TV-Streaming
IPTV illegal streamen: Welche Risiken stecken dahinter?
Das Knacken verschlüsselter Fernsehprogramme ist so alt wie das Pay-TV selbst. Früher waren gehackte Smartkarten der Schlüssel zum illegalen Fernsehempfang. Heute ist weit weniger Aufwand notwendig, um ein Vielfaches an Fernsehsendern aus aller Welt anzusehen. PC go zeigt welche Risiken hintern den dubiosen IPTV-Anbietern stecken.
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Sage und schreibe 9700 und mehr lineare Fernsehsender, dazu Tausende aktuelle Filme und Serien – all das bekommen Abonnenten illegaler Streamingdienste zu einem Jahrespreis von unter 70 Euro über den Internetzugang frei Haus geliefert. Zu den angebotenen Sendern gehören nicht nur hierzulande frei verfügbare Programme wie Sat1 oder Arte, sondern auch alle Sky-Kanäle aus Deutschland, Italien und Großbritannien, zahllose US-Sender von HBO über den Sportsender ESPN bis Showtime sowie ein endloses Potpourri von Kanälen aus dem Rest der Welt, von Australien bis Finnland.
Alles, was für den Empfang nötig ist, sind ein Internetanschluss, ein Wiedergabegerät wie ein PC sowie der Wille, sich mit einem Abonnement bei einem mehr oder weniger dubiosen IPTV-Anbieter in die Illegalität zu begeben. Letzteres hielt motivierte Sky-Hacker schon früher nicht von ihren Aktivitäten ab – wieso also sollte sich das nun ändern; zumal der Aufwand weit geringer geworden ist?
Wer bei Google nach IPTV-Providern sucht, wird schnell und reichlich fündig. Nach außen geben diese Anbieter sich sehr seriös, sogar deutschsprachige Webseiten sind vertreten; entsprechender Support in mehreren Landessprachen ist meist auch vorhanden. Was es jedoch nicht gibt, ist eine Telefonnummer, um mit dem Support zu sprechen. Meist geschieht die Kontaktaufnahme über eine Eingabemaske auf der Website des Anbieters, gelegentlich arbeitet dort auch ein Chatbot auf Basis künstlicher Intelligenz, der mehr oder weniger brauchbare Antworten liefert.
Darüber hinaus gibt es zuweilen ein Forum mit teilweise sogar recht regem Betrieb, Anleitungen für den Empfang sowie FAQs, in denen – in der Regel allerdings reichlich verklausuliert – über die rechtliche Situation beim Empfang der Sender aufgeklärt wird. Die ist in der EU aber unmissverständlich, wie unser Kasten „Rechtswidrig oder nicht“ erklärt. Demnach ist der Empfang von IPTV-Sendern untersagt, wenn offensichtlich ist, dass die Inhalte rechtswidrig angeboten werden.

Nun wäre ja immerhin denkbar, dass beispielsweise ein Portfolio, das aus an sich unverschlüsselten Sendern besteht, legal angeboten wird. Wenn allerdings kostenpflichtige Kanäle wie die von Sky Teil des Angebots sind, ist eigentlich offensichtlich, dass von einem legalen Angebot keinesfalls die Rede sein kann. Natürlich sind die Provider nicht dumm, und sie bewerben keine einzelnen Sender.
Komplette Senderlisten sind auf den Websites bei den meisten IPTV-Anbietern nicht zu finden. Damit bleibt zumindest der Anschein gewahrt, dass alles mit legalen Dingen zugeht. Doch kann das wirklich sein, wenn ein Angebot Tausende von Sendern umfasst? Um es klar zu sagen: Mit dem Argument der Unwissenheit als Erklärung für ein illegales Abo wird man vor Gericht nicht sehr weit kommen.
Von Panama bis Bulgarien
Doch wer steckt eigentlich hinter den IPTV-Providern? Wo sich der jeweilige Sitz eines IPTV-Providers befindet oder wer das Geschäft betreibt, ist für die potenzielle Kundschaft in der Regel nicht zu eruieren. Befindet sich das Büro von Bestbuyiptv wirklich in der Nähe der amerikanischen Stadt Des Moines, wie die entsprechende Landkarte auf der Website suggeriert?
Wohl kaum, denn zum einen ist das Englisch der Website alles andere als fehlerfrei, zum anderen ist das Knacken von Pay-TV-Programmen auch in den USA verboten. Wahrscheinlicher ist, dass sich Büro und Server in einem anderen Land befinden, zum Beispiel in Panama oder auf irgendeiner Karibikinsel.
Trotz aller Vorsicht: Ab und zu fliegen IPTV-Anbieter auf. Das war im letzten Jahr zweimal der Fall. Im März schlug die spanische Polizei zu und nahm an der Costa del Sol fünf Männer fest, die ein illegales IPTV-Netzwerk betrieben und damit innerhalb von fünf Jahren etwa acht Millionen Euro eingenommen hatten. In ihrem Programmangebot waren unter vielem anderen auch Fußballspiele aus der englischen Premier League.

