Von Vampirgöttern und blutsaugenden Ex-Freunden
Redfall angespielt: Actiongeladene Vampirjagd in der Vorschau
Mit Redfall dürfen sich PC- und Xbox-Spieler im Mai über einen neuen Vampir-Shooter freuen. Wir konnten ihn bereits anspielen und verraten in der Preview unsere Eindrücke.

Vorsichtig schleichen wir durch eine düstere Villa, die in ihrem Aufbau stark an das Herrenhaus aus „Resident Evil“ erinnert. Aus dem oberen Stockwerk dringen saugende Schmatz-Laute in unser Ohr, die uns das Blut in den Adern gefrieren lassen. Rechts um die Ecke ist ein tiefes Stöhnen zu vernehmen, während lediglich der Vollmond die düsteren Gänge in leichtes Licht hüllt.
In seinen besten Momenten entfesselt der kommende Vampir-Shooter Redfall der Arkane Studios eine dichte Atmosphäre, die sich hinter waschechten Horror-Games nicht verstecken muss. In anderen Momenten hingegen erinnert der Titel an eine Mischung aus „Left 4 Dead“, gepaart mit einer Prise „Dishonored“ und einem Hauch von „Borderlands“.
Wir hatten auf einem Vorschau-Event in Berlin die Möglichkeit, selbst 90 Minuten lang Hand an den Xbox- und PC-Titel zu legen. Unsere Vorschau der PC-Version verrät, warum Redfall das Zeug zu einem Koop-Hit hat und wo es aktuell noch hapert.
Redfall – Detaillierter Gameplay-Trailer - YouTube
Willkommen in Redfall: Die Story des Spiels
Mit „Dishonored: Die Maske des Zorns“ vor über zehn Jahren und dem klar verbesserten Nachfolger „Dishonored 2“, der seinerzeit in unserem Test überzeugen konnte, bewiesen die Arkane Studios bereits ein Händchen für atmosphärische Welten, eine spannende Story und enorme spielerische Freiheiten.
Vieles davon findet sich auch in Redfall wieder. Wenn auch in teils anderer Form. Der Vampir-Shooter spielt auf der namensgebenden Insel, die vor der Küste von Massachusetts gelegen ist. Von dem einstmals idyllischen Kleinstadt-Charme ist allerdings nicht mehr viel geblieben.
Ein wissenschaftliches Experiment entwickelt sich in die Richtung, in die es sich in Spielen immer entwickelt und absolut alles geht schief. Und so wird das Eiland kurz darauf von blutsaugenden Vampiren heimgesucht, die mal eben die Sonne verdunkelt und die letzten Bewohnerinnen und Bewohner von der Außenwelt abgeschnitten haben.
Vier tapfere Recken ziehen aus, der Dracula-Gang Einhalt zu gebieten, die Wahrheit aufzudecken und Redfall Stück für Stück zurückzuerobern. So lautet jedes Falls die Prämisse des Actionspiels.
Wie auch bei den anderen Spielen des Studios, setzt auch Redfall viel auf das sogenannte "Envorinmental Storytelling". Das bedeutet, dass viele Zusammenhänge und Details zur Handlung in der Spielwelt zu finden sind.
Über versteckte Notizen, Audio-Logs oder Markierungen innerhalb der Welt erzählt der Titel Teile seiner Handlung und klärt Fragen, die in den Missionen offengeblieben sind. Doch auch bei den versteckten Geheimnissen oder Rätseln spielt die Umgebung eine wichtige Rolle.

Redfall Story: Das konnten wir bereits spielen
Auf dem Redfall-Event in Berlin hatten wir die Möglichkeit, die offene Spielwelt frei zu erkunden, sowie eine Haupt- und mehrere Nebenmissionen des Titels anzugehen. Diese waren ein paar Stunden nach dem Auftakt des Shooters angesiedelt, sodass unsere Spielfigur bereits einige nützliche Fähigkeiten und Waffen freigeschaltet hatte.
Als Basis diente unseren Widerstandskämpfen eine ausgediente Feuerwehrwache, in der wir unsere Vorräte wie Munition oder Medi-Kits aufstocken, Haupt- und Nebenmissionen annehmen… oder einfach hunderte Male die Feuerwehrstange herunterrutschen konnten.
Doch für ausgiebige Rutschpartien blieb keine Zeit, denn unser Ziel war klar: In einem verlassenen Herrenhaus im Süden der Insel soll sich ein besonders mächtiger Vampirgott herumtreiben, den es zur Strecke zu bringen gilt. Also machen wir uns auf den Weg.

