Gotham Knights im Test: Gotham's Next Super Hero
Gotham Knights ist ein neues DC-Spiel, das vier spielbare Charaktere und eine Geschichte ohne Batman vereinen will. Klappt das oder scheitert es im Test?

Ganze sieben Jahre nach Release des letzten Spiels aus der beliebten "Batman Arkham"-Reihe gibt es endlich Nachschub. Für Fans der maskierten Fledermaus erschien im Oktober nämlich Gotham Knights, das zwar nicht vom gleichen Entwicklerstudio kommt, aber aufgrund der Thematik als Nachfolg...
Ganze sieben Jahre nach Release des letzten Spiels aus der beliebten "Batman Arkham"-Reihe gibt es endlich Nachschub. Für Fans der maskierten Fledermaus erschien im Oktober nämlich Gotham Knights, das zwar nicht vom gleichen Entwicklerstudio kommt, aber aufgrund der Thematik als Nachfolger im Geiste gezählt werden kann.
Zwar schließt das Spiel nicht an die Story der vorherigen Spiele an, doch wir können mit gleich vier Charakteren das schwere Erbe von Batman antreten. In der Rolle von Nightwing, Batgirl, Robin und Red Hood ist es an uns, Gotham zu beschützen und ein großes Mysterium rund um Batmans Tod aufzudecken.
Leider ist Gotham Knights als Spiel aber bereits ein Mysterium für sich. Denn was auf dem Papier so vielversprechend klang, ist in der Umsetzung eher rätselhaft geraten. Wir klären im Test zur PC-Version, für wen sich das Spiel dennoch lohnen kann.

Gotham Knights: Worum geht es in der Story?
Gotham Knights beginnt überaus dramatisch mit einer fantastisch inszenierten Intro-Sequenz. In dieser erleben wir, wie Bruce Wayne alias Batman im Kampf gegen einen gefährlichen Widersacher stirbt. An seine (ehemaligen) Schüler Nightwing, Batgirl, Robin und Red Hood hinterlässt Bruce eine Nachricht, die alle vier mit einer schweren Aufgabe betraut: sie sollen Gotham nun vor Gefahren beschützen.
Hierzu versammeln sich die vier Hauptcharaktere im Glockenturm von Gotham City, der fortan als Hauptquartier dienen soll. Schwer erschüttert vom Verlust ihres Mentors wollen sie die Umstände seines Todes aufklären. Diese Suche führt sie zu diversen bekannten Superschurken des DC-Universums wie R'as al Ghul, Harley Quinn, Mr. Freeze, dem Pinguin oder Clayface, die auch hier ein echtes Highlight sind.
Doch im Kern der Geschichte verbirgt sich eine waschechte Verschwörung, die von der Geheimorganisation namens "Der Rat der Eulen" ausgeheckt wird. Mehr wollen wir an dieser Stelle nicht verraten, doch eins sei gesagt: Für die Story von Gotham Knights braucht man viel Geduld. Zu langsam kommt sie in Fahrt und bietet auch leider zu wenige Überraschungen, um Batman-Fans wirklich vom Hocker zu hauen.
GOTHAM KNIGHTS - DIE SCHURKEN - Trailer Deutsch German (2022)
Ob man hierzu Vorwissen braucht, hängt von der eigenen Auffassungsgabe und der Vorliebe zum Lesen von Kodex-Einträgen und kryptischen E-Mails ab. Wem die Namen Barbara Gordon, Dick Grayson, Tim Drake und Jason Todd ein Begriff sind, der hat allerdings die halbe Arbeit schon hinter sich.
Ansonsten bietet die Story einige Easter-Eggs für DC-Fans, die ähnlich wie in der Arkham-Reihe zwar keinen großen Einfluss haben, aber in der Kategorie "ganz nett" zu verbuchen sind. Auch die Bosskämpfe machen immerhin was her und bleiben eher im Kopf als die müßige Detektivarbeit.
Über die Version von Batman, die zu Beginn von Gotham Knights verstorben ist, erfahren wir aber bis auf ein paar Audiologs leider recht wenig. Das hätte geholfen, das Spiel etwas von der Masse an Batman-Interpretationen abzuheben und der Story mehr Gewicht zu geben.
GOTHAM KNIGHTS: RAT DER EULEN - DC FanDome - Story Trailer Deutsch German (2021)
Gotham Knights: Wen spielt man?
Wie bereits erwähnt gibt es in Gotham Knights nicht nur einen Hauptcharakter, sondern sogar vier davon. Sie alle sind wichtige Charaktere aus dem Batman-Universum und standen Bruce Wayne sehr nahe.
Bei jeder Mission sowie jedem Ausflug in die Open World von Gotham dürfen wir selbst entscheiden, welchen Protagonisten wir mitnehmen wollen. Alle vier besitzen eigene Stärken, Fähigkeiten und Animationen, was wirklich spürbar und gut umgesetzt wurde.

