Soundbar
Sennheiser Ambeo Soundbar Plus & Sub im Test
Sennheisers kapitale Ambeo Soundbar bekommt ein kleines Geschwisterchen. Das ist etwas kompakter und damit salonfähiger geraten, steht der großen Soundbar aber speziell mit dem optional koppelbaren Ambeo Sub klanglich in nichts nach. Wir haben sie getestet.

Es ist zwar nicht allzu viel davon nach außen gedrungen, aber auch Sennheiser hat eine relativ turbulente Geschäftsphase hinter sich. 2013 übernahmen die beiden Brüder Daniel und Dr. Andreas Sennheiser die Verantwortung für das von ihrem Großvater Fritz gegründete Familienunternehmen. 2015 weihte man am Firmensitz in der Wedemark bei Hannover noch ein repräsentatives neues Hauptgebäude ein, doch die folgenden Geschäftsjahre liefen eher durchwachsen.
2019 und 2020 häuften sich laut der für gewöhnlich gut informierten Lokalpresse Nachsteuerverluste von 3,1 beziehungsweise 7,1 Millionen Euro an. Mitte 2020 zog Sennheiser daher bereits Konsequenzen und kündigte einen Stellenabbau an. Bis Ende 2022 wollte man bis zu 650 Stellen weltweit reduziert haben, rund 300 davon im Heimatmarkt Deutschland.
Der nächste Paukenschlag kam am 7. Mai 2021: Sennheiser gab bekannt, künftig unter einem gemeinsamen Markendach mit der Sonova Holding AG zusammenzuarbeiten. Der weltweit agierende Anbieter für medizinische Hörlösungen mit Hauptsitz in der Schweiz soll dabei das prestigeträchtige Endkundengeschäft von Sennheiser mit den legendären High-End-Kopfhörern vollständig übernehmen. Der Übergang des Geschäftsbereichs auf Sonova war ursprünglich Ende 2021 geplant, offiziell vollzogen wurde er letztendlich mit Wirkung zum 1. März 2022.
Sennheiser selbst konzentriert sich seither voll auf den professionellen Audiobereich mit den drei Sparten „Pro Audio“, „Business Communication“ und „Neumann.Berlin“. Unabhängig davon steuert Sonova unter dem Namen „Consumer Hearing“ nun den Heimbereich mit den zwei Kernproduktsparten Kopfhörer und Soundbars. Trotz dieser gravierenden Veränderung geben sich die verbliebenen Verantwortlichen sehr optimistisch. Sonova bringt speziell im Bereich der digitalen Signalverarbeitung eine Menge Know-how in die Kooperation ein, das in die Weiterentwicklung der Produkte einfließt.

Aufbruchsstimmung
Entsprechend enthusiastisch stellte man im Rahmen der IFA Anfang September die Ambeo Soundbar Plus vor. Sie ergänzt die 2019 aufgelegte Ambeo Soundbar, die seitdem den Namenszusatz „Max“ trägt. Sennheiser zog damals mit seinem Leuchtturmprojekt allein schon optisch die Aufmerksamkeit auf sich, doch der wuchtige Balken ist bei aller Klanggewalt und seiner herausragend räumlichen 3D-Wiedergabe nicht gerade wohnzimmertauglich.
Die neue Ambeo Soundbar Plus gibt sich nun deutlich dezenter und bewegt sich in puncto Gehäuseabmessungen im üblichen Rahmen, wartet dabei aber mit einem beeindruckend schicken Design auf. Es ist schon erstaunlich, wie es Sennheiser gelingt, durch den geschickten Einsatz von relativ einfachen Mitteln wie einer rundumlaufenden Stoffbespannung oder einem filigran perforierten Schallgitter auf der Oberseite einen so hochwertigen Eindruck zu vermitteln.
Bekräftigt wird der gute Eindruck durch das perfekt verarbeitete Gehäuse und vor allem auch durch die dezenten akustischen Rückmeldungen, die jede Interaktion mit dem Gerät bestätigen. Auch die schlichte Fernbedienung und die gut gemachte App passen in das nahezu makellose Gesamtbild.
Alles in einem
Mit der Ambeo Soundbar Plus bleibt Sennheiser dem One-Body-Konzept treu, denn das Klangsystem lässt sich grundsätzlich auch solo betreiben. Mit fünf nach vorne und seitlich sowie zwei nach oben ausgerichteten Vollbereichstreibern und zwei ebenfalls nach oben ausgerichteten Tieftönern folgt sie vom Aufbau her einer 5.1.2-Anordnung. Auf dieser Basis erzeugt dann die in Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut entwickelte, in vier Stufen zuschaltbare Ambeo-Technologie durch Wand- und Deckenreflexionen ein virtuelles 7.1.4-System.