Die Story von Redfall dreht sich vor allem um die Insel und die Geschehnisse dort. Das ergibt durchaus Sinn, immerhin schlüpfen wir in die Haut von vier verschiedenen Charakteren, die entsprechend alle dasselbe erleben müssen – nur eben aus verschiedenen Blickwinkeln.
Mit nur einer Haupt- und einer handvoll Nebenmissionen können wir nach der Anspielsession natürlich bislang kaum Rückschlüsse zur Qualität der Story ziehen. Wenn der weitere Spielverlauf aber ähnlich atmosphärisch und intensiv weitergeht, schlummert in der Handlung durchaus eine Menge Potenzial.
Das Gameplay von Redfall: Arkanes bislang bester Shooter
Aus spielerischer Sicht handelt es sich bei Redfall um einen reinrassigen First-Person-Shooter. Und der bringt mal eben das beste Gunplay mit sich, das die Entwickler jemals auf die Beine gestellt haben.
„Dishonored“ war hier seinerzeit noch etwas träge, „Deathloop“ hingegen machte seine Sache in den actionreichen Kämpfen vor rund zwei Jahren schon deutlich besser, wie wir seinerzeit auch im Test feststellten.
Redfall legt nun noch einmal eine Schippe drauf und punktet mit einer herrlich präzisen Steuerung, wuchtigen Kämpfen und Waffen und einem Shooter-Gameplay, das sich auch hinter namhaften Genre-Größen nicht verstecken muss.
Im Kern präsentiert sich das Gameplay von Redfall genretypisch: schießen, über Kimme und Korn zielen, springen, rutschen und im Nahkampf angreifen. Das alles geht hervorragend von der Hand. Doch wäre Redfall kein Arkane-Titel, wenn es nicht abwechslungsreiche Fähigkeiten in die Gefechte einflechten würde.
Genau hier kommen die vier Charaktere, Devinder Crousley, Jacob Boyer, Layla Ellion und Remi de la Rosa, ins Spiel. Jeder von ihnen bringt drei aktive und mehrere passive Fähigkeiten mit sich, die das Gameplay grundlegend verändern.

Die Charaktere von Redfall
In der Anspiel-Session entschieden wir uns für den Geisterforscher Devinder, der den Vampiren mit einem elektrischen Pflock oder mächtigen UV-Stab zusetzt, der die Blutsauger an Ort und Stelle in Asche verwandelt.
Letzterer kann als ultimative Fähigkeit dank langer Abklingzeit jedoch nur selten eingesetzt werden, eignet sich aber hervorragend, um es mit großen Vampir-Gruppen aufzunehmen.
Devinder wartet mit einem klassischen Shooter-Spielgefühl auf. Die drei anderen Charaktere spielen hingegen ganz anders. Jacob beispielsweise beschwört einen Geister-Raben und kann sich (und seine Mitspieler) tarnen. Remi zieht mit einem Kampf-Roboter in die Schlacht, der die Aufmerksamkeit der Blutsauger auf sich zieht.
Layla kann mithilfe von Telekinese die Umgebung manipulieren und beschwört mit dem „Vampire Ex-Boyfriend“ sogar einen freundlichen Vampir, der uns im Kampf tatkräftig zur Seite steht.

Für spielerische Abwechslung ist also gesorgt. Zumal die aktiven und passiven Fähigkeiten in einem umfangreichen Talentbaum noch verbessert, erweitert und ausgebaut werden können.
Einige der Figuren entfalten dabei vor allem im Online-Koop-Modus für bis zu vier Spieler erst ihr volles Potenzial – auf Wunsch kann Redfall aber auch ganz allein gespielt werden.
Kämpfen und rätseln
Redfall ist in der bislang größten, offenen Spielwelt angesiedelt, die die Arkane Studios auf die Beine gestellt haben. Entsprechend fallen die spielerischen Möglichkeiten auch enorm aus. Ob wir uns nun auf direktem Weg zur nächsten Hauptmission machen oder uns an verschiedenen Nebenmissionen versuchen, bleibt uns überlassen.
Letztere fallen ebenfalls sehr abwechslungsreich aus. Eine kaputte Popcorn-Maschine in der Feuerwache führt uns auf Ersatzteilsuche in ein heruntergekommenes Kino, das sich als Hochburg der Vampire entpuppt. Oder wir heben dicht besiedelte Vampir-Nester aus, schalten Safe-Houses frei, in denen wir unsere Fortschritte speichern.
In den sogenannten Psi-Nischen hingegen gelten ganz eigene Gesetze der Raum und Zeit. Hier beweisen die Entwickler einmal mehr ihr kreatives Händchen, in dem sie die intensiven Gefechte durch ganz eigene Ideen und Regeln erweitern.
Belohnt werden wir für alle die Mühen mit Erfahrungspunkten und Levelaufstiegen, die uns stärker machen. Außerdem winken zahlreiche neue Schießeisen, die von klassischen Gewehren bis hin zu versteinernden UV-Waffen bis hin zu Pflockwerfern reichen. Artefakte wie Vampirblut hingegen erhöhen unsere Lebensenergie dauerhaft. Die Mühen lohnen sich also allemal.

