic-Lack und sehen nach Manager-Wohnung aus.

Das wirkt so nobel, dass die schwarzen Folienfurniere der übrigen Gehäusewände dagegen fast schon einen Hauch von Hartz IV versprühen. Cantons aktiver Woofer vertraut wie der Rest des Sets auf steife Alu-Membrane mit "Wave"-Sicke für einen langen, gleichmäßigen Hub.

Alle Bass-Begleiter besitzen Regler zur Anpassung von Übergangsfrequenz plus Pegel und bis auf den SW800 V von Focal, dem ein schaltbarer Phaseninverter genügen muss, auch stufenlos von 0 bis 180° variable Phasensteller. Zudem ermöglicht jeder der drei Hersteller, wenn auch unter unterschiedlichen Bezeichnungen, eine schaltbare Anpassung von Bass-Charakteristik und Pegel an den Einsatzzweck. Focal bietet sogar einen "Night"- Mode mit Kompression für das "nachbarfreundliche" Hören zu später Stunde.

Bewertung: Focal Chorus-806-Set
Die Bewertung des Focal-Sets
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Im mehrfach isolierten Test-Hörraum konnten die Bassmacher samt Begleitung nach Belieben Gas geben. Dabei entbrannte schon mit Musik ein spannendes Duell um die bessere Performance. KEF konnte mit gehaltvoller Wiedergabe und schlüssiger, stabiler Positionierung der Interpreten punkten.

Trotz tendenziell eher dunklem Timbre standen die Briten den französischen Rivalen in der Auflösung in nichts nach, auch wenn ihr Auftritt etwas weniger spektakulär wirkte. Beide verstanden es, Instrumenten und Stimmen einen zusammenhängenden Körper zu verleihen und bewiesen eindrucksvoll, dass selbst kleine Lautsprecher ein gerütteltes Maß an Freude bereiten können.

KEF iQ 3-Set
KEF iQ 3-Set, 1.730 Euro, 778 Punkte
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Das gelang den Chrono von Canton ebenfalls überzeugend. Die Hessen hoben zum Höhenflug ab, der sie durch Vermeidung ausgesprochener Schwachpunkte ganz weit nach vorne spielte. Vor allem ihre hohe Auflösung gepaart mit weiträumiger, luftiger und dabei stabiler Abbildung überzeugte die Hörjury.

So richtig nett ist's nur im Set: KEF kommt koaxial und körperhaft

Wertung: KEF iQ 3-Set
Die Bewertung des KEF-Sets
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Im Filmdurchgang, mit einer Vielzahl bewegter Schallquellen bewies KEF die beste Set- Harmonie. Hier punktet die Q-Serie mit den Koaxial-Chassis. Die Abstrahleigenschaften von Front-, Center- und Rearboxen sind nahezu identisch, während die beiden anderen Mittelsmänner nicht ganz so homogen abstrahlen und stärker als der KEF-Center eigene akustischen Fingerabdrücke hinterließen.

In Sprachverständlichkeit und Natürlichkeit sammelte die iQ-Serie Punkte gegenüber der Focal Chorus-Linie, doch in der Summe mussten sich die Insel-Europäer den kontinentalen Nachbarn geschlagen geben. Die Franzosen setzten ein Zeichen, indem sie mit der größten Spielfreude im Kreise der drei Teams klarmachten, wer das wahre Patent auf "savoir vivre", die Kunst der Lebensfreude, besitzt.

Die Hessen kommen: Kein Erbarmen mit KEF und Focal

Doch wie in Waterloo kamen auf dem Höhepunkt der Schlacht die Deutschen. Allerdings nicht etwa, um mit preußischer Disziplin die Engländer aus der Klemme zu befreien, sondern, um den überlegenen Franzosen einzuheizen und den Sieg mit ihnen allein auszufechten. Beide Bass-Kanonen schossen sich mit vergleichbarer Präzision und zünftigen Ladungen auf das Fundament des Hörraums ein.

Daten und Messwerte
Daten & Messwerte
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In "Fluch der Karibik" schlugen via Canton die Kanonenkugeln so mächtig ein, wie Hessens Nationalgetränk Äppelwoi bei einem unvorsichtigen Bayern. Die französische Equipe verlieh den Bässen dabei noch etwas mehr Volumen und Schwärze. Die Sprachverständlichkeit beider Rivalen erwies sich als ebenbürtig. So meisterte die Canton-Crew die nicht immer einfach zu verstehenden Dialogszenen der englischsprachigen Originalfassung von "Departet" ohne jeglichen hessischen Akzent.

Und der Raum erschien wie bereits im Stereo-Check besonders groß und zusammenhängend, diesmal allerdings noch weiter nach allen Seiten geöffnet. Auch das war eine Stärke des Focal-Ensembles, dasmit quirligem Antritt un frischen Höhen um die Gunst der Jury warb. Spritzig wie ein junger Sancerre, voluminös wie ein Grand Cru und pegelfest wie ein Kellermeister aus dem Bordeaux konnten am Ende mit knappem Vorsprung doch die Focal Siegeschampagner verspritzen.

Fazit

Testergebnisse
Alle Testergebnisse auf einem Blick
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Es ist eine Frage der Lebenseinstellung. Wer britisches Understatementund subtilen Charme schätzt, für den kann das drittplatzierte aber preisgünstige englische Team von KEF erste Wahl sein. Wer dachte, die Deutschen verhielten sich nur in der Außenpolitik neutral, kann sich von den ausgewogenen Canton Chrono, die zudem mit herausragenden Preis/Leistungsverhältnis überzeugen, eines Besseren belehren lassen.

Wer satte Bässe, strahlende Höhen sowie unbändige Spiel- und Lebensfreude schätzt, sollte sich ungeachtet des Preises an Frankreich orientieren. Das alte Europa bietet passende Beschallungen für Heimkino-Vergnügen in knapp geschnittenen Single-Haushalten.