Testbericht
Toshiba 55 WL 76
Toshiba will der Filmstar unter den Topmodels werden und zeigt viele Raffinessen, um vor und hinter der Kamera gut auszusehen. Dabei wird auf dezentes Make-up statt Schönheits-OPs gesetzt. Und ein guter Charakter ist mehr wert als Blenderei.
Bei TV-Modellen kann die Generalüberholung des Looks sehr positive Resultate hervorrufen. Toshiba hat den Designer Jacob Jensen für ein Facelifting angeheuert. Er setzt auf klare Linien und hochwertige Materialien.
Am schmalen Rahmen des LEDrandbeleuchteten Panels gab es wenig Spielraum, am unteren Rand und am schicken Standfuß arbeitete Jensen mit dezenten Spiegeltricks. Dabei wirkt die Aussparung im Fuß verblüffend offen. So erhält der größte TV im Test eine unbeschwerte Leichtigkeit.
Starallüren
Toshiba setzt wie schon bei den kleinen Modellen auf eine natürliche Bildqualität. Um das zu erreichen, wurde das "Hollywood Project" ins Leben gerufen, das die Abstimmung der Bildqualität an die Standards heranführen soll, mit denen in der Traumfabrik gearbeitet wird.
Das brachte viele Verbesserungen in der Farbigkeit und der HelligkeitsÜbertragung (Gamma-Funktion). Professionelle Funktionen wie 10-Punkt-Kalibration, Farbraum-Einstellung und Einfarbmodus, ja sogar ein eingebautes Testbild schaffen Spielraum für den optimalen Bildabgleich.
Ergänzend spart Toshiba auch nicht an "Amateur"-Optionen. Ist die Bildquelle schlecht oder steht der Fernseher im nicht abgedunkelten Raum, sind Rauschfilter, Auflösungs-(Schärfe-) Verbesserungen oder ein hervorragend einstellbarer Lichtsensor wünschenswerte Funktionen. Im Bildmodus "AutoView" passt sich der TV so vollautomatisch, wie es gerade geht, an TV-Signal und Lichtsituation an.
Hervorzuheben ist eine Kleinigkeit, die den täglichen TV-Genuss oft beeinträchtigt: der starke Tondynamiksprung zwischen Film und Werbung. Hier setzt Toshiba das beste existierende Verfahren zur Angleichung der Tonpegel ein: Dolby Volume.
Der Ghostbuster
Eine Überraschung liefert der neue Toshiba im 3D-Modus. Sein Bild flackert weniger, als es bei den LCD-TVs der Mitbewerber mit dem aktuell besten 3D-Übersprechen (Sony und Samsung) üblich ist. Die Messung der Vollpegel-Geisterbilder zeigt mit 41 dB Übersprechdämpfung einen guten Wert (doppelt so gut wie bei Philips oder LG), bei realen Filmen wirkt sich der 3D-Fehler noch deutlich geringer aus.
Dies scheint daran zu liegen, dass der neue rechenstarke Prozessor, der nebenbei im 2D-Modus auch die 200-Hz-Bewegungsopt imierung durchführt, aktiv gegen Geisterbilder vorgeht. Vereinfachend gesagt, wird theoretisch, wenn optisch ein Prozent des Bildes ins falsche Auge leuchtet, elektronisch ein Prozent dieses Bildes vom anderen Auge abgezogen. Das klappt, wenn die Signale nicht ganz weiß oder schwarz sind.
Toshiba gelingt diese 3D-Politur sehr gut, nur bei Extremkontrasten sieht man ab und zu dunkle 3D-Schatten, wo bei anderen TVs helles Übersprechen sichtbar wird - vielleicht bis eine neue Firmware noch intelligenter wird.
Lobenswert ist, dass der 55 WL 768 die Farbfehler der 3D-Brille ausgleicht und dass im 3D-Modus noch viele Bildoptimierungen erhältlich sind - inklusive "Resolution+", das speziell die Bilder von Side-by-Side-TV-Material deutlich schärfer macht.
Das Bild des Toshiba ist sehr natürlich, aber deutlich weniger reißerisch als das des Philips oder LG. Das dünne Display kann halt nicht lokal dimmen. Dafür ist der kleine Bruder 46 WL 768, dessen Größe mit der anderer TVs dieses Tests vergleichbar ist, schon für 2.300 Euro zu haben.