Nightwing ist etwa der Akrobat in der Truppe und besonders effektiv gegen einzelne Gegner, die er mit schnellen Schlägen und Tritten ausschaltet. Robin ist hingegen der perfekte Schleicher, kann in offenen Kämpfen aber gut gegen mehrere Feinde eingesetzt werden.
Batgirl ist im Prinzip das Technik-Genie und kann Elemente in der Spielwelt hacken oder von Kameras unerkannt bleiben. Gleichzeitig nimmt sie aber auch die Rolle des Haudrauf ein, da sie am besten schwere Schläge austeilen kann. Das könnte genau so gut zu Red Hood passen, der allerdings eher mit Pistolen hantiert und Gegner aus der Ferne ausschaltet.

An sich sind die unterschiedlichen Rollen klar verteilt, doch man kann je nach Lust und Laune mit jedem Charakter schleichen, in den Nahkampf oder Fernkampf wechseln, starke Angriffe nutzen usw. Auch für die Story-Missionen macht es keinen wirklichen Unterschied wen wir mitnehmen, bis auf ein paar bissige Bemerkungen der Schurken vielleicht.
Am Ende des Spiels soll man sich allerdings entscheiden, wer von den vier potenziellen Nachfolgern Batmans Erbe antritt. Das wird durch spezielle Aufgaben und Fähigkeiten im Spiel unterstützt, hat aber in unseren Augen wenig mit der Story zu tun und passiert zu sehr nebenbei.

Gotham Knights: Wie ist das Gameplay?
Gotham Knights versucht, viele verschiedene Genres und Gameplay-Elemente in einem Spiel zu verbinden. Anders als Nightwing, dem wir einen so gewagten Spagat durchaus zutrauen würden, schafft der Titel das aber nur zum Teil.
Da wäre zum einen das Freeflow-Kampfsystem, das eindeutig an Batman Arkham angelehnt ist. Es gibt allerdings keine Konter mehr und das Timing ist teilweise schwer einzuhalten, da wir Gegner nicht anvisieren können und mit jedem Charakter erst einmal das richtige Tempo üben müssen. Wer oft wechselt, ist hier eventuell im Nachteil.
Gotham Knights Nightwing and Red Hood Official Gameplay Demo
An sich macht es aber durchaus Sinn, auch mal jemand anders mitzunehmen. Denn nicht gesteuerte Charaktere leveln zwar im Hintergrund mit, verpassen aber zusätzliche Punkte und auch Ausrüstung, die im Spiel wichtig ist. Denn anhand von Waffen- und Rüstungswerten passen wir die Stärke unserer Charaktere den Gegnern in der Spielwelt an.
Diese ist übrigens toll umgesetzt, um mal ein Highlight des Spiels zu nennen. Gotham sieht düster und bedrückend aus, zeigt aber auch tolle Lichtstimmungen und Beleuchtungen an vielen Ecken. Wichtige Orte erkennt man als DC-Fan auch wieder, was zusätzlich Freude bereitet.

Weniger gut ist allerdings, wie wir uns durch die Stadt bewegen. Das passiert zu Beginn erstmal nur per Greifhaken von Dach zu Dach, was nicht allzu elegant wirkt. Später bekommt noch jeder Charakter eine eigene Gleitfähigkeit spendiert, wobei Robin und Red Hood sich eher teleportieren als gleiten.
Verglichen mit anderen Superhelden-Spielen wie Marvel's Spider Man ist das Bewegungssystem hier nicht ganz so gut gelungen. Auch das Batmobil, das uns alternativ durch Gotham befördert und per Knopfdruck erscheint, steuert sich recht schwammig, lässt die Framzahl regelmäßig in die Knie gehen und wird daher bald durch eine Schnellreise-Funktion fast komplett ersetzt.
Daher ist nicht nur bei der Story, sondern auch bei den Gameplay-Elementen Geduld angesagt. Denn Gotham Knights schaltet wichtige Nebenmissionen, Aktivitäten und Fähigkeiten erst nach und nach frei, - teilweise durch lahme "Töte X und Schließe Y ab"-Aufgaben, was je nach Spieltempo einige Stunden dauern kann. Bis dahin könnte für viele das Interesse bereits weg sein, zumal sich die aufzuklärenden Verbrechen in der Spielwelt immer wiederholen.
Zusätzlich gibt es noch Kisten mit Ressourcen, Ausrüstung und Herstellungspläne, die wir finden können. Damit stellen wir nicht Gegenstände her, die unsere Charaktere stärker machen, sondern sie auch optisch anpassen. Einige Anzüge sehen wirklich gut aus, wieder andere zu comic-haft und unpassend. Leider kann man einige besondere Outfits nur durch Echtgeld-Käufe freischalten - und das zu teils sehr hohen Preisen.

