AC-3
Während in Deutschland zunächst nur waschechte Freaks mit ihren Surround-Systemen Fernseher und Audio-Anlage für einen bis dato nicht bekannten Heimkinospaß zusammenbrachten, etablierte Dolby bereits die nächste Stufe: In Las Vegas präsentierte die Erfolgscompany das digitale Tonverfahren AC-3...

Während in Deutschland zunächst nur waschechte Freaks mit ihren Surround-Systemen Fernseher und Audio-Anlage für einen bis dato nicht bekannten Heimkinospaß zusammenbrachten, etablierte Dolby bereits die nächste Stufe: In Las Vegas präsentierte die Erfolgscompany das digitale Tonverfahren AC-3 mit fünf diskreten Vollbereichskanälen und einem eigenen Subwooferkanal.
Damit ließ sich nicht nur das analoge Rauschen verringern, sondern auch die größten Schwachstellen von Pro Logic ausmerzen: Die bisher bescheidene Übersprechdämpfung zwischen den Kanälen stieg ins beinahe Unendliche und statt einem im Frequenzgang stark beschnittenen Mono-Signal für die Surround-Kanäle gab es nun volle Bandbreite mit unabhängigen Informationen für den linken und rechten Effektkanal. Unter dem Namen Dolby Digital begann der digitale Raumklang einen weltweiten Siegeszug.
Schon im Herbst 1996 stürmte mit "Twister" die 100. NTSC-Laser-Disc mit Dolby-Digital-Ton in den Handel. Zu jener Zeit kamen in Japan auch die ersten DVD-Player auf den Markt. Zuvor hatten sich die Hersteller auf Dolby Digital als Standard für die dort angebotenen NTSC-DVDs geeinigt.
Um die endlose Diskussion um das verbindliche Tonformat für die PAL/SECAM-DVDs zu beenden, entschlossen sich im März 1997 Film-Anbieter Concorde und video gemeinsam mit Panasonic, "12 Monkeys" mit deutscher Tonspur in Dolby Digital 5.1 auf DVD herauszubringen. Das Zweckbündnis aus Industrie und Zeitschrift schrieb damit Geschichte, denn es handelte sich um die erste europäische DVD überhaupt.

Im Dezember des Jahres verständigten sich die DVD-Verantwortlichen auf dasselbe Tonformat als offiziellen Standard für die DVDs des PAL/SECAM-Bereichs - die Initialzündung nicht nur für den steilen Aufstieg der DVD, sondern gleichzeitig der Beginn des Heimkino-Zeitalters in der alten Welt. Dolby Pro Logic II und IIx möbelten sukzessive in den meisten AV-Receivern selbst flache Stereo-Aufnahmen mit bis zu 7.1 Kanälen auf.
Die Geräte-Hersteller nahmen begeistert Innovationen wie Dolby Headphone für Raumklangeffekte mit normalen Stereo-Kopfhörern oder zur virtuellen Surround-Wiedergabe aus nur zwei Boxen an. Besonders Denon drückte hier auf die Tube: 2002 kam der AVR-5803 als erster Receiver mit Dolby-Headphone- Prozessor, ein Jahr später folgte das ADV-M 71, das als erstes System Dolby Headphone und Dolby Virtual Surround vereinte.
Hier spiegelte sich ein Trend, der bis heute anhält: Während Enthusiasten ihre Heimkinos inzwischen mit Boliden wie dem Yamaha DP-Z11 mit bis zu 11.2-Kanälen für Boxen in jedem Winkel des Raums aufrüsten und via HDMI-1.3-Schnittstelle sogar die nativen hochauflösenden Tonformate Dolby TrueHD und DTS-HD Master Audio an den Decorder weiterreichen können, vergnügt sich Otto Normalverbraucher mit virtuellem Surround-Ton aus nur zwei Boxen oder einem sogenannten Soundbar.
Derweil spielen die Jüngsten längst mit ihrer Xbox, Playstation 3 oder Nintendo Wii ihre Games mit bestem Surround- Ton. Der Raumklangton ist also in der ganzen Familie angekomnmen. Und bei so viel Hörfreude denkt wohl niemand mehr an die Flucht ins 23. Jahrhundert.