Schneller als das Licht

The Flash - Kritik zum DC-Superhelden-Blockbuster

29.8.2023 von Konstantin Grassl

Bombastisch, lustig, kreativ und immer unterhaltsam - "The Flash" ist der beste DC-Superhelden-Film seit langer, langer Zeit.

ca. 4:10 Min
Testbericht
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The Flash 2023
The Flash ist so schnell, dass er sogar durch die Zeit reisen kann.
© Warner

Über Jahre hinweg wurden DC-Filmen die immer wieder gleichen Vorwürfe gemacht: zu düster, zu träge, zu langatmig, zu ernst. Während der große Konkurrent Marvel regelmäßig mit Tempo und Witz bei der breiten Masse punkten konnte, lief man im Hause von Superman und Co. häufig den Erwartungen hinterher, was schließlich dazu führte, dass DC im Oktober 2022 mit James Gunn (Guardians of the Galaxy) einen der kreativen Köpfe aus dem MCU abwerben konnte, der von nun an für eine Neuausrichtung des Comic-Franchises sorgen soll.

Man darf nun jedoch schon ein wenig darüber schmunzeln, dass ausgerechnet einer der letzten Filme des DCEU bei dem Gunn noch nicht seine Finger im Spiel hatte, genau das schafft, was sich Kritiker zuvor jahrelang von DC-Filmen gewünscht hatten. "The Flash" ist nämlich gerade kein zäher Bombast-Riese mit einer Überladung an Pathos geworden, sondern ein überraschend spaßiger, kreativer Comic-Blockbuster mit Herz und damit einer der besten Filme, die DC seit einer ganzen Weile zustande gebracht hat.

The Flash 2023
In einem Paralleluniversum begegnet Barry seinem jüngeren Selbst.
© Warner

Worum geht es in The Flash?

Zwar rettet Barry Allen (Ezra Miller) als The Flash regelmäßig mit seinen Superheldfreunden wie Batman die Welt vor dem Untergang, privat läuft es für Barry allerdings nicht so toll. Sein Vater sitzt im Gefängnis, verurteilt für den Mord an Barrys Mutter, den er jedoch nicht begangen hat. Auch Jahre nach der Tragödie sehnt sich Barry noch immer jeden Tag nach seiner verlorenen Familie. Als der rote Blitz jedoch zufällig feststellt, dass er mit seiner enormen Geschwindigkeit durch die Zeit reisen kann, erscheint ihm dies als ideale Möglichkeit, den Tod seiner Mutter und die unbegründete Verurteilung seines Vaters zu verhindern.

Barrys Ziel, den Tod seiner Mutter zu verhindern, gelingt. Die Tat erschafft nun jedoch eine alternative Realität. In dieser Welt lebt der alternative Barry zwar glücklich mit seinen Eltern, besitzt dafür aber keine Superkräfte und auch von allen anderen Superhelden wie Superman und Wonder Woman hat man hier noch nie etwas gehört.

Einzig der betagte Batman (Michael Keaton) sorgt noch für etwas für Recht und Ordnung. Dass der dem Rentenalter entgegen blickende Batman es allein mit dem mächtigen Kryptonier General Zod (Michael Shannon) aufnehmen kann, der unvermittelt vor der Tür steht und die gesamte Welt dem Erdboden gleich machen will, erscheint allerdings eher unwahrscheinlich.

The Flash Trailer

Quelle: Warner
In einem Paralleluniversum muss Barry mit dem Bösewicht General Zod fertig werden.

Wie gut ist The Flash?

Wer mutige Regie-Entscheidung mit dem Potential die eigenen Fans vor den Kopf zu stoßen erwartet, ist bei The Flash vermutlich so falsch wie bei kaum einem anderen Film. Andy Muschietti liefert in den knapp zweieinhalb Stunden alles ab, was sich das geneigte Comic-Herz wünscht - so umfänglich und unverhohlen, dass der bedingungslose Fan-Service mitunter fast ein wenig wie Anbiederung an die eingefleischte Zuschauerschaft wirkt.

Ist das aber schlimm? Solange man nicht gerade Literaturwissenschaftler auf der Suche nach den neusten Erzählformen ist; nein auf keinen Fall! Gerade weil die - wenn auch oft schon bekannten - Kniffe bei The Flash, wie etwa Barrys zerstörtes Familienglück oder die Wiederentdeckung eines alternden Schauspielers in seiner früheren Rolle (wie bei Michael Keaton als Batman), fast immer aufgehen und zudem oft genug mit cleveren kleinen Haken und Ösen versehen sind, die den einzelnen Elementen regelmäßig zumindest einen kleinen neuen Twist geben.

The Flash 2023
Michael Keaton schlüpft in "The Flash" noch einmal in die Rolle des Batman.
© Warner

Geht es um die Figuren selbst, steht ohne Frage Barry im Mittelpunkt. Seine Motivation, seine verstorbene Mutter zu retten und seinen unschuldig verurteilten Vater vor dem Gefängnis zu bewahren, ist in jeder Sekunde glaubhaft, nachvollziehbar und erdet das ganze Bombastfeuerwerk so gekonnt, dass sich kein Moment von Barrys Abenteuer je nur wie allzu oberflächliche Popcornkost anfühlt, sondern immer auch zumindest ein Stückweit ein Gefühl von Substanz erhalten bleibt.

Barrys Freunde und Helfer verstärken diesen Eindruck immer wieder. Einzig der große Widersacher General Zod bleibt über den ganzen Film hinweg eher beliebig und wirkt kaum einmal mehr als eine zufällige anwesende Randfigur, die eben gerade in der Gegend war, um ein wenig Furcht und Zerstörung über die Welt zu bringen.

Gal Gadot DC Superheldin Justice League

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Eben jene große Zerstörung bietet "The Flash" dann vor allem in der großen abschließenden Schlacht um das Schicksal der Welt. Hier kracht, blitzt und wummst es an allen Ecken und Enden. Optisch wirkt das alles allerdings leider etwas überladen und auch in Sachen CGI-Technik nicht derart perfekt, wie man es sich von einem derart hoch budgetierten Streifen eigentlich wünschen würde.

Deutlich besser sieht das Ganze dann in den etwas kleineren Szenen aus. Als etwa während dem Einsturz eines Krankenhauses Barry einen ganzen Haufen an Babys in Sicherheit bringen muss, er die zerbrechlichen kleinen Wonneproppen jedoch zum einen nicht zu schnell bewegen darf und zum anderen auch immer noch seinen Kalorienbedarf zu decken hat, der der kritische Faktor für seinen Superspeed ist, läuft der DC-Film zu Höchstleistungen in Sachen Kreativität und Humor auf.

Immer dann, wenn "The Flash" seinen leichtfüßigen Humor mit schneller Action und einer Portion Herz zusammen bringt, ist der Comic-Blockbuster am besten - und zur allgemeinen Freude ist dies über den Großteil der Geschichte hinweg auch der Fall.

The Flash: Fazit

Galten DC-Filme gerade auch im Vergleich zu der Konkurrenz des MCU lange als zu düster und träge, setzt Andy Muschiettis "The Flash" gerade in den Bereichen Humor und Erzähltempo echte Ausraufzeichen.

Zwar sind so manche Plot-Stränge nicht eben neu, und auch einige visuelle Effekte wirken mitunter nicht ganz perfekt, insgesamt bietet der DC-Blockbuster jedoch zahlreiche clevere Ideen, jede Menge Spaß und nicht zuletzt genügend Herz, um die ganze Story auch emotional zusammenzuhalten und so über knapp zweieinhalb Stunden richtig gut zu unterhalten.

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