Klipsch Reference 5.1 im Test
Klipsch kennt man nicht zuletzt aus dem richtigen Kino. Die Amerikaner stehen für das nötige Know-how und für beeindruckende Dynamik. Wie viel vom Spirit steckt in einem 5.1-Set, das nicht mal 2000 Euro kostet?

Amerika steht im Ruf, dass dort alles eine Nummer größer und spektakulärer als in Europa ist. Hollywood liefert nicht nur die Blockbuster für den Rest der Welt. Aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten kommt auch der ganze Surround-Trend für die perfekte Achterbahnf...
Amerika steht im Ruf, dass dort alles eine Nummer größer und spektakulärer als in Europa ist. Hollywood liefert nicht nur die Blockbuster für den Rest der Welt. Aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten kommt auch der ganze Surround-Trend für die perfekte Achterbahnfahrt im Kinosaal und seit vielen Jahren auch zu Hause. Klipsch gehört zu jenen Herstellern, die in beiden Welten fest verankert sind. Die seit über 70 Jahren voranschreitende Unternehmensgeschichte begann mit dem legendären Eckhorn, das physikalisch so clever gemacht war, dass sein Konstrukteur, Professor Paul Klipsch, der Zeit damit meilenweit voraus war. Es nutzte die Reflexionen in der Ecke, um den Wirkungsgrad drastisch zu steigern. Mit diesem Know-how ließ der Erfolg in den aufstrebenden Tonfilm-Kinos nicht lange auf sich warten.
Für viele ist Klipsch der erste Name, der einem beim Stichwort Horn einfällt. Schließlich halten die Amerikaner diesem Prinzip schon ewig die Treue und merzten die prinzipbedingten Nachteile jenseits des Wirkungsgrads mit jeder neuen Generation weiter aus. So erfreut das aktuelle Tractrix-Horn durch niedrige Verfärbungen und Verzerrungen. Es kommt in allen Lautsprechern der Reference-Serie zum Zug. Sogar die Surround-Lautsprecher, die bei Klipsch konsequenterweise als Dipole ausgelegt wurden, verwenden zwei der quadratischen Tractrix-Hörner für den Hochtonbereich. Die mit einer geschwungenen Front ausgestatteten RS-14S wurden speziell als Surround-Lautsprecher konzipiert und erzeugen mit ihren voneinander abgewinkelten doppelten Zweiwege-Systemen ein diffuses Klangfeld. Gegenüber konventionellen direkt strahlenden Boxen in den Surround-Kanälen sind sie kaum zu orten. Das verleiht dem Filmton die nötige Räumlichkeit und sorgt dafür, dass die meist dicht an der Wand aufgestellten Lautsprecher nicht als solche auszumachen sind.
Eine Wandhalterung erleichtert die Platzierung über den Köpfen der Zuhörer. In der RS-14 S greift Klipsch ebenfalls auf die IMG-Tief-Mittletöner mit ihren kupferbeschichteten Membranen zurück. In den knapp 40 cm breiten Dipolen haben die beiden hinter Stoff versteckten Chassis einen Durchmesser von 10,2 cm, was nach amerikanischen Standards 4 Zoll entspricht. Da kann der recht kompakte Center schon mehr vorzeigen, denn seine beiden Tief-Mitteltöner haben einen Durchmesser von 5,25 Zoll, also 13,3 cm. Der R-25 C setzt ungewöhnlicherweise genau wie die Dipole auf die geschlossene Gehäusebauweise. Das unterscheidet die 2-Wege-Konstruktion von den Hauptlautsprechern, die als Säulen ausgelegt wurden.

Die einen Meter hohe R-26F ist eine Bassreflex-Konstruktion mit einem Front-Firing-Port für optimalen Luftfluss mit niedrigen Verzerrungen. Die stattlichen Säulen verwenden gleich zwei der kupferfarben glänzenden IMG-Treiber. Das Kürzel steht für Injection Molded Graphite, also im Spritzgussverfahren hergestelltes Graphitmaterial. Dabei verzichtet Klipsch auf die übliche Staubschutz-Kalotte und ersetzt sie durch ein Stück IMG-Werkstoff, das die gleiche Krümmung wie die Membran hat.
Von seiner Materialwahl verspricht sich das amerikanische Unternehmen ein ideales Verhältnis von Gewicht zu Steifigkeit. Damit sollen die Membranen der Tief-Mitteltöner weit in den Basskeller vordringen, ohne aufzubrechen. Somit sollen Partialschwingungen keine Chance haben, den Klang zu beeinträchtigen. Abgesehen davon prägen die Treiber entscheidend den Auftritt der gut verarbeiteten, aber relativ einfach gestalteten Boxen.