Für ein möglichst perfektes 3D-Erlebnis lässt sich die Wiedergabe dazu per Kalibrierfunktion auf den Raum abstimmen. Anders als bei der Ambeo Soundbar Max verzichtet Sennheiser diesmal aber auf ein externes Mikrofon für eine Einmessung am Hörplatz und nutzt integrierte Mikrofone, die auch zur Kommunikation mit den üblichen Sprachassistenzsystemen von Amazon und Google dienen. Das Resultat ist dabei noch besser, als man von Sennheiser sowieso erwartet hätte. Die 3D-Wiedergabe gehört zum Besten, was eine Soundbar solo überhaupt schaffen kann und wird nur von Systemen getoppt, die über extra Satelliten für die Surroundkanäle verfügen.
Die Sennheiser Ambeo Soundbar Plus macht solo eine gute Figur. Zur Höchstform läuft sie aber erst mit dem Ambeo Sub auf.
Die Ambeo Soundbar Plus bringt alles mit, was man sich von einer Soundbar nur wünschen kann. Neben den besonders im Filmbereich relevanten 3D-Audioformaten Dolby Atmos und DTS:X beherrscht sie auch das Sony-Format 360 Reality Audio, das auf dem Fraunhofer-Format MPEG-H basiert und vor allem im Musikbereich zum Zug kommt. Das kanalbasierte Auro-3D-Format spielt dagegen völlig zu Recht keine Rolle.
Diverse Anschlüsse, darunter zwei reguläre HDMI-Eingänge und eine HDMI-eARC-Buchse, nebst unzähligen drahtlosen Zuspielmöglichkeiten inklusive Direktverbindung zu Spotify und Tidal, fein ausgewogene Klangprogramme, die gut gelungene Steuerungs-App und eine praktisch von selbst ablaufende Ersteinrichtung runden das hervorragende Gesamtpaket ab.
Was der Soundbar im Solobetrieb jedoch fehlt, ist ein kinotauglicher Bass. Sennheiser hat sehr sorgfältig zwischen den konkurrierenden Zielen Tiefgang und Maximalpegel abgewogen und sich am Ende für mehr Power entschieden. Die Ambeo Soundbar Plus schafft satte 91 dB, reicht dafür aber nur bis 70 Hz. Wer mehr Bass braucht, muss zu den 1500 Euro für die Soundbar noch einmal 700 Euro extra für den Ambeo Sub in die Hand nehmen.
Der steigert den rechnerischen Maximalpegel zwar kaum, auch wenn das System dann subjektiv mit deutlich mehr Nachdruck und Substanz spielt, verschiebt die untere Grenzfrequenz aber bis auf rekordverdächtige 26 Hz. Wem das immer noch nicht reicht, der kann sogar bis zu vier Subwoofer ankoppeln. Damit lassen sich auch größere Räume basstechnisch voll beherrschen.
Fazit
Es ist kaum zu glauben, dass die Ambeo Soundbar Plus erst das zweite Soundbarsystem von Sennheiser ist. Dafür macht es viel zu viel richtig. Schade, dass es noch keine optionalen Surround-Satelliten gibt.