So sehen wir 3D
Zu Beginn unserer Reihe über die dritte TV-Dimension erklären wir, wie der Mensch überhaupt dreidimensional wahrnimmt und was es zu beachten gilt, wenn zweidimensionale Bildschirme Räumlichkeit vorgaukeln.

Warum wir zwei Augen haben und damit dreidimensional sehen können, lässt sich sehr leicht erklären: weil es besser so ist. In Jahrmillionen der Evolution haben diejenigen Lebewesen die Oberhand behalten, die besonders gut abschätzen konnten, wie weit ein Feind oder ein Beutetier entfernt war. An...
Warum wir zwei Augen haben und damit dreidimensional sehen können, lässt sich sehr leicht erklären: weil es besser so ist. In Jahrmillionen der Evolution haben diejenigen Lebewesen die Oberhand behalten, die besonders gut abschätzen konnten, wie weit ein Feind oder ein Beutetier entfernt war. Anführer war derjenige, der Pfeil, Bogen oder Speer sicher ins Ziel befördern konnte.
Aber auch heute sind Menschen mit gutem Raumgefühl gefragt, die perfekt einen Fußball durch die Luft treten oder einen Rennwagen besonders schnell im Kreis bewegen können. Es ist auch ungemein praktisch, wenn wir zentimetergenau abschätzen können, wie weit die Kaffeetasse noch entfernt ist, nach der wir gerade greifen, oder ob ein Feuer auf dem Wohnzimmertisch brennt oder nur im Kamin.
Sehen wird erlernt
Dabei sind unsere Augen eigentlich gar nicht so gute Kameras, wie allgemein angenommen wird. Gerade mal ein kleiner Teil inmitten unserer Netzhaut bildet wirklich scharf ab, der Rest reagiert nur auf grobe Bewegungen potenziell gefährlicher Objekte.
Die Schwarzweiß-Wahrnehmung ist deutlich schärfer und lichtstärker als unser Farbempfinden. Die größte Leistung beim Sehen vollbringen nicht unsere Augen, sondern das Gehirn. Es bekommt von beiden Sehorganen spärliche Informationen und setzt sie wie ein Puzzle zum dreidimensionalen Gesamtbild zusammen. Mal schauen wir hierhin, mal dorthin, und stets merkt sich unser riesiger Hauptspeicher, welche Ansichten von welchem Objekt interessant sind und wo es im Raum einzuordnen ist.
Schon als Baby lernen wir, die Welt in allen Dimensionen zu entdecken, und sammeln Erfahrungen. Dabei kombiniert das Gehirn Informationen aus Auge, Gehör, Gleichgewichtssinn und Bewegungen, etwa der Hände.
Diese riesige Synapsenleistung benötigt Jahre des Trainings, um alle Sinne immer sicher miteinander zu vereinen, so dass sich die Informationen fehlerfrei zu einem dreidimensionalen Gesamterlebnis ergänzen. Aber dann wissen wir in Millisekundenschnelle, wo sich ein Objekt befindet und wie schnell es sich bewegt.
Räumlichkeit in 2D
Zwei Augen sind eine besonders tolle Erfindung, wenn es um die räumliche Wahrnehmung geht, denn jedes sieht eine eigene Perspektive der Dinge. Doch wir können auch mit nur einem Auge dreidimensional sehen, also die Entfernung von Objekten einschätzen. Dabei sind wiederum die Seherfahrungen wichtig, die wir stets aufnehmen.
Wir haben gelernt, dass weiter entfernte Gegenstände kleiner erscheinen, sich langsamer bewegen und bei großen Entfernungen fahler wirken als nahe. Zudem verdecken sich Objekte gegenseitig, so dass wir in Kombination mit der Größenabschätzung und der groben Information, wohin unser Auge gerade fokussiert, einen guten Eindruck gewinnen können, wie es um die Entfernungsstaffelung mehrerer Dinge bestellt ist.
Wenn wir dann noch den Kopf bewegen und sich die Dinge im Blickfeld dabei noch in gewohnter Weise umso schneller verschieben, je näher sie uns sind, ist die Welt der Wahrnehmung in Ordnung.