Das alles spielt sich wunderbar schnell und intensiv. Zumal uns das Spiel auch mit verschiedenen besonders mächtigen Vampirgöttern konfrontiert. Die Kämpfe gegen die Obermotze sind essenziell, um Redfall zurückzuerobern. Und das Design der Gegner enorm abwechslungsreich, sodass wir uns im fertigen Spiel hier auf packende und anspruchsvolle Kämpfe freuen dürfen.
Natürlich bieten sich uns auch immer viele verschiedene Möglichkeiten des Vorgehens ans. Ob schleichend durch den Hintereingang, die direkte Konfrontation suchend oder, in dem wir die Umgebung mit einbeziehen. Das gefällt, geht aber nicht ganz so weit, wie es beispielsweise in „Dishonored“ der Fall war.

Ein Hauch von FarCry
Hinzu kommt, dass viele kluge Ideen, die die vorangegangenen Spiele des Studios ausgezeichnet haben, in Redfall etwas reduziert wurde. Im Kern erinnert das Gameplay ein wenig an die „FarCry“-Spiele, in denen wir eine offene Welt abarbeiten. Nur dass diese hier deutlich kompakter ausfällt und nicht mit derart vielen Missionen vollgestopft ist.
Das ist auch keineswegs abwertend gemeint, denn das Shooter-Gameplay meistert Redfall sehr gut. Gut gefällt zudem, dass uns das Spiel nicht von Missionsmarker zu Missionsmarker an einem roten Faden durch die Spielwelt zieht.
Hier müssen wir selbst nachdenken: Viele Rätsel lassen sich lösen, indem wir die Umgebung begutachten. Hinweise lesen. Nachdenken. Ziele werden erst dann auf dem Radar angezeigt, wenn wir uns in unmittelbarer Nähe befinden.
Was zunächst ungewohnt wirkt, entpuppt sich als kluger Kniff. Denn Redfall will selbst erkundet, verstanden und verinnerlicht werden, statt uns an die Hand zu nehmen und uns zu führen. Wir tauchen also deutlich tiefer in die Welt ein, als wenn wir nur den Markierungen folgen.
Die Technik von Redfall
Wir konnten eine weit fortgeschrittene PC-Version von Redfall anspielen, die aus technischer Sicht eine gute Figur abgibt. Das Open-World-Spiel besticht vor allem durch hübsche Licht- und Spezialeffekte, die in Verbindung mit den abwechslungs- und detailreichen Umgebungen für eine dichte Atmosphäre sorgen.
Bei genauer Betrachtung wartet der Titel zwar nicht unbedingt mit den detailliertesten Charaktermodellen oder Texturen auf, wirkt in sich aber enorm stimmig und atmosphärisch. Und flüssig läuft der Shooter, bis auf in wenigen Momenten – die wir mal auf die Vorab-Version schieben – zudem auch, was ja gerade im Koop-Modus wichtiger ist.

Hinzu kommt eine schon jetzt überzeugende, deutsche Sprachausgabe und eine düstere Musikuntermalung, die sehr gut zur Atmosphäre des Spiels beiträgt. Ein absolutes Grafik-Feuerwerk dürfte uns zwar nicht erwarten, ein hübsches und flüssiges Open-World-Spiel hingegen schon.
Redfall Vorschau: Das Fazit
Die ersten 90 Minuten in der düsteren Spielwelt von Redfall haben einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Der Open-World-Titel verbindet die Stärken der bisherigen Arkane-Titel wie spielerische Freiheit oder eine mysteriöse, entdeckenswerte Spielwelt mit einem starken Shooter-Gameplay.
Auch wenn der Titel waschechte Innovationen vermissen lässt und sich eher an Genre-Größen der vergangenen Jahre orientiert, sorgt das unverbrauchte Vampir-Setting in Verbindung mit den abwechslungsreichen Charakteren (und ihren Fähigkeiten), spannenden Rätseln und furchteinflößenden Vampirgöttern durchaus für frischen Wind.
Überraschend positiv ist vor allem die Erkenntnis, dass das von Beginn an eher als Koop-Shooter angekündigte Spiel auch als Solo-Abenteuer eine überzeugende Figur abgibt. In Anbetracht der abwechslungsreichen, auf Zusammenspiel ausgelegten Fähigkeiten, dürfte Redfall im kooperativen Multiplayer aber erst sein volles Potenzial ausspielen.
Die von uns gespielten Haupt- und Nebenmissionen hinterlassen jedenfalls einen sehr positiven Eindruck. Wenn Redfall die Qualität über die gesamte Spielzeit halten kann, erwartet uns zur Veröffentlichung am 02. Mai 2023 ein waschechter Shooter-Hit.