Deren MDF-Gehäuse müssen mit Folien-Furnieren vorliebnehmen, die aber sehr robust erscheinen und optisch gelungen auf Brushed Metal gebürstet sind. Angesichts des sehr günstigen Preises geht das aber vollkommen in Ordnung, zumal es im Heimkino gewöhnlich düster ist.
Schöner Rücken
Großzügig zeigten sich die Produktplaner auf den Rückseiten der Boxen. Dort setzen sie bei der R-26F Bi-Amping-Schraubklemmen ein und vertrauen auf kürzeste Wege zu den auf dem Rücken der Anschlussfelder montierten Frequenzweichen, die puristisch aufgebaut sind. Die Übergangsfrequenz zwischen den Bereichen liegt im Falle der R-26F und des Centers R-25C einheitlich bei 1800 Hz, was für eine Anpassung der Abstrahlcharakteristiken sorgt. Der Übergang beim Dipol RS-14S liegt minimal höher bei 2200 Hz. Zwar attestierte unser Messlabor den Passiv-Boxen 4 Ohm Nennimpedanz und nicht 8 wie angegeben, doch in Verbindung mit der Abwesenheit von kritischen Impedanzeinbrüchen sind sie gut beherrschbar, zumal der hohe Wirkungsgrad für Entlastung sorgt.
Ein recht schweres Kaliber fahren die Amerikaner mit dem Subwoofer auf. Der R-12SW wiegt 22 kg. Damit ist er schwerer als die Standsäulen R-26F. Und auch beim Durchmesser seines IMG-Tieftöners kann ihm kein anderer in diesem 5.1-Set das Wasser reichen. In seiner beinahe quadratischen Front trägt er einen zünftigen 12-Zoll-Woofer, der Bassreflex-Unterstützung durch einen vorne angebrachten Schlitz erhält. Um dem 30,5-cm-Tieftöner Beine zu machen, integrierte Klipsch eine Digital-Endstufe mit einer Sinus-Leistung von 300 W. Für Impulse verspricht der Hersteller sogar die doppelte Leistung.
Was das Anschlussfeld des Aktiv-Subwoofers betrifft, wäre besonders die stufenlose Phasenregelung hervorzuheben. Außerdem kann man ihn gegebenenfalls auch über die Lautsprecherausgänge des Verstärkers anschließen, was aber im Heimkino-Bereich praktisch keine Bedeutung hat. Kürzlich sorgte der kleine Bruder des R-12SW für Wirbel in der 400-Euro-Klasse. Doch bereits die ersten Töne machen unmissverständlich klar, dass hier noch mal ein anderer Wind weht. Der Subwoofer spielte perfekt mit seinen fünf Markenkollegen zusammen. Die äußerst stimmige und dynamische Performance ließ einen schnell vergessen, dass man einem Lautsprechersystem lauschte. Man konnte mit diesem 5.1-Ensemble sehr tief ins Geschehen eintauchen. Nie wurde man dadurch abgelenkt, dass einzelne Lautsprecher sich vordrängelten oder als Teil einer technischen Übertragungskette wahrnehmen ließen.
Das galt auch gerade für den Center, der Stimmen sehr authentisch und differenziert wiedergab. Vor allem ließ er sie nicht so wirken, als würden sie aus einem kleinen schwarzen Kasten kommen, sondern je nach Szene aus einem Stadion oder den Weiten der Prärie. Das schnelle Ansprechen förderte nämlich besonders für diese günstige Preisklasse erstaunlich viele subtile Nebengeräusche zu Tage. Außerdem gelangen dem Set selbst bemerkenswerte Dynamik-Sprünge ohne spürbare Anstrengung. Das Timing war sehr gut, was im Kino-betrieb Schüssen, Explosionen und Kollisionen zugute kam.
Im Stereodurchgang mit Musik gefüttert und auf sich alleine gestellt, zeigten die Standsäulen R-26F die gleiche Grundcharakteristik und selbst der Bass wirkte ohne Subwoofer-Unterstützung noch richtig schön schwarz und straff. Allerdings erschienen Stimmen einen Tick schlank mit etwas vorlauter Brillanz.
Fazit
Klipsch bietet mit der Reference-Serie jede Menge Spaß und Finesse für unter 2000 Euro. Ein praxisgerechtes 5.1-Lautsprecher-Set, das dem AV-Receiver nicht zu viel Leistung und Kontrolle abverlangt.