Kein Wunder also, dass diese Liga sehr eng mit den Behörden zusammengearbeitet hatte, um das Piratennest auszuheben. Im Juni war die Polizei in Bulgarien erfolgreich und entlarvte einen lokalen IPTV-Anbieter mit einem Kundenstamm von etwa 700.000 Nutzern.
Bei Preisen von rund 60 Euro pro Jahr lässt sich schnell ausrechnen, wie hoch die Umsätze illegaler IPTV-Anbieter sein können und wieso dieses Geschäft kaum wirksam bekämpft werden kann. Denn für jeden Anbieter, der nach mühsamen, langwierigen und teuren Ermittlungen aufgedeckt und stillgelegt wird, schießen irgendwo anders auf der Welt neue IPTV-Provider wie Pilze aus dem Boden. Es scheint zu sein wie beim Drogenhandel: Beides sind Kämpfe gegen Windmühlen, im Grunde ohne jede Aussicht auf einen endgültigen Erfolg.

Bezahlen mit Geschenkkarte?
Obwohl an der Illegalität der zahlreichen dubiosen IPTV-Anbieter kein Zweifel besteht, gibt es weltweit zig Millionen Abonnenten. Das ist noch nicht einmal unverständlich, denn das Angebot ist angesichts der riesigen Senderauswahl spottbillig, und für die meisten der ausländischen Sender könnte man legal ohnehin kein Abonnement abschließen. Das ist zwar ein bedauerlicher Umstand, aber nun mal keine brauchbare Entschuldigung vor einem Gericht.
Der Weg zum Abo ist nicht schwer, auch wenn die Bezahlung meist auf wenig konventionelle Weise erfolgt. Mangels Bankkonto auf Empfängerseite ist eine Überweisung des Abobetrags in der Regel nicht möglich und wäre ohnehin nicht empfehlenswert. Kreditkarten oder Paypal werden dagegen zumeist akzeptiert.
Ob es indes eine schlaue Idee ist, die eigenen Kreditkartendaten an einen Empfänger zu übermitteln, der ein illegales Geschäftsmodell betreibt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Anonyme Zahlungsalternativen gibt es natürlich auch: So akzeptieren manche Anbieter zum Beispiel die Codes von Paysafecards oder Amazon-Geschenkgutscheinen, die jedoch offline gekauft sein müssen, um nicht rückverfolgbar zu sein. Mehr zum Thema Zahlungsmethoden finden Sie im Infokasten „Sicher bezahlen bei IPTV-Anbietern“.
Zu bedenken ist in jedem Fall, dass es eine Garantie für eine Gegenleistung gibt, nachdem man die Bezahlung getätigt hat. Was würde man schon unternehmen wollen, wenn Kriminelle am anderen Ende der Welt den Code verwenden und nie wieder von sich hören lassen? Auch eine E-Mail-Adresse wird bei der Anmeldung zu einem IPTV-Dienst benötigt, denn nach Zahlungseingang erhält der neue Abonnent per Mail eine M3U-Media-Playlist-Datei, die neben einem Zugangsnamen auch ein Passwort enthält. Diese Datei in Form einer Internet-URL wird schließlich in einen Mediaplayer wie VLC oder Kodi eingetragen.
Ist das geschehen, baut der Player eine Verbindung zum Provider auf und lädt eine schier endlose Liste an Programmen und sonstigen Inhalten auf den Rechner. Danach sucht der Nutzer den Sender der Wahl aus der Liste aus und startet den Stream per Klick. Alternativ ist die Verwendung des Xtream-Players möglich, den es kostenlos zum Beispiel für Windows oder für Android gibt. Zu dessen Nutzung benötigt man keine M3U-Datei, sondern einen Xtream-Code, der kürzer und somit einfacher einzutippen ist. Außerdem sind die Umschaltzeiten bei Verwendung von Xtream-Codes kürzer.
Alternative Empfangsmethoden
Neben dem Empfang am PC oder Notebook bieten die IPTV-Provider eine Reihe von Alternativen an. So lässt sich unter anderem ein Amazon Fire TV Stick dazu bewegen, die gewünschten IPTV-Inhalte zu empfangen. Im Handel gibt es spezielle auf Linux oder Android basierende IPTV-Boxen, darunter die Mag-Modelle des Herstellers Infomir, diverse Geräte von Octagon wie die SX887, SX888 oder SX889 oder die Formuler Z10 und Z11Pro, die als Zuspieler für das Fernsehgerät dienen.
Alternativ kann man einen Enigma2-Receiver oder eine Dreambox verwenden, die sonst für den Fernsehempfang über Satellit oder DVB-T zuständig sind. Anders als am PC wird bei den diversen IPTV-Boxen allerdings keine M3U-Datei verwendet, sondern der Abonnent übermittelt die MAC-Adresse des Empfangsgeräts an den IPTV-Provider. Dieser schaltet das Kundenkonto frei und versendet die Portal-URL sowie die Zugangsdaten an die bei der Anmeldung angegebene E-Mail-Adresse. Die konkreten Installationsanleitungen für die populärsten Boxen finden sich bei Youtube.
Übrigens sind auch ein AppleTV, eine Android-TV-Box oder ein halbwegs moderner Smart-TV in aller Regel IPTV-tauglich. Entsprechende Anleitungen sind auf den Webseiten der IPTV-Anbieter abrufbar oder werden nach Abschluss eines Abonnements auf Anfrage meist zugeschickt.
Dennoch gilt: Wer kriminelle Aktivitäten nicht unterstützen und auch künftig ruhig schlafen will, sollte lieber ein legales Sky-Abonnement abschließen und die Finger von illegalen Streamingdiensten lassen.