Auch wenn sich viele Elemente von Gotham Knights teilweise so anfühlen, als wären sie hastig zu einem vollständigen Spiel zusammengeflickt worden, wollen wir aber dennoch eine Lanze für die Kämpfe brechen. Sowohl die Open-World-Aktivitäten als auch die Missionen machen durchaus Spaß, wenn man erstmal einen Favoriten unter den vier Charakteren gefunden hat und ordentlich mit ihm auszuteilen lernt.
Auch die Umsetzung der vier Charaktere sowie ihre Dynamik untereinander hat uns im Test durchaus Freude bereitet. Etwas mehr Entwicklungszeit hätte vielleicht geholfen, das ganze noch abzurunden und jedem Helden mehr Tiefe zu geben.
Wer Lust hat, kann die Story von Gotham Knights übrigens auch komplett im Koop-Modus durchspielen und dadurch mehr als einen Charakter gleichzeitig erleben. Zu Release funktioniert das erstmal nur zu zweit, später soll aber noch mehr möglich sein. Bereits mit einem Koop-Partner scheint das Spiel aber bereits zu leicht zu geraten.
Gotham Knights: Wie ist die Technik gelungen?
Zu guter letzt kommen wir zum Sorgenkind von Gotham Knights: Der Technik. Zu Release war das Spiel in keinem allzu guten Zustand, was auch durch mehrere Patches nur teilweise behoben werden konnte.
In unserem Test auf dem PC haben wir nicht nur zahlreiche Framerate-Einbrüche, sondern auch ein paar Abstürze erlebt. Zudem gibt es viele Kinderkrankheiten wie asynchrone Dialoge, nicht übersetzte Texte, herumzuckende Objekte, Charaktere die in Wänden verschwinden usw.
Auch das Grundgerust von Gotham Knights ist nicht auf dem Niveau anderer Next-Gen-Spiele. Hinter verschlossenen Türen verstecken sich viele Ladezeiten und auf Konsolen soll das Spiel aktuell nur mit maximal 30 FPS laufen. Das ist sehr schade, gerade wenn ein Spiel auf schnelle Kämpfe setzen möchte.
Auf dem PC läuft das Spiel auch nicht flüssig, aber immerhin hat man mit höheren Frameraten (in der Theorie bis zu 60 FPS mit starken GPUs) und auch Raytracing-Effekten einen kleinen Vorteil. Auch die grundlegende Grafik ist an sich schön anzusehen, egal ob bei den Charakteren, Fahrzeugen, Umgebungstexturen oder den Effekten. Doch die technischen Probleme trüben das Bild.
Großes Lob wollen wir allerdings noch für die deutsche Vertonung aussprechen, die sehr gut gelungen ist. Alle wichtigen Charaktere werden von namhaften Sprechern vertont, weshalb man ausnahmsweise nicht zum O-Ton greifen muss. Und dass Nightwing den gleichen Sprecher wie Daredevil aus dem Hause Marvel hat, bringt teilweise zum Schmunzeln.
Gotham Knights: Fazit
Letztendlich bleibt Gotham Knights ein zweischneidiges Schwert. Das Spiel schafft es durchaus, mit seinen vier unterschiedlichen Charakteren einen spannenden Einstieg mit teilweise spaßigem Gameplay aufzubauen.
Zu oft wirkt das Spiel aber wie ein Aufsatz, der als Gruppenarbeit entstanden ist und kurz vor Abgabe noch eben zusammengefügt wurde. Man hat zwar offenbar versucht, etwas Neues zu wagen, aber zu wenig auf die stimmige Umsetzung geachtet.
Mit der großartigen "Batman Arkham"-Reihe kann Gotham Knights also nicht mithalten - auch wenn Nightwing, Batgirl, Robin und Red Hood im Grunde interessanter sein müssten als Batman alleine. Für absolute DC-Fans ist das Spiel aber einen Blick wert, wenn man über die Schwächen hinwegsehen kann.